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Der Stadtrat in Passau. Alois Huber
Читать онлайн.Название Der Stadtrat in Passau
Год выпуска 0
isbn 9783748564461
Автор произведения Alois Huber
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Donnerwetter!“, entfuhr es in der abrupten Stille, die seinem Abtritt folgte, einem Ratsherrn auf der linken Seite des Hauses. Dann war es, als fühlte man sich von einer peinlichen Last befreit. Ein allseitiges Ausatmen wurde hörbar. Die Ratsherren erwachten aus ihrer Erstarrung und sahen sich verwundert an. Erst nach einer Weile setzte starkes Gemurmel ein. Aber seltsam genug, es klang keine Spur von Beifall heraus.
Nicht einmal oben auf der Zuschauertribüne, wo die Freunde Hans Carossas mit Zweidrittelmehrheit saßen. Sie taten allesamt etwas betreten. Vor allen Dr. Weißnicht; denn dem war wohl aufgefallen, dass Buschinskis Rede im letzten Teil verstümmelt war. Wichtige und höchst pathetische Sätze fehlten. Hatte der Ratsherr sie absichtlich ausgelassen?
Nein, Horst war vor der Starre der Zuhörerschaft etwas aus dem Konzept geraten. Sein Gedächtnis hatte ihn zwei – oder dreimal im Stich gelassen. Daher der Schweißausbruch und die ausgebliebene mitreißende Wirkung des Finales.
Doch es reichte auch so. Die Ratsherren hatten den Mangel nicht bemerkt. Und wenn die Wirkung auch nicht mitreißend war, so war sie doch verblüffend. Am meisten für Oberbürgermeister Duppmayr. Man muss nämlich wissen, dass Buschinski, der als einzeln gehender Unabhängiger in den Rat gewählt worden war, der politischen Gruppe des Oberbürgermeisters, in der auch die beiden Antragsteller saßen, als Hospitant angehörte. Zudem hatte er ihm bei der Bürgermeisterwahl seine Stimme gegeben, und schließlich bildete er, sobald ein bürgerlicher Ratsherr fehlte, bei den Abstimmungen das sogenannte Zünglein an der Waage.
Jürgen Duppmayr hatte deshalb von vorneherein zur Mäßigung bei der Behandlung dieses Antrags gemahnt. „Zeigt der Linken kein beschämendes Schauspiel der Uneinigkeit in unseren Reihen!“ hatte er den feindlichen Brüdern ins Gewissen geredet. „Bleibt sachlich! Beleidigt euch nicht gegenseitig! Nehmt Rücksicht auf die Fraktion!“ Kälberer war dem Rat gefolgt, nicht aber der hitzköpfige und immer streitbare Buschinski.
Dennoch: der Friede blieb gottlob gewahrt. Kälberer und Gutbrot hatten sich gegen die scharfen Worte ihres Widersachers nicht einmal mit einer Geste aufgelehnt. Sie saßen wie teilnahmslos da und grinsten sich eins. Und Buschinski? Buschinski putze sich im Augenblick nervös die beschlagene Brille. Er schien dabei sehr fahrig zu sein und irgendwie mit den Gedanken abgelenkt.
„Na“, dachte der Bürgermeister, „denn so will ich versuchen, die leidige Sache für heute zu begraben.“ Er erhob sich, klingelte und hub mit fast väterlich gütiger Stimme an:
„Meine Herren, ich denke, dass die Debatte über den vorliegenden Punkt geschlossen werden kann. Aber ich muss hinzufügen, dass ich für meine Person noch nicht klar sehe. Das Problem scheint mit so ernst und bedeutungsvoll, dass ich eine überstürzte Abstimmung über den Antrag nicht gutheißen kann. Ich glaube, es wäre besser, wenn sich zunächst einmal der Kulturausschuss damit befassen würde. Es müsste statistisches Material über die Verkehrslage am Residenzplatz beschafft werden, Gutachten über den künstlerischen Wert des Denkmals, über die historische Bedeutung des bisherigen Standplatzes, über die Kosten einer Verlegung und so weiter. Kurzum, alle diese Fragen sollte der Kulturausschuss erst gründlich klären, und erst nach seinem Bericht dürfte das Plenum in der Lage sein, wirklich nach bestem Wissen und Gewissen zu beschließen. – Kollege Kälberer, bestehen Sie auf sofortige Abstimmung?“
„Ach“, rief Kälberer auflachend, „es kommt ja auf ein bisschen mehr Hin und Her nicht mehr an. Von mir aus: lassen wir’s für heute!“
„Und was meinen Sie, Kollege Buschinski?“
Horst fuhr verwirrt auf. Er war wegen der Mängel seiner Rede mit sich selbst böse und fürchtete schon, dass er in der Ratsversammlung nicht genug Eindruck gemacht hätte, um eine Ablehnung des Antrags zu erreichen. Die Hintergründe des oberbürgermeisterlichen Vorschlages begriff er nicht gleich. Aber er ahnte, dass ihm Duppmayr entgegen kommen wollte, dass er eine Niederlage der Freunde Hans Carossas hinauszuschieben oder gar zu verhindern suchte. Und überhaupt: Kulturausschuss? Er war ja selbst Mitglied des Kulturausschusses, und es saßen noch vier, fünf Herren darin, die ihm und seinem Anliegen bestimmt wohlgesonnen waren – eine Überweisung an den Kulturausschuss war doch kein schlechter Ausweg! Im Gegenteil, das käme fast seinem Sieg gleich!
„Ich finde Ihren Vorschlag gut und richtig, Herr Oberbürgermeister“, rief er erleichtert.
„Dann ist ja alles in Ordnung“, lächelte Duppmayr. Und laut rief er: „Wir stimmen also ab. Wer für die Überweisung des Antrages an den Kulturausschuss ist, den bitte ich, die Hand zu heben.“
Überrascht stellte er fest, dass sämtliche Ratsherren zustimmten. Sogar die Linke, die zwar an der in Frage stehenden Sache gänzlich unbeteiligt tat, aber offenbar darauf spekulierte, dass die dumme Angelegenheit der bürgerlichen Ratsmehrheit noch einigen Schaden zufügen könnte.
„Einstimmig!“, schloss er dann den fünften Punkt der Tagesordnung. „Ich danke, meine Herren!“
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