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Mein Chef und andere Hürden. Monika Starzengruber
Читать онлайн.Название Mein Chef und andere Hürden
Год выпуска 0
isbn 9783750225701
Автор произведения Monika Starzengruber
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Simba zuckte die Schultern. „Vielleicht. Kommt darauf an, wie lange Erik bleibt.“
„Meldest du dich?“
„Mach ich.“
Das Frostwetter ließ ihre Nase schon rot werden. Dennoch musste noch Zeit sein, meine Hand freundschaftlich auf ihren Arm zu legen und ihr Problem nochmals anzusprechen: „Hör auf dein Herz, Kleine. Es sitzt am richtigen Fleck und weiß, was gut für dich ist.“
Kaum ausgesprochen überkam mich das Gefühl, mit diesen Worten zu tief in den Schmalztegel gegriffen zu haben. Oder? Doch nicht. Denn Simba nickte gerührt, ein lang gedehntes „hmm“ von sich gebend.
„Tschüss, meine Liebe.“
Nach einer kurzen Umarmung war das Thema Beziehungen gottlob erst mal erstarrt.
Einen Fuß voran gesetzt, um zur nächsten berufsmäßigen Herausforderung zu eilen, dudelte mein Handy in der Handtasche. Ich wühlte, suchte, fand und drückte schließlich auf den Verbindungsknopf, ohne nachzusehen, wer dran war, was sich als bedeutender Fehler herausstellte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Spuk aus einem längst vergangenen Leben, der mit regelmäßiger Sicherheit immer wieder auftauchte. Nur das Gefilde der Seligen wusste, wann sich der leidige Geist endlich in nichts auflöste. Kurt, mein Ex-Mann. Ich wünschte ihm nichts, was er sich nicht selbst wünschte, jedoch stieg mit jedem Telefonat, das ich mit ihm führte, der Wunsch in mir, dass er sich endgültig und besiegelt ins Land der Bananen verpissen würde.
„He Baby, gut, dich zu erreichen.“
Diese Leier war mir bekannt. Schon überlegte ich, ob ich diesmal vorsichtshalber einen Psychiater oder die Lebenshilfe zu Rate zu ziehen sollte. Bei aller „Liebe“ aber auch mir gingen irgendwann die Sprüche aus, die in höhere Schwingungen stimulierten. Noch deutlicher zeigte sich dieses Phänomen, wenn die Sprüche für Kurt gedacht sein sollten.
„Ist es wieder so weit?“
„Die blöde Kuh hat mich ausgesperrt.“
War zu erwarten. Gott, bitte, lass ihn nicht sagen, was ich denke, dass er sagen will.
„Kann ich heute bei dir pennen?“
Er hat es gesagt. Gott scheint auf Mittag zu sein, wie ich.
Ja, natürlich, ginge locker. Nur kam es nicht in Frage. Zu gut war mir sein letztes Bei-mir-Pennen in Erinnerung, wo er mir abverlangte ihn nach Tagen gewaltsam vor die Tür zu setzen, um seine Kletten von mir wieder loszuschweißen.
Trotzdem um Verträglichkeit bemüht stellte ich klar: „Diese Woche ist Full House bei mir, Kurt, nur mehr die Badewanne ist frei.“ Das war leicht dahin gesprochen. Leider ohne zu überlegen. Froh, dass mir in der Schnelle überhaupt was eingefallen war, was nicht auf Anhieb nach Ausrede klang, war ich überzeugt, ihn damit abgewimmelt zu haben.
„Prima, passt für mich. Bis heute Abend, Baby.“
Aufgelegt. „Verflixt!“ Geschah mir ganz recht. Wieso gelang es mir nicht einmal, ein schlichtes „Nein“ zu sagen, wenn ich „nein“ meinte. Zurückzurufen, um abzusagen, brachte nichts. Kurt würde nicht abheben. Der Gedanke, mit ihm die Nacht zu verbringen, ließ mich erschaudern. Eine Idee, wie sich dieses Horrorszenario abwenden ließ, stellte sich nicht ein.
„Monika!“, rief eine Passantin hinter meinem Rücken. Scheinbar hatten sich Bekannte getroffen. Trotzdem ich den fremden Stimmen, sowie dem anschließenden Begrüßungsgeschehen nicht länger als nötig meine Aufmerksamkeit schenkte, hinkte mein Denken dem gerufenen Namen „Monika“ hinterher. Dabei schoss mir Monika Kilius, meine esoterisch interessierte Seminarfreundin ein. Na ja - Freundin war zu viel gesagt. Bekannte traf es besser. Vielleicht lebte sie noch solo? Meiner Meinung nach kam dieser gnädige Fingerzeig von meinen himmlischen Helfern. Ein gehauchtes „Danke“ ans Universum für diesen grandiosen Einfall war somit fällig.
Schon drückte ich die Tasten meines Handys. Nach den ersten Signaltönen erfasste mich eine gewisse Unruhe. Umso inbrünstiger vereinnahmte mich der Wunsch, dass Monika abheben würde. Nach drei weiteren Rufzeichen erfüllte mich die Befürchtung, dass es das gewesen war, als unerwartet dann doch ihre erfreute Stimme erklang: „Hallo Rena, schön, dass du anrufst. Hast du das Buch von Angerbauer und Kilian „Befreiung von negativen Wesen“ schon gelesen?“
In Anbetracht der Zurechtlegungen meiner weiblichen List, die bezüglich Kurt einzusetzen vonnöten war und die mich noch voll in Anspruch nahmen, kam ich nicht gleich darauf, was sie meinte. Darum wiederholte ich ihre Worte leise. Befreiung von negativen Wesen? Was für ein Zufall, wegen so eines Wesens rief ich an.
„Wenn nicht, leihst du es mir trotzdem?“
Die Götter hatten ein Einsehen.
„Kurt bringt es dir heute noch vorbei.“
„Kurt? Wer ist Kurt?“
„Ein selten lieber Kerl.“ Das Universum möge mir diese Lüge verzeihen.
„Was Ernstes?“
„Nein, nur ein Freund, nichts weiter. Es trifft sich gut, er wollte dich ohnehin kennen lernen.“ Dass er das wirklich wollte, brachte ich ihm schon noch bei - irgendwie. Nebenher schickte ich ein Stoßgebet ins All, um nun nicht hören zu müssen, dass sie fest vergeben sei.
„Ach ja? Okay. Ab acht bin ich zu Hause.“
Ich atmete auf.
„Wieso hast du eigentlich angerufen?“
Heiß. Kalt. Mir stockte der Atem. „Äh ... ja ... warte ... das ... Seminar, ... ja genau, wegen des nächsten Seminars, wie heißt es noch?“
„Die Erde und ihr spiralenförmiger Aufstieg ins Wassermannzeitalter.“
„Richtig. Wann sagtest du ist der Vortrag?“
„Kommenden Samstag 18 Uhr im Weidingerhof.“
„Alles klar.“
„Vergiss nicht, mir das Buch vorbeizuschicken. Ich brauche dringend Lesestoff.“
Diese Mahnung hätte es nicht gebraucht, wo ich noch dringender einen Notnagel brauchte und innerlich bereits jubilierte, die Lösung der Lösungen gefunden zu haben. Mit ein wenig Glück richtete sich Kurt bei Monika häuslich ein und kam nicht wieder. Das Non-Plus-Ultra, multipliziert mit dem Tüpfelchen auf dem i, ergab summa summarum - ein Pärchen.
Ich war ein Genie! Stutz. Und eine Kupplerin. Warum fiel mir Claudia plötzlich ein?
Wie immer fand die Besprechung im Konferenzzimmer statt. Wir Abteilungsleiter breiteten die dazu benötigten Unterlagen vor uns auf dem Tisch aus und warteten auf Dorner. Der, wie üblich, seinem Auftritt den nötigen Stellenwert verlieh, indem er vorerst durch Abwesenheit glänzte. Manchmal hielt dieser Status einschläfernd lange an. Bis er dann abgehetzt mit hochrotem Kopf erschien, seine Ringmappe auf den rechteckigen Tisch schnalzte, sodass wir ausharrenden alle wieder aufwachten.
„Unser heutiges Ziel ist es ... äh ... uns über die Umsatzsteigerung der einzelnen Bereiche, die Kundenzufriedenheit ... äh ... und dem wichtigsten Punkt, die Freundlichkeit der Mitarbeiter gegenüber dem Kunden ... äh ... Gedanken zu machen.“
Der Einstieg seiner Reden glich sich stets aufs Haar. Nämlich kam nie, auch nur in minimalster Weise, die Andeutung einer Entschuldigung über seine Lippen, nach einer derartigen Versetzungsphase. Getreu nach dem schlauen Büchlein, das jeder in der Chefetage las, irgendwann: Als Chef darfst du Fehler machen, aber du darfst sie niemals zugeben.
„Frau Starz ... äh ... wir beginnen mit Ihrer Abteilung. Lassen Sie Ihre Kennzahlen hören.“
Eifrig blätterte ich mich durch meine vorliegenden Schmierzettel, um den herauszufischen, worauf die begehrten Ziffern standen und staunte nicht im