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      Und die wichtigsten, dafür erforderlichen Maßnahmen wurden nach ihrer Wichtigkeit geordnet.

      Aus Worten wurden Taten.

      Auf Landkarten wurden mit kühnen Fingerschwüngen tausende Kilometer Reiserouten skizziert. Blauäugige Erläuterungen in der Art wie:

      „Von Indien aus dann gleich hier.. links.., oder hier.., hier oben durch... nach Rußland.., Tadshikistan, da ist noch ein Zipfel Afghanistan dazwischen…“

      Für jemanden der uns nicht kannte, wären solche Sprücher sicherlich lächerlich anzuhören. Gäben Grund genug sich von solchen Spinnern abzuwenden. Solche Aufschnerider-Typen konnte man wohl doch getrost vergessen! Da war es wohl das Beste, zur Tagesordnung überzugehen.

      Sollen sie. Auch wir gingen zur Tagesordnung über…

      Erste Maßnahmen

      Wir fuhren dann, wie am Vorabend vereinbart, nach Berlin, um abzuleuchten, was möglich wäre und wie man das Vorhaben überhaupt anpacken müßte.

      Berlin, die Hauptstadt.

      Zuerst suchten wir die iranische Botschaft auf…

      Abgelegene, ruhige Villengegend.

      Massiges Gebäude. Schwere Türen, fast leere Wartehalle.

      Es hatte etwas Unnahbares und machte obendrein den Eindruck, als würde hier pausenlos die Zeit totgeschlagen werden. Wir ließen uns durch die ignoranten Gesichter der Beamten nicht entmutigen. Schließlich waren wir durch DDR-Bürokratie trainiert! Gestählt durch Behördenwege, wo einem ähnliche desinteressierte, in ihrer Tätigkeitsruhe gestörte Bürohengste und Stuten begegnet waren.

      In deren Ämtern und Büros waren wir zu den hier erforderlichen Weisheiten gelangt. Wir kannten außerdem Untersuchungs-Haftanstalten und sogar Zuchthäuser von innen, was, bei aller Härte, auch keine schlechte Schule für das junge Leben gewesen war.

      Die Betonung liegt dabei auf dem Wort w a r !

      Und wenn dies allerdings nur hierfür gewesen sein sollte, dann hätte sich darauf wirklich gut und gerne verzichten lassen.

      Ganz normale, hausbackene Geduld wäre auch ausreichend gewesen.

      Es verging erst mal viel Zeit, bis die persischen Staatsdiener uns überhaupt zu bemerken geruhten.

      Noch mehr Zeit, um sich uns schließlich, mit wirklich sichtbarstem Desinteresse, auch noch zu zuwenden. Es war wie in so einer Art Jurassikpark. Die unheimlich träge agierenden dicklichen Saurier hatten schwarze Hosen und weiße Hemden an. Ohne diesen Menschen zu nahe treten zu wollen, aber der Milieustudie wegen läßt es sich nicht vermeiden, das Empfinden, was diese Mitarbeiter in uns hervorriefen, einfach zum Ausdruck zu bringen: Da agierten nämlich recht unsympathische, dralle, gähnende Langweiler, mit seifigen Händen an knubbligen, behaarten Unterarmen, die aus gekrempelten Hemdsärmeln zeigten, daß es sich um Menschen aus Fleisch und Blut ähnlich uns selber handeln könnte. Hinter diesem armdicken Panzerglas schienen sie in einer Art Terrarium umherzuschleichen.

      Und mit denen hatten wir ja nun die erforderlichen Dinge zu klären.

      Sie hatten etwas von der Art schwerfälliger DDR - Parteibonzen.

      An Erfahrung mit denen mangelte es uns ja eben nicht.

      Auch in bundesdeutschen Schreibstuben gibt es oft die Möglichkeit virtuoses Phlegma zu erleben. Wie eben auch im Osten. Also was heißt da schon noch Osten?

      -In den neuen Bundesländern-!!

      Sooo muß ja nun geredet werden – PUNKT Es wird ja gerade wieder ein Art Neusprech in den Masseköpfen installiert.

      Was den gesamten Vergleich allerdings in Frage stellt, ist der Umstand, daß wir dennoch bekamen, was wir wollten! Also Erfolg.

      Da kamen erst mal recht routinierte Auskünfte und schließlich auch die Antragsformulare und Termine für die Realisierung eines Transitvisums.

      Touristenvisa werden nicht erteilt, hieße es als ehernes Gesetz!

      Und das stellten diese eunuchenhaften Kurzatmer gleich unmißverständlich klar obwohl wir später andere Erfahrungen machten. Aber plötzlich waren die Männer gar nicht mehr so unsympathisch.

      Das soll nun nicht heißen, daß hier nun gleich von unserer Seite aus der Versuch gestartet worden wäre nun Adressen zu tauschen.

      Um jedoch so ein Transitvisum für den Iran überhaupt nur beantragen zu können, mußten wir erst die Visa für Indien und Pakistan haben.

      Also ab zur indischen Botschaft.

      Dort ging alles sehr geschäftsmäßig zu. Der Tisch war stapelvoll mit Reisepässen, alle wurden genehmigt. Zackzack, zumindest sah es so aus.

      Da wurde Geld verdient. Denn die Gebühren waren schon gute Sümmchen.

      Wären wir gleich früh dagewesen, so zwischen acht und neun Uhr, hätte jeder sein fertiges Visum noch an selbigem Tage mitnehmen können!

      Das fanden wir, -so, als gelernte Zonis- und nach der Slomoschen im iranischen Hause ziemlich erstaunlich.

      Nicht weit von der Botschaft fand sich auch ein Fotoladen. Schnell, für die Kleinigkeit von 25 Mark machten die dort routiniert Paßbilder.

      Ich schätzte den realen finanziellen Aufwand dieses Unternehmers auf etwa nicht ganz fünfzig Pfennige für diese Art Dienstleistung. Naja, was soll's, von den 1,5 Prozent Gewinn leben sie eben halt...

      Sodann gaben wir noch fix unsere Anträge in der Botschaft ab.

      Jeweils neunzig Mark für das Visum, dazu noch das Porto für die Einschreibe - Zusendung. Da das ja ein deutscher Reisebericht ist, soll die finanzielle Seite auch immer ausführlich angeleuchtet werden!

      Die Touristenvisa und die Pässe sollten am kommenden Mittwoch dann spätestens in unseren Händen sein, so die einzige, je real erlebte und tatsächlich verwirklichte asiatische Versicherung, was die Terminisierung von Abläufen in der Dimension Zeit betrifft.

      Es geschah! Wie zugesichert! No problem!

      Da wir am selben Tage auch in der Botschaft Pakistans vorgesprochen hatten, konnten wir dann, auch für dieses Papierchen, alles über den Postweg erledigen lassen. Ebenfalls problemlos.

      Ob uns von der iranischen Seite nun das Vorhaben ermöglicht werden würde?

      Lutz waren all diese Dinge nicht so wichtig. Aber es reichte ja auch, wenn einer der Beteiligten zu mindestens ahnte, wie nötig und wichtig gerade solche Vorbereitungen sind.

      So was war ohnehin meistens mein Beitrag zuns Janze.

      Alles wurde genehmigt. Wenn auch erst nach etwa sieben Wochen. Schließlich war alles beisammen. Allerdings auch erst ganz knapp vor Reisebeginn. Die Anträge für den Iran waren höchst selbst in Teheran bearbeitet worden, das hatten wir erfahren. Na ja, und dafür wars ja dann doch recht flott gegangen!

      Unser Tag in Berlin war aber noch aus einer anderen Sicht ein voller Erfolg. Nach dem Botschaftsrummel trafen wir, durch das, was leichtfertig „Zufall" genannt wird, den einzigen, in Berlin ansässigen Enfield- Händler!

      Aki, sein Name, bockte seine Royal-Enfield vor dem „Conrad- Elektronik-Haus“ auf. Als er wieder raus kam, sprach Lutz ihn an. Ich war inzwischen auch zugegen.

      Es war schon eine überraschende Fügung. Im Gespräch erhielten wir nun Informationen über die Maschinen an sich. Über Risiken und Nebenwirkungen solcher Unternehmungen. Und über Erfahrungen von ähnlichen, ihm bekannten Projekten, erzählte er auch.

      Als wir dann abends die Stadt verlassen wollten um den Heimweg anzutreten, fuhren wir so ein bißchen nach Nase durch Berlin. Von Kreuzberg aus. Plötzlich sah ich, im Vorbeifahren, aus dem Augenwinkel, ein Straßenschild.

      Es war die Melchiorstraße. Dort war doch die Enfieldwerkstatt, so hatte es der Aki in einem Nebensatz verlauten lassen, zwei Stunden vorher. Und es schoß mir sofort durch

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