ТОП просматриваемых книг сайта:
Querverkehrt. Peter J. Gnad
Читать онлайн.Название Querverkehrt
Год выпуска 0
isbn 9783844214369
Автор произведения Peter J. Gnad
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Frankie stand mit geschlossenen Augen am Rand der Bühne, der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, seine Finger flogen förmlich über die Tasten, er blies, was das Zeug hergab.
Nach fast einer Stunde waren dann alle, Publikum als auch Musiker, reif für eine Pause.
Frankie trocknete gerade seine Haare mit einem Handtuch, als er die Frau neben dem Eingang stehen sah. Sie winkte ihm zu, gestikulierte, dass er zu ihr hinkommen solle.
"Sie sind besser als ich dachte, Ihre Technik ist wirklich beeindruckend, steckt viel "Feeling" drin, alle Achtung !"
"Dabei war das noch gar nichts, warten Sie auf den dritten Set, da blase ich das Dach weg!"
"Ich kann es kaum erwarten. Wieso spielt Ihr nicht gleich den dritten Set... Dann könnten wir schneller gehen !"
"Vielleicht sollten wir gar keinen Set mehr spielen, dann könnten wir nämlich quasi sofort verschwinden?"
Sie lächelte ihn geradeheraus an, lächelt ihn an, küsste ihn flüchtig auf die Wange.
"Vorfreude ist die schönste Freude... Du kannst mir dann schon noch beweisen, wie gut Deine Technik wirklich ist. Wir werden das gemeinsam aufs Genaueste überprüfen müssen."
"Wenn Du mich weiter so anmachst, kann ich mich nicht mehr wieder auf die Bühne stellen. Die Leute würden denken, ich hätte da vielleicht noch ein zweites Saxophon in meiner Hose !"
"Könnt Ihr auch 'As time goes by' aus dem Film 'Casablanca' spielen ? Tu's für mich ja, ich fahr' da drauf total ab."
"Wenn's nicht mehr ist... das spielen wir mit links. Die Frage ist nur, ob Du es auch wieder erkennst. Bei uns klingt das schon etwas anders..."
Die ersten Töne aus dem Klavier riefen ihn zurück auf die Bühne, man legte los. Die Gesichter der Musiker waren schweißnass, die rauchschwangere Luft näherte sich dem Stadium, wo man sie nur mehr als dichten Nebel bezeichnen konnte. Frankies seltsame Besucherin hatte sich inzwischen an den Tisch neben der Bühne herangearbeitet, saß mit gekreuzten Beinen da, was den Schlitz an der Seite ihres engen Rockes sich weit öffnen und wohl auch beabsichtigte Einsichten zuließ. Sie lächelte Frankie ungeniert an, warf ihm sogar Kusshändchen zu. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, konnte seine Augen kaum mehr von ihr wenden. Der Pianist fragte ihn während des Schlagzeugsolos, wer sie denn sei.
"Hey sag mal, was haste denn du da für ein Exemplar an Land gezogen, da könnte ich auch schwach werden… Dieses Fahrgestell, dieses Chassis, die Kurvenlage ist ja wirklich schlüpfrig, geradezu windschlüpfrig..."
"Ach lass Du mich doch in Ruhe. Seit Du wieder solo bist, hast Du wohl dauernden Notstand. Frag sie doch, vielleicht darfst Du ja auch mal, wenn Du brav bist... Als Nächstes spielen wir übrigens 'As time goes by', klar? Und reiß Dich zusammen... ist nämlich für SIE !"
"Ouh, jaaa ! Ich schau Dir in die Augen, Kleines... wie ramontisch, mir kommen gleich die Dröhnen vor lauter Röhrung."
Als sie das Lied dann spielten, kam es wie ein gemeinsamer Erguss. Es lechzte förmlich durch den Raum, hing über der Menge vor der Bühne, legte sich wie ein zartseidenes Tuch über sie, lullte sie ein. Verschiedentliches Schmusen in den dunklen Ecken des Lokals. Die Augen der Frau direkt vor Frankie verschmolzen sichtbar mit den seinen, als er das Thema auf dem Saxophon blies, dann Freilauf lassend, mit der Musik regelrecht abhob.
Seine Augen waren leicht verdreht und verschleiert, als er wieder zu sich kam und ihren Blick suchte.
Zum Glück konnten sie nun wieder Pause machen, endlich. Er stieg sofort von der Bühne, nahm erst als er schon neben ihr saß sein Instrument ab, um es nur notdürftig zu reinigen. Seine Augen schienen sich auf geheimnisvolle Art in den ihren verhakt zu haben, er nahm nicht einmal zur Kenntnis, dass ihm andere Gäste anerkennend auf die Schulter klopften, einer sogar ein Glas Bier vor ihn hinstellte.
"Es war... es war fulminant, grandios, einfach traumhaft schön, Du bist wirklich ein sehr guter Musiker, ein kleines Genie in meinen Augen... hast hier eigentlich nichts verloren, in diesem Loch... Perlen vor die Säue geworfen !"
"Komm lass' uns über was anderes reden, das ist mir peinlich, sonst werd' ich womöglich noch größenwahnsinnig. Ich denke lieber darüber nach, was ich mit Dir dann später alles anstellen werde."
"Oder ich mit Dir, warte nur ab, was Dir da noch alles blüht. Du nimmst Dir besser für morgen gleich gar nichts mehr vor... Du wirst nämlich zu müde sein..."
Knapp eine Stunde später war es dann soweit, Frankie verließ das Lokal mit seiner Schönen, eng umschlungen. Sie fuhren auf direktem Wege nach Hause, er hätte es kaum mehr ausgehalten auch nur noch eine Minute länger dort zu bleiben, zu stark war sein Verlangen nach dieser Frau angewachsen. Da musste man noch sehen, wer sich am Besten für den nächsten Tag freinahm.
Er fing schon auf der Treppe an sich zu entkleiden, sperrte seine Tür nur mehr - die Frau neben ihm lachte aus vollstem Busen - in Unterhosen auf, ging sofort unter die Dusche. Einige Minuten später, nur mit Handtuch um seine Hüften geschlungen, kam er, noch nass, auf sie zu. Zwei rosige Backen lachten ihm entgegen, sie lag bereits nackt auf seinem Bett, rekelte sich wohlig, als er näher kam.
"Hören Sie Herr Wolff, Sie hätten aber Ihr Saxophon nicht unbedingt ins Bett mitbringen müssen..."
"Das ist kein Saxophon, das ist eine Tuba... kann's zumindest noch werden, mit ein bisschen gutem Willen, kommen da auch ganz erstaunliche Sachen dabei heraus."
Rudolf hatte gerade zwei Stunden geschlafen, als seine Türglocke anschlug. Irgendetwas daran erschien ihm seltsam. Manchmal erkannte man schon an der Art zu läuten, dass der Besucher eher unangenehmerer Natur war. Er taumelte schlaftrunken zur Tür, machte ohne zu überlegen auf. Und da stand es nun das Unheil, Rudolf riss die Augen weit auf, trat instinktiv einen Schritt zurück. Der Polizeibeamte machte genauso instinktiv einen Schritt nach vor, stand schon in der Tür. Rudolf begann klarer zu sehen, blieb stocksteif stehen, sodass der Beamte ihm dicht auf den Pelz rückte.
"Was wollen Sie eigentlich... ich meine, Sie kommen hier einfach mirnichts-dir-nichts herein, ohne Aufforderung, wie ich betone, und sagen kein Wort..."
"Ääh, Herr Prinz, Sie sind doch Rudolf Prinz, geboren am, am..."
"Ja, ja, bin ich! Was wollen Sie denn von mir ? Sie haben mich aus dem Schlaf gerissen, wissen Sie das ? Ich meine es ist ja nicht jeder ein Beamter !"
"Sie haben eine Polizeistrafe nicht bezahlt... vom... warten Sie... 23. 11. des Vorjahres, wegen überhöhter Geschwindigkeit... Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder Sie bezahlen sofort... oder ich muss Sie leider bitten sich anzukleiden und mit mir auf die Wache zu kommen..."
Rudolf suchte schweigend nach seiner Geldtasche, zog die verlangte Summe hervor, übergab die Scheine dem Beamten, der nun umständlich eine Quittung ausstellte.
"Und das nächste Mal zahlen Sie halt pünktlich... Wird sonst eh nur teurer für Sie..."
"Vielen Dank Herr Oberst, meine Empfehlung an die Frau Gemahlin, aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich jetzt weiter schlafen lassen könnten, ich habe nämlich die ganze Nacht gearbeitet, vielen Dank für Ihr allerwertestes Verständnis und Adieu..."
Er fluchte vor sich hin, war ärgerlich, dass er überhaupt aufgestanden und aufgemacht hatte. Das hätte er sich schlechten Gewissens getrost ersparen können.
Noch dazu wo ihm schon