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Vor dem Imperium. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название Vor dem Imperium
Год выпуска 0
isbn 9783738049732
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wilbeck dachte einen Moment darüber nach.
„In Ordnung. Machen Sie Ihr Schiff startbereit, ich bin in einer Stunde bei Ihnen an Bord.“
Einen Tag später löste sich die Petronia wieder von der Station. Die USS Carter befand sich noch immer auf dem Weg zum Mars. In etwa 138 Stunden würden sie den Saturn erreichen. Bis dahin brauchten sie einen Plan, wie sie mit der Besatzung der dortigen Station umgehen sollten. Es war eine Gruppe aus Wissenschaftlern und Militärs. Aus Leuten, die einen Weg suchten, einen ganzen Planeten zu vernichten. Nicht unbedingt die beste Klientel. Es könnte schwierig werden, solchen Leuten ins Gewissen zu reden. Wahrscheinlich lief alles auf Drohungen hinaus – und die gab es auch für die Petronia. Die USS Carter versuchte, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Der Captain nahm den Anruf entgegen.
„MacAllister! Sie sind...“
„Ich weiß. Was wollen Sie, Bricket?“
Die schroffe Unterbrechung schien den anderen zu verunsichern. „Wir werden Ihnen den Weg abschneiden, wenn Sie versuchen, den Mars zu verlassen“, kam es nach einiger Zeit. MacAllister hob überrascht eine Braue. Dann verstand er. Die Botschaft erreichte sie über die Relais der Hawking. Bricket nahm also an, dass sie sich noch immer im Orbit des Mars befanden.
„Ähm, Bricket, das finde ich sehr fair von Ihnen. Warum treffen wir uns nicht einfach auf der Patton und trinken einen miteinander?“
„Was?“
„Ich habe jetzt keine Zeit, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten. In diesem Sonnensystem gibt es auch Leute, die arbeiten müssen, wissen Sie? Also viel Spaß auf dem Mars.“
„MacAllister, Sie können nicht so einfach...“
„Harris, bitte stellen Sie in nächster Zeit keine Anrufe mehr durch.“
Der Captain grinste. Dann erinnerte er sich wieder an die Aufgabe, die vor ihnen lag und seine Freude verschwand.
Als sie sich dem Saturn näherten, versuchten sie, Verbindung mit der Forschungsstation aufzunehmen. Die Antwort war relativ schroff.
„Petronia, hier spricht Admiral Dockerton. Sie sind ein Verräter und Ihre Behauptung, Dione hätte seine Bahn verändert, ist aus der Luft gegriffen. Falls Sie sich erhofft haben, durch diese durchsichtige Lüge etwas über unsere Forschung zu erfahren, haben Sie sich geirrt.“
„Ein Admiral?“ seufzte MacAllister. „Ich hatte mit einem Captain gerechnet, eventuell mit einem Colonel. Aber ein so hohes Tier. Das ist kein gutes Zeichen.“
„Und was machen wir jetzt?“ fragte Clausen.
„Wir schicken ihm die Daten, die wir über Dione gesammelt haben – und die Daten, die wir von seinem 'Experiment' haben. Damit er sieht, dass wir mehr wissen, als uns lieb sein kann.“
„Wird er dann nicht denken, wir wollten sein Experiment stehlen?“
„Da haben Sie recht“, stimmte der Captain zu. „Schicken Sie ihm nur die Daten über Dione. Und er soll mit der Erde Verbindung aufnehmen, um ein unabhängiges Gutachten einzuholen.“
„Dann wissen die da aber, dass wir hier sind.“
„Das werden die sowieso früh genug erfahren. Und um die mach ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen!“
„MacAllister, ich habe den Bericht von der Erde“, schlug ihm acht Stunden, bevor sie Dione erreichten, die kalte, befehlsgewohnte Stimme des Admirals entgegen. „Der Mond hat tatsächlich seine Bahn verändert. Daran müssen Anarchisten wie Sie Schuld sein.“
„Eher Faschisten wie Sie“, murmelte der Captain leise.
„Wie war das?“
„Es ist wahrscheinlicher, dass Ihre Experimente daran schuld waren“, sagte MacAllister laut.
„Und woher wollen Sie das wissen? Niemand weiß, womit wir uns hier befassen!“
„In den offiziellen Berichten steht 'Minensuche'. Das scheint mir eine frappierend treffende Umschreibung dafür zu sein. Es scheint tatsächlich niemand was darüber zu wissen. Außer in den ganz hohen Kreisen der Regierung und des Militärs, nehme ich an.“
„Nicht einmal die!“ Der Admiral lachte kalt. Dann beendete er die Verbindung.
„Ich werde immer optimistischer“, murmelte der Captain. „Admiral William F. Dockerton...“
„Kennen Sie den Mann?“ fragte Wilbeck.
„Nicht persönlich. Aber ich habe von ihm gehört.“
„Und?“
„Immer optimistischer! Er ist jemand, der dem Begriff 'Fanatiker' eine völlig neue Bedeutung verleiht. Und man hat ihm einen kleinen Außenposten gegeben, auf dem er sich seine eigene kleine Himmelfahrtsbombe bauen darf. Die Raumflotte ist noch viel korrupter, als ich immer gedacht habe.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir machen es publik. Schicken Sie alle Daten, die wir über sein Projekt haben, unverschlüsselt an alle, Regierungen, Raumstationen, Presse. Jeder soll davon erfahren.“
„Wird ihn das stoppen?“
„Nein, aber wenigstens wird jeder wissen, was hier passiert ist.“
„Captain?“ DuValle sah aus, als hätte er eine schlechte Nachricht. „Ich habe mir die Liste der Vorräte angesehen, die der Admiral in den letzten Monaten angefordert hat.“
„Und?“
„Darunter befinden sich einige Behälter mit Carodin B.“
„Das klingt irgendwie vertraut.“
„Es ist ein sehr starkes Gift... das gerne von Sektenführern eingesetzt wurde.“
MacAllister seufzte. „Und ich werde immer optimistischer!“
Der tote Mond
Noch während die Petronia in eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenkte, ließ Captain MacAllister eine Raumfähre startklar machen. Seit ihrem letzten Funkkontakt mit der Station auf dem Saturnmond Dione hatten sie keine Nachricht mehr empfangen. Es herrschte absolute Funkstille. MacAllisters Optimismus hielt sich trotzdem in Grenzen.
„Wenigstens haben sie den Mond nicht gesprengt“, meinte er nüchtern.
„Wie gehen wir jetzt vor?“ wollte Clausen wissen.
„Sie halten die Petronia auf einer Position, von der Sie den Saturn so schnell wie möglich verlassen können, wenn es nötig werden sollte.“
„Und Sie?“
„Ich werde zusammen mit Dr. Wilbeck und Dr. Newman die Fähre nehmen.“
„Dr. Newman?“
„Könnte sein, dass wir da unten einen Arzt brauchen. Oder einen Psychologen. Wahrscheinlich beides!“
„Wollen Sie den Admiral Dienstuntauglich schreiben lassen.“
„Wenn das irgendetwas helfen würde, sofort.“
„Sollten Sie nicht lieber einen bewaffneten Trupp mitnehmen?“
MacAllister schüttelte den Kopf.
„Ich fürchte, an bewaffneten Trupps mangelt es da unten nun wirklich nicht!“
Langsam öffneten sich vor ihnen die Schleusentore, die das Landedeck vor dem Vakuum des Weltraums schützten. Statt des samtenen Schwarz, das nur von den Lichtern der Sterne durchbrochen wurde, füllte der Saturn ihr Blickfeld aus.
„Wie lang bis zu Dione, Doyle?“ fragte der Captain.
„Zehn