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      Das geheimnisvolle Zimmer

      Es war einmal ein lieblicher Engel, der die Obhut über ein geheimes Zimmer hatte, welches nur sehr wenige Engel betreten durften. In dieses Zimmer durften nur die Eingeweihten, die, die mit den Zaubergegenständen umgehen durften. Oft hatte unser Engel schon einen verstohlenen Blick in dieses Zimmer geworfen, denn betreten durfte er es noch nicht, denn noch dazu. Vor kurzem hatte man ihn ja sogar schon befördert. Jetzt stand er schon an der Schwelle zur Einweihung. So war es nur eine Frage der Zeit, wann man ihn in das große Geheimnis einweihen würde. Aber neugierig war er schon. Unser Engel allein war dazu befähigt, dieses Zimmer, das immer verschlossen war, zu öffnen, denn unser Engel trug den Zauberschlüssel, der diese Tür öffnen konnte, stets bei sich.

      Eines Tages, als unser Engel ziemlich sicher war, dass alle anderen Engel unterwegs waren, übermannte ihn die Neugier so sehr, dass er es kaum noch aushalten konnte. Zu gern würde er einmal in dieses Zimmer gehen und sich die Dinge ansehen, die dort standen und die er bislang nur von weitem erblicken durfte, weil er noch nicht zu den Eingeweihten zählte. Er wusste, dass es strengstens verboten war und mit einer hohen Strafe belegt wurde, wenn man ihn hier erwischte. Und so stritt er sich mit sich selbst, was er nun machen sollte. Der eine Teil in ihm sagte: „Nein, gehe nicht hinein, das bringt nur Ärger mit sich.“ Und der andere Teil sagte: „Ja, gehe hinein. Eine Erfahrung ist es sicher wert.“

      Und da stand nun unser Engelchen und kämpfte mit sich. Eine ganze Weile verging und dann vergewisserte sich unser Engel noch einmal, ob nicht doch irgendwo noch ein Engel war, der ihn bei seinem Vorhaben erwischen konnte. Nein. Weit und breit war kein Engel zu sehen. Eigentlich war das die Gelegenheit. Sicher kam die nicht so schnell wieder. Und dann gab sich unser Engel einen Ruck, zückte seinen Zauberschlüssel, sah sich noch einmal zu allen Seiten um, betrat den geheimen Raum und schloss schnell wieder die Tür hinter sich.

      Zunächst konnte er gar nichts sehen in diesem Raum, denn das Licht war hier sehr gedämpft und draußen war es hell gewesen. Aber mit der Zeit gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit in dem Raum und er konnte erkennen, was es alles in diesem Raum zu sehen gab. Da war ein kleiner Springbrunnen, dessen Wasser golden blitzte und unter dessen Wasserstrahl eine goldene Statue stand, die sich vom Wasser berieseln ließ. Da war ein Tisch, auf dem kleine Karten ausgebreitet waren. Auf einem kleinen Schild an dem Tischchen stand in goldenen Buchstaben: „Ich kann für dich in die Zukunft sehen.“ Auf einem anderen kleinen Tischchen stand ein Orakel in Form einer großen, gläsernen Kugel. Inmitten dieser Kugel brannte eine kleine Flamme und von dieser Flamme aus zuckten kleine Blitze in allen möglichen Farben. Es sah faszinierend und gespenstisch zugleich aus. Der Engel konnte seinen Blick davon gar nicht losreißen.

      Dann gab es da noch ein Gerät, mit dem man in die Sterne gucken konnte. Der Engel war entzückt, plötzlich die anderen Sterne so dicht bewundern zu können. Wenn man an einem kleinen Rädchen an der Seite dieses Gerätes drehte, sah man die Sterne plötzlich vierfach oder auch zehnfach und dann wieder übereinander. „Illusionsmacher“ stand auf einem Schild daneben. Ach, unser Engel konnte sich gar nicht satt sehen an den vielen Dingen, die es hier zu erkunden gab! Wenn es bloß nicht erwischt wurde! Dann würde er sicher nie wieder zu denen gehören, die immer Einlass zu diesem wundersamen Zimmer hatten! Angst befiel ihn, aber die Neugier war trotzdem stärker.

      In einer der hinteren Ecken dieses Raumes sah dann der Engel einen großen Stuhl, der aussah wie ein Thron. Dieser Thron war in ein magisches Licht getaucht und magnetisch zog es ihn zu diesem Thron hin. Ohne zu denken setzte er sich auf den Thron und in der gleichen Sekunde hielt er in der einen Hand einen Zauberstab und in der anderen eine kleine Weltkugel. Auf seinem Kopf wurde es plötzlich schwer und als er in den Zauberspiegel vor sich blickte, entdeckte er auf seinem Kopf eine goldene Krone mit vielen wunderschönen bunten Steinen, deren Licht sich in alle Richtungen und in allen Farben brach. Gleichzeitig hatte unser Engel das Gefühl, als wenn eine magische Kraft ihn umgab, die ihn wieder auflud wie eine Batterie. Es war, als tankte er in diesem Moment Lebensenergie auf. Nach einer Weile war das Gefühl zu Ende und Zauberstab und Weltkugel verschwanden. Der Engel aber fühlte sich unheimlich leicht, beschwingt und glücklich.

      Zufrieden sah er sich noch einmal in dem Raum um und machte sich dann auf den Weg zum Ausgang. Er öffnete die Tür und trat nach draußen. Was war das? Da standen plötzlich alle seine Engelkollegen und klatschten und freuten sich!

      „Was, was .... ist denn los? Werde ich denn nicht bestraft?“ fragte unser Engel etwas eingeschüchtert.

      „Nein“, sagte der Oberengel. „Im Gegenteil. Wir beglückwünschen dich und befördern dich hiermit in den Kreis der Eingeweihten! Herzlich willkommen! Schön, dass du es endlich geschafft hast!“ Sprachlos vor Erstaunen sah sich der Engel in der Runde um. Aber tatsächlich: alle waren fröhlich, nickten ihm zu und reichten ihm die Hände. Er konnte es nicht fassen. „Ich weiß aber gar nicht, womit ich das verdient habe. Ich habe doch gegen ein Gebot verstoßen!“ machte er einen neuen Anlauf, um des Rätsels Lösung doch noch zu erfahren.

      „Weißt du, das ist so:“ sagte der Oberengel und nahm ihn bei der Hand, „viele möchten hinter das Geheimnis des Lebens kommen, aber die meisten geben auf halber Strecke auf. Engel, so wie du, die Mut, Courage und den festen Willen haben, das Geheimnis des Lebens zu ergründen, werden eines Tages, wenn sie genug erfahren haben, Schlüsselwärter vor dieser Tür zum Zimmer, das die Geheimnisse in sich birgt. Es ist dann eine Frage der Zeit, wann sie endlich den Zauberschlüssel, den sie in den Händen halten, auch benutzen. Denn erst dann, wenn sie ihn aus freien Stücken benutzen, sind sie wirklich reif dafür, das große Geheimnis kennen zu lernen. Und du, mein Engel, bist jetzt reif für das Geheimnis des Lebens. Fortan kannst du diesen Raum jederzeit betreten und deine Kräfte auftanken! Mach' weiter so, sei ein guter Engel und ein gutes Vorbild! Und dazu wünschen wir alle dir viel Glück und Erfolg!“

      Unser Engel war ganz gerührt, bedankte sich von Herzen bei seinen Engelkollegen und Tränen der Freude und Erleichterung liefen auf seinem Gesichtchen hinunter.

      Die kaltblütige Schwester

      Es war einmal vor langer, langer Zeit ein König, der von seinem Schloss aus das Land regierte. Der König galt als gutmütig und weise und war bei jedermann beliebt. Das Volk vertraute seinem König, und alle waren gerne Untertan. Und genauso gut, wie der König war, genauso schlecht war seine Schwester. Sie war im ganzen Land als Hexe verschrien, denn sie war kaltblütig, hinterhältig und gemein. Dem König gegenüber aber war sie recht zurückhaltend, denn sie wollte auf den Thron. Aber das wusste der König nicht und in seiner gutmütigen Art hätte er wohl daran auch nie im Leben gedacht. Eines Tages nun war der König mit seinem Gefolge und seiner Dienerschaft im Lande unterwegs, um zu seinen Untertanen zu sprechen.

      Das nutzte die Schwester des Königs für ihre bösen Pläne aus. Sie kommandierte die verbliebenen Diener herum, befahl, ihr ganz viele Taler aus der Schatzkammer des Königs zu holen und scheuchte die Diener umher, um ihre Wünsche zu erfüllen. Das Schlimmste war, dass sie sich einige Leute mit den Talern Untertan machte und so die Macht im Schloss ausübte. Das führte dazu, dass bald die ganze Dienerschaft ihr blind gehorchte, denn ein jeder von ihnen sah nur noch die blitzenden Taler, die die Schwester des Königs bot. Die Stimmung auf dem Schloss war jedoch alles andere als gut, denn Missgunst, Neid, Eifersucht und Misstrauen kamen auf. Das einstige Verstehen und Vertrauen, das auf dem Schloss herrschte, als hier der König regierte, war bald völlig verschwunden. Alle wurden angesteckt von dem bösen Charakter von der Schwester des Königs.

      Als der König nach einiger Zeit von seiner Reise zurückkehrte, fand er sich vor verschlossenen Toren seines eigenen Schlosses wieder und die Wachen wollten ihm nicht öffnen. Ja, sie zuckten nicht einmal mit der Miene, als der König in Sichtweite kam. Die Tore blieben verschlossen und der König verstand nicht, was hier vor sich ging.

      „Was mag hier passiert sein während meiner Abwesenheit?“ fragte er seine Diener, aber eine Antwort konnte ihm keiner geben.

      „Schwesterherz“, rief er deshalb zum Schloss hinauf, „was hab' ich dir getan, dass du mich so schlecht

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