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Maria Schmidt, die nicht Maria Schmidt heißt, aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist dieser nach zehn Jahren zerbrochen. Sie hat lange gebraucht, um sich von einer Litanei an Schicksalsschlägen zu erholen. Nicht nur, dass ihr Ex-Mann doch noch zu ihr zurück wollte, weil seine zweite Frau sich anders entschied („Das war aber ein No-Go, ich habe mich scheiden lassen.“) – kurz darauf starb auch ihr Vater. Maria Schmidt fand trotzdem noch ihre große Liebe. Ihr zweiter Mann hat ihr ihren Kinderwunsch gleich dreimal erfüllt. Die Jüngste schläft bei ihr auf dem Arm, als sie sich noch einmal erinnert: an ein Kapitel ihres Lebens, das seit Ende des vergangenen Jahres abgeschlossen ist. Mit am Tisch sitzt Ulrich Kaiser, Bischöflicher Notar und Diözesanrichter beim Konsistorium des Bistums Regensburg.

      Florian Weber und Silvia Prey-Weber haben geheiratet. Foto: Prey-Weber

      Trotz des neuen Glücks in ihrem Leben war Maria Schmidt lange noch immer eines: kirchlich verheiratet. Deutlich wurde ihr die Problematik vor der Taufe ihrer Tochter. Warum? Ulrich Kaiser bringt es auf den Punkt: „Wer sich scheiden lässt und dann wieder heiratet, begeht nach kirchlichem Verständnis Ehebruch. Das ist eine schwere Sünde und schließt ihn von der Kommunion aus.“ Doch Maria Schmidts Geschichte hat ein Happy End: Sie konnte die Ehe annullieren.

      Ehe und deren Annullierung. Das eine bedingt das andere. Doch während die kirchliche Eheschließung meist noch eine Selbstverständlichkeit ist, wissen viele von der Möglichkeit, eine Ehe annullieren lassen zu können, gar nichts. Die Gründe dafür: Es ist etwas völlig anderes als eine Scheidung. Außerdem gar nicht so einfach. Und es heißt oft, die Kirche wolle zwar durchaus informieren, aber gleichzeitig einen inflationären Anstieg solcher „Ehenichtigkeitsverfahren“ verhindern. Ulrich Kaiser widerspricht dem: „Das stimmt nicht. Jeder hat das Recht, seine Ehe auf Gültigkeit überprüfen zu lassen, wenn gewichtige Indizien vorliegen. “

      Etwas anderes als eine Scheidung

      Während Maria Schmidt so einen Fehler in ihrem Leben berichtigen konnte („Ich bereue es, das Sakrament damals an den Falschen gegeben zu haben und bin sehr dankbar“), machen sich Florian Weber und seine Frau darüber keine Gedanken. Beide haben im Mai kirchlich geheiratet. „Wir hatten eine sehr schöne Trauung und anschließend ein wunderbares Fest“, schreiben sie noch per E-Mail. Der Tragweite ihres Versprechens – dem Bund fürs Leben – sind sich beide bewusst. Sie hatten zusammen sogar einen Ehevorbereitungskurs, der mittlerweile nicht mehr Pficht ist, besucht, der sie nach eigener Aussage noch enger zusammenbrachte.

      Eine Scheidung ist die weltliche Seite, juristisch klar geregelt. Doch die kirchliche Ehe bleibt bestehen – im Kirchenrecht auch klar geregelt. Die Annullierung einer Ehe ist die Feststellung, dass es nie eine gültige Ehe gegeben hat. Vor zwei Jahren entschloss sich Maria Schmidt zu diesem Schritt. Begonnen hat alles mit einem Anruf beim Bistum. Danach folgen ein Beratungsgespräch, die Klageschrift und die Zeugenaussagen.

      Die Klagepunkte in Maria Schmidts Fall waren: „Ausschluss der Nachkommenschaft“ und „Ausschluss der ehelichen Treue“. Beides gute Gründe, eine Ehe zu annullieren – wenn sie bewiesen werden können. Denn: „Es gilt immer die Rechtsvermutung, dass eine gültige Ehe zustande gekommen ist“, sagt Kaiser. Bewiesen werden muss also das Gegenteil – und dabei zählt alles, was nach der Eheschließung passiert, eigentlich nicht. Es könnten aber Indizien dafür sein, dass keine gültige Ehe zustande gekommen ist, sagt Kaiser. Als Zeugen sagten neben ihrem Ex-Mann ihre Schwester, ihr Bruder, ihre Mutter und eine Freundin aus. Jede Aussage wird einzeln aufgenommen, eine klassische Gerichtsverhandlung gibt es nicht. Am Ende entscheiden drei Richter den Fall in erster Instanz.

      Urteil auf Latein und Deutsch

      Jedes „Ehenichtigkeitsverfahren“ muss aber von einer zweiten Instanz bestätigt werden. Ihren ersten Klagepunkt konnte Maria Schmidt nicht beweisen. Dafür hätte ihr Ex-Mann zugeben müssen, sie schon vor der Hochzeit betrogen zu haben. Aber während den Regensburger Richtern der zweite Punkt genügte, lehnten die Kirchenrichter in München die Annullierung ab. Doch die Münchner Richter empfahlen ihr, einen weiteren Klagepunkt aufzunehmen, der sich aus der Aussage ihres Ex-Mannes ergeben hatte: „Ausschluss der Unauflöslichkeit der Ehe“. Diesen Punkt sahen auch die Kirchenrichter aus der Landeshauptstadt als bewiesen an.

      Den endgültigen Urteilsspruch, der auf Latein und Deutsch ausgestellt wird, bekam Maria Schmidt im Dezember vergangenen Jahres per Post. Nun will sie den Vater ihrer Kinder endlich auch kirchlich heiraten. Zwar nicht, wie das Ehepaar Prey-Weber schon im Mai, wohl aber im kommenden Sommer.

       Annullierung einer Ehe

      Die Ehe Die Ehe zwischen zwei Getauften ist ein Sakrament, so erklärt es das Bistum Regensburg auf seiner Website. Sie basiert auf der Basis der Weisung Jesu „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“. Das Gesetzbuch der katholischen Kirche formuliert es so: „Die gültige und vollzogene Ehe zwischen Getauften kann durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden.“

      Die Annullierung Die Kirche kann jedoch, wenn eine Ehe zerbrochen ist, auf Antrag hin prüfen, ob diese überhaupt gültig zustande gekommen ist. (gi)

      Für sie ist Gott die Liebe

      Die Psychologiestudentin Carolin Reimer engagiert sich in der Apostulatsbewegung Regnum Christi, weil sie „das Christsein im Alltag leben“ will.

      Carolin Reimer vor dem Regensburger Dom Foto: Schönberger

      Von Christine Strasser, MZ

      Regensburg. Carolin Reimer ist 21 Jahre alt. Sie studiert Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie sieht aus, wie eine Studentin eben aussieht: Chucks, Jeans, dunkelblaue Jacke. Lange braune Haare, dezent geschminkt. Sie besucht spannende und manchmal auch ermüdende Vorlesungen. Für ihre Bachelorarbeit erforscht sie mit Kommilitonen, wie Menschen sich einen Willen bilden.

      Die junge Frau ist strebsam, machte ein hervorragendes Abitur. Deshalb wurde sie für das Studium im Fach Psychologie angenommen. Jetzt im sechsten Semester wächst der Konkurrenzdruck noch weiter. Die Studierenden strengen sich an, um einen der raren Masterplätze zu ergattern. Es wird wieder ausgelesen. Aber Carolin Reimer will nicht, dass sich ihr Leben hauptsächlich um Noten, Leistung und Erfolg dreht. Für sie sind andere Werte wichtiger. Sie sagt ganz offen, dass sie gläubig ist und der Bewegung Regnum Christi angehört. Warum spielt der Glaube in ihrem Leben eine so wichtige Rolle?

      In der Pubertät kommen Zweifel

      Sie erzählt zuerst von ihren Eltern. Reimer ist in Irlach – einem Dorf bei Wackersdorf mit „mehr Kühen als Menschen“ – aufgewachsen. Ein Bruder ist bei den Domspatzen. Reimer und ihre Geschwister wurden christlich-katholisch erzogen. Reimer hat als Kind gelernt, wie und was man betet. Sonntags ging die Familie in die Kirche. An Weihnachten führten die Kinder für eine Gruppe an Multipler Sklerose erkrankter Menschen ein Krippenspiel auf. Mit der Pubertät kamen die Zweifel. Warum sonntags so früh aufstehen, um zur Messe zu gehen? Während eines Austauschjahres in Valencia bemerkte Reimer, wie erfüllend der Kirchgang für sie ist, wie sie darin Kraft schöpft. Für sie steht fest: Der Glaube bereichert mich. Reimer will das Christsein im Alltag leben. Aber das bedeute nicht, dass sie ständig über ihren Glauben spreche oder gar alle anderen bekehren wolle, erklärt sie. Sie nimmt sich kleine Dinge vor, wie beispielsweise ihre Mitmenschen auf dem Weg zur Universität in der U-Bahn auch einmal anzulächeln oder bei Prüfungen nicht abzuschreiben. Im vergangenen Semester machte Reimer ein Praktikum bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese München, wo jedermann kostenfrei Hilfe bekommt. „Ich fand das sehr schön zu sehen, dass die Kirche für jeden ganz konkreten Einzelfall

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