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Schreie in der Brandung. Silke Naujoks
Читать онлайн.Название Schreie in der Brandung
Год выпуска 0
isbn 9783847614777
Автор произведения Silke Naujoks
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Du darfst mich nicht enttäuschen“, sagte er eindringlich.
Samanta hatte vor Erschütterung nichts sagen können.
Eine Antwort hatte er wohl auch nicht erwartet, denn er hatte ihr die Lippen, mit einem leidenschaftlichen Kuss verschlossen.
Noch jetzt in Erinnerung, an diesen Kuss, schlug Samanta das Herz hoch bis zum Hals. Ihr Pulsschlag pochte bis in ihren Schädel.
Wie oft hatte sie heimlich davon geträumt, eines Tages die Liebe ihres Lebens zu finden. In stillen Stunden hatte sie sich immer wieder vorgestellt, wie es sein würde, sich in der Liebe eines Mannes geborgen zu fühlen.
Seit Jerom in ihr Leben getreten war, wusste sie, dass es noch tausendmal schöner war, als sie es sich in ihren romantischen Träumen hätte ausmalen können. Samanta schwelgte an diesen Abend in Glückseeligkeit.
Ein so wunderbarer und begehrenswerter Mann wie Jerom, hatte nur einen Herzenswunsch. Er wollte mit ihr die Ringe tauschen und sie durch sein Jawort vor einem Priester, für alle Zeiten an sich binden.
Er hatte ihr eröffnet, dass die Hochzeit in einer Woche sein sollte.
Über diesen baldigen Termin war Samanta zwar nicht unglücklich, doch für sie überstürzte sich alles sehr.
Eigentlich hätte sie ihre Verlobungszeit gerne etwas ein wenig länger ausgekostet.
Behutsam hatte sie versucht, ihren Liebsten umzustimmen, doch erhatte sie gar nicht ausreden lassen. Unter leidenschaftlichen Küssen, versicherte er ihr, keinen Tag, keine Stunde länger warten zu wollen, als es die Formalitäten erforderlich machten. Vor diesem Bekenntnis hatte Samanta ihre eigenen Wünsche verdrängt und nur zu gerne kapituliert.
Kapitel 3
Der erste Satz des Violinkonzerts war noch nicht ganz zu Ende, als Samanta durch das Signal des Handys aus den verliebten Träumereien gerissen wurde.
Das wird wieder Jerom sein, dachte sie und lächelte verträumt.
Er lässt doch keine Stunde vergehen, in der er mir nicht seine bezaubernden Zärtlichkeiten ins Ohr geflüstert hat.
„Sagt mir etwas Liebes“, hatte er sie bei seine letzten Anruf, vor nicht mal einer halben Stunde gebeten. „Ich brauche den Klang deiner Stimme, dringender zum Leben, als die Luft zum Atmen.“
Samanta dachte, … was für ein Glückspilz bin ich doch. Ihre bebte vor Erwartung, als sie das Handy an das Ohr hob.
Mein Liebster! Ich habe schon voller Ungeduld auf deinen Anruf gewartet! Das hatte sie sagen wollen, doch dazu kam es nicht. Bevor sie zum ersten Wort angesetzt hatte, ächzte eine fremde, heisere Männerstimme drohend: „Vergiss nicht, auf dich wartet der Sensenmann.“
Samanta stockte der Atem. Eisigere Schauer rannen ihr über den Rücken. Für die nächsten Sekunden stand sie wie unter Schock, unfähig etwas zu sagen.
Der Anrufer schien gar keine Antwort zu erwarten, denn er sprach ohne Pause weiter: „Träume nur! Aber deine Träume werden wie Seifenblasen zerplatzen und sich in einen tödlichen Alptraum verwandeln!“ Sie konnte seinen Atem hören.
Samanta fuhr der Schreck in alle Glieder und ihre Hand zitterte. Das ihr das Telefon entglitt ihr und polterte auf den Teppich.
Fassungslos und voller Entsetzen starrte die junge Frau auf das elegante Handy.
Diese Nummer kannten doch nur ihre besten Freunde! Aber keiner von denen würde ihr so etwas antun.
Oder doch? Hatte sich jemand einen bösen Scherz mit ihr erlaubt? Aber wer? Gab es jemanden, der ihr das Glück mit Jerom nicht gönnte?
Seit kurzem kannte natürlich auch Jerom ihre Handynummer. Doch ihn konnte sie ausschließen. Erstens hätte sie seine Stimme aus Tausenden herausgehört. Zweitens liebte er sie viel zu sehr, als dass er sie mit einem üblen Scherz in Angst und Schrecken versetzen würde.
Samantas Puls raste und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie bekam kaum noch Luft.
Sie suchte nach einer Erklärung. Vielleicht hatte es sich nur um ein Versehen gehandelt? So etwas kommt häufiger vor als man denkt. Es war bestimmt ein Irrläufer und ehe er seinen Irrtum bemerkte, hatte er seinen dummen Spruch schon losgelassen.
Samanta klammerte sich an diese Erklärung und beruhigte sich allmählich wieder. Schließlich fasste sie sich an ihr Herz, griff nach dem Handy und hob es wieder an das Ohr.
„Hallo“, fragte sie. Ihre Stimme klang nicht so sicher, wie sie es gerne gewünscht hätte, aber sie gab nicht auf.
„Hallo“, fragte sie noch mal, weil nicht gleich eine Antwort kam. Aber die Leitung war tot.
Aufgelegt, dachte sie und ließ das Handy resignierend aus der Hand gleiten.
Sie dachte bei sich, also war es doch nur eine falsche Verbindung, ich sollte dem dummen Zwischenfall keine Bedeutung zumessen. Am besten vergesse ich den blöden Anruf einfach.
Samanta stellte die Musik wieder lauter, glitt in den bequemen Sessel und schloss die Augen. Sie hoffte, zu den wundervollen Harmonien, ihre verliebten Träume zurückzuholen. Es dauerte nicht lange und der Klag der Sologeige hatte Samanta wieder in den Bann gezogen. Unter dem Zauber dieser wundervollen Klänge beruhigte sie sich allmählich wieder und der Anruf verlor an Bedeutung
Das Violinenkonzert war bis zum Ende des zweiten Satzes gekommen und Samantas absolute Lieblingsstelle erklang gerade, als sich ihr Handy erneut meldete.
Sie schreckte auf und starrte angstvoll auf den kleinen Apparat. Die Angst stieg in ihr empor und sie zögerte. Aber dann sagte sie sich, dass so ein Irrläufer wie vorhin sich bestimmt nicht so bald wiederholen würde. Dieses Mal würde es ganz sicher Jerom sein, der sich danach sehnte, mit ihr zu sprechen. Ihn durfte sie keinesfalls enttäuschen!
„Ja bitte“, fragte Samanta. Normalerweise meldete sie sich mit Namen, aber es widerstrebte ihr einfach, ihn unter den gegebenen Umständen ihren Namen preiszugeben.
„Aber Liebling, wieso meldest du dich nicht mit deinem Namen“, fragte Jerom befremdet.
Samanta atmete einerseits erleichtert auf, weil es diesmal der geliebte Mann war, anderseits aber stürzte Jeroms Frage sie in Verlegenheit.
Was sollte sie auf seine Frage antworten? Die Wahrheit?
Unmöglich! Sie würde sich nur lächerlich machen!
„Ich … es … ich hatte es im Gefühl, dass du es sein würdest“, redete sie sich verlegen heraus.
Jerom gab sich jedoch nicht mit ihrer Ausrede zufrieden.
„Ist etwas nicht, so wie es sein sollte“, fragte er skeptisch nach.
„Nein, nein, es ist alles bestens“, beteuerte Samanta hastig … viel zu hastig, als dass es ihm nicht ihre völlige Verunsicherung verraten hätte.
Nach ihrer Antwort blieb es still in der Leitung.
„Jerom“, fragte Samanta bedrückt. „Bist du noch dran?“
„Du würdest es mir doch sagen, wenn du dir über irgend etwas Sorgen machen müsstest“, fragte er und dabei blieb der Klang seiner Stimme angespannt. „Gewiss würde ich das!“, versicherte sie hastig, zu hastig, als dass es nicht verdächtig hätte klingen müssen.
„Es besteht wirklich kein Grund zur Sorge“, beteuerte Samanta.
Jerom zögerte seine Erwiderung hinaus und sie hatte bereits den Verdacht, er könnte sie durchschaut haben.
Doch da sagte er mit geänderten Tonfall: „Nun … wie auch immer. Was den Grund meines Anrufs betrifft, es wird dich freuen zu erfahren, dass es mir gelungen ist, einen kurzfristigen Termin bei einem Notar zu bekommen.“