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LXV

       LXVI

       V - Zurück an die Oberfläche

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       LXXI

      Prolog

      Das kranke Herz

      Boliro war weit gekommen. Sehr weit. Viel weiter, als er es je geglaubt hatte.

      Und doch war seine Mission, die vor über sieben Jahren in den Wäldern im Norden von Orotash begonnen hatte, noch immer nicht beendet.

      Sein Weg hatte ihn zunächst über viele Monate und Jahre immer weiter nach Süden geführt. Er hatte Orotash durchquert und schließlich auch Tibun. Dabei hatte er unzählige faszinierende Orte gesehen und war ebenso vielen Lebewesen begegnet.

      Ihnen allen hatte er von dem furchtbaren Krieg erzählt und sie nach dem Herz des Waldes befragt. Die meisten konnten mit diesem Begriff nichts anfangen, einige aber gaben ihm nützliche Hinweise und so gelangte er in den Tiefen des südlichen Regenwaldes Tibuns tatsächlich auf ein weiteres Exemplar dieser Spezies.

      Sein Bericht wurde mit ebensolchem Entsetzen aufgenommen, wie es schon das Herz in Orotash getan hatte. Am Ende versprach es zu helfen und die Natur gegen die feindlichen Aggressoren zu vereinen.

      Zufrieden machte Boliro sich wieder auf den Weg, der ihn nun nach Osten führte. Er durchquerte Oritos und Warribant, bevor er sich wieder nach Norden wandte.

      Nachdem er die heißen Sandwüsten von Tarimi hinter sich gelassen hatte, erreichte er Boritas und hielt sich dort im Osten in Sichtweite des Meeres.

      In all der langen Zeit war er sehr oft allein unterwegs gewesen und dachte dann viel an seine Mutter Leira, die mit den Menschen gegangen war, weil sie in jenem mit dem Namen Vilo einen erkannt hatte, der das Wohl aller Lebewesen auf dem Planeten im Blick hatte und dem sie im Kampf gegen den schier übermächtigen Feind zur Seite stehen wollte. Manchmal fragte er sich, ob sie wohl noch lebte, doch dann überkam ihn stets eine innere Ruhe und er wusste, dass er sich keine Sorgen um sie zu machen brauchte. Oft spürte er dann auch eine wohltuende, wunderbare Wärme in seinem Herzen und er wusste, dass sie in diesen Momenten ebenso an ihn dachte.

      Stets waren seine Gedanken mit der Hoffnung verbunden, dass er seine Mutter eines Tages wiedersehen mochte. Doch obwohl sich seine lange Reise ganz allmählich ihrem Ende entgegenneigte, war ihm klar, dass es keinerlei Grund für Optimismus gab.

      Denn mehr noch als die prachtvolle und grandiose Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Landschaften, die dieser wundervolle Planet zu bieten hatte, wirkten in ihm die furchtbaren und ehrlosen Bilder, denen er auf seiner Reise gewahr wurde.

      Bilder von einer solch gnadenlosen Grausamkeit, dass er keine Worte fand, um sie zu beschreiben und er sich nicht vorstellen konnte, dass es überhaupt möglich war, auch nicht in der so hochdifferenzierten Sprache der Menschen, dies zu tun.

      Ihr Feind fegte mit einer solchen Konsequenz und Brutalität über den gesamten Planeten, dass er nur die komplette Ausrottung aller Lebewesen im Sinn zu haben schien.

      Unzählige Kämpfe hatte er gesehen, tausendfachen, schmerzhaften und grausamen Tod erlebt, Furcht, Panik und Entsetzen in den Augen der Opfer gespürt und ihre Schreie an der Schwelle zur Dunkelheit begleiteten ihn auf jedem seiner Schritte.

      Doch er hatte auch Siege gesehen, wenn sich die Natur erfolgreich gegen die Insektenbestien zur Wehr gesetzt hatte. Allerdings zahlte sie stets einen hohen Preis an eigenen Verlusten dafür und die bittere Gewissheit, dass schon bald weitere Monstren folgen würden, ließ kein Hochgefühl aufkommen.

      An einigen Kämpfen hatte Boliro selbst teilgenommen und dabei viele, noch immer sichtbare Verletzungen davongetragen. Zweimal hatte er dabei schon so dicht vor dem Tor in das dunkle Reich des Todes gestanden, dass er keine Hoffnung mehr gehabt hatte. Und doch hatte er am Ende überlebt, gerade so, als würde eine unsichtbare Kraft ihm helfen, seine Mission zu beenden.

      Anfangs hatte er auch noch keinerlei Zweifel, dass er hier das Richtige tat und seine Aufgabe einen tieferen und vor allem erfolgreichen Sinn hatte, auch wenn es immer wieder mehr Rückschlage, als Fortschritte gab.

      Seit einiger Zeit aber wich seine Zuversicht mit jedem neuen Tag, der anbrach, denn immer deutlicher und intensiver konnte er die Veränderungen spüren, die von dem Planeten selbst ausgingen und so tiefgreifend waren, dass er wusste, dass sie allumfassend sein würden.

      Und so schwanden mit jedem neuen Tag sein Mut und seine Zuversicht, noch irgendetwas in diesem schrecklichen Krieg ausrichten zu können, wenn er mit ansehen musste, wie der Planet selbst ebenso qualvoll, aber auch ebenso konsequent starb, wie die Lebewesen, die ihn einst so zahlreich bevölkert hatten.

      Dennoch zwang er sich, seinen Weg trotz aller Zweifel fortzusetzen, da er sich einredete, dass erst dann alle Hoffnung sinnlos war, wenn er selbst sich aufgab.

      Vor einigen Tagen hatte er einen sehr guten Hinweis darauf erhalten, dass sich in der Nähe ein weiteres Herz des Waldes befand und vor etwa einer Stunde hatte er es tatsächlich erreicht.

      Der Regen, der auf der Haut brannte, hatte mittlerweile nachgelassen, die Wolkentürme waren verschwunden. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Temperatur um mehr als dreißig Grad erhöht und eine feuchte Schwüle lastete schwer in der stickigen Luft. Doch es war erst Vormittag. Die Sonne würde noch einige Stunden scheinen und das Land weiter ausdörren und verbrennen.

      Wie immer wurde das Herz des Waldes von Wächtern beschützt, die ihm zunächst den Weg versperrt hatten, ihn aber vorließen, sobald er ihnen den Grund seines Erscheinens mitgeteilt hatte.

      Man brachte ihn immer tiefer in den Urwald hinein und er rechnete damit, dass sich die Umgebung verändern würde. Ein Herz des Waldes war stark und würde dem allgegenwärtigen Sterben noch am ehesten trotzen können. Boliro freute sich daher schon auf ungewohnt kräftige Farben und frische, klare Luft. Doch nichts davon sollte sich ihm offenbaren, die Umgebung blieb schmutzig und stinkig und wirkte so krank, wie der Rest der Landschaft.

      Die Stimme des Herzens zeigte schließlich, dass das Gift, das überall zu finden war und den Planeten allmählich zerstörte, auch hier schon deutlich gewirkt hatte. Es war nicht das gewohnt kräftige, tiefe Summen, das so wunderbar in den Ohren klang und den gesamten Körper in Schwingungen zu versetzen schien, sondern nur ein leises, schwaches Krächzen, dass kaum noch Kraft in sich barg.

      Dennoch brachte Boliro seinen Bericht vor und natürlich war auch dieses Herz ebenso entsetzt, wie jeder, dem er von dem furchtbaren Krieg berichtet hatte.

      Nach einem langen Moment schmerzhafter Stille über die schlimmen Geschehnisse, begann das Herz wieder zu reden und versprach seiner Bitte, alle Lebewesen im Kampf gegen ihre Feinde zu vereinen, zu entsprechen, als urplötzlich ein widerlich schrilles Kreischen hinter ihnen ertönte.

      Sofort horchte Boliro auf, doch Im Gegensatz zu dem Herzen und seinen Bewachern, die eher überrascht und irritiert wirkten, spürte er bereits deutliches Entsetzen in sich.

      Und er sollte sich nicht getäuscht haben. Nur wenige Augenblicke später preschten etwa zwei Dutzend Insektenbestien in hohem Tempo auf die Lichtung und hielten direkt auf sie zu, während sie aufgeregte Rufe ausstießen.

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