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begegnest. Anscheinend gehst du sehr oberflächlich mit deinen Versprechen um."

      Wieder war Börner völlig irritiert. Aber auch diesmal war Bremminger nicht dazu zu bewegen, noch irgendetwas in dieser Sache zu sagen. Mit den Worten: Wer weiß, was noch passiert! war der Fall für ihn zunächst erledigt. Statt dessen forderte er Börner erneut auf, ihm nun endlich den ganzen Fall zu Ende zu erzählen.

      "Nicht so schnell!" rief Börner verwirrt. "Wenn du meinst, ich hätte dich heute Abend angelogen, dann gilt das doch auch für dich."

      Bremminger sah ihn einen Augenblick verdutzt an, dann nickte er. "Du meinst, weil ich dir nicht gesagt habe, dass Milewski befördert wurde?"

      "Vielleicht meine ich das."

      "Tut mir leid", sagte Bremminger. "Ich wollte dich einfach auf die Probe stellen. Wenn du es gewusst hättest, wäre mir klar gewesen, dass du mir die Wahrheit sagst. Und wenn nicht ... Aber das ist doch jetzt nicht wichtig."

      "Es ist sogar sehr wichtig", widersprach Börner. "Dieses Gefühl hatte ich nämlich während der Arbeit am Mordfall Brenner immer."

      "Welches Gefühl?"

      "Das Gefühl, von euch hintergangen zu werden."

      "Aber das ist doch Unsinn!"

      "Vielleicht. Aber was willst du gegen Gefühle machen! Irgendwann war dieser Gedanke einfach da: Die anderen verheimlichen dir etwas. Sie wollen etwas vertuschen, und sie wissen, dass du sie durchschaust. Und der allerschlimmste Gedanke war: Sie wissen auch, dass du nicht wagen wirst, darüber zu reden."

      Bremminger lächelte süffisant. "Aber Richard", sagte er. "Du bist schon ein komischer Kauz. Ich glaube, in meiner gesamten Laufbahn habe ich noch niemals einem Kollegen irgendetwas verheimlicht, was für die gemeinsame Arbeit wichtig war."

      "Ach nein?" Börners Stimme klang provozierend.

      "Nein", sagte Bremminger entschieden.

      Und plötzlich schien Bremminger das Bedürfnis zu haben, tabula rasa zu machen. "Du hattest natürlich auch recht mit diesem dämlichen Kegelabend. Ich habe dich an diesem Sonntag angerufen, weil ich dich fragen wollte, ob du deinen Urlaub nicht verschieben kannst. Ich hatte schließlich keinen fähigeren Mann als dich, das weißt du ja selber. Und ich hatte Angst. Ja, ich hatte einfach Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Die ganze Sache war ja schließlich keine Verkehrskontrolle, da hing doch sogar das BKA drin." Er lachte müde. "Das hat bestimmt mit meiner Führungsschwäche zu tun. Weißt du, den ganzen Abend haben sie mir heute erzählt, was ich doch für ein umgänglicher und kollegialer Vorgesetzter gewesen sei. Sie wollten mir schließlich Honig um den Bart schmieren, Komplimente machen, aber mich hat es nur gestört. Ich habe mich einfach nie getraut, mal richtig auf den Tisch zu hauen und mich durchzusetzen, wenn ich es für nötig hielt. Ich hätte dir damals ohne Wenn und Aber den Urlaub streichen sollen, und stattdessen habe ich nicht einmal gewagt, dich zu bitten, deinen Urlaub zu verschieben. Ich habe es einfach nicht gewagt."

      "Schade."

      "Und natürlich hat mich auch der Wessel an jenem Kegelabend nicht angerufen und hat mir die ganze Sache erklärt. Aber das war dir ja ohnehin klar, dass da nicht irgendein Fuzzi auf der K-Wache solche Dinge erzählen kann. Ich wusste über die ganze Sache Bescheid, seit ich in einer Frühbesprechung mit den Kollegen von den anderen Dezernaten unseren Fall Brenner erwähnt hatte. Da hat mich der Müller vom 7.K. nämlich sofort in sein Büro gebeten und über die ganze Rauschgiftstory um die Firma Brenner informiert. Natürlich war das alles mit äußerster Diskretion zu behandeln. Top secret sozusagen." Bremminger atmete erleichtert auf.

      Börner lachte plötzlich los. "Dann habe ich also jetzt zwei Lügen gut?"

      "Wieso zwei?"

      "Von Milewskis Beförderung brauchte der mir gar nichts zu erzählen. Ihr ward doch in der Zeitung."

      Für Sekunden war Bremminger erstaunt; dann nickte er geschmeichelt. So war das eben: im Alter wurde man berühmt!

      "Dann lass uns doch jetzt mit den Lügen aufhören", sagte er, und seiner Stimme war zu entnehmen, dass ihm dieser Vorschlag wirklich ein Bedürfnis war.

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