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Mondlichtmagie. C.K. Zille
Читать онлайн.Название Mondlichtmagie
Год выпуска 0
isbn 9783964640468
Автор произведения C.K. Zille
Издательство Автор
Nach einem verständnisvollen Nicken lehnte sich Luna auf dem schlichten Holzstuhl zurück.
Der Laden war sehr rustikal eingerichtet und wirkte durch bepflanzte Kübel zwischen den Tischen nicht wie eine typische Imbisskette. Es war voll und trotz ihres falschen Outfits fühlte sich Luna hier wohl. Doch Riley bereitete ihr weiterhin Kopfzerbrechen.
Eine blonde, junge Kellnerin steuerte von der Bar aus auf ihren Tisch zu.
»Kann ich euch noch etwas bringen?« Mit einem Lächeln räumte sie die leeren Teller ab.
Riley warf Luna einen fragenden Blick zu und lächelte dann ebenfalls. »Cocktails?«
Luna zuckte mit den Schultern und nickte. Ein leckerer Cocktail würde ihr sicherlich guttun und ihre Gedanken etwas zur Ruhe kommen lassen.
»Bring uns bitte zwei Rudolphs.«
Die blonde Kellnerin nickte und verschwand mit dem Geschirr.
»Was ist ein Rudolph?« Luna griff nach der Karte, die in der Mitte des Tischs lag, doch Riley kam ihr zuvor und schnappte sie sich zuerst. »Hey!«
»Lass dich überraschen.« Ein verschwörerisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
Was hatte er nun schon wieder vor?
Das Getränk, das wenige Minuten später vor ihnen auf dem Tisch stand, hatte es in sich. Der angebliche Cocktail wurde in einem Glas serviert und sah aus wie eine heiße Schokolade mit einer dicken Sahneschicht obendrauf. Auf einem Zahnstocher prangte eine rote Kirsche, die wohl für die Nase des bekannten Rentieres stehen sollte. Er schmeckte tatsächlich nach Schokolade, aber bestand mindestens zur Hälfte aus einem Likör, der Luna kurz erschaudern ließ. Er war extrem süß und stark.
»Willst du mich etwa abfüllen?«
Riley lachte und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein bisschen. Ich möchte dich zu einem Deal überreden.«
Luna verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »War ja abzusehen. Welche Gemeinheit hast du geplant?«
»Was denkst du von mir? Ich plane doch keine Gemeinheiten. Es ist wirklich nur ein klitzekleiner Deal.« Er stand auf und lief zur Theke.
Kurze Zeit später kam Riley mit einem Stift und einem kleinen roten Plastikball zurück. Den Ball hatte er anscheinend schon vorher dort platziert.
Luna war sich unsicher, wie sie das werten sollte, und beobachtete stumm, wie er sich eine der weißen Servietten nahm, die auf dem Tisch lagen. Da er seine linke Hand davorhielt, konnte Luna nicht erkennen, was er damit tat, und musste wohl oder übel abwarten, bis er fertig war.
Riley schaute sie immer wieder grinsend an. Irgendwann drehte er die Serviette um und richtete sich auf. »Hier ist der Deal. Ich habe gerade etwas für dich gezeichnet. Wenn du das Bild haben möchtest, dann musst du den hier schweben lassen.« Er legte den kleinen roten Ball in die Mitte des Tisches.
Ach, das steckte also dahinter.
»Du willst herausfinden, wie ich den Balltrick mache«, stellte Luna fest, bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Sie betrachtete ihre neugierige Begleitung lange.
Wieder war da dieses selbstgefällige Grinsen auf seinem kantigen, aber durchaus attraktiven Gesicht. Das kurze blonde Haar hatte er mit etwas Haargel modisch gestylt.
Er nickte grinsend. »Du hast mich durchschaut. Aber du bekommst ja auch etwas dafür.«
»Ich muss den Ball nur schweben lassen und dir nichts erklären, richtig?«
»Ja, das reicht mir vollkommen aus. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn du es nicht kannst.« Er zog die Serviette triumphierend näher zu sich, als würde er nur darauf warten, dass Luna zugab, dass sie den Trick hier nicht durchführen konnte.
»Glaubst du wirklich, ich könnte es nur mit Vorbereitung?«
Riley zuckte mit den Schultern. »Jeder Zauberer hat seine Tricks, und die meisten gelingen nur an einem bestimmten Ort oder mit bestimmten Utensilien. Hier hast du weder das eine noch das andere. Gib ruhig zu, dass du auch nur eine kleine Zauberkünstlerin bist, die auf billige Tricks angewiesen ist. Es ist kein Drama, Luna.«
Eigentlich wollte sich Luna nicht reizen lassen, aber Riley hatte es nicht anders verdient. Mit einer Fingerbewegung ließ sie den roten Ball in die Luft schweben, sodass Riley verdutzt auf ihn starrte. Dann ließ sie ihn gegen seine Stirn prallen. »Ich hätte dann gerne mein Bild.«
Stöhnend rieb sich der eben noch so überhebliche Kerl die getroffene Stelle. »Okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.«
Diesmal war sie es, die grinsen musste.
Er schob die Serviette in die Mitte des Tisches, sodass Luna sich nach vorne beugen musste, um nach ihr zu greifen. Für einen Moment hielt er sie noch fest und sah ihr in die Augen, bevor er losließ.
Als Luna ihren Gewinn umdrehte, klappte ihr die Kinnlade herunter. Riley hatte sie als Zauberkünstlerin mit einem fliegenden Ball gezeichnet. »Wow, danke!«
Das Bild war fantastisch und sie sah toll darauf aus. Nun hatte sie fast ein schlechtes Gewissen wegen des kleinen Ballangriffs. Aber das verschwand, als sie Rileys breites Grinsen bemerkte.
»Na siehst du, so schwer war es doch gar nicht.«
Seufzend griff sie nach ihrem Glas und trank einen großen Schluck.
Der Rudolph ließ all ihre Vorsätze in Luft aufgehen. Sie scherzte mit Riley, und sie neckten sich gegenseitig. Es war schon fast unheimlich, wie gut sie sich verstanden. Beinahe war es so, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Der imaginäre Gesprächsball flog wie an ihrem ersten Abend zwischen ihnen hin und her. Sie sprachen über das Zeichnen, Reisen, Orte und Dinge, die sie noch erleben wollten. Erstaunt stellte Luna fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Nur bei Fragen, die Rileys Familie und seinen Beruf betrafen, antwortete er ausweichend.
»Deine Hände sehen übrigens nicht so aus, als wärst du bloß ein langweiliger Bürotyp«, versuchte sie ihn irgendwann aus der Reserve zu locken.
Er blickte auf seine Hände und zuckte die Schultern. »Ich bin auch nicht langweilig.«
Es war schon nach Mitternacht als Riley Luna zurück ins Hotel brachte. Vor dem Fahrstuhl blieben sie stehen.
»Danke für den lustigen Abend«, sagte sie lächelnd, die Serviette in der Hand.
»Gerne, vielleicht können wir es irgendwann wiederholen.«
»Da suche ich aber das Restaurant aus«, entgegnete sie.
Sie lachten, dann sah Riley sie mit seinen hellblauen Augen ruhig an. Sie schwiegen.
Ein Kribbeln entstand in ihrem Körper, das sie lange nicht mehr gespürt hatte. Ihr Herz schlug wild und Luna hielt unwillkürlich die Luft an, als Riley ihr so nahe kam, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Luna wollte gerade die Augen schließen, doch plötzlich wandte Riley sich ab.
Er hatte sich an ihr vorbei gelehnt, um den Fahrstuhlknopf zu drücken.
Lächelnd stand er nun vor ihr. »Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Meine Handynummer steht auf der Serviette. Schreib mir mal. Gute Nacht!«
Er umarmte sie flüchtig, drehte sich um und entfernte sich mit schnellen Schritten.
Fassungslos starrte Luna ihm hinterher, bis er aus der Lobby verschwunden war. Hinter ihr machte der Aufzug Ping und Luna fuhr erschrocken zusammen. Was für ein verrückter Abend!
Kapitel 3
»Riley, schön dich zu sehen!«, begrüßte ihn seine Mutter am nächsten Morgen.
Noch in der Nacht war er in einen Zug gestiegen und