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wir die Prairie hinter uns hatten, ritten wir durch einen Wald, am Rande eines Sumpfes hin. Die Gegend kam mir bekannt vor. Bald darauf ging es wieder über eine Lichtung, welche ich auch schon gesehen zu haben glaubte. Als ich infolgedessen schärfer nach allen Seiten blickte, sagte Ben Nil:

      »Weißt du, Effendi, daß wir hier gewesen sind? Ueber diesen Platz sind wir am frühen Morgen des zweiten Tages gekommen.«

      »Ah, du hast recht; ich besinne mich.«

      »Denke dir also, wie schnell wir geritten sind!«

      »Wir haben gestern allerdings eine weite Strecke zurückgelegt; aber das ist nicht die einzige Ursache, daß wir uns schon hier befinden. Wir haben ausgezeichnete Führer bei uns.«

      »Das ist schlimm, weil wir die Strecke, zu welcher wir zu Fuße drei Tage brauchten, jetzt in zwei zurücklegen werden. Wann, meinst du, daß wir Wagunda erreichen?«

      »Wahrscheinlich schon heute.«

      »So sind unsere Freunde verloren und wir mit ihnen.«

      »Noch nicht. Bis dahin kann noch viel geschehen. Sei nur getrost.«

      Es war nun allerdings Grund vorhanden, unsere Hoffnungen herabzustimmen. Wenn wir uns jetzt nicht in der Gegend geirrt hatten, so war anzunehmen, daß wir am Abende in die Nähe von Wagunda gelangen würden. Und der Umstand, daß ein Kundschafter vorausgegangen war, bewies, daß wir uns diesem Ziele näherten. Kamen wir nicht zu spät dort an, so durften wir vermuten, daß Ihn Asl den Angriff noch heute unternehmen werde, falls er nämlich finden sollte, daß die Verteidiger unvorbereitet seien. Das Dorf war zu gut besetzt, aber wenn die Leute schliefen und es wie Foguda angebrannt wurde, so waren unsere Freunde allem Vermuten nach doch verloren.

      Kurz und gut, die Entscheidung nahte mit schnellen Schritten. Wenn mir bis zum Abende kein rettender Gedanke kam, so brauchte mir später überhaupt keiner mehr zu kommen.

      »Meinst du, daß der Reis Effendina auf seiner Hut sein wird?« fuhr Ben Nil fort.

      »Ich möchte es fast bezweifeln.«

      »Ich auch, denn er erwartet Ibn Asl jetzt noch nicht.«

      »Und wenn er vorsichtig wäre, so würde das uns dreien doch nichts nützen. Sobald Ibn Asl einsähe, daß er verloren ist, würde er uns ermorden.«

      »Allah! Das ist richtig; das ist wahr.«

      »Wir müssen frei sein, ehe es zum Kampfe kommt.«

      »Das ist aber unmöglich, und darum sind wir verloren. Ich werde die Meinen nie wiedersehen, aber ich habe doch den Trost, daß es mir vergönnt sein wird, an deiner Seite zu sterben, mein guter, lieber Effendi.«

      »Du wirst hoffentlich noch lange und sehr glücklich leben, denn du verdienst es, glücklich zu sein. Ich bitte dich, an der Hilfe Allahs noch nicht zu verzweifeln!«

      Er antwortete nicht, und auch mir war es nicht ganz so zuversichtlich um das Herz, wie ich mir den Anschein gab. Ich versuchte heimlich, die Kette an meinen Händen zu zerdrehen, vergeblich. Aber selbst wenn mir das gelungen wäre, so hätte ich doch keine Waffen gehabt und war anderwärts mit starken Riemen angebunden. Dennoch konnte jeden Augenblick irgend ein für uns günstiger Umstand eintreten.

      Leider aber war dies nicht der Fall. Der Vormittag verging, und wir machten, als die Sonne am höchsten stand, den ersten heutigen Halt, um unsern nun sehr angegriffenen Tieren Ruhe und Nahrung zu gönnen. Es war ihnen anzumerken, daß sie die bisherige Schnelligkeit höchstens nur noch bis heute abend entwickeln könnten.

      Wir bekamen Dörrfleisch zu essen, mit welchem Ibn Asl zur Genüge versehen war. Wie gestern wurde nach zwei Stunden wieder aufgebrochen. Später wurde mir die Gegend bekannter, als bisher. Vier Uhr nachmittags erreichten wir die Stelle, an welcher wir vor fünf Tagen von dem Wege, auf welchem wir damals Ibn Asl erwartet hatten, rechts abgewichen waren. Wir befanden uns zwischen den beiden schon früher erwähnten Quellflüssen des Tonj und kamen kurz vor Sonnenuntergang an die Furt, an welcher ich Ibn Asl hatte empfangen und schlagen wollen.

      Als wir uns derselben näherten, kam der Kundschafter, welcher sich in voriger Nacht von uns getrennt hatte, zwischen den Büschen, hinter denen er sich versteckt gehalten hatte, hervor und näherte sich Ibn Asl, um seine Meldung zu machen. Da ich hinter dem Letztgenannten ritt, konnte ich jedes Wort, welches gesprochen wurde, hören, zumal er sich nicht bemühte, dies zu verhüten.

      »Nun,« fragte er – »bist du glücklich gewesen?«

      »Ja, Herr,« lautete die Antwort, »glücklicher, als ich hoffen konnte.«

      »Wieweit liegt das Dorf von hier?«

      »Man geht über eine Stunde; reitend aber erreicht man es noch eher. Ich habe jenseits der Furt im Walde zwei Männer belauscht.«

      »Schwarze aus Wagunda?«

      »Nein, weiße Asaker des Reis Effendina. Sie waren in den Wald gegangen, ein Wild zu schießen, und da sie keines fanden, so saßen sie da, um sich zu unterhalten.«

      »Wovon sprachen sie?«

      »Von dir. Es war ein sehr glücklicher Zufall, daß ich sie traf. Er hätte, wenn sie aufmerksamer gewesen wären, sehr schlimm für mich ausfallen können. Ich war über die Furt geritten, um meinen Ochsen in dem Walde zu verstecken und mich dann in die Nähe des Dorfes zu schleichen. Eben hatte ich die ersten Bäume hinter mir, da kamen sie. Wären sie um einige Herzschläge eher gekommen, so hätten sie mich gesehen.«

      »Was geschah weiter?«

      »Ich wich zur Seite, um zunächst den Ochsen anzubinden, und ging ihnen dann leise nach. Sie setzten sich und sprachen so laut miteinander, daß ich sie verstehen konnte, ohne mich zu weit vorwagen zu müssen.«

      »Was hast du da gehört?«

      »Daß man dich erst in vier oder wohl gar fünf Tagen erwartet.«

      »So hat man wohl noch gar keine Vorbereitungen zur Gegenwehr getroffen?«

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      Fußnoten

      1

      Nilpferdbraten.

      2

      Gegorenes Getränk.

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