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rabenschwarzen Kopf erhobenen Hand ein Bündel gestärkter Unterröcke, die blendend weiß im Sonnenschein glänzten. Dann humpelte noch der alte Pförtner herein, wusch das Pflaster auf, und das Haus war für den Tag bereit. Alle die luftigen Räume auf drei Seiten des Vierecks waren untereinander und mit dem Corrédor verbunden, von dessen schmiedeeisernem, mit Blumen bestandenem Gitter aus Frau Gould, wie die Herrin eines mittelalterlichen Schlosses, von oben her alles Kommen und Gehen der Casa überblicken konnte, dem der Widerhall unter dem gewölbten Torweg ein stattliches Gepräge gab. Sie hatte zugesehen, wie ihr Wagen mit den drei Gästen aus dem Norden wegrollte. Sie lächelte. Drei Arme griffen gleichzeitig nach drei Hüten. Kapitän Mitchell, der sie als vierter begleitete, hatte bereits eine pomphafte Rede begonnen. Dann verweilte Frau Gould müßig, näherte ihr Gesicht den Blütenbüscheln hier und dort, als wollte sie ihren Gedanken Zeit lassen, sie bei ihrem langsamen Schreiten durch die schmale Mittelstrecke des Corrédors einzuholen.

      Eine befranste indianische Hängematte aus Aroa, mit bunter Federarbeit geschmückt, war mit Bedacht in einem Winkel aufgespannt, den die Morgensonne traf; denn die Morgen in Sulaco sind kühl. Die Blüten der »Flor de noche buena« flammten in großen Büscheln vor den offenen Glastüren der Empfangsräume. Ein großer grüner Papagei, smaragden schimmernd, in einem Käfig, der wie Gold glitzerte, schrie wild: »Viva Costaguana!«, flötete dann zweimal: »Leonarda, Leonarda!« in Frau Goulds eigener Stimme und rettete sich plötzlich in Reglosigkeit und Schweigen. Frau Gould ging bis zum Ende der Galerie und streckte den Kopf durch die Türe zum Zimmer ihres Gatten.

      Charles Gould, den einen Fuß auf einem niedrigen Holzschemel, schnallte sich die Sporen an. Er wollte schnell zur Mine zurück. Frau Gould blickte durch den Raum, ohne einzutreten. Ein hohes, breites Büchergestell mit Glastüren war voll von Büchern; in einem andern aber, das keine Türen hatte und mit rotem Tuch ausgeschlagen war, hingen allerlei Feuerwaffen, Winchester-Karabiner, Revolver, ein paar Jagdgewehre und sogar zwei Paar doppelläufige Halfterpistolen. Dazwischen, für sich allein auf scharlachrotem Samt, hing ein alter Kavalleriesäbel, einst das Eigentum des Don Enrique Gould, des Helden der Westlichen Provinz; ein Geschenk von Don José Avellanos, dem erblichen Freund der Familie.

      Im übrigen waren die weiß vergipsten Wände völlig schmucklos, bis auf eine Aquarellskizze des San-Tomé-Gebirges, eine Arbeit von Doña Emilias Hand. Mitten auf dem roten Ziegelfußboden standen zwei lange Tische, mit Plänen und Papieren beladen, einige Stühle und eine kleine Vitrine mit Erzproben aus der Mine. Frau Gould überflog der Reihe nach alle diese Dinge und ließ dabei die Frage laut werden, warum wohl die Reden dieser reichen, unternehmenden Leute über die Aussichten des Betriebs und die Sicherheit der Mine sie so ungeduldig und zappelig machten, während sie doch mit ihrem Gatten über die Mine stundenlang mit immer gleichbleibendem Interesse und Vergnügen sprechen konnte.

      Und mit einem ausdrucksvollen Senken der Augenlider fügte sie hinzu:

      »Wie fühlst du dich denn dabei, Charley?«

      Dann hob sie, überrascht von ihres Gatten Schweigen, die Augen, weit geöffnet, wie schöne, blasse Blumen. Er war mit dem Anschnallen der Sporen fertig, zog nun seinen Schnurrbart mit beiden Händen aus und sah von der Höhe seiner langen Beine in sichtlicher Zufriedenheit mit ihrer Erscheinung auf sie herunter. Das Bewußtsein, so angesehen zu werden, behagte Frau Gould.

      »Es sind sehr bedeutende Leute«, sagte er.

      »Ich weiß. Aber hast du auch ihren Reden zugehört? Sie scheinen nichts von allem verstanden zu haben, was du ihnen gezeigt hast.«

      »Sie haben die Mine gesehen, und davon haben sie sicherlich etwas verstanden«, warf Charles Gould ein, in Verteidigung der Gäste; und dann nannte seine Frau den Namen des Bedeutendsten der drei, er war als Finanzmann wie als Industrieller bedeutend. Sein Name war vielen Millionen Menschen vertraut. Er war so bedeutend, daß er niemals so weit von seinem Arbeitsgebiet weggereist wäre, hätten ihm nicht die Ärzte mit versteckten Drohungen zu einem längeren Urlaub zugeredet.

      »Herrn Holroyds religiöses Gefühl«, fuhr Frau Gould fort, »nahm empörten Anstoß an den buntgeschmückten Heiligen in der Kathedrale. Er sprach von Götzendienst vor Holz und Flitterkram. Aber mir kam es vor, daß er seinen eigenen Gott als etwas wie einen einflußreichen Partner betrachtete, der seinen Gewinnanteil in Form immer neuer Kirchenbauten bezieht. Auch das ist eine Art von Götzendienst. Er hat mir gesagt, daß er jedes Jahr einige Kirchen stiftet, Charley.«

      »Kein Ende davon«, sagte Herr Gould und staunte innerlich über die Beweglichkeit ihres Gesichts. »Über das ganze Land. Er ist berühmt für diese Art von Freigebigkeit.«

      »Oh, er rühmt sich nicht«, erklärte Frau Gould gewissenhaft. »Ich glaube, er ist wirklich ein guter Mensch – aber so beschränkt! Ein armer Chulo, der einen kleinen Arm oder ein Bein aus Silber opfert, um seinem Gott für eine Heilung zu danken, ist genau so vernünftig und dabei ergreifender.«

      »Er vertritt ungeheure Eisen- und Silberinteressen«, bemerkte Charles Gould.

      »O ja! Die Religion von Silber und Eisen. Er ist ein sehr höflicher Mann, obwohl er furchtbar feierlich dreinschaute, als er zuerst die Madonna im Stiegenhaus erblickte, die ja nur bemaltes Holz ist; aber er hat keine Bemerkung gemacht. Mein lieber Charley, ich habe diese Leute untereinander reden hören. Ist es möglich, daß sie wirklich den Wunsch haben, gegen einen ungeheuren Lohn Wasserträger und Holzfäller zu werden für alle Länder und Völker der Erde?«

      »>Ein Mann muß auf ein Ziel hinarbeiten«, meinte Charles Gould obenhin.

      Frau Gould runzelte leicht die Brauen und besah sich ihn von Kopf zu Fuß. In seinen Reithosen, den Ledergamaschen (einem Kleidungsstück, das nie zuvor in Costaguana gesehen worden war), einem Norfolkrock aus grauem Flanell und mit dem mächtigen, flammroten Schnurrbart erinnerte er weit eher an einen Kavallerieoffizier, der sich auf seine Güter zurückgezogen hat. Der gesamte Eindruck sagte Frau Goulds Geschmack zu. »Wie mager der arme Junge ist«, dachte sie. »Er überarbeitet sich.« Doch war es nicht zu leugnen, daß sein feingeschnittenes, kühnes, rotes Gesicht und die ganze langgliedrige Erscheinung den Eindruck von Vornehmheit erweckten. Und Frau Gould lenkte ein.

      »Ich wollte nur wissen, was du dabei fühltest«, murmelte sie.

      Nun war Charles Gould während der letzten zwei Tage viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, zweimal nachzudenken, bevor er sprach, als daß er hätte seinen Gefühlen übergroße Aufmerksamkeit zuwenden können. Da er sich aber mit seiner Frau gut vertrug, so fand er ohne Schwierigkeit eine Antwort.

      »Die besten meiner Gefühle sind in deiner Obhut, meine Liebe«, sagte er unbefangen; und in diesem etwas dunklen Satz lag so viel Wahrheit, daß er im Augenblick für die Frau eine vertiefte, dankbare Zärtlichkeit empfand.

      Frau Gould übrigens schien die Antwort durchaus nicht dunkel zu finden. Ihr Gesicht hellte sich auf; doch er hatte schon den Ton gewechselt.

      »Aber es gibt eben Tatsachen. Der Wert der Mine – als Mine – steht außer Frage. Sie wird uns sehr reich machen. Die Einrichtung des bloßen Betriebs hängt von technischen Kenntnissen ab, die ich habe – die zehntausend andere Männer in der Welt auch haben. Die Sicherheit aber, das Fortbestehen des Unternehmens, das Leuten – Fremden, in gewisser Beziehung –, die Geld hineinstecken, Gewinn abwerfen soll: die sind ganz in meine Hände gegeben. Ich habe einem reichen, angesehenen Mann Vertrauen eingeflößt. Das scheint dir ganz natürlich, nicht wahr? Nun, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wieso es gekommen ist; aber es ist Tatsache. Diese Tatsache macht alles möglich, denn ohne sie wäre gar nicht daran zu denken, die Wünsche meines Vaters außer acht zu lassen. Ich hätte nie über die Konzession verfügt – so wie etwa ein Börsenspieler ein kostbares Betriebsrecht verwertet – gegen Bargeld und Aktien, um vielleicht, wenn möglich, reich zu werden, jedenfalls aber, um sofort bares Geld in die Tasche zu bekommen. Nein. Selbst, wenn es tunlich gewesen wäre – was ich bezweifle –, hätte ich es nicht getan. Der arme Vater hat es nicht verstanden. Er fürchtete, ich würde mich an das elende Ding hängen, auf eine solche Gelegenheit warten und dabei mein Leben verzetteln. Das war der eigentliche Grund seines Verbots, das ich mit Überlegung übertreten habe.«

      Sie schritten den

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