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würden die T 34 ihre Dieselmotoren anlassen, die Infanterie würde aufsitzen und dann würden die Fahrzeuge vorrücken. Nachdem die Russen mehr als 30 Minuten wie entfesselt geschossen hatten wurden die Einschläge weniger und das war ein Zeichen, dass der Gegner jetzt antreten würde. Wie hoch die deutschen Verluste waren wusste Weber nicht, aber er vermutete, dass in den Gräben etliche Männer gefallen waren. Gleichzeitig hoffte er, dass die wenigen schweren Waffen noch einsatzbereit waren, dieser Angriff konnte nicht nur mit Schützenwaffen abgewehrt werden. Es schlugen noch einige Granaten ein, dann war das trockene Bellen von Panzerkanonen zu hören.

      Wenn Günther Weber die deutschen Stellungen an diesem mit von dem SS-Bataillon gehaltenen Abschnitt aus der Vogelperspektive gesehen hätte, wäre er vor Schreck zusammen gezuckt. Zwei gut eingegrabene 8,8 Zentimeter Flak waren durch Volltreffer vernichtet worden und umgekippt. Drei Panzer IV Ausführung G rußten brennend vor sich hin, Granaten hatten die dünnen Deckenpanzer durchschlagen. Jetzt standen noch zwei 8,8 Zentimeter Flak und drei Panzer IV sowie vier Panzer III zur Verfügung. In den Gräben an diesem Abschnitt lagen 87 tote und 36 verwundete oder sterbende SS-Männer am Boden. Von den knapp 300 in die Stellungen eingerückten Infanteristen der SS standen jetzt noch knapp 180 Männer bereit. Sie konnten nur ihre Schützenwaffen und 7 MG 42 einsetzen. Das Dröhnen der Pantermotoren schwoll an und die 8,8 Flak eröffneten das Feuer. Günther Weber spähte über den Grabenrand und konnte sehen, dass die T 34 noch ungefähr einen Kilometer entfernt waren. Die deutschen Flakkanoniere waren aufgrund der Verluste verbittert und zur Abwehr entschlossen. Die ersten Granaten jagten den T 34 mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 795 Metern in der Sekunde entgegen. Zwei Panzer explodierten sofort und die Detonationen fegten die aufgesessene Infanterie weg, Weber sah die Sprengwolken deutlich aufsteigen. Jetzt griffen die deutschen Panzer auch in das Gefecht ein. Die Panzer IV hatten auf diese Entfernung gute Erfolgsaussichten aber sie trafen die schnell fahrenden russischen Panzer nicht. Die Acht-Acht feuerten ununterbrochen und konnten noch einen T 34 abschießen, aber noch 16 Panzer kamen immer näher. Knapp 300 Meter vor den deutschen Gräben verringerten die russischen Panzer das Tempo, die Infanteristen sprangen von den Fahrzeugen herunter und die T 34 schossen. Einem Panzer III wurde der Turm abgerissen und Splitter ließen die Bereitschaftsmunition explodieren. Zwei Panzer IV erhielten Treffer, aber einige Männer der Besatzung konnten noch ausbooten. Die T 34 hatten das Feuer auf die Acht-Acht konzentriert und die Sprenggranaten schalteten die Geschütze aus, die Bedienungen fielen im Splitterregen. Als die T 34 auf 200 Meter heran waren konnten die vier noch gefechtsbereiten deutschen Panzer drei der angreifenden Fahrzeuge vernichten, aber dann wurden sie von den restlichen zusammengeschossen. Die deutsche Infanterie stand ohne jegliche Unterstützung durch schwere Waffen da. Einige der Männer des SS-Bataillons gerieten jetzt in Panik und verließen die Gräben. Günther Weber wusste, dass dies ein tödlicher Fehler war, denn den Männern wurde von den Bord MG der Panzer in den Rücken geschossen. Weber hatte das Gefühl, dass er in den nächsten Minuten sterben würde. Er schaute vorsichtig über den Grabenrand und sah, dass die russischen Panzer stehen geblieben waren und auf die eigene Infanterie warteten. Einer der T 34 stand keine 80 Meter vor Webers Deckung und drehte den Turm, um Ziele aufzuspüren. Dann feuerte er eine Sprenggranate ab, die fünf Meter vor dem Grabenrand explodierte. Günther Weber wurde durch die Druckwelle an die hintere Grabenwand geschleudert, er schlug hart mit dem Stahlhelm gegen die Erde und ihm wurde schwarz vor Augen. Das letzte was er wahrnahm, war ein stechender Schmerz in seiner linken Schulter.

      Nach bangen Stunden, ob die Maschine durchhalten würde, kam die Landlinie in Sicht. An Bord hatte es die üblichen Aufräum- und Vorbereitungsarbeiten gegeben. Obwohl die Nummer Eins sein übliches Theater mit viel Rumgebrüll aufgeführt hatte nahm das keiner richtig ernst. In knapp 3 Stunden sollten sie es geschafft haben, dann würde das lädierte Boot am Kai anlegen und später in eine Trockenbox transportiert werden. Da die Ausfälle an Bord erheblich waren rechnete Haberkorn damit, dass die Werft wohl einige Zeit benötigen würde, um das Boot wieder instand zu setzen. Insgeheim stellte er sich schon vor, dass er eventuell einige Tage mit Marie verbringen könnte. Natürlich würde das davon abhängen, wie er mit in die Arbeiten eingebunden sein würde.

      Das Boot kam mit 7 Knoten Fahrt immer näher an das Land heran, und die Männer auf dem Turm und an den Flakgeschützen im Wintergarten waren sehr aufmerksam. Sobald sie im Schutz der Küstenbatterien waren sollte das Schlimmste vorbei sein aber sie trennten noch gut 5 Seemeilen von der Hafeneinfahrt und Haberkorn hatte sich angewöhnt, erst dann entspannter zu sein, wenn sie angelegt hatten. Tauchen war im flachen Küstenvorfeld ohnehin nicht mehr möglich, wenn sie jetzt angegriffen werden sollten mussten sie die Sache an der Oberfläche durchstehen. Die 3,7 Zentimeter Flak war eine wirkungsvolle Waffe, aber auf der instabilen Plattform eines sich bewegenden U-Bootes gehörte schon eine große Portion Glück dazu, ein Flugzeug abzuschießen. Die 2 Zentimeter Flak hatte zu wenig Durchschlagskraft und diente mehr der Abschreckung anfliegender Maschinen. Als man von Boot aus schon erste Gebäude erkennen konnte näherte sich eine weiße Motorbarkasse.

      „Ach du liebes Bisschen“ knurrte der Kommandant verärgert „extra Vorab Empfangskomitee für uns. Ich wette, das ist wieder der schleimige Heinrich, Kriegsberichter. Schnappt sich immer schon vor dem Einlaufen symbolisch die Kommandanten und quetsch die dann bei Bier und Schnaps über den Verlauf der Reise aus. Und daraus formuliert dieser widerliche Kerl dann seine Heldenepen. „Mit einem schneidigen Angriff schoss das Boot zwei Frachter aus dem Konvoi hinaus und entkam den feindlichen Zerstörern dann durch ein geschicktes Wechseln der Kurse und Tiefen.“ So oder ähnlich klingt das dann. Dabei ist dieser Barde noch kein einziges Mal draußen gewesen. Jetzt wird das Salbadern gleich losgehen. Aber wir lassen ihn nicht an Bord, können eben wegen Motorproblemen nicht stoppen.“

      Die Barkasse lief neben dem Boot her und versuchte anzulegen.

      „Herr Kaleun, stoppen Sie bitte“ rief ein untersetzter und dicklicher Mann zum Turm hoch und schwenkte eine Flasche in seiner rechten Hand „ich möchte Ihnen ein Glas Schampus auf Ihre Erfolge anbieten.“

      „Haben Maschinenprobleme“ erwiderte der Kommandant laut „müssen bis zum Kai durchlaufen. Später können wir anstoßen.“

      „Noch 10 Minuten“ sagte er leise zum Obersteuermann „dann kommt wieder das ganze Brimborium. Mal sehen wer uns begrüßen wird. Ich hoffe, der Flottillenchef ist woanders unabkömmlich.“

      Das Verhältnis zwischen dem Kommandanten und dem Flottillenchef war angespannt. Der Kapitänleutnant hatte für den Fregattenkapitän eine deutlich spürbare Verachtung übrig. Der Mann war zweimal auf Feindfahrt gewesen und hatte danach um die Ablösung vom Bordkommando gebeten, weil er eine scheinbare Rheumaerkrankung davongetragen hätte. An Land hatte er sich dann zielstrebig in der Verwaltung nach oben gearbeitet und es bis zum Flottillenchef gebracht. Ein offenes Geheimnis war seine Vorliebe für die Jagd und er war des Öfteren nicht am Standort anwesend. Dann führte sein Stabschef die Geschäfte und mit dem kam der Kommandant besser zurecht, die beiden Männer kannten sich schon viele Jahre. Wie der Korvettenkapitän allerdings mit dem recht unbedarften Flottillenchef zusammenarbeiten konnte war den meisten Offizieren nicht klar, aber das war nicht ihre Sache. Tatsächlich kam der Stabschef nach dem Anlegen auf das Boot und hielt eine kurze Ansprache, er verwendete aber nicht die dröhnenden Schlagworte von Dönitz. Der Kommandant würde mit ihm in der Limousine zum Rapport mitfahren.

      „LI, Sie, der I WO, der Obersteuermann, der Rudergänger, die Zentralemaate und die E-Maschinisten bleiben an Bord und bringen das Boot zur Aufschleppanlage. Ihre Seesäcke geben Sie den anderen mit. Die Männer werden mit Bussen in ein Barackenlager drei Kilometer von der Stadt weg hingefahren, Sie werden dann später auch abgeholt. Ich bin jetzt mit unserem alten LI und dem Stabschef in dessen Büro zur Auswertung der Reise und zur Absprache wegen der Reparaturen. Komme dann später nach. II WO, Sie sind der Transportführer für die beiden Busse. Die Männer sollen sich einrichten und heute Abend gibt es den üblichen Umtrunk. Also, bis später.“

      Der I WO fuhr das Boot und gab vorsichtige Rudermanöver um die überbunkerte Aufschleppanlage anzusteuern. Marineinfanteristen, die den Betrieb in Hafen mit organisierten, standen im Bunker bereit und gaben Winkzeichen

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