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      »Was? Wir hatten schon vor einer Weile dieses Gespräch, wo ich dir gesagt habe, dass ich nicht möchte, dass du ihn beauftragst. Trotzdem hast du es getan. Ich will nur erfahren, ob die Gerüchte wahr sind.« Sie legt ihren Kopf schief. »Und ich mir Angst um meine Tochter machen muss.«

      »Ich habe kaum mit ihm geredet. Aber Dylan ist schwer in Ordnung«, antworte ich, dann verdrehe ich die Augen. »Und Sorgen musst du dir um mich bestimmt nicht machen. Warum auch?«

      »Dylan? Seid ihr also schon beim Du?«

      Ein weiteres Augenrollen. »Er ist in meinem Alter. Weshalb sollte ich ihn dann noch mit Sie ansprechen? Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert, Mom.«

      Mom gibt sich geschlagen. »Wann ist er denn mit der Arbeit fertig?«

      »Weiß nicht genau. In einer Woche, vielleicht auch zwei.« Ich werde ihr nicht sagen, dass Dylan seinen Job wahrscheinlich heute, eventuell am Morgen beendet haben wird. Ich will nicht, dass sie dann hier auftaucht und ihn unter die Lupe nimmt.

      »Gibst du ihm dann ein weiteres Möbelstück mit?«

      Ich verschlucke mich fast an meinem Mountain Dew. Nicht, weil sie mich mit ihrer Frage überrascht, sondern weil sie ins Schwarze getroffen hat. Sie kennt mich besser, als mir im Moment lieb ist.

      »Neiiin?«, sage ich gedehnt, wobei sich meine Antwort mehr wie eine Frage anhört.

      »Wie oft hast du ihn denn schon besucht?«

       Mit ihm geredet: fünf Mal. Ihn besucht: drei Mal. Er hier gewesen: ein Mal.

      Ich zucke mit den Achseln. »Womöglich zweimal.«

      »Womöglich?« Sie zieht die Augenbrauen zusammen. »Was ist das denn für eine Aussage? Du bist eine der wenigen Personen, die sich genau merkt, wann sie mit wem telefoniert oder wann sie wen getroffen hat. Wie oft warst du bei ihm?« In ihren Augen blitzt etwas auf, als würde ihr ein Licht aufgehen. »Wo sind deine Einkäufe?«

      »Einkäufe?«, frage ich irritiert.

      »Hast du nicht Everly gebeten, länger zu arbeiten, damit du in die Mall gehen konntest?«

      Ihr kann ich leider nichts vormachen. »Mom, warum stellst du mir so dämliche Fragen?«, sage ich, statt ihr zu antworten.

      »Dämlich sagst du dem?« Sie stemmt ihre Hände auf den Tisch und funkelt mich böse an. »Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Ist das etwa verboten?«

      Ich werfe meine Hände in die Höhe und stehe auf. »Es gibt keinen Grund dazu!« Langsam bin ich genervt.

      Mom steht ebenfalls auf. Unsere Augen sind auf gleicher Höhe, als wir uns gegenüberstehen. »Du hast dich verliebt.«

      Mir bleibt fast das Herz stehen. »Unsinn.«

      »Du brauchst es nicht zu leugnen.«

      »Und was jetzt? Soll ich das jetzt einfach abstellen? Willst du mir verbieten, zu ihm zu gehen?« Meine angestauten Gefühle brechen sich Bahn. Dylans Zurückweisung hat mir mehr zugesetzt, als ich wahrhaben möchte. Und ich bin wütend. Aber auf die falsche Person.

      »Ach, Liebes.« Mom kommt zu mir, möchte mich in die Arme nehmen, doch ich weiche zurück. Sie lässt ihre Hände an den Seiten heruntersinken. »Ich kann dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Ich will nur, dass du vorsichtig bist.«

      »So wie du, als du Dad kennengelernt hast?«

      »Das ist was ganz anderes.«

      »Tatsächlich? Wieso? Laut deinen Erzählungen war Dad kein heiliger, bevor du ihn getroffen hast.«

      »Das mag stimmen, aber ...« Mom verstummt, sieht mich bloß mit ihren braunen Augen an. Als ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht auftaucht, entspanne ich mich. »Wir haben wohl beide eine Schwäche für Bad Boys.«

      Ich muss lachen, als ich sie Bad Boys sagen höre. Auch sie grinst. Doch dann werde ich wieder ernst. »Ich bin mir nicht sicher, ob Dylan wirklich so ein harter Kerl ist, wie er tut, oder ob er sich einfach nur schützen will«, gestehe ich ihr.

      »Mom sieht mich fragend an. »Schützen, vor was?«

      »Das will ich herausfinden.«

      »Ich weiß nicht, ob das gut ist.«

      »Hast du auch auf deine Eltern gehört, als du angefangen hast Dad zu daten?«

      »Nein«, gibt Mom mit funkelnden Augen zu.

      »Außerdem glaube ich nicht, dass Dylan bei Mr. Moore seine Werkstatt haben könnte, wenn die Gerüchte um ihn wahr wären. Denkst du nicht auch?«

      »Damit könntest du recht haben«, stimmt mir Mom zu.

      »Machst du mir einen Gefallen?«, frage ich sie dann.

      Mom zieht ihre Unterlippe zwischen die Zähne, ehe sie die Nase rümpft. »Wieso bekomme ich das Gefühl, dass mich das in Teufelsküche bringen wird?«

      »Sag Dad nichts davon.« Moms Brustkorb hebt sich, als sie tief Atem holt. Es ist viel verlangt, das ist mir bewusst. Aber ich will nicht auch noch mit Dad über Dylan streiten. »Auch meine Brüder brauchen nichts davon zu erfahren. Obwohl, Evan hat mich bereits erwischt, wie ich von Moores Grundstück gefahren kam und hat mich zur Rede gestellt. Doch vom Rest brauche ich mir nicht auch noch eine Moralpredigt anhören. Du weißt, wie sie sein können, wie ihr Beschützerinstinkt funktioniert.«

      Ein flüchtiges Lächeln zupft an Moms Mundwinkeln. »Der ist manchmal ein wenig zu ausgeprägt. Aber, Kleines«, seufzt Mom und ihre kurze Fröhlichkeit ist wieder verschwunden, »etwas vor deinem Vater zu verschweigen, das ist fast unmöglich und obendrein falsch.«

      »Trotzdem braucht er nichts von Dylan und meinen Aufträgen zu wissen.«

      »So, so, jetzt sind es schon Aufträge.«

      Unbeabsichtigt habe ich gerade eine ihrer vorher gestellten Fragen beantwortet. Ich zucke bloß mit der Schulter.

      »Ich werde deinem Dad nichts sagen, außer wenn er mich fragt. Dann werde ich ihn nicht anlügen.«

      »Das habe ich mir schon gedacht.«

      »Gut. Und jetzt verrat mir, was du mit meinen Sachen und Grossmutters Deckchen gemacht hast, die im Kasten aufbewahrt wurden.«

      »Sie sind im Keller. Ich habe sie in Kisten gepackt. Willst du sie durchsehen?«

      »Ein andermal. Ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Wir sehen uns morgen.«

      »Hab dich lieb, Mom. Und danke.«

      Wir drücken uns.

      »Ich dich auch, mein Schatz.« Sie nimmt ihre Tasche vom Tresen und winkt mir nochmals zu, ehe die Tür hinter ihr zugeht.

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