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      Zugleich sah sie ihr Gegenüber jetzt zum ersten Mal genauer an, wobei ihr der Blick in die bernsteinbraunen Augen und das gut geschnittene Gesicht des athletisch gebauten, freundlichen Mannes unwillkürlich einen Stich ins Herz versetzte.

      „Nein, das darf nicht sein“, dachte sie atemlos bei sich selbst, als sie ein heftiges Prickeln ganz tief in ihrem Magen verspürte, das sie dennoch nicht ganz ignorieren konnte.

      „Ich brauche das nicht noch einmal und ich will auch keine Männerbekanntschaften mehr, selbst wenn dieser Kerl da vor mir noch so gut aussieht und noch so sympathisch rüberkommt.“

      Nachdem sich Shania wieder gefangen hatte, sagte sie laut: „Mr. Bishop, Elli und ich müssen so schnell wie möglich weiter. Können Sie mir bitte sagen, wo man in dieser Einöde eine Werkstatt mit Abschleppdienst findet?“

      „Sicher kann ich das – aber lassen Sie uns doch zuerst mal zu Ihrem Wagen fahren, vielleicht kann ich Ihnen ja helfen. Und wenn wir die Reparatur zu zweit nicht hinbekommen, rufe ich Hank an.

      Der ist ein sehr professioneller Mechaniker für Autos und Boote – und er hat auch einen Abschleppwagen nebst Werkstatt ganz hier in der Nähe. Ich kenne ihn schon seit meiner Jugend und weiß, was er kann. Ich bin nämlich hier aufgewachsen.“

      Bei diesen Worten packte Jack seine Malutensilien und den Klappstuhl eilig zusammen und verstaute alles im Kofferraum seines in der Nähe geparkten Wagens.

      Dann kam er zurück und nahm Shania und ihre bezaubernde Tochter wie selbstverständlich bei der Hand, um mit Mutter und Tochter zu seinem Mercedes Geländewagen zu gehen.

      „Das kriegen wir bestimmt wieder hin“, meinte er aufmunternd zu der unsicher und ein wenig gehetzt blickenden Shania, die Mühe hatte ihre plötzliche Erregung bei der schlichten Berührung ihrer Hand zu verbergen.

      Doch die plötzlich in ihr aufkeimende innere Wärme und das Prickeln in der von Jack gepackten Hand fühlte sich ausgesprochen gut an, so dass sie auch nicht vor diesem ungewohnten Körperkontakt zurückzuckte, obwohl sie das eigentlich spontan vorgehabt hatte.

      „Außerdem haben sie eine entzückende Tochter“, fuhr Jack Bishop jetzt leise fort, weil er den Widerstreit der Gefühle in Shanias Augen sehr wohl registriert hatte.

      „Übrigens, sehr bemerkenswert, wie gut die Kleine schon malen kann. Aber müsste sie um diese Zeit nicht eigentlich in der Schule sein?“

      „Ich bin Lehrerin und ich unterrichte Elli aus ganz persönlichen Gründen selbst. In den ersten Grundschuljahren geht das noch, allerdings wird sie später bei meinem Volk eine richtige Schule besuchen müssen, bei der ich hoffentlich auch eine neue Anstellung finde.

      Zu Ihrer anderen Frage von vorhin – ihre besondere Art Dinge zu betrachten und zu malen habe ich Elli beigebracht.

      Und Sie – sind Sie hauptberuflicher Maler?“, fragte Shania gleich weiter, um Jack und auch sich selbst von dem für sie ungewohnten Kontakt ihrer linken Hand abzulenken.

      „Nein, nein“, lachte Jack. „Im derzeitigen Beruf bin ich eigentlich Schriftsteller. Ich schreibe schon seit etlichen Jahren Kriminalromane. Das Malen ist nur ein Hobby von mir, das ich manchmal zum Ausspannen benutze.“

      Als Jack seinen Geländewagen in Bewegung setzte, fuhr er gleich darauf mit viel ernsterer Miene und erkennbarem Schmerz in den Augen fort:

      „Früher mal war ich Arzt und Psychiater bei der Armee, aber diesen Beruf habe ich aus sehr persönlichen Gründen vor einer Weile an den Nagel gehängt und ich bin nach meiner plötzlichen, leider aber ziemlich schmutzigen Scheidung wieder hierher in meine alte Heimat gezogen.“

      Shania spürte sofort, dass sie mit ihrer Frage einen wunden Punkt bei Jack Bishop berührt hatte. Deshalb sagte sie nach einem Moment der Stille: „Bitte entschuldigen Sie, Jack. Ich wollte nicht neugierig sein und in Ihr Privatleben eindringen.“

      „Wenn ich das denken würde, hätte ich nicht auf Ihre Frage geantwortet. Irgendwie scheinen wir beide Seelenverwandte zu sein.

      Denn auch bei Ihnen habe ich sofort gesehen, dass es Ihnen seelisch nicht ganz so gutgeht, wie Sie nach außen hin den Anschein zu erwecken versuchen. Und auch mir ging es, was das betrifft, noch vor ein paar Wochen ziemlich schlecht.

      Das ist halt der Seelendoktor in mir, der seine neuen Bekanntschaften immer automatisch analysiert – und deshalb muss wohl eher ich mich bei Ihnen entschuldigen“, fügte Jack Bishop gleich noch erklärend hinzu, wobei sich bereits wieder ein leises Lächeln in seine Gesichtszüge stahl.

      Shania Baxter sagte während der kurzen Fahrt dazu nichts. Stattdessen zeigte sie nach einigen Minuten auf einen ziemlich heruntergekommenen Ford Fairlane, der einsam und verlassen am Straßenrand stand.

      Als Jack mit Shania und Elli das alte Auto erreichten, meinte Jack: „So, dann wollen wir mal sehen, ob wir diese Kiste wieder zum Laufen bringen können.“

      „Den Reifen hat es plötzlich zerfetzt“, berichtete Shania. „Ich hab’ das leider zu spät gemerkt, denn vorher hat es schon mal heftig gekracht.

      Aber irgendwas quietscht und scheppert an diesem Auto immer. Nach dem Reifenplatzer bin ich wohl noch etliche Meter gerutscht und hatte Mühe, nicht von der Straße abzukommen.“

      „Man sieht die Schleifspur des rechten Hinterreifens ziemlich deutlich. Anscheinend hat das rechte Hinterrad blockiert und das hat dann den Reifen letztendlich zum Platzen gebracht“, erwiderte Jack mit einem Nicken, während er auf den deutlich sichtbaren Gummiabrieb deutete, der noch immer auf der Straßendecke haftete.

      „Ich bin zwar kein Kfz-Mechaniker, aber ich denke, mit einem bloßen Radwechsel ist es in diesem Fall nicht getan. Ich rufe gleich mal Hank Burton an. Hier brauchen wir nämlich fachmännische Hilfe vor Ort.“

      Sofort zog Jack sein Handy aus der Jackentasche und telefonierte eine Weile. „Das war gerade Hanks Frau. Sie sagt, ihr Mann sei noch unterwegs. Er hat heute Morgen das Auto eines Touristen nach Halifax geschleppt und ist bereits auf dem Rückweg.“

      Als Jack die angstvoll geweiteten Augen seiner Begleiterin bemerkte, nahm er ihre Arme in beide Hände, um sie ein wenig zu beruhigen.

      „Keine Sorge Shania. Hank wird schon bald hier sein. Zu unserem Glück befindet er sich ganz in unserer Nähe und seine Frau will ihm über Funk Bescheid sagen.“

      Nach einer halben Stunde Wartezeit, in der Shania erzählt hatte, dass sie vorher in der Nähe von Winnipeg gewohnt habe und schon seit vorgestern auf dem Weg nach Neuschottland sei, traf das Abschleppfahrzeug mit kreisenden gelben Warnlichtern an der Pannenstelle ein.

      „Freut mich, dich endlich mal wiederzusehen, alter Junge. Bis jetzt haben wir uns ja ständig verpasst“, sagte Hank erfreut, ehe er sich dem Fahrzeug der jungen Frau widmete.

      „Was haben wir den denn hier – oh, das ist ja ein richtiger Veteran aus dem Hause Ford. Baujahr 1970, wie’s scheint. Ich hab’ schon so eine Idee, aber ich werd’ mir die Bescherung sicherheitshalber mal von unten angucken.“

      Damit lud er einen großen Hydraulikwagenheber aus seinem Abschleppwagen aus, mit dem er das Heck des Fords in Nullkommanichts aufbockte.

      Als Hank Burton wenig später wieder unter dem Wagen hervorkroch, meinte er bedauernd: „Junge Lady, das ist leider ein Fall für die Werkstatt.

      Ihre Bremse hat blockiert und wahrscheinlich hat auch die Achse und das Getriebe was abgekriegt. Ich schleppe Ihren Wagen jetzt erst mal in meinen Laden, schaue ihn mir heute Nachmittag auf der Hebebühne an. Morgen sehen wir dann weiter.“

      „Und, wie teuer schätzen Sie, wird die Reparatur werden?“, fragte Shania Baxter jetzt mit ängstlich stockender Stimme.

      „Das kann ich im Moment nur schwer abschätzen, also nageln Sie mich bitte nicht darauf fest. Aber ich denke, so ungefähr mit 1.000 bis 1.500 Dollar müssen Sie grob rechnen“, entgegnete Hank.

      „Wär’ vielleicht besser, das Auto zu entsorgen und

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