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Dann sehen wir weiter.“ Sie hatten genug Platz in ihrem Haus. Martin Weiß nickte nur und legte Frau und Tochter je einen Arm um die Schultern.

      Anka flüsterte erstickt: „Jetzt ist alles weg...“

      Stumm vor Entsetzen und Hilflosigkeit verfolgten sie das schreckliche Schauspiel nur wenige Meter vor ihnen.

      Knacken, knistern, lodernde Flammen, durch das Wasser erstickendes Feuer, Zischen, Wiederaufflackern, dichter grauer und weißer Qualm...

      Es verging unendlich viel Zeit, bis die Flammen schließlich gelöscht waren. Immer noch stieg vereinzelt Rauch aus den Hausöffnungen empor.

      Ein Mann in kompletter Feuerwehrmontur trat auf sie zu und schüttelte nur mit dem Kopf. „Da war leider nicht mehr viel zu machen.“

      Herr Weiß erinnerte sich daran, dass sie ihre ganzen Versicherungs- und andere wichtige Dokumente in einem feuerfesten Behälter im Wohnzimmerschrank aufbewahrt hatten. Er fragte den Feuerwehrmann, ob es möglich war, diesen sicherzustellen. Rasch erklärte er, wo im Haus - was es bis vor zwei Stunden zumindest noch gewesen war - sich dieser Kasten befand und wie er aussah. Man wollte sich darum kümmern.

      Nach einiger Zeit kam einer der Männer wirklich mit einer ruß verschmierten Metallkiste zu ihnen. Herr Weiß schaute sofort nach dem Inhalt derselben und stellte nebenbei fest, dass sich noch etwas Bargeld darin befand.

      Der Überbringer der Kiste fragte, ob noch nach weiteren wichtigen Sachen gesucht werden sollte.

      Das eine oder andere Teil wurde ihnen danach noch gebracht, aber dann fiel den Dreien zunächst nichts an wertvollen, eventuell unversehrt gebliebenen Dingen mehr ein.

      Der Rest war eh den Flammen zum Opfer gefallen.

      Frau Heller hatte inzwischen ihre Familie angerufen und sie auf die Situation, die nun auf alle zukam, vorbereitet.

      Jetzt kehrte sie zurück zu den drei Obdachlosen und sagte: „Kommt mit, ihr Drei. Ich habe Heinz und Dirk Bescheid gegeben, dass ich mit Euch zusammen zu uns nach Hause fahre.“

      Herr Weiß sah als erster ein, dass es keinen Sinn hatte, wenn sie noch länger auf das zerstörte Haus starrten und hofften, dass noch irgendein Wunder geschah.

      Der Polizei hatte er auch längst Rede und Antwort gestanden, hätte sich sogar beinah noch mit einem der Herren angelegt, weil der Beamte doch tatsächlich geäußert hatte, dass man Brandstiftung nicht ausschließen konnte.

      Anka nahm ihren Rucksack und folgte den drei Erwachsenen. Dabei wischte sie die Tränen fort und versuchte, nun um die Augen herum trocken zu bleiben. Was sollte Dirk von ihr denken?

      Sie stieg bei ihrem Vater in den Wagen, während ihre Mutter bei Ingrid auf dem Beifahrersitz Platz nahm.

      Nach wenigen Fahrminuten hatten sie das Einfamilienhaus, in dem Familie Heller wohnte, ziemlich zeitgleich erreicht.

      Dirk saß auf der Treppe vor der Haustür.

      Anka wusste sofort, dass er es war, denn er hatte ein schwarzes Tuch um den Kopf gebunden, trug einen Ring im Ohr und sah auf den ersten Blick aus wie ein Räuber. So lief er immer auf Partys oder in der Disco herum, so kannte man ihn.

      So kannte Anka ihn.

      Als Dirk auf seine Mutter und die befreundete Familie aufmerksam wurde, rief er ins Haus nach seinem Vater und erhob sich langsam.

      Sofort erschien auch Herr Heller in der Haustür.

      Anka ließ sich von dem etwa zwei Jahre älteren Dirk in die Arme nehmen.

      Obwohl heute etwas Furchtbares passiert war, lächelte er sie verschmitzt an. „Um uns zu besuchen, hättet ihr eigentlich nur anzurufen brauchen. Müsst ihr gleich euer Haus in Brand stecken?“

      Nun fiel auch von Anka der Schrecken ein wenig ab.

      Sie versuchte zu lächeln.

      „Und deshalb hast du dir auch gleich die Ferien ausgesucht“, stellte Dirk fest.

      Sie nickte nur. Dann wurde sie auch von Dirks Vater begrüßt und betrat hinter den Erwachsenen das Haus.

      Als sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten, brauchten sie noch eine Weile, um das Geschehene einigermaßen zu verdauen. Entsprechend gedrückt war die Stimmung zunächst.

      Ingrid begann, von ihrem Dienst im Krankenhaus zu erzählen, was sich dort heute zum Beispiel auf ihrer Spätschicht wieder Interessantes oder Amüsantes zugetragen hatte. Sie wollte die Anspannung etwas lösen.

      Nach einiger Zeit gab Heinz seiner Neugier nach und fragte schließlich: „Wie kam es eigentlich zu dem Brand?“

      Ankas Vater antwortete: „Die Feuerwehr geht nach ersten Angaben von einem Kabelbrand im Sicherungskasten aus. Und der befand sich im Keller.“

      Seine Frau fand nun auch die Sprache wieder: „Wir haben ferngesehen und wollten eigentlich bald schlafen gehen. Da ging plötzlich der Fernseher aus. Zuerst begann es, stark verschmort zu riechen, und dann stank es innerhalb kurzer Zeit auf einmal immer mehr nach Rauch. Martin ging, um nachzuschauen. Als er zum Keller hinunter stieg, sah er schon, wie der Qualm unter der Kellertür raus quoll. Er brauchte die Tür gar nicht zu öffnen, vielmehr war es wohl auch besser, dies zu unterlassen. Ich bin zu ihm hin. Wir hörten, wie es hinter der Tür laut geknistert hat. Martin hat Anka von oben heruntergeholt und ich habe nur noch schnell unsere Ausweise, Schlüssel und das Nötigste eingesteckt. Und dann ging alles sehr schnell. Wir waren gerade aus dem Haus raus, als das Feuer vom Keller durchbrach. Und dann gab es auch noch diese Explosion!“

      „Bis zum Dach alles in Schutt und Asche. Das Haus können wir nur noch abreißen“, meinte Martin betrübt.

      „Aber ihr seid doch versichert, oder?“ warf Dirk ein. Bei dem Gedanken daran, wie es geendet hätte, wenn die Drei nur ein paar Sekunden später auf den Brand aufmerksam geworden wären, wurde ihm ganz flau.

      Ankas Vater nickte. Ein schwacher Trost.

      Die persönlichen, emotionalen Werte waren nicht zu ersetzen, ein harter Fakt. Besonders für Anka. Sie saß auf der Couch wie ein Häuflein Elend und hatte Mühe, gegen die Tränen anzukämpfen.

      Was ein Feuer innerhalb weniger Stunden doch alles zerstören konnte. Dirk gab sein Bestes, um das Mädchen wenigstens etwas aufzumuntern.

      Ingrid stand nach einer Weile auf und sagte: „So, ich werde jetzt mal das Gästezimmer herrichten.“

      „Warte, ich helfe dir“, entgegnete Ankas Mutter und erhob sich ebenfalls.

      „Anka kann ja erst mal bei mir einziehen“, schlug Dirk vor und zwinkerte dem Mädchen dabei zu.

      Seine Mutter drehte sich zu ihm um, hob drohend den Finger und schimpfte lächelnd: „Das sieht dir wieder ähnlich. Aber Dummheiten unterbleiben! Sonst gibt’s was auf die Ohren!“

      „Na hör mal!“ Dirk setzte ein völlig unschuldiges Gesicht auf. „Wofür hältst du mich eigentlich.“ Für diese Frage hatte seine Mutter nur ein wissendes Lächeln übrig.

      Dann drehte sie sich um, die Frauen verschwanden nach nebenan in das Gästezimmer.

      „Du siehst müde aus“, meinte Dirk leise zu seiner Nachbarin.

      „Schau mal auf die Uhr. Ist nicht mehr ganz meine Zeit, für mitten in der Woche...“ Anka hielt ihm ihre Armbanduhr hin und direkt vor die Augen, so dass Dirk lachend zurückwich. Es war kurz nach zwei Uhr.

      „Na dann ab mit Euch in die Falle“, meinte Martin gutmütig.

      Anka erhob sich und zog Dirk vom Sofa hoch. Allerdings folgte er ihr sofort bereitwillig.

      „Mein Bett ist groß genug für Zwei.“ Spitzbübisch funkelte er sie an, als sie in seinem Zimmer angekommen waren. Vor den Erwachsenen hätte er das freilich nicht sagen dürfen, da hätte er gleich eins drüber gekriegt.

      Anka stieß ihm in die Rippen. „Wenn du auf der Kante schläfst,

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