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      Gerd Pfeifer

      ...des Lied ich sing'

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Aus der Laudatio, gehalten anlässlich der Preisverleihung der Vontobel-Stiftung, Zürich, für …des Lied ich sing‘:

       Da ist der tief verschneite Feldweg

       Der alte Mann lehnt sich – Stunden später – aufatmend in seinen Sessel zurück.

       Der alte Mann am Frühstückstisch

       Der alte Mann sitzt an seinem Schreibtisch

       Der alte Mann,

       Der alte Mann liegt in seiner Badewanne

       Der alte Mann steigt aus der Wanne

       Der alte Mann steigt langsam

       Der alte Mann begleitet Stapelfeld an die Haustür

       Der alte Mann sitzt in seinem Arbeitszimmer

       Der alte Mann hat sich ins Wohnzimmer gesetzt

       Der alte Mann steht im Ankleideraum

       Der alte Mann steht in einer Traube von Menschen

       Der alte Mann sitzt an seinem Schreibtisch

       Der alte Mann hat seine Brille aufgesetzt

       Der alte Mann sitzt an seinem Schreibtisch

       Der alte Mann sitzt noch immer reglos hinter seinem Schreibtisch

       Der alte Mann klingelt ungeduldig nach der Peters

       Der alte Mann liest den neuen Redetext in Raten

       Der alte Mann sitzt reglos

       Der alte Mann steht immer noch am Fenster seines Büros

       Der alte Mann wendet sich

       Der alte Mann setzt sich doch noch an seinen Schreibtisch

       Der alte Mann sitzt zusammengesunken

       Der alte Mann war in seinem Sessel

       Der alte Mann sitzt am kleinen Esstisch,

       Der alte Mann liegt wach

       Der alte Mann war schließlich doch noch eingeschlafen

       Georg Schäfer lacht und reckt sich

       Impressum neobooks

      Aus der Laudatio, gehalten anlässlich der Preisverleihung der Vontobel-Stiftung, Zürich, für …des Lied ich sing‘:

       Gerd Pfeifer erzählt den Aufstieg eines charakterarmen Profiteurs spannend und mit hoher Formulierungs- und Gestaltungskunst. Behend bewegt sich der Opportunist, Lebenskünstler und Schwerathlet Georg Schäfer durch die deutsche Vorkriegs- und Kriegszeit. Er läuft bei den Nationalsozialisten mit, obwohl ihn Politik wenig angeht. Aber es dient dem Geschäft. Auch bei den Frauen hat er Glück.

       Die Biographie dieses anpasserischen, keineswegs simplen Protagonisten, der sich auch dem Kriegsdienst erfolgreich zu entziehen weiss, lässt die Anfänge der Judenverfolgung und die Zeitstimmung auf subtile Weise erkennen.

       Zu Wort kommt später auch die Stimme eines alten, illusionslos zurückblickenden Mannes. Dabei versteht es Gerd Pfeifer, die verschiedenen Zeitebenen dieser fesselnden Schelmengeschichte virtuos zu verbinden.

      Da ist der tief verschneite Feldweg

      Im Vordergrund ein dichtes Gebüsch, dessen Zweige sich unter der Schneelast biegen. Dahinter die Landstraße mit dem vereisten Kopfsteinpflaster. Zwei Lastzüge mit Militärkennzeichen haben gerade Reifenspuren in die Schneedecke gezogen. Vor den offenen Türen ihrer Fahrerhäuser liegen verglühte Zigarettenreste. Es schneit. Ein böiger Wind treibt scharfe Eiskristalle vor sich her. Sie schmerzen im Gesicht. Die Landschaft versteckt sich hinter einem wabernden Schleier frostigen Nebels. Auf den Motorhauben wird der Schnee zu Wasser, sammelt sich in Tropfen, die über das heiße Blech rollen, auf den verschneiten Boden perlen und wieder gefrieren.

      Zwei Schritte entfernt liegt die entsicherte Waffe. Sie ist unbenutzt. Der alte Mann, in seinem Traum noch jung und ungeduldig, stößt sie mit dem Fuß in den vom Schnee verwehten Graben. Neben den Toten. Auf dessen schwarzer Uniform kommen die stiebenden Kristalle zur Ruhe. Die silbernen Knöpfe sind vereist. Nur das Gesicht ist noch warm. Auf ihm taut der körnige Schnee. Die Wassertropfen sehen aus wie Schweiß. Der offene Mund entblößt reparierte Zähne. Kleine schwarze Fehlstellen in gelblichweißem Schmelz. Ein Auge hat sich wieder geöffnet. Es starrt den Zivilisten an, scheint ihn zu beobachten, verfolgt ihn. Auch jetzt, da er den Gehstock nimmt und die Dienstmütze mit dem Totenkopf neben die verkrampfte Hand des Toten rückt.

      Dann ändert sich die Perspektive. Der Blick hebt sich vom Boden, versucht das Schneegestöber zu durchdringen. Aber es gibt nur Nähe. Nichts Fernes. Keinen Horizont, keinen Himmel, keine Weite. Die Welt besteht aus Vordergrund und treibendem Schnee. Die Bäume sind Schemen. Kein Laut. Nur diffuses Licht und weiße Flocken.

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