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Michael: Lovers

      „Über die Liebe zu sprechen ist kein Versuch, das Geheimnis zu erklären, sondern die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.“ Das Originalmanuskript ist schon gut 8 Jahre alt, und deshalb ist darin Gott sei Dank auch nicht vom NEUEN MANN die Rede. Michael Denenny begreift seine Fragen an Philip und Neil nicht als Interviews mit einem „repräsentativen schwulen Paar“, sondern mit „zwei ganz bestimmte Individuen“. In seinem Postskriptum zu den beiden Interviews schreibt Philip: „Ich komme immer mehr dahinter, daß universelle Wahrheiten nicht in verallgemeinerten Verhaltensmustern stecken, sondern sich vielmehr in den beschränkten Kleinigkeiten unseres Lebens manifestieren.“ Philip und Neil lebten 3 Jahre lang zusammen – für die Szene in Greenwich Village (NY) war das außergewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist die Offenheit, mit der sie von ihren tiefen und ihren oberflächlichen Beweggründen erzählen. Fotos, die sie im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit von sich gemacht haben, setzen Erinnerungen frei, denen M.D. nachspürt. Diese 3 Jahre werden im Nachhinein von beiden als die bis dahin drei wertvollsten Jahre ihres Lebens eingeschätzt. Jeder lernte vom anderen auch ein Stück von sich selber sichtbar zu machen und neu zu sehen. Spannend ist es, nach dem Interview mit Philip, die andere Seite der Medaille, das Interview mit Neil zu lesen. Zwei Menschen leben zusammen, lieben sich und kommen dennoch zu z.T. grundsätzlich verschiedenen Interpretationen einer gemeinsam erlebten Situation. Mißverständnisse? Für den oder die „normale/n Heterosexuelle/n“ werden beim Lesen Irritationen auftreten, wenn ein Mann dem anderen Mann z.B. Unterdrückung vorwirft und beschreibt, wie er diese Unterdrückung empfindet. Aber gerade auch diese Irritationen ermöglichen sehr erhellende Einblicke in eigene Beziehungskonstellationen und deren Entstehung. Nebenbei erfährt man auch auch ohne Sentimentalität ein ganzes Stück von dem Bedingungsgefüge an Meinungen und Einschränkungen, mit denen Schwule selbst im scheinbar liberalen Schmelztiegel New York zu leben haben. „Ich bin mir bewußt, daß viele heterosexuelle Männer sich so wenig dafür erwärmen mögen, etwa von Männern zu lernen, die offen dazu stehen, daß ihre Liebesobjekte Männer sind. Ich glaube trotzdem, daß jeder, der selber geliebt hat, etwas mit LOVERS anfangen kann ...“ Letzteres kann ich guten Gewissens unterschreiben. Michael Denneny: Lovers. Zwei Männer und ihre Geschichte. rororo Tb, Hamburg 1986. 183 Seiten. ISBN 3-499-15796-9

Vö.: carpe.com 31.12.1999; buechernachlese.de.vu 31.12.2000

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