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»Ich erzähle es nur so, wie ich es gehört habe.«

      »Und ich habe viele sagen hören, daß es ein schöneres Küstenland wie Tjust nicht gibt. Denk doch nur an alle die Buchten und Inseln und an alle die Schlösser und die kleinen Wälder!« sagte Aase. »Ja, das ist wohl wahr,« räumte der kleine Mads ein. – »Und weißt du wohl noch,« fuhr Aase fort, »daß die Lehrerin sagte, eine so schöne und abwechslungsreiche Gegend wie das Stück von Smaaland, das südlich vom Wetternsee liegt, gäbe es in ganz Schweden nicht? Denk doch nur an den herrlichen See und an die gelben Strandberge und an Grenna und Jönköping mit der Streichholzfabrik und an Munksjö, und denke an Husquarna und an alle die großen Anlagen dort.« – »Ja, das ist wohl wahr,« sagte der kleine Mads noch einmal. – »Und denke an Visingsö, lieber Mads, mit den Ruinen und dem Eichenwald und allen den Sagen! Denke an das Tal, durch das die Em rinnt, mit all seinen Städten und Mühlen und Holzstoffabriken und den Sägewerken und Tischlereien.« – »Das ist ja alles sehr wahr!« sagte der kleine Mads und sah ganz bedenklich aus.

      Aber plötzlich blickte er auf. »Sind wir aber dumm,« sagte er. »Alles, was du da nennst, liegt ja in des lieben Gottes Smaaland, in dem Teil des Landes, der schon fertig war, ehe Sankt Petrus hinzukam. Das sollte ja doch auch gut und schön sein! Aber in Sankt Petrus' Smaaland sieht es wirklich so aus, wie es in der Geschichte heißt. Und es war kein Wunder, daß der liebe Gott betrübt wurde, als er das sah,« fuhr der kleine Mads fort, indem er seine Geschichte weiter erzählte: Sankt Petrus verlor aber doch den Mut nicht, und versuchte, den lieben Gott zu trösten. »Du mußt es dir nicht zu Herzen nehmen,« sagte er. »Warte nur, bis ich Menschen erschaffen habe, die das Moor urbar machen und sich Äcker auf den Felsabhängen anlegen können.«

      Da aber riß dem lieben Gott die Geduld, und er sagte: »Nein, du kannst nach Schonen hinuntergehen, das ist ein gutes Land und leicht zu bebauen, da kannst du den Bewohner schaffen, den Smaaländer aber will ich selber schaffen.« Und dann schuf er den Smaaländer und machte ihn aufgeweckt und genügsam und froh und fleißig und unternehmend und tüchtig, so daß er sich in seinem armen Lande Nahrung schaffen konnte.

      Da schwieg der kleine Mads, und hätte nun Niels Holgersen auch geschwiegen, so wäre alles gut gegangen, aber es war ihm nicht möglich, sich der Frage zu enthalten, wie denn Sankt Petrus mit der Erschaffung der Bewohner von Schonen fertig geworden sei.

      »Ja, wie denkst du selbst darüber?« fragte der kleine Mads und sah so spöttisch aus, daß Niels Holgersen auf ihn losfuhr, um ihn zu prügeln. Aber Mads war nur ein kleiner Bursche, und das Gänsemädchen Aase, das ein Jahr älter war, kam ihm gleich zu Hilfe. So gutmütig sie auch sonst war, fuhr sie auf wie eine Löwin, sobald jemand den Bruder nur anrührte. Und Niels Holgersen hielt sich zu gut, um sich mit einem Mädel zu prügeln; er kehrte ihnen den Rücken und ging seiner Wege, und den ganzen Tag sah er nicht nach der Seite hinüber, wo die kleinen Smaaländer waren.

      In der südwestlichen Ecke von Smaaland liegt eine Harde, die Sunnerbo heißt. Es ist ein ganz flaches und ebenes Land, und wer es im Winter sieht, wenn es mit Schnee bedeckt ist, kann nicht anders denken, als daß unter dem Schnee gepflügte Brachäcker, grüne Roggenfelder und gemähte Kleewiesen liegen, so wie sonst in einer Ebene. Wenn aber allmählich der Schnee in Sunnerbo zu Anfang April wegtaut, zeigt es sich, daß das, was darunter verborgen liegt, nichts ist als unfruchtbare Sandheiden, kahle Felsen und große, flache Moore. Äcker gibt es wohl hier und da, aber sie sind so klein, daß man sie kaum bemerkt, und kleine graue oder rote Bauerhäuser sind da auch, aber sie liegen in der Regel in einem Birkenhain verborgen, fast als seien sie bange, sich zu zeigen.

      Wo die Sunnerboer Harde an die Grenze von Halland stößt, liegt eine so ausgedehnte Sandheide, daß wer an dem einen Ende steht, nicht nach der gegenüberliegenden Seite hinübersehen kann. Auf der ganzen Heide wächst nichts weiter als Heidekraut, und es würde auch nicht leicht sein, andere Pflanzen dort zum Wachstum zu bringen. Zu allererst müßte man dann wenigstens das Heidekraut ausroden, denn mit dem ist es so bestellt, daß es, obwohl es nur einen kleinen, verkrüppelten Stamm, kleine, verkrüppelte Zweige und trockene, verkrüppelte Blätter hat, sich dennoch einbildet, ein Baum zu sein. Deswegen benimmt es sich so wie die richtigen Bäume, breitet sich wie Wälder über große Strecken aus, hält getreulich zusammen und bringt alle fremden Pflanzen, die auf seinem Gebiet eindringen wollen, zum Aussterben.

      Die einzige Stelle auf der Heide, wo das Heidekraut nicht Alleinherrscher ist, bildet ein niedriger, steiniger Bergrücken, der mitten darüber hingeht. Dort wachsen Wacholderbüsche, Ebereschen und einige große, schöne Birken. Zu der Zeit, als Niels Holgersen mit den wilden Gänsen umherreiste, lag dort auch ein Haus mit einem kleinen, urbar gemachten Fleckchen Erde rings herum, aber die Leute, die einstmals dort gewohnt hatten, waren aus irgendeinem Grunde weggezogen. Das kleine Haus stand leer, und der Acker lag unbestellt da.

      Als die Leute das Haus verließen, hatten sie die Ofenklappe zugemacht, die Fensterhaken befestigt und die Tür verschlossen. Aber sie hatten nicht daran gedacht, daß eine Fensterscheibe zerschlagen und ein alter Lappen in die Öffnung gestopft war. Der Regen von ein paar Sommern hatte den alten Lappen mürbe gemacht, bis er auseinander fiel, und schließlich war es einer Krähe gelungen, ihn herauszuzupfen.

      Der Bergrücken auf der Heide war nämlich nicht so verlassen, wie man glauben sollte; er war von einem großen Krähenvolk bewohnt. Die Krähen wohnten natürlich nicht das ganze Jahr hindurch dort. Sie reisten im Winter ins Ausland, im Herbst flogen sie in ganz Götaland von einem Acker zum andern, und pickten Körner auf, im Sommer zerstreuten sie sich über die Gehöfte in der Sunnerboer Harde und lebten von Eiern, Beeren und jungen Vögeln, in jedem Frühling aber, wenn sie Nester bauen und Eier legen wollten, kehrten sie nach der Heide zurück.

      Die Krähe, die den alten Lappen aus dem Fenster zupfte, hieß Garm Weißfeder, wurde aber in der Familie nie anders genannt als Drumle oder gar Fumle-Drumle, weil sie zu nichts weiter taugte, als daß man sich lustig über sie machte. Fumle-Drumle war größer und stärker als irgendeine von den andern Krähen, aber das half ihr nicht im geringsten; sie war und blieb nur zum Gespött für die andern. Es nützte ihr auch nicht, daß sie aus ausgezeichneter Familie war. Wäre es mit rechten Dingen zugegangen, so hätte sie eigentlich der Anführer der ganzen Schar sein müssen, denn diese Würde war von alters her der Ältesten aus dem Geschlecht der Weißfeders zuerteilt gewesen. Lange jedoch ehe Fumle-Drumle geboren, war die Macht ihrer Familie entrissen und in die Hände einer wilden und grausamen Krähe namens Wind-Eile übergegangen.

      Dieser Herrscherwechsel kam daher, daß die Krähen auf dem Krähenbergrücken Lust bekommen hatten, ihre Lebensweise zu verändern. Es gibt sicher Leute, die glauben, daß alles, was Krähe heißt, auf gleiche Weise lebt, aber das ist ganz verkehrt. Es gibt ganze Krähenvölker, die ein rechtschaffenes Leben führen, das heißt, sie essen nur Frösche, Würmer und Larven und tote Tiere, aber dann gibt es auch andere, die ein vollständiges Räuberleben führen, junge Hasen und kleine Vögel überfallen und jedes Nest ausrauben, das sie nur erblicken.

      Die alten Weißfeders waren strenge und einfach gewesen, und solange sie die Schar anführten, hatten sie die Krähen gezwungen, sich so zu benehmen, daß andere Vögel ihnen nichts nachsagen konnten. Aber der Krähen waren viele, und die Armut unter ihnen war groß. Auf die Dauer konnten sie eine so strenge Lebensweise nicht ertragen, sondern empörten sich gegen die Weißfeders und ließen Wind-Eile zur Macht gelangen. Er war der schlimmste Nestplünderer und Räuber, den man sich nur denken konnte, es sei denn, daß seine Frau, Wind-Kaara, noch ärger war. Unter ihrem Regiment hatten die Krähen begonnen, ein solches Leben zu führen, daß sie jetzt gefürchteter waren als Habichte und Bergeulen.

      Fumle-Drumle hatte natürlich nichts in der Schar zu sagen. Alle waren sich darin einig, daß er nicht im geringsten nach seinen Vorfahren geartet sei und nicht als Anführer tauge. Niemand würde ihn beachtet haben, falls er nicht beständig neue Dummheiten gemacht hätte. Einige, die sehr klug waren, sagten zuweilen, es sei gewiß ein Glück für Fumle-Drumle, daß er so ein armer Narr war, denn sonst würden Wind-Eile und Wind-Kaara ihn, der dem alten Häuptlingsgeschlecht entstammte, wohl nicht bei der Schar geduldet haben.

      Jetzt

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