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schnell die Tür hinter sich. Inzwischen schob sich dieses Wesen unter dem Stuhl hervor.

      Was weiter geschah, konnte Anna nicht mehr mit ansehen. Schnell war sie in den Wohnungsflur gehuscht und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Nun lehnte sie atemlos vor Angst an der geschlossenen Tür und hörte, wie es drinnen in der Küche laut schnaubte.

      »Es ist nur ein Traum«, flüsterte sie.

      Das hatte ihr nun das eintönige Leben eingebracht: Immerzu tagtäglich das gleiche. Da musste man ja Komplexe bekommen! Manche sahen dann weiße Mäuse, manche auch Gespenster. Und sie hatte eben etwas gesehen, das sich als Teufel ausgab.

      Anna seufzte. Sie brauchte wohl bloß eine Weile Ruhe. Dann würde sie die Tür wieder öffnen. Und sehen, dass alles wie immer war.

      Anschließend war eine große Kanne Tee fällig. Und beim gemütlichen Trinken würde sie dann die Gelegenheit nutzen, um über ihr Leben nachzudenken. Sie nahm sich vor, die Ereignisse als Anstoß zu sehen, um endlich aus dem Alltagstrott herauszukommen. Vielleicht war dies eine Chance, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben? Anstatt es immer nur beenden zu wollen und nicht zu können?

      »Das war wohl auch mal nötig«, sagte sie laut, »dass mir so etwas passiert!«

      Aber nur einen Moment später wurde ihr bewusst, dass alles kein Traum war: Die Tür öffnete sich. Und Anna sah sich einem riesigen Ungeheuer gegenüber. Und sie hörte es mit dröhnender Stimme sagen: »War das wirklich nötig?«

      Noch nie zuvor war sie jemals in Ohnmacht gefallen, aber jetzt tat sie's.

      2. Der Teufel ist los

      Als Anna erwachte, lag sie auf dem Fußboden. Sie brauchte eine Weile, um sich zu erinnern, wie sie dort gelandet war. Dann rappelte sie sich auf, zog die Knie an den Bauch. Verschränkte die Arme auf den Knien und stützte ihr Kinn darauf. Von der Verbrennung an ihrer Hand war seltsamerweise nichts mehr zu spüren.

      So saß sie nun da und sah auf die Tür, die zur Küche führte. Dann erhob sie sich zögernd. Öffnete die Tür, tat ein paar vorsichtige Schritte. Nun war sie in der Küche und blickte sich um.

      Außer den Resten vom zerbrochenen Ei, die immer noch auf dem Boden lagen, war nichts zu sehen. Anna schob die Teile zusammen, um sie dann aufzuheben. Langsam ging sie zum Mülleimer.

      »Tu‘s nicht, gib‘s mir!«

      Diese Stimme machte ihr mit einem Schlag klar, dass der Traum von dem Teufelchen wirklich keiner war. Als Anna sich umdrehte, stand vor ihr ein kleiner Kerl, gut drei Handbreit groß.

      Sie war kurz davor, ihm die Eireste an den Kopf zu werfen. Hinaus in den Flur zu laufen und die Tür hinter sich zuzuschlagen. Aber das würde nichts ändern.

      Wie erstarrt stand Anna einen langen Moment da. Dann beschloss sie, endlich das anzunehmen, was passiert war. Und sich erst einmal auf alles einzulassen, was jetzt noch geschehen würde.

      Sie ging in die Hocke und hielt dem Wesen die Reste des zerborstenen Eis hin. Das kleine Geschöpf kam mit erhobenen Armen näher. Und als der seltsame Kerl nach den Eierteilen grabschte, kribbelte es sonderbar in ihren Händen.

      Während er alles mitsamt den Schalen gierig verschlang, sah Anna zu. Dabei nutzte sie erst jetzt die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten: Seine Haut leuchtete in einem kräftigen Rot, das an einigen Stellen wie den Händen und Füßen in ein tiefes Schwarz überging. Insgesamt gesehen glich seine Figur der eines winzigen Menschen.

      Die kleinen Hörner auf dem Kopf und der kräftige schwarze Schwanz deuteten jedoch wieder mehr auf ein Tier hin. Auch hatten seine Füße keine Zehen, sondern sahen aus wie Pferdehufe. Schließlich waren da noch zwei Flügel, wonach das Wesen sogar hätte eine Art Vogel sein können.

      Irgendwie war dieses Wesen weder Mensch noch Tier. Anna zuckte zusammen: Hatte die Kreatur die Wahrheit gesagt? Was sie so vom Aussehen eines Teufels gehört oder gelesen hatte, passte auf diese Erscheinung. Mit einem Mal schien es für sie klar, dass es sich tatsächlich um einen leibhaftigen Teufel handelte. Wenn auch um einen kleinen.

      »Glaubst du mir nun?« Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

      »Was?«, fragte sie.

      »Dass ich ein Teufel bin.«

      »Wie?«

      »Was? Wie?« Er lachte.

      Dann wischte er mit den Händen an seinem Bauch auf und ab, und sagte: »Du hast mich angeschaut und dabei überlegt, was für ein Wesen ich wohl sein könnte. Und dann bist du zu der Einsicht gekommen, dass ich wirklich ein Teufel bin.«

      Anna nickte. »Du hast recht. Du kannst wohl Gedanken lesen?«

      »Ja.«

      »Wirklich?«

      »Na ja, nicht alle.«

      Bei dem Gedanken, dass dieser Wicht verstand, was sie so dachte, wurde es Anna mulmig.

      Offenbar hatte er auch das mitbekommen, denn jetzt sagte er: »Wenn deine Gedanken besonders leise oder schnell sind, dann können sie mir leichter entgehen. Außerdem muss ich ja nicht ständig auf das achten, was du so denkst.« Und er lächelte sie verschmitzt an.

      Beruhigend waren diese Bemerkungen nicht gerade. Aber Anna wollte sich auf alles einlassen, was auf sie zukommen sollte. Also machte sie einfach nur »Hm« und beschloss, eine Weile an nichts zu denken.

      »Ich habe immer noch Hunger«, sagte der kleine Teufel.

      »Was möchtest du essen?«, fragte Anna.

      »Ich vertrage alles, was andere auch essen können.«

      Anna ging zum Kühlschrank und öffnete ihn: »Na, dann bedien dich!«

      Das hätte sie besser nicht getan. Denn der kleine Teufel stürzte sich auf das, was er zu fassen bekam. Und er verschlang es mit einem Heißhunger. Auf diese Weise biss er sich durch den ganzen Kühlschrankinhalt. Und wenn ihm etwas nicht schmeckte, ließ er es einfach fallen oder warf es zur Seite.

      Schon nach kurzer Zeit hatte das Innere des Kühlschranks viel Ähnlichkeit mit dem eines Mülleimers. Angewidert wandte sich Anna zur Seite: Der Appetit auf Essen war ihr für die nächste Zeit vergangen. Mit einem Mal wurde sie so ärgerlich, dass sie mit einem kräftigen Tritt die Kühlschranktür schloss.

      Drinnen wurde es plötzlich still. Dann vernahm Anna ein kräftiges Zischen. Und schließlich hörte sie eine Stimme rufen: »Es ist dunkel und kalt hier. Und ungemütlich. Lass mich raus!«

      »Aber nur, wenn du dich anders benimmst!«, rief Anna zurück.

      »Anders? Ja ja, aber lass mich jetzt raus.«

      »Versprichst du's?«

      »Ich verspreche alles. Ich will hier raus!«

      Anna lächelte wie jemand, die einen Sieg errungen hat, und öffnete langsam die Tür zum Kühlschrank. Drin saß der kleine Teufel und schaute sie an. Dann grinste er, sprang mit einem Satz aus dem Kühlschrank, und landete auf dem Fußboden.

      »Und wer bringt das alles wieder in Ordnung?«, fragte Anna.

      »Ordnung? Wozu?«

      »Meinst du allen Ernstes, ich würde irgendetwas da drin noch essen?«

      Der kleine Teufel nickte: »Warum nicht? Ist ja noch genug übrig.«

      »Aber ...«, begann Anna. Wie sollte sie diesem Wesen bloß erklären, dass sie das alles so anekelte. Keinen Bissen würde sie hinunter kriegen. Ihr war plötzlich zum Heulen zumute. Sie würde den ganzen Kram wegwerfen müssen. Und wie sollte es weitergehen? Den Kerl verjagen konnte sie nicht. Oder doch?

      »Da sind wir wohl verschiedener Meinung über Ordnung«, hörte sie den kleinen Teufel sagen. »Und du wärst mich am liebsten wieder los.«

      Anna schrak auf. Sie hatte vergessen, dass er ja

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