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Die Firma des Piloten. K.B. Stock
Читать онлайн.Название Die Firma des Piloten
Год выпуска 0
isbn 9783737583275
Автор произведения K.B. Stock
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„So, so – ihr seid also nur berufliche Freunde – da möchte ich angesichts deiner gerade rot angelaufenen Backen gerne die Fortsetzung erleben“, sagte Matthias Debus augenzwinkernd zu Waltraud Wagner.
„Ich freue mich schon, deine Anna – pardon, deine Assistentin Anna, nachher kennenzulernen“, fügte er dann noch mit einem verschmitzten Blick hinzu.
„Wozu braucht man Feinde, wenn man solche Freunde hat“, knurrte Michael zur Antwort, ehe auch er zunächst ein wenig konsterniert, dann aber vom Lachen seiner Zuhörer am Tisch inspiriert, ebenfalls zu grinsen anfing.
„Es ist dir anscheinend mal wieder vortrefflich gelungen, mich Jungspund auf den Arm zu nehmen, mein Lieber“, sagte er dann zu Matthias Debus.
„Aber gib nur acht, das zahl’ ich dir irgendwann wieder heim. Denkt an meine Worte“, sagte Michael Wagner gleichermaßen in Richtung seiner Tante und zu seinem Fliegerkumpel gewandt.
Gegen 13:00 Uhr traf man sich an diesem Freitag schließlich zur ersten Projektsitzung, bei der man das Unternehmen ‚Wagner Air Charter’ näher erörtern wollte.
Nachdem Michael als neuer Chef den Teilnehmern seinen zur Beratung erschienen Freund Matthias Debus vorgestellt hatte, erteilte er ihm sofort das Wort, da er annahm, dass sein Freund noch am selben Tag wieder nachhause zurückreisen wollte.
„Meine Damen und Herren“, begann Matthias Debus sofort, während sein Blick über die anwesende Runde der leitenden Mitarbeiter streifte und dabei schließlich an den interessiert schauenden grünen Augen von Anna Baur hängen blieb.
„Nach dem Anruf meines alten Freunds Micha, habe ich gestern eine erste Analyse eures Problems vorgenommen und auf der Fahrt hierher endlich auch meinem Bekannten bei Eurocopter auf dem Smartphone erreicht.
Ich habe, aufgrund der gewünschten Transportkapazität von einer bis zu einer Tonne, noch gestern die technischen Daten von dafür denkbaren Hubschraubern analysiert.
Natürlich gibt es da eine ganze Reihe von Typen, die hierfür infrage kämen. Habt ihr hier einen Beamer, dann kann ich euch mit den Bildern auf diesem USB-Stick ein bisschen besser zeigen, von was ich rede. Keine Angst, dieser Stick ist virengeprüft und keine Gefahr für euer Firmennetzwerk.“
Nachdem Matthias Debus Bilddateien geladen und auf dem großen Bildschirm des Besprechungssaals zu sehen waren, fuhr der ehemalige Bundeswehrpilot fort: „Also – so, wie ich das sehe, gibt es auf dem Markt nur zwei Helikopter, die eure Anforderungen ziemlich punktgenau erfüllen.
Der eine ist der Bell 429 Global Ranger, der rund 150 Knoten oder umgerechnet fast 280 km/h schnell ist und 1,2 Tonnen Nutzlast tragen kann.
Und die zweite – für euch, nach meiner Bewertung wahrscheinlich bessere Option, ist der Airbus Eurocopter EC-135, den Micha ja von seinem Job bei der Hubschrauberstaffel schon bestens kennt.
Der EC-135 ist mit rund 250 km/h zwar etwas langsamer, hat jedoch mit rund 1,3 Tonnen eine geringfügig höhere Ladekapazität. Hinzu kommt, dass Micha bei diesem Typ keine neue Musterzulassung per Umschulung zu erwerben bräuchte und ihr bei technischen Problemen, aber auch, was die großen Wartungsintervalle angeht, die Firma Airbus Helicopters/Eurocopter in Donauwörth fast vor der Haustür hättet.
Nun, warum sage ich das? Beide Hubschraubertypen sind ja absolut IFR16-tauglich, was wichtig für euer Einsatzprofil ist, denn sie dürfen legal von nur einem Piloten geflogen werden. Und was den Sicherheitsaspekt betrifft, haben beide zudem zwei Triebwerke.
Wissen muss man auch, dass gebrauchte Hubschrauber vom Typ Bell 429 derzeit fast nur auf dem US-amerikanischen und mit viel Glück vielleicht noch auf dem asiatischen Markt zu haben sind.
Will man diesen Typ neu kaufen, muss man für diesen seit etwa 2009 gebauten Hubschrauber wenigstens 6 bis 7 Millionen Euro auf den Tisch legen. Und dabei ist ein Ersatzteilgrundpaket nur in der geringsten Stufe mitberücksichtigt. Für große Wartungen gibt’s in Deutschland derzeit ferner nur eine einzige Firma in Bremen, die dafür zertifiziert ist“
Damit schaltete Matthias Debus zum nächsten Schaubild weiter.
„Betrachten wir nun den Airbus EC-135. Einige Vorteile, die zu meiner Empfehlung führen, habe ich euch schon genannt.
Leider muss man für einen neuen Hubschrauber dieses Typs aber fast soviel viel Geld auf den Tisch legen, wie für den Global Ranger des amerikanischen Herstellers Bell. Und gebraucht ist dieser Heli momentan auf dem europäischen Markt auch nicht gerade einfach zu bekommen.“
Matthias Debus legte eine kurze Pause ein, währenddessen ihn seine Zuhörer neugierig und gespannt anschauten. Dann fuhr er mit einem neuen Foto fort, das einen in Tarnfarbe lackierten, offensichtlich nagelneuen Hubschrauber zeigte.
„Das hier ist ein Airbus EC-635, quasi die um Waffenaufhängungen an beiden Seiten erweiterte Militärversion des EC-135, dessen Prototyp ich ihn schon mal zum Waffentest im Erprobungszentrum unserer Wehrtechnischen Dienststelle in Manching fliegen durfte.
Die Bundeswehr wird diesen Hubschrauber zwar selber nicht kaufen, will aber in einigen Jahren dessen Fortentwicklung, den EC-645 beschaffen.“
Matthias Debus nippte an seinem Kaffee, während der seine Zuhörer erneut leise zu flüstern begannen. Dann fuhr er mit der eigentlich verblüffenden Information fort.
„Ich hatte ja schon Micha bei meiner Ankunft heute Mittag angedeutet, dass ich gute Nachrichten mitbringen würde“, erhöhte Matthias Debus jetzt noch einmal die Spannung seiner Zuhörer.
„Der EC-635 auf diesem Foto ist erst vor zwei Monaten aus der Produktion gekommen, steht in Donauwörth und war ursprünglich für den griechischen Grenzschutz vorgesehen.
Da die Griechen diesen Heli aber, wegen ihrer derzeit sich anhäufenden Finanzprobleme, inzwischen nicht mehr kaufen wollen, sitzen die Verkäufer bei Eurocopter jetzt auf einem Hubschrauber, den sie liebend gerne loswerden würden – den sie allerdings mit der eingebauten Ausrüstung nicht so ohne weiteres verkaufen können. Und eine Demilitarisierung ist nicht ganz einfach und würde zudem nochmals viel Geld kosten.“
„Erklär mir das mal näher“, warf Michael Wagner sofort ein. „Was würde denn so eine Demilitarisierung kosten?“
„Nun, das ist sicher Verhandlungssache. So, wie ich das sehe, könnte man die FLIR-Ausrüstung, die Satcom17-Ausrüstung und eventuell auch die Außenbord-Digitalkamera drin lassen, nur müssten die extern in zwei Pods angebrachten Außenbordwaffen abgebaut und der Heli für den zivilen Gebrauch umlackiert werden.
Das Gute daran ist aber, dass dieser Hubschrauber, der einen Marktpreis von über 9 Millionen Euro repräsentiert, für knapp 5 Millionen zu haben wäre. Nur darf man damit nicht allzu lange warten, weil uns sonst möglicherweise irgendein arabischer Golfstaat, in den legal exportiert werden darf, bei dieser Offerte zuvorkommt.
Allerdings hat mir mein Bekannter heute Morgen nochmals versichert, dass man eine dementsprechende Ausschreibung erst in ein paar Wochen eröffnen wird, weil man in Donauwörth die dafür erforderliche Ausfuhrgenehmigung der Bundesregierung noch nicht hat.
Ach so, ehe ich’s vergesse, ein Ersatzteilpaket ist natürlich im Kaufpreis inbegriffen und die erste Hauptinstandsetzung nach 1.500 Flugstunden ebenso.“
„Danke Matthes, das ist weit mehr, als ich erwartet hatte“, sagte Michael Wagner nachdenklich, nachdem sich Matthias Debus wieder hingesetzt hatte.
„Jetzt kommt’s – was unser Innovationsprojekt angeht – letztlich darauf an, was uns die Bedarfs- und Kosten-Nutzenanalyse sagt. Anna, wärst du so lieb, uns deine bisherigen Ergebnisse dazu vorzustellen?“, fragte Michael Wagner, als er jetzt endlich einmal den Blickkontakt zu seiner