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die Ergebnisse eindeutig belegen, gestalten rascher Rapport und Hypnosetechniken die medizinischen Behandlungen einfacher, sicherer und schneller. In den Folgejahren haben wir die Methoden in weiteren medizinischen Anwendungsbereichen an mehr als 130.000 Patienten im Rahmen klinischer Studien getestet, einschließlich der Zahnmedizin, der Kernspin- oder Magnetresonanztomografie (MRT) mit ihrem hohen Anteil von klaustrophobischen (unter Platzangst leidenden) Patienten, des Mammografie-Screenings und Eingriffen bei Kindern. Als Resultat hat sich herauskristallisiert: Der Einsatz unserer Methoden ist nicht nur mit weniger Schmerzen, Ängsten und Komplikationen verbunden, sondern geht auch mit größerer Zufriedenheit der Patienten und besserem Arbeitsklima des Personals einher!

      Wir betrieben kontinuierlich Feldforschung. Jedes Element unserer Methoden, die wir zusammengefasst als Comfort Talk® bezeichnen, wurde ausgiebig gewissermaßen im Feuer der medizinischen Alltagspraxis von Kliniken und in ärztlichen Praxen und Untersuchungseinrichtungen getestet. Über die Jahre hinweg haben wir die Präsentation und Lehrmittel klarer und verständlicher gestaltet und unsere Methoden und Techniken verfeinert und optimiert. So haben wir ein Set schneller Methoden für den Rapport und zur Hypnose herausdestilliert, das medizinische Fachkräfte leicht erlernen und sofort in ihre jeweilige Berufsroutine einbauen können. In diesem Buch zeigen wir Ihnen, mit welchen Methoden wir gute Erfahrungen gemacht haben – und mit welchen nicht. Sie müssen also nicht selbst von vorne anfangen und können unsere Misserfolge vermeiden.

      Thema dieses Buches ist die Kurzzeitbegleithypnose. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Bewusstheit der in der Medizin tätigen Fachkräfte für mentale und emotionale Zustände ihrer Patienten zu erhöhen und ihnen rasche Hilfestellungen anzubieten, die für ihren auf Effizienz und Schnelligkeit getrimmten klinischen Alltag besonders geeignet sind. Die Betonung liegt hier auf rasch. Es geht uns in diesem Buch nicht um Hypnose, wie Sie sie vielleicht aus bestimmten Filmen mit einem hinterhältigen Schurken und stierendem Blick oder einer pendelnden Uhr kennen. Unsere Methoden haben auch keinerlei Gemeinsamkeiten mit den langen Sitzungen auf der Couch von Psychoanalytikern. Wir wissen, dass Sie keine Zeit zu verschwenden haben.

      Jedes Kapitel im vorliegenden Buch baut auf den vorangegangenen auf. Wir empfehlen, dass Sie zunächst das ganze Buch Kapitel für Kapitel durchlesen, am Ende jedes Kapitels eigene Erfahrungen mit den praktischen Übungen sammeln und sich danach auf jene Kapitel konzentrieren, die für Sie persönlich am wichtigsten sind. Das Buch besteht aus drei Teilen:

       Teil I: Augenblicklich Rapport herstellen

       Teil II: Die Erfahrung des Patienten gestalten

       Teil III: Patienten in selbsthypnotische Entspannung führen.

      Besonders für Teil III ist es wichtig, dass Sie alle Kapitel dieses Teils gelesen haben, bevor Sie die einzelnen Methoden an Ihren Patienten anwenden.

      Sedieren ohne Medikamente liefert Ihnen geeignete Informationen, um Sie darauf vorzubereiten, diese von uns eingehend getesteten Methoden für Rapport und Kurzzeitbegleithypnose klinisch anzuwenden. Dennoch möchten wir Sie darin bestärken, Ihr Wissen und Ihre Anwendungserfahrungen zu intensivieren und zu erweitern. Für zusätzliche Informationen und weiteres Training von Comfort Talk® vor Ort oder online besuchen Sie bitte unsere Webseite unter https://comforttalk.com.

      Wir stellen die Techniken, Methoden, Strategien, Informationen und Ansichten in diesem Buch auf der Grundlage unseres Trainings, unserer umfassenden Erfahrung und der in 30 Jahren eigener Forschung gesammelten Erkenntnisse nach bestem Wissen und Ermessen dar. Wir teilen in diesem Buch unsere Erfahrungen und Forschungsergebnisse mit medizinischen Fachkräften, die daraus ihre persönliche Auswahl treffen können. Sie können einige oder alle der hier beschriebenen Techniken, Methoden und Strategien übernehmen, die sie für passende Ergänzungen ihres eigenen Arbeitsumfelds halten. Allerdings sollte keine Handlung nur aufgrund der Informationen durchgeführt oder unterlassen werden, die wir hier vorstellen.

      Die in diesem Buch präsentierten Hypnosetechniken sind für die Anwendung durch das medizinische Fachpersonal gedacht, das seinen Patienten dabei helfen möchte, sich selbst zu helfen, um mit dem laufenden medizinischen Eingriff besser zurechtzukommen. Auf keinen Fall ist es unsere Absicht, den Leser auf irgendeine Weise zu anderen Anwendungen oder zur Erweiterung dieser Techniken zu ermutigen.

      Wir sind von der Effektivität und Sicherheit unserer Techniken überzeugt, wenn sie nach Vorschrift angewandt werden. Wir lehnen jedoch jegliche Verantwortung für individuelle Anwendungen, den Gebrauch oder Missbrauch der Techniken, Methoden, Strategien, Informationen und Ansichten, die in diesem Buch vorgestellt werden, ab.

      1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir in diesem Buch darauf, geschlechterspezifische Formulierungen zu verwenden. Personenbezogene Bezeichnungen in der männlichen grammatischen Form beziehen sich auf alle Geschlechter.

      2 Für den von uns verwendeten englischen Begriff procedure hypnosis gibt es noch keinen etablierten deutschen Terminus. Als Pionierinnen dieser Methode sprechen wir in diesem Buch von Verfahrenshypnose oder Kurzzeitbegleithypnose.

      3 Rapport (frz. für »Beziehung, Verbindung«) bezeichnet eine aktuell vertrauensvolle, von wechselseitiger empathischer Aufmerksamkeit getragene Beziehung, d. h. »guten Kontakt« zwischen zwei Menschen (https://de.wikipedia.org/wiki/Rapport_(Psychologie) [Zugriff: 07.12.2021].

Teil I: Augenblicklich Rapport herstellen

       1 Vertrauen aufbauen

       Fallbeispiel 1: Vertrauen und Selbstvertrauen im Chaos

      Frau B. hatte die Anwendung schneller Hypnosetechniken bei Patienten bei uns erlernt, als sie in Boston Medizin studiert und mit mir zusammengearbeitet hatte. Während einer späteren Phase ihres medizinischen Praktikums verbrachte Frau B. einige Monate auf einer kleinen Insel vor der südamerikanischen Küste. In ihrer ersten Woche im Inselkrankenhaus assistierte sie bei einer Kaiserschnittentbindung. Wegen medizinischer Komplikationen konnte die Patientin D. nicht wie gewohnt intubiert werden. Da es nicht gelang, den Tubus in ihre Atemwege einzuführen, konnte die Patientin keine Allgemeinanästhesie bekommen. Und für eine Periduralanästhesie (rückenmarknahe Regionalanästhesie) war es zu spät. Der Zustand der Patientin war kritisch – sie musste sofort per Kaiserschnitt entbunden werden – deshalb beschloss das medizinische Team, ohne Anästhesie zu operieren. Auf der Insel war die medizinische Ausstattung sehr limitiert. Das Ärzteteam hatte als Anästhetikum nur Lidocain zur Hand, das lokal die Haut betäubt. Davon injizierten sie der Mutter reichlich in die Bauchhaut.

      Vorsichtig setzte der Chirurg den ersten Schnitt, den die Patientin, zur Erleichterung aller, duldete, ohne mit der Wimper zu zucken. Beim nächsten Schnitt begann sie jedoch wegen unerträglicher Schmerzen zu schreien, obwohl der Arzt so schnell wie nur möglich vorging. Als der Uterus geöffnet wurde, schlug die Patientin wild um sich, wehrte sich, biss und schrie vor Schmerz und versuchte, vom Operationstisch zu klettern. Es war unmöglich, das Baby zu holen, während die Patientin derart kämpfte und sehr stark blutete. Als alle erkannten, wie hoch der Blutverlust und die Gefahr für Mutter und Kind waren, schrien die Chirurgen die Anästhesisten an, sie sollten doch die Patientin beruhigen. Die Anästhesisten waren hilflos und hielten sich mit ihren Antworten nicht zurück. Obwohl sich drei Menschen über die Patientin beugten und versuchten, sie zu fixieren, war es den Chirurgen unmöglich, mit der Operation fortzufahren. Sie konnten weder das Kind holen noch den Blutverlust stoppen. Die Patientin schrie und kämpfte, die medizinischen

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