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ist doch alles wie immer, ich bring' dann die Säcke weg…”

      „Ja, die Säcke mu’t du t’agen, ich kann das nicht so schwer t’agen – das muss alles weg hie'.” Sie stemmte die Hände in die Hüften und fuhr mit der Gardinenpredigt fort: „Bei di' is' nur Pizzaschachtel, Bie'dose, Bie'flasche, Ve'packung von Wü'tel'tand… F’ather, du mu’t d'ingend ein F'au suche! Mann in deine Alter muss ein F'au haben, die sich um deine Haus kümme’t!” Sie grinste ihn kopfschüttelnd an.

      „Na, wenn ich eine Alte hätt’, dann könntest du dir nicht nebenher was dazuverdienen, also sei lieber froh, dass ich keine hab'!”, versuchte Frasther die Situation mit einem Schmäh zu entschärfen, doch Pinid war bereits wieder in ihrem Element und laberte drauflos, gab Frasther allerlei Tipps, wohin er zu gehen hatte, um potentiell heiratswillige Frauen zu treffen und wie er eine solche für sich gewinnen konnte. Zum x-ten Mal empfahl sie ihm alte Freundinnen aus dem Gewerbe oder deren Töchter – alles saubere Frauen, die laut Pinids Aussage nur darauf warteten, dass ein Mann wie Frasther sie heiratete, um dann seine Kinder großzuziehen, seinen Dreck wegzuräumen und seine Wäsche zu waschen.

      Bei diesem Thema streifte ihr Blick den vorsortierten Wäscheberg – vorsortiert nach Kriterien, die Frasther ein ewiges Rätsel bleiben würden – und sie begann ihm zu erklären, dass er sich ruhig mal einen Anzug leisten sollte; ein jeder Mann mache in einem Anzug ganz ordentlich was her, wenn es dann noch so ein stattlicher Kerl wäre, wie Frasther nun mal einer war, könnten sich die „Ladies“ sicher gar nicht mehr zurückhalten.

      „Ein Anzug, soweit kommt's noch!“, murrte Frasther und nahm einen Schluck von seinem Bier.

      „Einkauf'liste hab ich di' auch gesch'ieben“, wechselte Pinid das Thema und präsentierte ihm einen Zettel mit krakeligen Buchstaben drauf.

      Frasther wusste aus Erfahrung, dass es knifflig sein konnte, ihre Einkaufslisten zu entziffern. Offenbar hatte man in Thailand andere Buchstaben und wenn Pinid mit der „Falang*-Schrift“, wie sie sie nannte, nicht mehr klarkam, dann half sie sich mit exotisch aussehenden Kritzeleien aus. Er parkte den Zettel auf seinem Fernsehtischchen, das Pinid bei ihrer Putzaktion von den leeren Flaschen und dem überquellenden Aschenbecher befreit hatte.

      Da kam ihm auf einmal in den Sinn, dass das mit dem Abtransport des Mülls und dem Einkaufen wohl nix werden würde, denn sein Einsatzfahrzeug stand ihm ja gar nicht zur Verfügung. So ein Mist! Er hatte sich ja von Prag-Luis' Villa direkt nach Hause fahren lassen – und dabei ganz vergessen, dass sein Jeep noch auf dem Parkplatz von 'Charley's Kneipe' stand.

      Beim Arsche des Propheten, ärgerte er sich, morgen musste er also erst mit dem Taxi zur Kneipe raus, bevor er sich um die Näherei, von der Bertl erzählt hatte, kümmern konnte.

      „Ha't du noch Wäsche üb'ig zum Wechseln…“, setzte Pinid neugierig an, wurde jedoch von Krawall unterbrochen. Man hörte eine Nachbarstüre, die kräftig aufgeknallt wurde, Gepolter und Gezeter ertönte draußen auf dem Flur und etwas schepperte. Eine Weiberstimme keifte in den höchsten Tönen und ein Kerl versuchte die Alte in sehr defensivem Tonfall zu beruhigen.

      Frasther stellte sein Bier ab und eilte zur Tür. Pinid kam ebenfalls herangetrippelt, zusammen blickten sie auf den Gang hinaus.

      „Oh, das ist Nachba’ T'nich’be'ge’, hat wied’ St’eit mit F’au!”, konstatierte sie.

      Einige Gegenstände kamen jetzt durch die halboffene Tür geflogen, eine Dose Rasierschaum, ein Schuh, ein paar zusammengeknüllte Klamotten. Dabei brüllte ein Weib die ganze Zeit in schrillster Stimmlage auf den Kerl ein, dessen abwiegelndes Gebrummel im Getöse beinahe unterging.

      „Haut ihn die Alte wieder mal raus, den Znichtlberger? Dieses Weichei lässt sich ja auch alles gefallen von dem Trampel.”

      Pinid, die den Kopf unter Frasthers Achsel hindurch zur Tür rausstreckte, blickte mit großen Augen zu ihm hoch, jedoch nur einen Augenblick lang. Dann krachte bei Znichtlbergers etwas Großes, Schweres von innen an die Tür. Frasther tippte auf einen Koffer, dessen Flugbahn die Schreckschraube nicht optimal berechnet hatte. Weiber waren dazu eben nicht so geeignet, denn etwas auf ein Ziel zu werfen war in etwa so, wie ein Auto rückwärts einzuparken. Dann schwang die Tür endlich ganz auf und man sah den Znichtlberger, einen mageren, harmlos und nicht besonders helle aussehenden Kerl Ende vierzig, wie er im Rückwärtsgang aus der Wohnung kam. Er hielt abwehrend die Hände erhoben und seine Alte, ein Schlachtschiff von einem Weib mit wildem, violett-schwarz gefärbtem Haarschopf und mächtigen, haarigen Betonstampfern, die unter einem abgetragen aussehenden Blümchenrock hervorschauten, walzte mit drohend erhobenem Zeigefinger hinter ihm her. Die Ziege meckerte untentwegt auf den armen Kerl ein, doch der Hall in dem großen alten Gemäuer machte es unmöglich, ihre Worte zu verstehen. Pinid kicherte und das Schlachtschiff hielt inne und sah zu ihnen herüber.

      „Was geht euch das an, kümmert euch gefälligst um euren eigenen Dreck!”, fauchte sie herüber.

      Pinid verzog sich augenblicklich wieder eingeschüchtert in Frasthers Wohnung.

      „Mach mich bloß nicht deppert* an, du Elefantenkuh!“, brüllte Frasther zurück. „Selber schuld, wenn du hier so einen Aufstand machst! Dein Geschrei ist ja im ganzen Haus zu hören, da isses ja logisch, dass die Leute schauen!”

      „Also, das ist ja wohl die Höhe! Wernfried, hast du gehört, wie der mich genannt hat?!?”

      Znichtlberger blickte unsicher zu Frasther herüber und dann wieder zu seiner Alten.

      „Ja, sagst du da gar nichts dazu?!?”, gellte sie ihren Gatten mit sich fast überschlagender Stimme an.

      „Was soll er auch sagen, wenn er genau weiß, dass ich Recht hab'? Sei lieber froh, dass du den hast, jeder andere Kerl würde dir dreimal am Tag eine auflegen, damit's dir die Flausen austreibt!” Frasther machte einen Schritt raus aus der Tür und baute sich in Drohhaltung auf. Es wirkte, die Furie hielt ihre Schnauze, schaute noch einmal verunsichert herüber und verschwand dann wutschnaubend wieder in der Wohnung. Krachend fiel die Tür, vor dem immer noch verdattert dastehenden Znichtlberger mit seinem Koffer, ins Schloss.

      „Mann, das kannst du dir doch nicht von dem Hausdrachen gefallen lassen, was ist nur los mit dir? Immerhin bringst du die Kohle nach Hause, damit sie den ganzen Tag vor der Glotze hocken und fressen kann!”, schnauzte nun auch Frasther seinen Nachbarn an.

      Der Znichtlberger sah ihn resignierend an. „Wir sind schon fast zwanzig Jahre verheiratet…”

      „Das sind zwanzig Jahre zuviel! Na, mir is' das wurscht, ich hab' zum Glück nicht so eine Scheiße am Hals!” Damit drehte er sich wieder um und folgte Pinid, die bereits deutliche Fortschritte im Kampf gegen die Vermüllung erzielt hatte.

      „Arme’ Mann, ist imme’ so nett und f’eundlich, kann ga’ nicht ve’stehen, wa’um die F’au so böse mit ihm i’t!”, schüttelte sie den Kopf.

      „Tja, jetzt hat sie ihn delongiert!“, brummte Frasther.

      „Aba wa'um so böse, F'athe'? Wa'um so schimfen und sch'eien mit ihm?“

      „Selber schuld, der Trottel. Der hätt' die gar nie aufkommen lassen dürfen“, sagte Frasther mitleidlos.

      „F'ather, schau, du has' Einkauf'liste schon ve'schlamp'!“ Pinid wedelte mit dem Zettel, den sie auf dem Fernsehtischchen gefunden hatte, vor seiner Nase herum. Sie musste den Arm fast durchstrecken, um überhaupt soweit raufzukommen, obwohl sie Schuhe mit Absätzen trug. Frasther nahm den Zettel entgegen und studierte ihre Schrift. Da stand doch original eine Position drauf, die „Fische ops und gemuse” hieß. Er musste unweigerlich grinsen – er war doch kein Karnickel! Aber er sagte nichts, sondern legte den Zettel sorgsam auf das Tischchen vor seiner Pritsche.

      „Und du nimm’t lee' F'aschen auch mit wenn du einkaufen geh't. Hab' ich di' in Tasche he'ge'ichtet!“ Pinid präsentierte ihm zwei seiner alten Sporttaschen, die bis zum Anschlag mit leeren Bier- und sonstigen Spritflaschen gefüllt waren.

      „Na, super, dann kann ich morgen alles auf einmal entsorgen – hast du Klasse

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