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völlig vergessen. Marcos wurde von ihr fortgezogen, doch sie hielt seinen Arm fest.

      „Ich muss gehen.“

      „Nein, bitte nicht.“

      „Ich muss. Tut mir so leid.“

      „Aber wohin? Was…“ Sie fühlte sich völlig hilflos. Marcos riss sich noch einmal aus dem Griff des Managers los und drückte sie ganz fest an sich. Dabei flüstere er ihr ins Ohr: „Ich warte am Strand auf dich.“

      Julia nickte und sah ihm nach. Sie sah seine Mutter, die vor Schreck die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen hatte, und sie begegnete Lucias zornigen Blick, der eindeutig ihr galt. Blöde Kuh, dachte Julia. Wegen ihr war die ganze Sache doch bloß so eskaliert.

      „Wow, Schwesterherz. Was für ein Kuss.“

      „Hör auf, das ist nicht witzig“, fuhr Julia ihre Schwester an.

      „Na na, Mädels, benehmt euch“, versuchte ihr Vater zu schlichten, der mit ihrer Mutter im Arm zu ihnen getreten war.

      „Was ist denn passiert?“, fragte ihre Mutter stattdessen.

      „Das habe ich euch doch schon erzählt. Er darf nichts mit den Hotelgästen haben, und jetzt bekommt er bestimmt mächtig Ärger, meinetwegen.“

      „Ach komm, so schlimm wird es schon nicht sein“, sagte ihr Vater. Julia funkelte ihn böse an. Dann wandte sie sich an ihre Mutter.

      „Mami, darf ich gehen. Ich möchte ihn noch einmal sehen. Bitte, wir haben nur noch diese eine Nacht.“

      „Nein, du gehst nirgendwo hin, junge Dame“, schoss ihr Vater dazwischen, doch sie beachtete ihn gar nicht. Sie sah nur ihre Mutter flehend und mit Tränen in den Augen an.

      „Bitte, ich werde ihn nie wieder sehen und ich… ich habe mich in ihn verliebt.“

      „Ja, ich weiß. Hast du alles in deinen Koffer für die Abreise gepackt.“

      „Susanne bitte, dass kannst du doch wohl jetzt nicht erlauben.“ Ihr Vater war völlig von den Socken, doch ihre Mutter ignorierte ihn einfach und tätschelte beruhigend seinen Arm.

      „Gut, aber sei pünktlich zurück. Unser Bus kommt um sieben Uhr morgen früh.“

      „Ja, ich weiß. Danke Mama.“

      „Schon gut… und, Julia… versprich mir, dass du vorsichtig bist.“

      Sie nickte und zog dann ihre Mutter ganz fest in die Arme.

      „Danke“, flüsterte sie und rauschte davon.

      Marcos lief am Strand auf und ab und begann sich zu fragen, ob sie wirklich kommen durfte. Doch dann war sie plötzlich da, und er zog sie ganz fest in seine Arme.

      „Es tut mir wirklich sehr leid, was an dem Nachmittag passiert ist. Ich hätte…“

      Sie verschloss ihm den Mund „Tsch… nicht. Ich will nicht darüber reden. Wir haben nur noch diese eine Nacht und die sollten wir genießen und nicht mit Entschuldigungen vergeuden.“

      „Gut. Wann musst du zurück sein?“

      „Spätestens morgen früh um sieben Uhr. Wir haben also wirklich die ganze Nacht.“

      Es war eine berauschende Nacht. Sie waren erst was trinken gegangen und später hatten sie in einer Bar zusammen getanzt. Völlig durchgeschwitzt hatten sie die Bar um Mitternacht verlassen und waren Arm in Arm am Strand weit entfernt von den Hotels entlanggelaufen. Dieser Strand war wenig besucht, auch wenn es hier genauso schön war, wie anderswo, doch er war zu weit von den nächsten Hotels entfernt, so dass sich nur selten Touristen hierhin verirrten, erzählte Marcos ihr. Jetzt zu dieser Tageszeit waren sie vollkommen allein hier. Nach einer Weile setzten sie sich in der Nähe einer Palme an den Strand.

      „Wirst du großen Ärger bekommen wegen der ganzen Sache?“

      „Ich weiß nicht, vielleicht. Ich muss morgen noch einmal zum Hoteldirektor, und dann werde ich sehen.“

      „Deine Eltern werden mich jetzt hassen.“

      „Ach Quatsch, warum denn?“

      „Na, weil das alles meinetwegen passiert ist, und es tut mir leid.“

      „Hey, hast du nicht vorhin gesagt, dass wir die Nacht nicht mit Entschuldigungen vergeuden wollen?“

      „Ja, aber…“

      „Nichts, ja aber. Du bist es wert, und ich habe es nicht nur für dich getan. Ich wollte dich nicht einfach so gehen lassen. Ich liebe dich, und ich würde mir wünschen, du könntest für immer hier bleiben.“

      Sie lächelte. „Ja, das wäre schön, oder wenn du einfach mit mir mitkommen könntest.“

      „Ja, vielleicht finden wir irgendwann einen Weg zueinander, aber eines kann ich dir versprechen. Ich werde dich niemals vergessen, Julia.

      „Ich werde dich auch nie vergessen“, sagte sie und dann küsste sie ihn. Sie blieben die ganze Nacht an dem menschenleeren Strand und liebten sich unter dem Sternenhimmel. Es war das Schönste, was sie je erlebt hatte, und sie war sich sicher, dass sie Marcos und diese Nacht niemals vergessen würde.

      Als die Sonne aufging, kam die böse Ernüchterung, denn in wenigen Stunden würde Julia bereits im Flieger sitzen, der sie zurück nach Hause brachte und sie würde wahrscheinlich nie mehr zurückkehren. Sie hätte heulen können, doch sie riss sich zusammen. Sie sprachen nicht viel auf dem Rückweg zum Hotel, sondern klammerten sich nur aneinander fest. Zwanzig Minuten vor sieben Uhr trafen sie am Hoteleingang ein. Ihre Familie wartete bereits zusammen mit ein paar anderen Gästen vor dem Hotel auf den Busshuttle. Ihr Vater hatte schon seit einer halben Stunde ständig nervös auf die Uhr geschaut, und man sah ihm die Erleichterung, als seine Tochter schließlich pünktlich auftauchte, förmlich an. Susanne nahm ihre Tochter kurz in den Arm. Auch sie war erleichtert, dass ihre Tochter pünktlich aufgetaucht war, aber sie hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet. Doch ihre große Tochter sah sehr mitgenommen aus. Die Trennung würde ihr sehr schwer fallen, wie sie es schon vermutet hatte, und sie hoffe, dass Julia sehr stark sein würde. Julia setzte sich zusammen mit Marcos auf den Bordstein und kuschelte sich in seine Arme. Er gab ihr einen Kuss aufs Haar und sagte leise:

      „Pass auf dich auf und versprich mir, dass du die Schule ernster nimmst und deinen Abschluss im nächsten Sommer schaffst.“

      Sie nickte nur. Sie konnte nicht reden, weil es ihr die Kehle zuschnürte.

      „Versprochen?“

      „Ja, versprochen“, murmelte sie leise.

      Als der Bus kam, wäre sie am liebsten mit Marcos davongelaufen. Doch es nützte nichts, sie würde in diesen Bus steigen müssen, also standen sie auf und Marcos verstaute ihr Gepäck in den Bus. Dann nahm er sie fest in seine Arme, und sie klammerte sich an ihn.

      „Ich werde dich vermissen“, sagte er und damit war es mit ihrer Fassung vorbei. Sie schluchzte laut an seiner Schulter auf und fing an zu weinen. Marcos versuchte sie zu trösten, doch auch er hatte mit den Tränen zu kämpfen. Sie würden sich nie wieder sehen und das war so schmerzhaft.

      Ihr Vater fasste ihr sanft an der Schulter.

      „Julia, wir müssen einsteigen.“

      Sie nickte und löste sich ein wenig von Marcos.

      Er sah sie aus diesen wundervollen Augen an, und sie wusste, dass sie diese Augen niemals vergessen würde und immer aus der Menge herausfiltern könnte.

      „Ich liebe dich, Julia.“

      „Ich dich auch“, flüsterte sie und dann küssten sie sich noch ein letztes Mal, bis der Busfahrer anfing zu hupen und ihre Mutter sie behutsam von Marcos löste.

      „Leb wohl“, sagte er noch bevor sich die Türen des Busses schlossen und sie davonfuhren.

      Julia weinte die ganze Zeit während der Busfahrt, und auch während des

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