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Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
Читать онлайн.Название Malleus Proletarum - Der Proletenhammer
Год выпуска 0
isbn 9783844250473
Автор произведения Marcello Dallapiccola
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Garstmuth zwinkerte ihm zu, verzog aber keine Miene.
„Klingt für mich nach einer interessanten beruflichen Herausforderung!”, strahlte das Bürschchen und ließ die drei Scheine in seiner Hosentasche verschwinden. „Sie können auf mich zählen, Mann!” Sofort machte er sich daran, das Durcheinander zu beseitigen.
Frasther haute Garstmuth auf die Schulter. „Also, lass uns abdampfen!“
11 – Western-Beisl
Wieder zurück im Jeep, waren sich Frasther und Garstmuth schnell über ihre weitere Vorgehensweise einig; da dieser Brackatsky im Moment nicht aufzutreiben war, hingen sie ein wenig in der Luft. Da war eine kleine Zechtour wohl immer noch das sinnvollste, was man machen konnte – vor allem, wenn man gerade einen Haufen Kohle in der Tasche und sonst nichts zu tun hatte. Später würden sie dann den Rest von Prag-Luis Weibern abkassieren, aber erst würde man sich das eine oder andere Trankerl hinter die Binde kippen. Es war kurz nach Mitternacht, die ideale Zeit, um ein wenig auf den Putz zu hauen.
So landeten sie erstmal im 'Sheriff’s Arrest', einem modern eingerichteten Western-Beisl. Mit Befremden stellte Frasther fest, dass moderne Einrichtung und Western-Stil optisch nicht wirklich gut zusammenpassten – aber solange das Bier schmeckte, was das Drumherum ja nicht so wichtig. Hier waren jede Menge junger Leute, die tanzten, miteinander laberten, lachten und Spaß hatten. Manche hatten sogar Western-Kleidung an, man sah Jungs mit Cowboyhüten und Mädels mit diesen riesigen Röcken, deren genaue Bezeichnung ein richtiger Mann nicht zu wissen brauchte.
Als Türsteher fungierte offenbar ein Kerlchen Anfang zwanzig, das zuviel Anabolika schluckte. Diesen Steroidbombern sah man immer gleich an, was los war – durch das Verhältnis der muskelbepackten Oberarme, an denen die berühmte Arnold-Ader sich abzeichnete, zu den vom vielen gespritzten Dreck pickeligen und vernarbten Visagen konnte man unschwer den Missbrauch von Anabolika ableiten, wenn man sich ein wenig auskannte. Frasther kannte sich gut genug aus, um zu wissen, dass ein Bodybuilder kein Gegner war; wenn der Kerl ihm blöd gekommen wäre, hätte er ihm dies sehr schnell demonstriert. Doch der Türsteher musterte die beiden zwar argwöhnisch, machte aber ansonsten keinen Pieps.
Von der Musik schien das ganze in Richtung älterer Rock- und Bluessachen abzugehen. Garstmuth schnippte ein wenig mit den Fingern im Takt, während er auf einen Barhocker zusteuerte. CCR wurde gespielt, als sie Platz nahmen und jeweils ein Bier orderten. Als das Bier dann kam, schwenkte der DJ auf die langsamere Schiene um und brachte „Ride on” von AC/DC. Synchron griffen sie nach einem Tschick – es war einer dieser Songs, der sich einfach noch besser anhörte, wenn man mit einem Tschick in der Pappn im Takt mitwippte. Das Bier war überraschenderweise nicht so teuer, wie sie zuerst befürchtet hatten; es gab sogar große Biere, die im Verhältnis immer billiger waren als die kleinen.
„Netter Schuppen”, merkte Garstmuth an, der bereits seinen gierigen Blick auf die anwesende Weiblichkeit gerichtet hatte und angestrengt die Ärsche musterte.
„Brauchst dich aber nicht lange mit Drinks zahlen und ewigem Gelaber aufzuhalten – wenn du bumsen willst, können wir dir eines von Prag-Luis' Hühnern organisieren. Profis machen das immer noch am besten”, sagte Frasther lapidar, als er den Blick seines Kumpels sah.
Doch Garstmuth hatte bereits einer zugezwinkert und mit einladender Geste auf den Barhocker neben sich gedeutet; langsamen, unsicheren Schrittes kam das Mädel angepirscht. Ein süßes, junges Ding in weißem Westernkleid, hellblauer Jeansjacke, einem schwarzen Stirnband in den langen, goldblonden Haaren und mit den obligatorischen Cowboystiefeln an den Hufen.
„Na, Blondie, magst du dich ein wenig zu mir setzen?”, brummte Garstmuth die Kleine mit seinem einlullendsten Bass an.
Das Mädchen blickte auf die Tätowierungen an Garstmuths gewaltigen Unterarmen: „Oh wow, du hast aber viele Tätowierungen. Sind die ausm Knast?”
„Nein, die sind nicht aus dem Knast, sondern von einem richtig guten Tätowierer in Amsterdam”, erklärte Garstmuth sülzend. „Hab' ich mir über die Knast-Tattoos drübermachen lassen”, fügte er dann etwas geheimnisvoll hinzu. Die Kleine kicherte schüchtern.
„Und was bedeutet: KRPR?”, fragte sie weiter, diesmal mit einem unschuldig-fragenden Augenaufschlag.
Garstmuth räusperte sich.
„Ist die Abkürzung für 'Krepier!' Ist das einzige Tattoo an dem Knaben, das KEIN Profi gestochen hat – das hab' nämlich ich gestochen”, schaltete Frasther sich in das Gespräch ein, nicht ohne einen dezent stolzen Unterton.
„Krepier?”, fragte sie ungläubig.
„Ja, weißt', Mädel, das ist meine Schlagfaust, und als der Frasther hier und ich”, Garstmuth deutete mit präsentierender Geste erst auf Frasther neben ihm und dann auf sich selbst, „früher noch junge Spunde waren, ham' wir das immer gebrüllt, wenn wir einen ausgeknockt ham'. Ist aber schon lange her…”
„Und weswegen warst du im Knast, wenn ich fragen darf?”, hakte sie nach.
„Na, eh nix besonderes, nur ein paar Kleinigkeiten wie Körperverletzung, gefährliche Drohung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Fahren in alkoholisiertem Zustand, Fahren ohne Führerschein, Fahren trotz gerichtlich angeordneter Fahrzeug-Betriebssperre…”, zählte Garstmuth die ganze Litanei auf.
Die Augen der Kleinen wurden immer größer. „Und jetzt im Moment – darfst du fahren oder nicht?”
„Natürlich nicht, aber wenn ich fahren muss, dann fahre ich, basta. Doch jetzt setz dich endlich her, Kleine, und trink was mit mir. Was magst 'n haben?”
Das Blondchen setzte sich zögerlich und mit scheuem Blick: „Eine Cola, aber die möchte ich gern selber zahlen.”
„Cola?”, fragte Garstmuth ungläubig.
„Eine Cola!”, schüttelte Frasther ungläubig den Kopf. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er diese grässlich süße, nach Dünnschiss aussehende Pampe zum letzten Mal getrunken hatte. Während die beiden ob dieser Bestellung in eine Art Schockstarre verfallen waren, ergriff das Mädel selber die Initiative und orderte sich ihr Getränk.
„Und ich heiße übrigens Donna und studiere Sozialarbeit. Nebenher tanze ich aber auch noch in einer Square-Dance-Gruppe, und die meisten Leute von der Gruppe treffen sich immer hier…”
„Square Dance?”, erkundigte sich Garstmuth. Vor seinem geistigen Auge erschien Donna, nur in einer Leder-Korsage, wie sie sich um eine Stange räkelte.
„Kennst du nicht? Das ist ein Westerntanz, ein Gruppentanz – und das hier…”, sie deutete auf ihr Kleid, „ist das traditionelle Kleid, das die Ladies dazu tragen. Ich finde das Kleid aber so angenehm, dass ich es eigentlich sowieso fast immer trage, wenn ich ausgehe…”, salbaderte Donna weiter, während das tolle Bild vor Garstmuths innerem Auge wie eine Seifenblase zerplazte.
Frasther drückte seinen Tschick aus und blendete das Geseiere der Kleinen, die jetzt munter weiter Garstmuth zutextete, einfach aus. Er ergriff sein Bier, nahm einen köstlichen, großen Schluck und ließ dann seinen Blick ein wenig durch das Lokal schweifen.
Der Billardtisch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Partie Billard wäre jetzt nicht schlecht, überlegte er sich. Doch dann erspähte er in einem Winkel einen Tischfußballkasten, an dem ein paar jugendliche Burschen rumlümmelten; vier, die spielten und einer der zusah. Er erhob sich von seinem Barhocker und steuerte breitspurig auf den Kasten zu. Wie eine antike Statue stellte er sich daneben und sah den vier Kerlchen beim Kicken zu. Könner, das sah man auf den ersten Blick. Er beobachtete noch zwei Bälle lang genau die einzelnen Aktionen – Könner, aber keine Profis, grinste er hämisch in sich hinein.
„He, du!”, blaffte er den einen Kerl an, der ihm gegenüber am Tisch stand und ebenfalls beim kickern zusah.
Das Bürschchen, ein dünner, blasser Knabe in viel zu weitem Peruanerpulli und mit einer dieser doofen Rasta-Wollmützen