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       Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Theatertexte finden Sie auf unserer Website www.kiepenheuer-medien.de

       © 2013 Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

       Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

      Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

      Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u. a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich von der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH erworben werden und bedürfen der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Nicht genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

      ISBN 978-3-8442-7823-1

       Personen

      Rinaldo Rinaldini, Räuberhauptmann

      Nero, sein Stellvertreter

      Tedesco, ein Deutscher unter Rinaldinis Räubern

      Rosa, ein Bauernmädchen

      Cnutus, ein Bär

      Der Alte von Fronteja

      Olympia, eine schöne Dame

      Dianora, nicht minder schön

      Marchese Saltimbocca, ein Genussmensch ohne Moral

      Capitano, sein dumpfer Gehilfe

      Spiegel

      Marchesa

      Isotta, Dianoras Mutter

      Herold

      Räuber, Soldaten, Volk

       Ort: Sizilien

       Zeit: Es war einmal…

       ERSTER TEIL

       1.

       Fanfare

      HEROLD Untertanen! Es wird gesucht wegen Hochverrats der schurkische Rinaldo Rinaldini, seines Zeichens Räuberhauptmann einer Schar gnadenloser Halsabschneider, Taschendiebe, Mörder und Teufelsknechte. Rinaldini, der die Kühnheit besaß, mir, dem Marchese Saltimbocca, die Feindschaft zu erklären, er soll fortan behandelt werden wie Freiwild zur besten Jagdzeit, wie der Ochse im Schlachthaus oder das Ei in der Pfanne. 100 Golddukaten sind jenem sicher, der mir des Räuberhauptmanns Kopf auf einer goldenen Schale – ich wiederhole: auf einer goldenen Schale! – bietet , 1000 Golddukaten aber jenem, der mir den Unhold lebendig liefert. Gezeichnet, der Marchese Saltimbocca

       Fanfare

       2.

      Im Schloss des Marchese Saltimbocca. Der Marchese und der Capitano

      CAPITANO 100 Golddukaten für einen toten Rinaldo Rinaldini? Und 1000 für den lebendigen? Das verstehe ich nicht.

      SALTIMBOCCA Weil du ein Dummbeutel bist, Capitano.

      CAPITANO Erklärt es mir.

      SALTIMBOCCA Niemand will nur 100 Golddukaten verdienen, wenn es 1000 sein könnten.

      CAPITANO Das verstehe ich. Aber warum der große Unterschied?

      SALTIMBOCCA Weil ich ihn lebend will. Schießt man ihm eine Kugel durch den Leib, so sind die 100 Golddukaten schnell verdient, ihn aber lebendig her zu schaffen, bedarf es größerer Anstrengungen.

      CAPITANO Tot oder lebendig – das kann Euch doch egal sein.

      SALTIMBOCCA Ist es aber nicht. Der Kerl hohnlacht mir. Er demütigt mich mit jeder seiner Räubertaten und nimmt von meinem Eigentum, das ich mit List und mühsamer Gedankenarbeit dem Volke abgerungen habe. Jeder Raub zwingt mich zur Erfindung einer neuen Steuer. Mir gehen die Ideen aus.

      CAPITANO Stünde er vor mir, ich knallte ihn ab. So schnell verdiene ich sonst keine 100 Golddukaten.

      SALTIMBOCCA Und bringst mir seinen Kopf auf einer goldenen Schale?

      CAPITANO Einer goldenen Schale?

      SALTIMBOCCA So ließ ich es ausrufen.

      CAPITANO Eine goldene Schale besitze ich nicht.

      SALTIMBOCCA Niemand außer mir besitzt in meinem Reich eine goldene Schale. Deshalb werde ich auch keine 100 Golddukaten zahlen müssen, wenn Rinaldinis Kopf vor meine Füße rollt.

      CAPITANO Marchese, Ihr seid der Schlaueste unter Sizilien Sonne. Ihr wollt ihn also gar nicht tot, ihr wollt ihn lebendig?

      SALTIMBOCCA Hast du es endlich begriffen?

      CAPITANO Aber warum?

      SALTIMBOCCA Weil ich allein darüber nachsinnen will, ob ich ihn drosseln, teeren, vierteilen, vergiften, portionieren, ertränken, tiefkühlen, rösten oder zu Tode kitzeln soll. Mein ist die Rache. Doch nun verschwinde! Sieh zu, dass meine Botschaft nicht nur auf unserem öden Marktplatz, sondern in ganz Sizilien verbreitet wird. Ruf sie vom Ätna in alle Windesrichtungen, damit ich diesem Rinaldini schon bald das Lichtlein auspusten kann.

      CAPITANO Gestattet mir noch eine letzte Frage: Und wenn ich doch die 100 Golddukaten mit einer Kugel…?

      SALTIMBOCCA Vergiss die Schale nicht!

      CAPITANO Ach, ich vergaß… Die goldene Schale. Wie dumm von mir.

      Capitano ab

      SALTIMBOCCA Von Schwachköpfen bin ich umgeben. Ach, hätte ich doch ein wenig von der Zauberkraft, die mein seliger Vater sein eigen nennen konnte. Was waren das für Zeiten, da man als Magier und Gewaltherrscher sich seiner Feinde entledigen konnte und einen Esel besaß, der auf Befehl – ich sage nur „Bricklebrit!“- Dukaten scheißen konnten. War das ein herrliches Tyrannenleben! Ach, seliger Vater, ein kleines, ein klitzekleines Portiönchen deiner Zauberkraft, sie hätte mir gereicht, dem alten Esel das Leben zu verlängern. So bleibt mir nur dein Spiegel. überlegt Spiegel? Spiegel!

      Ein Spiegel auf zwei Beinen läuft herein.

      SALTIMBOCCA Mein allerliebster Spiegel!

      SPIEGEL Was wollt Ihr, unersättlicher Lustgreis?

      SALTIMBOCCA Sei nicht so grob zu mir. Zu Vater warst du sanfter.

      SPIEGEL Was Ihr von mir wollt, habe ich gefragt – Weiberlecker!

      SALTIMBOCCA Was rege ich mich auf, es ist nur ein Spiegel, ein Abglanz alter Zauberkraft. Nichts als ein Relikt bist du.

      SPIEGEL Ich kann ja wieder gehen.

      SALTIMBOCCA Du bleibst! Wir spielen das Spiel.

      SPIEGEL Natürlich spielen wir das Spiel. Was sonst?

      SALTIMBOCCA

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