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Der Göttergatte. Gitti Strohschein
Читать онлайн.Название Der Göttergatte
Год выпуска 0
isbn 9783738086652
Автор произведения Gitti Strohschein
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Gut, Frau kann heutzutage nachhelfen, um außen länger frisch zu bleiben. Mittlerweile lebt schließlich ein ganzer Industriezweig prima davon zu orakeln, dass sich eine Fünfzigjährige mit Hilfe von Masken und Cremes äußerlich in eine Zwanzigjährige zurückverwandeln kann. Nicht zu vergessen die Schönheitschirurgie, die inzwischen bei manchen Frauen auf einer Stufe mit dem Besuch beim Hausarzt steht. Tendenz steigend. Doch auch diese Träume haben Grenzen. Entweder liegen sie bei der Kosmetikindustrie, den machbaren Veränderungen oder beim Konto.
Von glücklichen Ausnahmen abgesehen, kann man es drehen und wenden, wie man will – mit einer Mann-Neuanschaffung wird es selten einfacher.
Meinen Kai kenne ich, durch langjährige intensive Studien, in- und auswendig. In manchem sogar besser, als er sich selber kennt. Für ihn brauche ich keine Bedienungsanleitung mehr. Entweder ich bekomme die verbliebenen Betriebsstörungen noch in den Griff oder ich mache das Beste aus dem, was vorhanden ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Großen und Ganzen kann Kai, vorausgesetzt er will, ein lieber Kerl sein. Gepaart mit einer Mischung amüsanter und nerviger Macken. Die machen das Leben mit ihm spannend und aufregend. Gelegentlich aufregend im Sinne von aufregen.
Ich kann Geschichten erzählen …
Aller Anfang ist schwer
Mit achtzehn lief mir Kai zum ersten Mal über den Weg. Wir lernten uns nicht auf Arbeit, nicht über das Internet – daran war damals nicht einmal zu denken – sondern stinknormal beim Schwofen, wie wir früher zum Tanzen sagten, kennen.
Ich war mit meiner Freundin Monika in einem Gasthof zur Disco. Während sich Moni wie immer die Hacken wund tanzte, stand ich wie fast immer gelangweilt auf der Galerie herum und schaute neidisch nach unten. Moni war biegsam wie eine Weidenrute und konnte nicht nur tanzen, sondern verdammt gut tanzen. Dabei hatte sie nicht mal eine Tanzschule besucht, war also ein ausgesprochenes Naturtalent. Sie ging jedenfalls auf jedem Saal weg wie eine warme Semmel. Höchstwahrscheinlich wegen ihres Tanztalentes, denn es war ziemlich unvorstellbar, dass die Männer aus optischen Gründen bei ihr Schlange standen. Was ihr Aussehen betraf, hatte der liebe Gott entweder einen schlechten Tag gehabt oder sich zu sehr auf ihren Charakter konzentriert.
Eine Frau, die Rhythmus im Blut hat und tanzen kann, zieht Männer magisch an. Das ist wie mit dem Licht und den Motten. Von einer derartig talentierten Frau versprechen sich die Herren der Schöpfung sicher auch sportliche Höchstleistungen auf erotischem Gebiet. Obwohl die meisten Männer vermutlich mit Übungen aus dem Kamasutra körperlich überfordert sein dürften.
Die Lautsprecher brüllten die Töne förmlich aus sich heraus. Zwischendurch krächzten und ächzten die altersschwachen Geräte, wahrscheinlich litten sie unter der Phonstärke.
»Willst du tanzen?«, hörte ich jemand hinter mir schreien.
Neugierig drehte ich mich um. Der Schreihals stupste mich mit dem Finger an und grinste erwartungsvoll.
Ich hob verlegen die Schultern und schrie: »Ich kann nicht tanzen!«, zurück.
Das war nicht gelogen. Schon als Kind war ich steif wie ein Holzbock gewesen. Bei mir hat der liebe Gott bei allem, selbst was entfernt mit Sport zu tun hat, jämmerlich versagt. Beim Tanzen zeigt sich das drastisch. Meine Bewegungen verhalten sich asynchron zum Rhythmus. Mein Gehirn ist unfähig, beides miteinander zu verknüpfen. Ich vermute die Ursache liegt in einem genetischen Defekt mütterlicherseits, da mein Vater ein guter Tänzer war. Tja mit den Genen ist es wie beim Würfelspiel. Je nachdem, wie die Würfel des Lebens fallen – man hat entweder Glück oder Pech.
Der Typ breitete seinen Mund bis an beide Ohren aus. »Macht nix. Das trifft sich gut, ich kann auch nicht tanzen. Ich tanze wie eine bleierne Ente. Also?«
Ich kaufte ihm die Ente nicht ab, zumal gerade ein flotter Titel gespielt wurde. Das war eine nicht unbekannte Taktik der Kerle, um sich interessant zu machen und Mädchen kennenzulernen.
»Lieber nicht. Ich habe kein Taktgefühl«, konkretisierte ich meine Ablehnung und war gespannt, wie hartnäckig der Typ war.
»Oh ja, das mit dem Taktgefühl kenne ich. Deshalb ecke ich oft an«, bekam ich als Antwort.
Mein Gesicht spiegelte meine Verunsicherung wider.
»Das war ein Jux! Ich bin nicht so unintelligent wie ich aussehe«, klärte mich der Typ mit breitem Grinsen auf.
Ich nahm den Scherzkeks genauer unter die Lupe und scannte ihn durch. Er war etwa in meinem Alter – das war in Ordnung. Er hatte eine gesunde Größe – mindestens eins achtzig groß war bei mir Voraussetzung. Er hatte ein Mini-Bäuchlein – das war mit gutem Willen zu übersehen. Er hatte dunkle Haare – von mir bevorzugt. Er hatte braune Augen – ganz mein Geschmack. Und er hatte ein freundliches Gesicht mit Grübchen – spricht für Humor. Verglichen mit den Typen, die ich an diesem Abend auf Grund ihrer Optik oder hirnrissiger Sprüche, wie: »Na, auch hier?« oder: »Hallo, was machst du denn hier?«, auf der Stelle aussortiert hatte, war dieser Typ ein Sahneschnittchen. Blieb die Frage offen, ob ich mich zum Tanzen überwinden und bis auf die Knochen blamieren sollte. Die Alternative war, ihm einen Korb zu geben und den restlichen Abend blöd herumzustehen. Oder schlimmer! Unter Umständen verpasste ich die Chance meines Lebens. Vielleicht war er Erbe einer uralten Münzsammlung oder einer Villa? Vielleicht würde mir ein Traummann durch die Lappen gehen? Schließlich entpuppt sich nicht jeder Frosch in den ersten Minuten als Prinz.
Der Typ musterte mich abwartend. »Komm Kirsche, gib mir eine klitzekleine Chance! Bitte!«
Ich rang mit mir, konnte aber seinem bettelnden Blick nicht länger widerstehen. »Na gut, überredet. Wir warten den nächsten Titel ab«, hörte ich mich sagen.
Mein Unterbewusstsein hatte ein Machtwort gesprochen.
Der Typ strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
»Hast du eigentlich einen Namen?«, wollte ich wissen. »Ich unterhalte mich ungern mit anonymen Leuten.«
Der Typ deutete einen Diener an. »Ähm … gestatten … Kai-Uwe.«
Ich gluckste und bremste mein Temperament, um nicht spontan aufzulachen.
»Kai-Uwe. Ach du liebe Güte!«, rutschte mir heraus. »Du veralberst mich.«
Obwohl Kai-Uwe derartige Reaktionen nicht total fremd gewesen sein dürften, wirkte er bedeppert.
»Pionierehrenwort, ich heiße wirklich so. Glaubst du, ich habe mir den Namen ausgesucht?«, antwortete er ernst, als müsste er sich dafür bei mir entschuldigen.
»Es gibt Schlimmeres. Namen sind Geschmackssache und werden überbewertet«, bemühte ich mich, die Kurve zu bekommen. »Lass mich raten … du bist ein Einzelkind und zwischen deinen Eltern gab es einen Namenskrieg?«
»Stimmt zur Hälfte. Ich habe eine Schwester. Aber mit dem Namen liegst du richtig. Meine Eltern konnten sich nicht einigen. Meine Mutter wollte mich unbedingt Kai, mein Vater unbedingt Uwe nennen. Und bevor sie sich deswegen ein Leben lang in den Haaren haben würden, hat meine Mutter in Eigenregie aus beiden Namen einen mit Bindestrich gemacht. Mein Vater fand das nicht prickelnd, war aber froh, dass er seinen Willen wenigstens zur Hälfte durchsetzen konnte. Er hatte nicht viele Chancen, seine Interessen durchzuboxen.« Kai grinste verschmitzt. Dann zwinkerte er mir zu und lachte kurz auf. »Außerdem war meine Mutter noch von der Geburt benommen. Ich war ein Wonnebrocken, habe über vier Kilo gewogen. Mittlerweile habe ich mit ihr Frieden geschlossen. Aber nenne mich bloß nicht