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gespart wird. Selbst wenn man in Studien herausgefunden hat, dass die Sterblichkeitsrate der Patienten im Krankenhaus steigt, wenn die prozentuale Bettenauslastung steigt. Gut, was soll man auch als diensthabende Kraft (egal, ob nun Arzt oder Pflege- bzw. Fachpersonal) machen, wenn für zwei lebensgefährliche Notfälle Kapazitäten da sind und plötzlich ein dritter oder vierter Notfall reinkommt? Münzwurf? Versicherungsstatus? Manipulation der Raumzeit? Anrufung von Erzengel Raphael, dem „Heiler Gottes“? Oder ausreichend Fachpersonal zur Verfügung stellen, dass auch solche Notfälle behandelt werden? Man wird sicherlich selbst auf eine passende Antwort kommen.

      Doch so ähnlich sieht es auch bei den Heilungsarbeiten bzw. der Heilung in der Psychotherapie aus. Auch hier wird die Heilung als „Wiederherstellung der psychischen Gesundheit“ definiert, d. h., dass auch hier wieder das Erreichen des „Ausgangszustandes“ gemeint ist. Hinzu kommt, dass die Heilung in der Psychotherapie doch noch kleinere Variationen hat. So gilt das Erreichen einer „Alltagsfunktionalität“ als mögliche Heilung. Das Gleiche gilt auch für die sog. „Problemlösung“, das „Stärken eines positiven, inneren Erlebens“ oder die „mentale Grundgesundheit“. Auch diese drei „Umschreibungen“ würden als Heilungsziel gelten. Wenn man also wieder „unfallfrei“ einkaufen kann, kann man in dieser Definition als „geheilt“ gelten. Toll, oder? In diesem Fall werden zum Teil auch Einschränkungen „erlaubt“, wie z. B. Psychosen oder „harmlose“ Neurosen. Hierbei handelt es sich dann um sog. Residuen – um ein Symptom, das auf eine Erkrankung hinweisen kann. Es wird als „übrig gebliebene Resteinschränkungen“ der mentalen Konstitution gedeutet. So sieht man gerade in Bezug auf die Deutung der Heilung aus Sicht der Psychotherapie deutlich, dass Heilung definitiv nicht gleich Linderung, Befreiung, Erlösung oder eben Ganzwerdung ist. So ist die Heilungsarbeit bzw. die Heilung in der Psychotherapie natürlich auch wieder von sehr vielen Faktoren abhängig, die an der Spitze sicherlich die Stichworte „Erfahrung“, „Fachlichkeit“, „Kapazität“, „Zeit“ und „Geld“ haben, wobei „Geld“ hier eigentlich vollkommen überflüssig ist.

      Tja und die Heilung im soziologischen bzw. sozialpsychologischen Sinne, ist natürlich auch nicht ganz so einfach zu klassifizieren. Die Heilung bezieht sich hier auf ein „intaktes Alltagsleben“, d. h., dass der Patient, der „geheilt“ ist, kann wieder seinem Alltag nachgehen. Er kann arbeiten, einkaufen, selbstständig leben und all das machen, was die Gesellschaft als „Normal“ oder „Alltag“ definiert. Erst wenn der Patient sein Leben wieder organisieren kann und nicht mehr auf die Hilfe Dritter angewiesen ist, wird von einer Heilung im soziologischen bzw. sozialpsychologischen Sinne gesprochen – wobei es hier natürlich auch wieder immens viele Abstufungen gibt. Der Mensch ist individuell und nur weil man an der Wursttheke „Ich hätte gerne 100g Salami“ sagen kann, ist man nicht automatisch im Sinne der soziologischen bzw. sozialpsychologischen Erwartung geheilt. Daher muss man der Heilung im soziologischen bzw. sozialpsychologischen Sinne eine hohe Kompetenz zutrauen, denn es ist logisch, dass die therapeutischen Sichtungen letztlich auch nur Momentaufnahmen sind, selbst dann, wenn der Patient über einen langen Zeitraum begleitet wird.

      Es sind sehr filigrane Entscheidungen zu treffen, bevor das Wort „Heilung“ bzw. der Zustand „geheilt“ vergeben wird. Dies kann sinnig, gleichzeitig aber auch unsinnig sein, denn der Mensch ist ein sehr kompliziertes Ding. Während der eine Charakter permanent betreut und gestreichelt werden muss, um wieder „heil“ oder „ganz“ zu sein bzw. zu werden, muss der andere Charakter allein im (Über)Lebenskampf bleiben, um über sich bzw. seine gedachten und gesetzten Grenzen hinaus zu wachsen. Die Feinfühligkeit des jeweiligen Therapeuten muss hier sehr hoch sein. Da dies ein rein subjektives und dazu auch noch menschliches Empfinden ist, ist es unmöglich, hier eine sinnige Bewertung durchzuführen bzw. irgendwelche Grenzen oder Richtlinien zu erlassen. Im Grunde kann man dies auch für alle Arten der Heilung sagen, denn natürlich spielt bei jeder Heilung der Faktor „Mensch“ eine essenzielle Rolle, nicht nur als Patient, sondern auch als Therapeut. Dies ist aber auch sehr gut, denn man stelle sich einmal vor, man hätte einen „unmenschlichen“ Therapeuten, wobei hier „unmenschlich“ wortwörtlich zu deuten ist und somit alle diskarnierten Energien und Entitäten umfasst. Wenn man mit Erzengel Raphael therapeutisch arbeiten würde, dem „Heiler Gottes“, würde man mit einem „unmenschlichen Therapeuten“ agieren. Ist das jetzt gut oder eher schlecht? Wie sieht es sowieso mit der spirituellen Heilung aus?

      Nun, diese hebt sich eigentlich sehr deutlich von den vorherigen Definitionen ab. Hierbei ist es sogar egal, ob es um „religiöse“ oder um „energetische“ Heilungen geht. In diese Rubrik der „spirituellen Heilung“ fallen die klassischen Wunder, egal, ob es nun das Wunder der Auferstehung oder die Gesundung der Aussätzigen, Lahmen, Blinden und anderer Menschen ist oder andere – aktuelle – medizinische Wunder, die an Wallfahrtsorten auftauchen bzw. angeblich schon des Öfteren aufgetaucht sind. Natürlich muss man mit solchen Wundern immer sehr kritisch umgehen, denn es wird auch sehr viel gelogen und fantasiert. Dennoch gibt es diese „Wunderheilungen“, egal, ob es Krebs, Blindheit, Lahmheit (oder allgemeine körperliche Einschränkungen der Bewegung, wie man sie bei Multiples Sklerose beobachten kann) oder andere Krankheiten sind, die von der Schulmedizin bereits ad acta gelegt wurden (zumindest aus Sicht des Patienten / des Betroffenen). Dies sind natürlich Extrembeispiele für eine spirituelle Heilung, denn es gibt natürlich auch „sehr alltägliche“ spirituelle Heilungen. Wenn man es sich genau anschaut, kann jede energetische Arbeit, die einen harmonischen Zustand erreichen bzw. bewirken will, als spirituelle Heilung definiert werden. Doch auch ein Exorzismus, ein Chakrenausgleich, eine Energiekörpereinigung, ein Schutzritual, Reiki-Gaben, Bachblütentherapie oder das Einrichten der Wohnung via Feng-Shui, würde in diesen Bereich fallen. Man sieht, dass hier das Spektrum sehr groß sein kann, auch wenn im Allgemeinen bei einer „spirituelle Heilung“ meist das Wort „Heilarbeit“ mitschwingt, was sich sehr oft darauf bezieht, dass ein körperliches Leiden beseitigt wird. Das Wort „Heilarbeit“ besitzt aber auch oft den Verwendungsgrund, dass das Wort „Heilung“ zu sehr in den medizinischen Bereich tendiert und – laut Definition – auch etwas „Messbares“ impliziert. Dies ist bei der Heilarbeit nicht so bzw. es ist nur subjektiv in meisten Fällen zu messen. Dass man via Meditation und autogenes Training seine Blutdruckprobleme in Ordnung bekommen kann, wäre so eine messbare Heilarbeit. Etwas anders sieht es aus, wenn Schmerzen gelindert werden oder der Hormonhaushalt verändert wird. Letztlich ist es nur eine Wortklauberei, ob man nun die Vokabel „Heilung“, „Heilarbeit“, „therapeutische Behandlung“ oder sonst einen Begriff verwendet, der eine vollkommene Genesung einer Person beschreibt. Doch bei allen Ideen und Begrifflichkeiten, wie sieht eigentlich eine solche „Heilarbeit“ aus? Gut, eine Reiki-Gabe fällt unter diesen Begriff, also ein Handauflegen und ein energetisches Arbeiten. Aber auch ein Exorzismus oder ein Heilungsritual, fallen hier ja hinein. Deswegen will ich doch einmal die „Heilarbeit“ etwas aufschlüsseln und beleuchten, was sie so alles beinhaltet und was sicherlich schon die meisten schon mal erlebt haben.

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      Heilarbeit und ihre Methoden

      Der Begriff „Heilarbeit“ darf auch von Laien verwendet werden. Der Begriff „Heilung“ sollte mit bedacht gewählt werden, da der Gesetzgeber hier einmal (und zum Glück) keinen Spaß versteht. So darf man nicht (egal, ob Arzt, Heiler oder Therapeut) „mal eben“ und „aus dem Bauch“ heraus ein Heilungsversprechen abgeben. Es ist vom Gesetzgeber verboten, eine Diagnosestellung oder sogar ein Heilversprechen zu geben, wenn man nicht einen entsprechenden Beruf (Arzt, „gesetzlich anerkannte Therapeuten“ – keine Heilpraktiker oder Psychotherapeuten) ausübt. Nun, wie die Praxis jedoch aussieht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Hier werden sehr viele Heilsversprechen „mal eben“ gegeben, wobei ich hier auch die Ärzte und Therapeuten deutlich kritisieren will. In meinen Augen wird zu schnell und zu viel versprochen, was dann aber meist

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