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Terranus. Heike Datzko
Читать онлайн.Название Terranus
Год выпуска 0
isbn 9783738013269
Автор произведения Heike Datzko
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Uns ist doch bisher auch nie etwas passiert und ständig müssen wir diese blöde Ausrüstung mitschleppen! Wer braucht das schon. Ich finde aus meiner Höhle auch selber wieder heraus. Und ich werde dort hereingehen, ohne euch und dieser dämlichen Ausrüstung!“ Er drehte sich wütend um, und stapfte in die Richtung seines Elternhauses. Dann überlegte er es sich noch einmal anders. Er drehte sich wieder um und begann den Weg zurückzugehen. Zurück zur Höhle.
„Stefan, du machst einen schweren Fehler“ Achim trat einen Schritt vor, doch Kim hielt ihn zurück. „Lass ihn, er wird sich schon beruhigen und vernünftig werden. Wir müssen jetzt nach Hause, du weißt doch, dass deine Mutter wieder sauer wird, wenn du zu spät kommst.“ Achim wollte sich von Kim losreißen und hinter Stefan hinterher, doch der Druck von Kims Hand auf seinem Arm verstärkte sich. „Lass ihn“, sprach sie noch einmal leise aus und Achim nickte langsam. Kim hatte ihn wieder beruhigt und auch Stefan würde sich wieder beruhigen, er war bisher immer vernünftig gewesen.
„Ich werde gehen und meine Höhle erforschen. Wehe, einer von euch folgt mir!“ hörten sie Stefan noch sagen, dann trennten sich ihre Wege. Sie hatte kein Wort mehr miteinander gewechselt und auch der gemeinsame Rückweg mit Markus und Michael verlief schweigend. Kim, Maik und Annette wohnten in der anderen Richtung und so hatten sich ihre Wege nach dem Streit zwischen Achim und Stefan getrennt.
Achim konnte die ganze Nacht über nicht schlafen – hatte er falsch reagiert? Hätte er Stefan hinterhergehen sollen? Hätte er es überhaupt geschafft, ihn aufzuhalten? Stefan schien fest entschlossen zu sein, seine gefundene Höhle zu erforschen. Und zwar noch am selben Tag und ohne Planung.
Tags darauf trafen sie sich an der Gabelung wieder und gingen gemeinsam zur Höhle hoch. Markus eilte ihnen voraus und Achim sah, wie er plötzlich stehen blieb und sich die rechte Hand vor den Mund hielt. Er zeigte mit der Linken auf etwas, das Achim aber noch nicht erkennen konnte. Michael kam als Nächster an und trat neben Maik. Er folgte dessen Blick und blickte genau so verdutzt wie Maik. „Kommt schnell her!“, rief er ihnen zu und Achim lief los. Er wusste, dass Kim, Annette und Maik dicht hinter ihm waren.
Achim starrte auf den Geröllhaufen vor ihnen, der nicht an einen Höhleneingang erinnerte. Sind wir an der richtigen Stelle? Er blickte nach oben und hinter sich, ja die Stelle war richtig. Noch genau erinnerte er sich an den Baum mit der Wucherung neben der Felswand. „Die Höhle ist eingestürzt. Hoffentlich war Stefan nicht drinnen“ brachte er trocken hervor, doch keiner antwortete ihm.
„Das ist doch Stefans Uhr“ hörte er Annettes Stimme und sie durchbrach damit die eingetretene Totenstille. Achim zuckte zusammen und blickte in die Richtung, in die Annette mit ihrem Finger zeigte. Da lugte ein kleiner, silberner Gegenstand unter einem der vielen Steine hervor. Es verschlug ihm die Sprache und auch von seinen Freunden schien sich zu trauen, etwas sagen. Sie wissen alle, was passiert ist und machen sich Vorwürfe.
Die meisten davon aber machte sich Achim. Ihm war schwindelig und er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Das erste Mal wusste er nicht weiter. Sollten sie nach ihm graben? Er schüttelte langsam den Kopf, löste sich aus seiner Starre und ging in die Hocke. Ganz vorsichtig zog er die Armbanduhr hervor und betrachtete sie eingehend. Es war die Uhr von Stefan und sie wies etliche Kratzer auf, sowohl neue als auch alte. Er steckte sie in seine Hosentasche, wo sie nicht herausfallen konnte.
Dann kniete er sich tief hin und beugte sich vor. Er tat so, als wolle er den Boden küssen. Er kam wieder ein Stück hoch und legte seine Hände aneinander, hob sie bis vors Gesicht und verharrte in dieser Position. Schweigend und darauf wartend, dass die anderen es ihm gleich taten. Kim folgte seinem Schauspiel als Erstes, obwohl sie etwas verwundert schaute. Dann taten es die anderen ihnen nach. Sie wollten Stefan die letzte Ehre erweisen, immerhin war er einer von ihnen gewesen.
„Stefan, du warst einer von uns. Du warst ein Entdecker und gemeinsam haben wir viele Abenteuer erlebt. Nun bist du nicht mehr da. Wir hoffen, dass du in deiner Höhle deine wahre Bestimmung gefunden hast. In der Stille schicken wir dir unsere letzten Gedanken.“ Achim hatte mit fester Stimme gesprochen, dann schwieg er und eine gefährliche Totenstille breitete sich aus. Niemand sagte ein Wort.
Anschließend hatte nie wieder einer von ihnen ein Wort über diesen Vorfall verloren, alle haben das Thema gemieden. Sie rechneten jederzeit damit, dass Stefans Eltern herausfanden, was passiert war. Achim hatte ihnen zur Vorsicht geraten, denn keiner sollte von dem Vorfall erfahren. Achim wunderte es nur, dass sie keiner zu dem Verschwinden von Stefan befragte oder eine Suchmeldung herausgeben wurde.
Kim erzählte ihnen später, dass sie gemeinsam mit Annette und einer gehörigen Portion Mut vor Stefans Haus gewesen war. Als sie hinter der Hecke des gegenüberliegenden Hauses hockten, sahen sie die Eltern von Stefan herauskommen und sie waren komplett in Schwarz gekleidet. Annette hatte bei Kims Erzählung ruckartig die Luft eingesogen und hätte Kim sie nicht festgehalten, so wäre sie aufgesprungen und davongelaufen.
Kim berichtete weiter, dass sie beide weiter beobachtet haben, wie Stefans Eltern in ihr Auto einstiegen und wegfuhren. Als das Auto direkt vor ihrer Nase auf der Straße war, konnten sie erkennen, was alles darinnen war! Es war vollgestopft mit Umzugskartons und allen möglichen anderen Tüten. „Wir haben uns erschrocken angeschaut, es war also definitiv besiegelt.“
„Stefan liegt unter dem Schutthaufen seiner gefundenen Höhle und seine Eltern sind von hier weggezogen, weil sie ihre Trauer nicht länger aushielten. Warum sie allerdings keine Suchmeldung nach ihm herausgegeben haben, wissen wir immer noch nicht.“ Achim hatte genickt, er verstand es. Sie hatten einfach alle zu viel Angst, dass sie Ärger bekommen würden, wenn sie nachfragen würden.
Als Kim und Annette ihren Bericht beendet hatten, breitete sich Schweigen aus. Alle starrten Achim an und dieser wusste, dass er als ihr Anführer etwas entscheiden musste. „Wir werden den Bereich fürs Erste meiden“, sprach Achim aus und das waren die letzten Worte von ihm über diesen Vorfall.
Nun gingen sie knapp 1 Jahr später den gegenüberliegenden Berg herunter und hingen ihren Gedanken nach. Achim plante immer noch die Erkundung der eben gefundenen Höhle. Er wusste schon genau, wie er seinen kleinen Rucksack packen würde. Das würde mal wieder ein richtiges Abenteuer werden! Stefans Verschwinden hatte sie irgendwie noch ein Stück weiter zusammengeschweißt. Achim machte sich immer noch Vorwürfe, denn er, als ihr Anführer, hätte besser aufpassen müssen. Er hätte ihn aufhalten sollen. Was hatte er stattdessen gemacht? Ihn gehen lassen. Noch einmal durfte so etwas nicht passieren.
Er schaute über seinen Rücken zurück den Hang hoch, wo er die Höhle vermutete. Von hier aus konnte er nur ahnen, wo sie sich befand. Irgendetwas zog ihn magisch zu dieser Höhle hin, dort war noch mehr. Er konnte nicht genau sagen, was es war, doch etwas tief in seiner Seele rührte sich, kratze an der Oberfläche und drängte ihn dazu, die Höhle zu betreten.
Entschieden wandte er den Kopf wieder nach vorne, sie befanden sich jetzt auf dem kleinen Trampelpfad, der sie gleich zum Hauptquartier der anderen führen würde. Dort hielten sie noch ein paar Minuten inne und genossen den Blick auf ihr neues Quartier. Stolz schaute Achim auf die kleine Bude aus Bretten. Das hatten sie erobert, doch weit wertvoller schien für ihn der Fund der geheimnisvollen Höhle.
Er ging noch einmal in die Bude hinein, schaute sich um und fand nicht gleich, was er suchte. Sie brauchten noch etwas von hier. Etwas, das sich hier in der Bude befand! Angestrengt dachte er nach, legte seinen Kopf leicht zur Seite und ließ seine Augen über jeden Gegenstand gleiten. Es waren ganz alltägliche Dinge, welche für die anderen Jungs stark an Bedeutung gewonnen hatten. Für sie war es einfach nur Beute, sie verbanden nichts mit ihnen.
Langsam glitt sein Blick über die aus alten Kisten