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Star Force - Rebellen des Mars. Alfred Bekker
Читать онлайн.Название Star Force - Rebellen des Mars
Год выпуска 0
isbn 9783847649670
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
"Klar."
"Ich bin ganz Ohr."
"Wir befinden uns in einer Gruppe meuternder Star Force-Leute, angeführt von einem Größenwahnsinnigen. So jedenfalls sehe ich das."
"Und warum hast du auf der Versammlung nichts davon gesagt?" fragte Lester. "Verdammt nochmal, kein Schwein hat auch nur einen kritischen Ton herausgebracht. Alle schienen mir von den Argumenten John Darrans vollkommen eingelullt zu sein!"
Lester atmete tief durch.
"Du hast auch nichts gesagt", erinnerte ihn Larian Sjöberg dann.
"Ja, ich weiß..."
"Vergiß das nicht! Und vermutlich gibt es noch andere, die geschwiegen haben. Entweder, weil ihnen erst nach und nach klar wurde, worauf sie sich eingelassen haben oder..."
Sjöberg stockte.
"Oder?" hakte Lester nach.
Sjöberg hob den Arm zu einer unbestimmten Geste. "John Darran hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Leute... Er hat die meisten so manipuliert, daß sie seinen Argumenten auf den Leim gegangen sind. Und wer wollte da schon als einziger aufstehen und den Spielverderber geben?" Sjöberg schüttelte den Kopf. "Außerdem ist er der Commander, alle vertrauten ihm..." Eine kurze Pause folgte, ehe Sjöberg dann fortfuhr. Sein Tonfall war gedämpft. Selbst über den Helmfunk kam diese Nuance deutlich herüber. "Darran hat von Anfang an alles geplant."
"Wie kommst du darauf?" fragte Lester.
"Er hat systematisch jeden Kontakt zum Oberkommando der Star Force unterbunden. Ich habe mit einem der Funker gesprochen. Darran ist ein eiskalter Rechner, der genau weiß, was er tut. Darauf kannst du Gift nehmen!"
"Wirklich?" meinte Lester zweifelnd. "Ich glaube, wenn dem wirklich so wäre, wäre mir insgesamt wohler."
"Wie meinst du das?"
"Wenn er wirklich so kühl rechnen würde: Wie kann er dann auf die Idee kommen, daß er zusammen mit einer Handvoll Renegaten mehr gegen einen eventuellen Angriff der Fremden ausrichten kann, als es der geballen Macht der Westunion möglich wäre!"
"Du vergißt die Machtmittel, die er nun in den Händen hält... Sehr bald wird er über zwei Raumschiffe verfügen, deren Möglichkeiten alles, buchstäblich alles, übersteigen, wozu die irdische Raumfahrt bisher in der Lage war!"
"Aber um wie vieles wirksamer wäre dieses Machtmittel in den Händen der Westunion!"
"Da gebe ich dir recht!"
"Ich weiß nicht, was Darran letztlich bezweckt... Will er die Herrschaft auf der Erde an sich reißen?"
"Gut möglich."
"Die Menschheit erpressen?"
"Ich traue ihm alles zu!"
"In einem hat er jedenfalls recht. Diese Außerirdischen werden früher oder später wieder hier auftauchen. Und ob wir es nun wollen oder nicht - die Menschheit ist jetzt nicht mehr allein im Universum. Da draußen gibt es Lebewesen, für die wir offenbar kaum mehr Bedeutung haben, als es irgendein unentdecktes Steinzeitvolk am Amazonas oder auf Papua-Neuguinea im letzten Jahrhundert für die moderne Zivilisation hatte."
Eine erneute Pause entstand.
Dann sagte Sjöberg: "Wir müssen etwas unternehmen, Case! Oder willst du alles so treiben lassen?"
"Nein..."
"Eines Tages wird man uns alle vor ein Gericht stellen und fragen, was wir getan haben, um den Amoklauf dieses Comanders zu unterbinden..."
"Möglich..."
"Glaub's mir, so wird's kommen!"
"Hast du einen Vorschlag?"
"Den habe ich. Und außerdem sind wir mit Sicherheit nicht die einzigen, die so denken..."
Eine Gestalt tauchte jetzt auf. Ein Mann in einem Druckanzug. Langsam und etwas unbeholfen bewegte er sich vorwärts. Die geringere Marsgravitation ließ irdische Raumfahrer immer wieder dazu neigen, sich zu kraftvoll zu bewegen. Das Resultat waren dann ungelenke, sprunghafte Bewegungsabläufe. Man konnte einem sofort ansehen, ob er zum ersten Mal hier auf dem roten Planeten war oder schon mehrere Fahrten hinter sich hatte.
Lester und Sjöberg wechselten einen kurzen Blick.
Bei dem Ankömmling handelte es sich um Sergeant Cole Indish.
Er machte Zeichen.
Sjöberg und Lester schalteten ihren Helmfunk wieder auf die allgemeine Frequenz.
"Was ist los mit euch?" dröhnte Indishs Stimme jetzt aus den Helmlautsprechern der beiden anderen. "Wieso benutzt ihr einen separaten Kanal? Habt ihr Geheimnisse?" Indish lachte. Er war im Inneren des zerstörten Beibootes gewesen und vermutlich war es ihm eigenartig vorgekommen, die beiden plötzlich nicht mehr reden zu hören.
"Alles klar, Cole!" meinte Lester.
Dem trauen wir besser nicht! überlegte er dabei. Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, dann muß der Kreis der beteiligten Personen so klein wie möglich bleiben.
*
Jay Sindraman, Vier-Sterne-General und Leiter der verschiedenen PAZIV-Geheimdienste, setzte die Datenbrille ab. Eigentlich hatte er damit Dossiers bearbeiten sollen, aber statt dessen hatten er sich einen Hollywood-Film aus der dekadenten Westunion angesehen. Die dortige Filmproduktion war jener im PAZIV-Bereich nach wie vor überlegen, auch wenn Hollywood inzwischen durch Bombay ('Bollywood') erhebliche Konkurrenz bekommen hatte.
Das allgegenwärtige World Wide Web machte es möglich, an jedem Punkt des Globus jeden Film downzuloaden.
Inzwischen war es selbst hier, in der geheimen viertausend Meter unter dem Meeresspiegel gelegenen Sicherheitszentrale der PAZIV möglich, Kontakt zum erdumspannenden Datennetz herzustellen. Und jemand vom Rang General Jay Sindramans ließ es sich nicht nehmen, davon ausgiebig Gebrauch zu machen. Mochte es sich dabei nun um Produkte der dekadenten Gegner auf der anderen Seite des Globus handeln oder nicht.
Jay Sindraman mußte schmunzeln.
So starr und undurchlässig die Grenzen auf politischer Ebene auch geworden waren, die Datenströme des World Wide Web waren einfach nicht zu kontrollieren. Natürlich hatte es in den vergangenen gut sechzig Jahren seit Installierung des Internet immer wieder Versuche gegeben, das Netz politisch zu bevormunden. Es hatte sich als unmöglich erwiesen. Länder, die versucht hatten, sich von der Netz-Gemeinde abzukoppeln, hatten das in der Vergangenheit stets teuer bezahlt. Mit Rückständigkeit und dem Abgeschnittensein von Handel und Know-how. Nichteinmal der große Krieg von 2031 hatte daran etwas geändert.
'Es bleibet dabei, die Bits sind frei...', ging Sindraman die leicht abgeänderte Fassung eines alten deutschen Liedes durch den Kopf. Sindraman hatte als junger Mann ein paar Jahre in Deutschland verbracht, als dort zu Beginn des Jahrhunderts Computerspezialisten gesucht worden waren.
Eine Ewigkeit ist das her, ging es Sindraman durch den Kopf. Inzwischen war er ein Mann von beinahe neunzig Jahren. Aber er dachte nicht im Traum daran, sich aus seinen Funktionen zurückzuziehen. Körperlich war er fit und geistig konnte er es mit seiner immensen Erfahrung, die er in all den Jahren gesammelt hatte, ohnehin mit jedem Rivalen aufnehmen.
Alles steuert auf einen großen Krieg zu, ging es Sindraman durch den Kopf. Wer weiß, wie lange in Hollywood überhaupt noch Filme produziert werden können... Schon sehr bald könnten die Studios in Schutt und Asche liegen. Die ballistischen Raketen lagern nur in ihren Silos und warten darauf, das die Knöpfe gedrückt werden... Auf beiden Seiten! Und von den chemisch-biologischen Waffen ganz zu schweigen, die ebenfalls einsatzbereit sind.
Es gab einige wenige Orte auf der Erde, die sicher waren.
Sicher vor jedweder Vernichtungswaffe, ob es sich nun um Raketen, Atomsprengköpfe, Laserwaffen oder chemisch-biologische Kampfmittel handelte.
Und an einem dieser Orte befand Sindraman sich