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ihre zarte Jugend sich verging,

      Mag sie’s mit Gott abtun und ihrem Herzen —

      In England ist kein Richter über sie.

      Paulet.

      Sie wird gerichtet, wo sie frevelte.

      Kennedy.

      Zum Freveln fesseln sie zu enge Banden.

      Paulet.

      Doch wußte sie aus diesen engen Banden

      Den Arm zu recken in die Welt, die Fackel

      Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleudern

      Und gegen unsere Königin, die Gott

      Erhalte, Meuchelrotten zu bewaffnen.

      Erregte sie aus diesen Mauern nicht

      Den Bösewicht Parry und den Babington

      Zu der verfluchten Tat des Königsmords?

      Hielt dieses Eisengitter sie zurück,

      Das edle Herz des Norfolk zu umstricken?

      Für sie geopfert fiel das beste Haupt

      Auf dieser Insel unterm Henkerbeil —

      Und schreckte dieses jammervolle Beispiel

      Die Rasenden zurück, die sich wetteifernd

      Um ihrentwillen in den Abgrund stürzen?

      Die Blutgerüste füllen sich für sie

      Mit immer neuen Todesopfern an,

      Und das wird nimmer enden, bis sie selbst,

      Die Schuldigste, darauf geopfert ist.

      – O Fluch dem Tag, da dieses Landes Küste

      Gastfreundlich diese Helena empfing.

      Kennedy.

      Gastfreundlich hätte England sie empfangen?

      Die Unglückselige, die seit dem Tag,

      Da sie den Fuß gesetzt in dieses Land,

      Als eine Hilfeflehende, Vertriebne

      Bei der Verwandten Schutz zu suchen kam,

      Sich wider Völkerrecht und Königswürde

      Gefangen sieht, in enger Kerkerhaft

      Der Jugend schöne Jahre muß vertrauern —

      Die jetzt, nachdem sie alles hat erfahren,

      Was das Gefängnis Bittres hat, gemeinen

      Verbrechern gleich, vor des Gerichtes Schranken

      Gefordert wird und schimpflich angeklagt

      Auf Leib und Leben – eine Königin!

      Paulet.

      Sie kam ins Land als eine Mörderin,

      Verjagt von ihrem Volk, des Throns entsetzt,

      Den sie mit schwerer Greueltat geschändet.

      Verschworen kam sie gegen Englands Glück,

      Der spanischen Maria blut’ge Zeiten

      Zurückzubringen, Engelland katholisch

      Zu machen, an den Franzmann zu verraten.

      Warum verschmähte sie’s, den Edinburger

      Vertrag zu unterschreiben, ihren Anspruch

      An England aufzugeben und den Weg

      Aus diesem Kerker schnell sich aufzutun

      Mit einem Federstrich? Sie wollte lieber

      Gefangen bleiben, sich mißhandelt sehen,

      Als dieses Titels leerem Prunk entsagen.

      Weswegen tat sie das? Weil sie den Ränken

      Vertraut, den bösen Künsten der Verschwörung,

      Und unheilspinnend diese ganze Insel

      Aus ihrem Kerker zu erobern hofft.

      Kennedy.

      Ihr spottet, Sir – Zur Härte fügt Ihr noch

      den bittern Hohn! Sie hegte solche Träume,

      Die hier lebendig eingemauert lebt,

      Zu der kein Schall des Trostes, keine Stimme

      Der Freundschaft aus der lieben Heimat dringt,

      Die längst kein Menschenangesicht mehr schaute

      Als ihrer Kerkermeister finstre Stirn,

      Die erst seit kurzem einen neuen Wächter

      Erhielt in eurem rauhen Anverwandten,

      Von neuen Stäben sich umgittert sieht —

      Paulet.

      Kein Eisengitter schützt vor ihrer List.

      Weiß ich, ob diese Stäbe nicht durchfeilt,

      Nicht dieses Zimmers Boden, diese Wände,

      Von außen fest, nicht hohl von innen sind

      Und den Verrat einlassen, wenn ich schlafe?

      Fluchvolles Amt, das mir geworden ist,

      Die unheilbrütend Listige zu hüten.

      Vom Schlummer jagt die Furcht mich auf, ich gehe

      Nachts um, wie ein gequälter Geist, erprobe

      Des Schlosses Riegel und der Wächter Treu’

      Und sehe zitternd jeden Morgen kommen,

      Der meine Furcht wahr machen kann. Doch wohl mir!

      Wohl! Es ist Hoffnung, daß es bald nun endet.

      Denn lieber möcht’ ich der Verdammten Schar

      Wachstehend an der Höllenpforte hüten,

      Als diese ränkevolle Königin.

      Kennedy.

      Da kommt sie selbst!

      Paulet.

      Den Christus in der Hand,

      Die Hoffart und die Weltlust in dem Herzen.

      Zweiter Auftritt

      Maria im Schleier, ein Kruzifix in der Hand. Die Vorigen.

      Kennedy(ihr entgegeneilend).

      O Königin! Man tritt uns ganz mit Füßen,

      Der Tyrannei, der Härte wird kein Ziel

      Und jeder neue Tag häuft neue Leiden

      Und Schmach auf dein gekröntes Haupt.

      Maria.

      Faß dich!

      Sag an, was neu geschehen ist?

      Kennedy.

      Sieh her!

      Dein Pult ist aufgebrochen, deine Schriften,

      Dein einz’ger Schatz, den wir mit Müh gerettet,

      Der letzte Rest von deinem Brautgeschmeide

      Aus Frankreich ist in seiner Hand. Du hast nun

      Nichts königliches mehr, bist ganz beraubt.

      Maria.

      Beruhige dich, Hanna. Diese Flitter machen

      Die Königin nicht aus. Man kann uns niedrig

      Behandeln,

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