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geworden schlich ich zur Biegung und lugte um die Ecke. Mit selbstsicherem Schritt kam Virginie in meine Richtung, die Beine bis zu den Hüften von Metallplatten geschützt. Ihre wuchtigen Stiefel waren metallbeschlagen und verantwortlich für das Knallen. Sie trug schwarze Kleidung und der Stahl ihrer Rüstung hatte die Farbe von Anthrazit. In ihm glänzten silbrige Einlegearbeiten, die prachtvoll gearbeitet waren. Insgesamt wirkte der gefallene Archon düster, ein Eindruck, den seine schwarzen, angelegten Flügel verstärkten.

      Hastig warf ich die Stofffetzen weg und setze einen Arm und ein Bein um die Ecke. Liebenswürdig sah ich in Richtung der Kriegerin. Ihr einst milder und gefühlvoller Blick war nun hochmütig und stahlhart.

      »Hallo Virginie«, hauchte ich. Sie blieb drei Schritte vor mir stehen und wir musterten uns gegenseitig von oben bis unten. Jetzt konnte ich ihre Aufmachung näher in Augenschein nehmen. Ihre prunkvolle Rüstung war aufreizend geformt und ließ einige frivole Stellen frei –wie den Bauchnabel mit der von mir angebrachten Tätowierung und einem neuen Piercing. Rand und Zentrum der knapp bemessenen Brustrüstung waren aufwendig ziseliert. Ich konnte nur phantasieren, welche Tätowierungen und Spielereien unter der Rüstung lauerten.

      In ihrer Körperhaltung lag Stolz. Ihre Gesichtszüge waren härter geworden und zeigten keinerlei Empfindungen.

      »Es ist niemand hier, nur wir«, stellte sie fest.

      »Ich war allein«, bestätigte ich.

      Ohne Erklärung zog sie ihr Schwert und setzte die Spitze an meinen Hals. Die Geschmeidigkeit ihrer Bewegung hatte mir nur einen kurzen Blick auf die von magisch anmutenden Runen überzogene dunkle Schneide erlaubt. Die Waffe war sicherlich der Macht von Virginie würdig. Einer dunklen Streiterin würdig – unheilig und von tödlicher Schärfe. Auch für mich.

      »Sag mir einen Grund, Buhle, warum ich dir nicht den Kopf abschlagen sollte.«

      Ohne jeden Zweifel wusste sie den Grund, aber sie machte sich einen Spaß aus der Demonstration ihrer Bereitschaft zur Brutalität und wollte die Angst von meinen Lippen vernehmen.

      »Wenn du mir den Kopf abschlägst, Virginie, werden meine Lippen nicht mehr vor dir und meine Zunge nicht mehr in dir erzittern können«, erwiderte ich und fuhr anschließend mit meiner Zunge über die Oberlippe. Ein Kloß hatte sich im Hals gebildet, direkt unterhalb der Stelle, wo die Spitze gegen meine Kehle drückte. Ich wagte nicht zu schlucken.

      »Ich war jung und naiv.«

      Der gefallene Archon trat näher an mich heran, bis wir Auge in Auge standen und die Nasenspitzen beinahe einander berührten. Ein kräftiger Schlag in meinen Magen folgte, der mir die Luft aus den Lungen trieb. Ich konnte nicht einmal aufschreien, schon griff Virginie mich und drehte meinen Körper grob herum. Ihr Schwert lag nun an meinem Hals und ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, damit die messerscharfe Klinge nicht einschnitt. Japsend rang ich um Atem. Ihre freie Hand fuhr mit allen metallverzierten Fingernägeln über meinen nackten Bauch und ich spürte, wie sie Striemen hinterließen. Sie glitten tiefer und ritzten meine Oberschenkel ein. Blutige Tropfen lösten sich. Mir wurde kalt und als sie meine Schenkel auseinanderzog, wehrte ich mich nicht. Ich wagte es nicht. Jede Bewegung löste eine Flut neuer Schmerzen aus. Tränen liefen über meine Wangen. Die Striemen brannten, mein Magen kniff. Ich hasste Schmerzen – den Kopf abgeschlagen zu bekommen war vielleicht die mildere Alternative zu dem, was nun folgte.

      Zwei Finger führte sie zwischen meine Schamlippen, zwei kneteten den äußeren Bereich. Aus dem angsterfüllten Zittern meines Körpers wurde ein verlangendes Beben. Ich stützte mich so gut ich vermochte ab und kreiste gleichzeitig mit dem Becken. Ich konnte gar nicht anders, ich musste mich ihren in mich stoßenden Fingern entgegenrecken. Geschickt führte sie ihre Hand über und in mein Geschlecht und besorgte es mir. Genüsslich streckte ich meine Arme nach hinten aus und angelte nach Halt. Sie tauchte mit dem Kopf unter meine Achsel hindurch, hauchte dabei über meine Haut, hielt ihr Schwert aber unverändert in Position. Ihre Zunge strich über meine Brustwarze und ich bot ihr meine Brüste mit den Händen an. Sie biss zunächst sanft, dann schmerzhaft aber erregend hinein.

      »Fester«, hauchte ich ihr zu, »du weißt, wie ich es will von dir.«

      Virginie biss fester zu, ihre Finger stießen rücksichtsloser in mich hinein und ihr Daumen massierte in immer schneller werdenden Kreisen meinen Kitzler. Meine Augenlider flatterten. Die Welt um mich herum schwankte.

      »Schneller, oh, ja … fester … au, … auow!«

      Als ich zum Höhepunkt kam, gab mir meine Peinigerin einen groben Stoß und ich fiel zu Boden. Unsanft landete ich mit dem Gesäß auf dem Läufer. Sie richtete ihr Schwert auf mich.

      »Bis zum nächsten Mal«, dräute sie und lachte pervers. Das Blut in meinen Adern gefror.

      Dann steckte sie ihre Klinge ein und setzte unbeirrt ihren Weg fort. Ich blieb sitzen und verschnaufte.

      »Man war ich gut«, murmelte ich zu mir selbst. In Gedanken ging ich das soeben erlebte noch einmal durch. Ich war von einem einst unschuldigen Paladin und heiligen Boten des Sonnengottes Halio vergewohltätigt worden. Virginie hatte viel gelernt und weiter an Macht gewonnen. Ein dunkler Streiter, wie ich ihn mir düsterer nicht vorstellen konnte. Und an ihr nagte, dass ich es war, die sie verführt hatte. Damals, in Ustan. Ich war stolz auf mich.

      Gleichzeitig ermahnte ich mich zur Vorsicht. Im Reigen der Dämonen überlebten nur die Gerissensten, die ihre wahre Stärke verbargen. Alle körperlich Starken starben – früher oder später. Jene, die hervortraten und sich über andere erhoben, starben einsam. Und alle, die sich ihrem unstillbaren Hunger hingaben, sich auf ihre Überlebensinstinkte oder simple Selbstverteidigung verließen, erlitten einen schnellen Tod.

      Von all diesen Möglichkeiten des Scheiterns distanzierte ich mich, doch durfte ich eine Gefahr für mich nicht verdrängen.

      Törichter Stolz.

      2. Kapitel

      Noch sehr früh am Morgen, die Dämmerung zog auf, wurde ich unruhig und wachte auf – viel früher, als mir lieb war. Neben mir schlief Yana tief und fest. Ich löste mich von ihrem warmen Körper und orientierte mich mit blinzelnden Augen. Als mein Gehör von der Nachtruhe wieder einsetzte, vernahm ich den Ton einer leisen, melodisch klingenden Querflöte. Wer musizierte nur zu so früher Stunde?

      Gähnend streckte ich mich und drehte meinen Kopf in verschiedene Richtungen, um den Ursprung der Melodie zu orten. Ich konnte es nicht und vermutete, der Musikant musste weit weg sein. Aber nah genug für einen kleinen Spaziergang, um meine Neugierde auf den Unbekannten zu stillen. Langsam rutschte ich zum Fußende des Himmelbettes, schwang meine Beine über den Bettrand und schlüpfte in ein herumliegendes Negligé.

      Vom Schlaf noch zittrig ging ich auf den Flur hinaus und spähte zu beiden Seiten. Der Korridor wirkte verlassen. Schatten wechselten sich mit dämmrigem Licht ab. Ich fröstelte, schloss die Augen und lauschte. Die Melodie war weiterhin leise.

      Ich ging dem Klang nach, eine zauberhafte Melodie, die mich durch den großen Trakt mit seinen Winkeln und Erkern führte, über mehrere Treppen hinauf und hinab, durch den Gesindetrakt, in die Küche und hinaus auf den Hof. Ich gelangte in den weitläufigen Garten mit seinen Gemüsefeldern, den duftenden Gewürzen und dem Apfelhain.

      Mein Herz pochte, denn weit konnte der Flötist nicht mehr sein. Aufgeregt durchstreifte ich die Grünanlage, wischte Zweige zur Seite und sah vor dem Sockel einer Statue einen schwarzen, länglichen Gegenstand liegen. Die Melodie endete abrupt. Ich blieb stehen.

      Leise rezitierte ich einen kurzen Psalm, der für einige Augenblicke alle magischen Gegenstände in meinem Sichtfeld mit rotem Schimmer umgab. So leuchtete auch die Querflöte rot auf. Ich hatte das Instrument gefunden – wo aber war der Spieler?

      Aufmerksam schaute ich mich um, doch ich war allein. Lediglich einige Wachen standen mehrere Dutzend Schritte von mir entfernt. Sie hatten offenbar nichts gehört, zumindest blieben sie unbeirrt auf ihrem Posten. Dann fiel mir auf, dass ich von meiner Position aus auch den Balkon meines Schlafgemaches

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