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      Gunter Preuß

      Vom armen Schwein...

      Eine deutsch-deutsche Groteske

      Dieses ebook wurde erstellt bei

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Wir sind das Vieh

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       Impressum neobooks

      Wir sind das Vieh

      ""

      1

      Es waren einmal ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel. Das Schwein hieß Schwarte, der Ochse Horn und der Hammel Locke. Sie lebten auf einem Bauernhof im Osten nicht ganz recht und nicht ganz schlecht. Ihre Hoffnung auf das Paradies auf Erden war einmal groß gewesen. Inzwischen meinten sie, dass es ihnen wohl bestimmt sei, ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel zu sein. Und was einem auferlegt ist, daran rüttelt man besser nicht, sonst fällt es einem womöglich noch auf den Kopf. So jedenfalls sagte es Schwarte, der zwar ein armes, aber kein dummes Schwein war. Auch der große Ochse meinte, wo es schon arg sei, könne es immer noch ärger werden. Und der blöde Hammel blökte dazu, und kein Schwein konnte erkennen, ob er den Weisheiten der beiden zustimmte oder sie ablehnte.

      Der Bauer, dem ostwärts alles Viehzeug gehörte und der sich Roterich nannte, war ein eitler Alter, der sich jedes Haar einzeln kämmte und gegen den Stallgestank Eau de Cologne hinter die Ohren tupfte. Um sich die rechte Bedeutung zu geben und nicht allein zu sein, hatte er in seinem Büro ein paar alte Esel sitzen. Die mochten früher so manchen schweren Sack geschleppt haben, aber nun konnten sie nur noch zu jeder Anordnung des Bauern nicken und „Iah!" rufen.

      Schon in seiner Jugend hatte Roterich sich zu Höherem berufen gefühlt, denn er hatte Dächer gedeckt. Aber damit war er nicht hoch genug gekommen. Er hatte sich denen angeschlossen, die rote Socken trugen und alle Kleinen größer machen wollten. Und jedes arme Schwein sollte reich werden und jeder blöde Hammel schlau. Dafür hatte er gekämpft und war sogar ins Gefängnis gegangen.

      Es war ein großer Krieg gekommen, er wurde verloren und das Land geteilt. Im Osten hatten die Roten Socken gesiegt, im Westen die Schwarzen Geldsäcke. Dem zähen Dachdecker war es schließlich gelungen, im Osten oberste Rote Socke und Bauer zu werden und über alles, was da kreucht und fleucht, Gewalt auszuüben.

      Roterich hätte auch gern noch den Gang der Sonne bestimmt. Sie sollte nicht nur im Osten aufgehen, sondern hier auch den ganzen Tag stehen bleiben, um ja nicht nach Süden und gar nach Westen zu wandern, wo dann der Westbauer ihre Vorzüge genießen konnte. Aber das schaffte er nun doch nicht, obwohl man sagt, dass nur der Einfältige Dinge bewegen kann, die der Tüchtige stehen lassen muss.

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