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… warum?“

      „Ja, Mann … der Arzt hat ihm doch mehr Bewegung verordnet, oder nicht?“ Nach diesem Satz blieb er todernst und zündete die Zigarette an. Bis Matjes schließlich einen Lacher herausprustete, blieben die anderen zunächst ernst, obwohl Georgie schon leicht grinste. Nur Holmi verstand den Witz überhaupt nicht: „Wieso denn? … Der raucht doch gar nicht mehr. Der Arzt hat ihm das verboten!“

      Gerade zog Ulli an der Zigarette, als er sich heftig verschluckte und schallend den blauen Dunst hinausprustete. Matjes entriss ihm die Zigarette, die Ulli noch immer fest zwischen den Lippen hielt und durch den rechten Mundwinkel hustete.

      Brüderlich schlug er ihm auf den Rücken und sagte: „Ist nix mit den Dingern, was?“ Dann nahm er einen kräftigen Zug, inhalierte tief und blies den Rauch langsam durch die Nase heraus. „So geht das, Mann!“

      Langsam reichte er die Zigarette weiter zu Holmi, der noch immer verdutzt dreinschaute. „Was ist, nun nimm’ schon.“

      Zögerlich nahm Holmi die Zigarette in Empfang, hielt sie ungeschickt mit Daumen und Zeigefinger wie eine tote Spinne. Er überlegte und sagte dann: „Ach, lieber nich’.“ Seine Stimme klang belegt. „Ich bin Nichtraucher.“ Ein dünnes Lächeln begleitete diese Festlegung.

      Die anderen brachen in schallendes Gelächter aus, wobei Ulli einen weiteren Hustenanfall erlitt und sich gebückt wegdrehte.

      Natürlich, das war eine blöde Antwort, wusste Holmi, aber ihm fiel nichts Besseres ein.

      Ganz klar war er Nichtraucher. Alle Kinder mit zwölf sind Nichtraucher!

      Georgie nahm die Zigarette und schnippte sie in hohem Bogen in die Büsche, zumindest erklärte er sich damit ebenfalls zum Nichtraucher.

      Ein Wagen kam den Mozartweg herauf, als Matjes sich gerade wieder umdrehte. Er entdeckte sofort die zwei Gestalten hinter den blendenden Scheinwerfern und erkannte unschwer die ungleichen Umrisse von Tommi und Kahli.

      „Hee, Georgie … Da kommen sie“, rief er und zeigte in die Richtung. „Ja, hab’s gesehen“, entgegnete dieser und rutschte vom Kommandositz herunter. Der Wagen fuhr in Richtung Siedlungsmündung.

      Auch Holmi hatte sich umgedreht. Eilig zerrte er seine Taschenlampe hervor und blinkte die beiden ein paar Mal an. Eine Reflexhandlung, zumal es ihr gemeinsames Warnsignal war. Im Augenblick war es aber überflüssig.

      Ulli schaute auf, unterbrach für Sekunden sein Husten und krächzte: „Was ist? … Willst du sie mit deinem Strahl abknallen?“, und schon prustete er wieder in seine Hände. Dabei rutschte seine Kapuze noch tiefer ins Gesicht.

      Betreten tänzelte Holmi zur Seite und haspelte einige entschuldigende Worte heraus, wobei er die Taschenlampe wieder in seiner Brusttasche verstaute.

      „Ist schon gut, Holmi! Es ist okay!“, sprang Georgie ein, klopfte ihm auf die Schulter und ging Kahli und Tommi einige Schritte entgegen. „Hi, alles klar?“

      „Hee, Mann … Was geht ab? Warum treffen wir uns hier? … Warum nicht bei der Tiefgarage?“, Kahli schaute sich fragend um.

      „Heute nicht!“ Georgie kam mit ihnen zurück und schwang sich wieder hinauf auf den Kommandositz. Gespannt reihten sie sich wieder um ihn herum.

      „Heute geht’s woanders hin.“

      „Kein Taschenlampenversteck?“, fragte Tommi beinahe entrüstet.

      „Nein“, sprach Georgie leiser, womit sich eine unglaubliche Spannung auf seine Worte legte. Dann weihte er sie ein in ein fürchterliches Geheimnis.

      Die sieben Donner

      Und ich sah einen anderen starken Engel

      vom Himmel herabkommen; der war mit einer

      Wolke bekleidet und ein Regenbogen auf

      seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne

      und seine Füße wie Feuersäulen, und er hatte

      in seiner Hand ein Büchlein aufgetan.

      Und er setzte seinen rechten Fuß auf das

      Meer und den linken Fuß auf die Erde.

      Und er schrie mit großer Stimme, wie ein

      Löwe brüllt. Und da er schrie, redeten

      sieben Donner ihre Stimmen.

      Die Offenbarung des Johannes

      Kapitel 10. Vers 1–3.

      Das Taschenlampenversteck-Spiel

      Tage zuvor

      September 1968

      Kapitel 18

      Meistens taten sich Ulli und Georgie zusammen. Schon lange ging es ihnen nicht mehr um das Spiel allein, sondern vielmehr um Sieg und Niederlage, und es ging um Ehre, um Kameradschaft und um bedingungslose Freundschaft.

      Sie nahmen das Spiel todernst, was die zahlreichen Verletzungen bewiesen. Schon allein deshalb wurde ihnen das Spiel strengstens verboten. Doch sämtliche Verbote und Strafen halfen nichts. Sie spielten das Spiel immer wieder.

      Allein die Gefahr, erwischt zu werden, zählte.

      „Okay! Haut’ ab!“, ertönte Georgies Stimme.

      Tommi, Holmi, Matjes und Kahli sausten davon.

      „Wir zählen bis 50!“, rief ihnen Ulli nach.

      Er grinste verschlagen, da sonst jedes Mal bis 100 gezählt wurde.

      Die Gesichter dem Tor zugewandt, standen sie unten in der Tiefgaragenauffahrt und zählten langsam.

      „… 47, 48, 49 … 50!“ Ein geschärfter Blick fuhr die Auffahrt hinauf und Ulli fragte: „Wer geht?“

      „Ich. Bleib du hier … und pass’ auf Holmi auf. Der wird immer besser.“

      „Kein Problem, hier kommt keiner durch.

      Sie berieten sich bewusst leise, um nicht womöglich vom Dach über ihnen belauscht zu werden. Die Tiefgaragenauffahrt war zur Hälfte überdacht und dieses Vordach bot ein oft genutztes, ideales Versteck, von wo aus man jedoch auch überraschend angegriffen werden konnte. Holmi zog diese Variante besonders gerne vor.

      Längst hatte sich die Dämmerung verabschiedet und faltete feuchtneblige Dunkelheit über die Siedlung aus. Ihr Glück war, dass drei der sieben Laternen im Mozartweg defekt waren. Das war natürlich vorteilhaft.

      „Okay … wie letztes Mal“, rannte Georgie die Auffahrt hinauf, bog nach rechts in den schmalen Verbindungsweg, der den Mozartweg kreuzte, vorbei an den geparkten Autos. Dann hechtete er über die Hecke des ersten Reihenhauses im Schubertring, rollte über die Schulter ab, nutzte den Schwung und setzte zu einem beispielhaften Hechtsprung an, der ihn hinter einen bauchigen Holunderbusch beförderte. Gestochen scharf schoss ein eiskalter Blick nach rechts und links, während er auf den Knien hocken blieb.

      Einen Moment später stürmte Ulli los, jedoch rechts entlang, den grasbewachsenen Abhang hinauf, über die niedrige Hecke hinweg auf den schmalen Sandweg.

      Hinter den seitlich angelegten, dichten Büschen legte er sich im Schutze der Dunkelheit auf die Lauer.

      Jedes Mal wurden drei Teams gebildet. Es gab die Jäger und die Läufer. Die Teams formierten sich jeweils zu zweit, aber längst waren die Partnerschaften, wer mit wem losrannte, festgelegt.

      Der Ausgangspunkt war zugleich auch das Ziel. Ein Anblinken mit der Taschenlampe direkt von vorn hieß, man war gestellt. Jedoch hatte der Gejagte die Möglichkeit, noch vor dem Jäger das Ziel zu erreichen.

      Bei einem alles entscheidenden Wettlauf gab es einen Abzug von nur einem Punkt. Für einen unbemerkten Zielsprint gab es dagegen gleich drei Punkte. Die Gejagten konnten sich also für zwei Alternativen entscheiden, um ihre Punkte zu machen: sich lange genug verstecken und im geeigneten Moment zurück

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