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Adrenalin schoss durch meine Venen und belebte mich, wie es kein Alkohol der Welt jemals konnte.

      Das war Musik.

      Sie belebte und veränderte uns.

      Sie war der Herrscher unserer Gefühle.

      Die Masse wippte ihm Laserstrahl und ich sah ihre Augen, wie sie mich beobachteten, mich mit Haut und Haar verschlangen, aber mich niemals ansprechen würden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand ein Foto schießen würde und ich in den Medien landen würde. Die brave Präsidententochter war gar nicht so brav, wie sie immer tat.

      Und wenn schon, ich fühlte mich wie die Herrscherin der Welt. Wir grölten der Musik entgegen, während ich wusste, dass es längst Zeit war, nach Hause zu gehen. Meine Eltern wären schon längst zurück und wenn ich morgen bis nachmittags im Bett liegen oder total durchzecht vor ihnen stehen würde, würden sie merken, dass ich nicht schlafen gegangen war. Aber momentan hatte ich das Gefühl, dass mir alles egal war. Sicherlich lag das nicht nur an der Musik, sondern auch an dem Alkohol. Ich fühlte mich, als würde ich morgen meinen Eltern sagen, wer ich wirklich war. Das ich lieber durch die Welt reisen würde und mein Geld mit kleineren Nebenjobs verdienen würde, je nachdem, wohin mich diese Welt führte. Ich würde ihnen erklären, dass ich eben nicht mehr ihre kleine Prinzessin war, dass ich eine junge, Erwachsene Frau geworden bin, die ihr Leben sicherlich nicht als Politikerin vergeuden würde. Das ich nie wieder auf diese lästigen Veranstaltungen gehen würde, nie wieder eines dieser Kleider von Valentino, Prada oder Gucci anziehen würde. Ich fühlte mich, als könnte ich alles sein, was immer ich auch sein wollte. Als wäre mein goldener Käfig, in dem ich lebte, nicht mehr vorhanden.

      Ich war frei.

      Glücklich.

      Ich war ich.

      „Isa. Wir müssen gehen.“ Robert riss mich aus meiner Hypnose und legte seinen Arm um meine Schultern. „Ich beneide euch alle. Niemand kann euch sagen, was ihr zu tun und zu lassen habt. Ihr wohnt in WGs und habt euren Spaß. Ihr könnt in den Tag hineinleben, während ich wohl für immer als die kleine Prinzessin bei meinem Vater wohnen werde.“

      „Woher kommt das jetzt so plötzlich?“

      „Na ist doch so. Eure Eltern interessieren sich einen Scheiß dafür, was ihr am Wochenende macht, mit wem ihr abhängt oder welche Klamotten ihr tragt! Aber nein, dass Prinzesschen muss ja um 12 Uhr zu Hause sein, denn dann ist der ganze Zauber wieder vorbei.“

      „Prinzessin, es ist 3 Uhr morgens und ich will penn.“ Ich stöhnte missmutig. Wieso verging die Zeit nur so schnell, wenn man Spaß hatte? „Ich komm ja schon!“ Ich umarmte Natalie und verabschiedete mich von Sven und Cloe die schon gefühlt seit Stunden miteinander tanzten. Vielleicht würde ich ja schon Morgen eine Wahtsapp bekommen mit: Endlich gehört er mir oder so was. Dann war dieses ewige hin und her der beiden auch endlich vorbei.

      Gemeinsam mit Robert machte ich mich auf den Weg nach Hause, während die Musik noch immer in meinen Ohren dröhnte. Wir mussten mit der U-Bahn fahren, da Sven und die anderen erst später nach Hause wollten.

      Als wir in die U-Bahn einstiegen, summte ich noch immer die Lieder vor mich her. Nur ein paar einzelne junge Leute, die wohl ebenfalls von einer Party auf dem Weg nach Hause waren, leisteten uns im sonst leeren Abteil Gesellschaft. Nach wenigen Minuten schloss Robert seine Augen. Er war wirklich müde. Ich jedoch war von dem ganzen Adrenalin noch immer voller Energie. Wie sollte ich heute jemals einschlafen können? Ich ließ den Tag Revue passieren. Sah diesen geheimnisvollen Fremden noch immer vor mir. Was wohl aus ihm geworden war?

      „Deine Haltestelle“, erinnerte ich Sven, der erschrocken aus seinem Sitz hochfuhr. „Keine Panik, du hast noch ein paar Minuten“, erklärte ich ihm lachend, während er sich müde durch seine langen braunen Haare fuhr. „Wie kannst du nur so wach sein?“

      „Keine Ahnung.“ Ich zuckte mit den Achseln und winkte ihm zum Abschied hinterher. Ein Pärchen stieg ein und setzte sich fast mir gegenüber. Das Mädchen sah genauso fertig aus wie Robert und legte ihren Kopf auf die Schulter ihres Freundes. Sanft strich er ihr über den Kopf.

      Würde ich jemals eine Beziehung führen? Jeder normale Mann rannte vor mir weg. Nein, er rannte vor meinem Vater davon. Vor diesem Leben, welches ich nun führte. Ob dieser Dave wirklich gewusst hatte, wer ich war? Außer ihm hatte mich keiner der jungen Reichen zum Tanz aufgefordert. Erstrecht in den Clubs nicht. Ich seufzte schwer und ließ meine Gedanken schweifen, während die Haltestellen an mir vorbei flogen und das Abteil immer leerer wurde. Ich beneidete meine Freunde wirklich um ihr so normales Leben.

      Ich stellte mir vor, wie mein Vater reagieren würde, wenn er erfahren würde, dass ich um 4 Uhr morgens aus der U-Bahn stieg, die leeren Straßen nach Hause lief und das Ganze ohne Tom und Jerry.

      Väter! Sie machten sich einfach viel zu viele Sorgen um ihre Töchter.

      Der kühle aber angenehme Sommerwind wehte mir durch meine Haare und ich inhalierte den frischen Sauerstoff nach den Minuten im stickigen Untergrund. Von der U-Bahn Station bis zu unserem Haus waren es nur wenige Meter. Aus dem Käfig raus zu kommen war einfach, rein hingegen schon etwas schwieriger. Ich kramte in meiner Tasche und suchte nach meinem Schlüssel, während ich noch immer die Lieder summte. Was für eine angenehme Nacht. Der Mond schien halbrund am Himmel und mit den Sternen und Laternen erhellten Sie die Straßen.

      „Was zum!“ Ich wollte schreien aber wurde daran gehindert. Ein Arm packte mich, presste mich gegen den Körper eines Mannes, der gut zwei Meter groß war. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen aber blickte in dunkle Augen, dessen Farbe ich nicht erkennen konnte. Alles ging so verdammt schnell und ehe ich mich versah, verfiel ich in eine tiefe Dunkelheit.

      Kapitel 2

      Ich schloss die Augen, nur um sie Sekunden später wieder zu öffnen. Was zum Teufel war nur los mit mir, dass ich nicht schlafen konnte? Jedes Mal wenn ich die Augen schloss, sah ich sie. Wie sie sich mit der Musik bewegte, wie ihr enges Top sich um ihren Körper spannte und ihre Shorts viel zu viel Sicht auf ihre nackten Beine freigab. Wie ihre sonderbaren Haare ihr über Schultern fielen und bei jedem Schritt durch die Luft wirbelten, als seien sie so wild wie sie selbst. Und dann ihr lächeln. Bereits auf dem Foto hatte ich es gespürt. Wenn sie lächelte, dann strahlte sie. Wenn sie glücklich war, drehte sich die Welt einzig um sie. Die Männer in dem Club hatten es auch gespürt aber dennoch Abstand gehalten. Ich erinnerte mich noch genau an ihr neckisches lächeln, als sie meinen Lügen keinen Glauben geschenkt hatte. Wie ihr pompöses Kleid durch die Luft wirbelte, als sie erhobenen Hauptes vor mir weglief. Bekommen hatte ich sie dennoch.

      Ja, Isabella Jansen hatte mich überrascht. Ich hatte angenommen, sie sei ein verzogenes reiches Gör, doch stattdessen kletterte sie nachts aus ihrem Fenster, um mit ihren Freunden in einem zweitklassigen Club abzuhängen. Die kleine Präsidententochter hatte ein schlagzeilenfähiges Geheimnis und genau das, war ihr nun zum Verhängnis geworden. Jetzt saß sie gefesselt in einem Zimmer auf einer kleinen Insel im Meer. Ich hatte meinen Teil des Auftrages erfüllt. Hätte ich vorher gewusst, dass sie gerne mal die Regeln bricht, hätte ich nicht extra auf diesen beschissenen Ball gehen müssen. Das hätte mir eine Menge Zeit und Nerven erspart. Hätte Ahrens das gewusst, hätte er wohl auch nicht so viel Geld investiert. Würde ich es ihm unter die Nase reiben? Vielleicht … Nachdem ich mein Geld hatte, verstand sich.

      Isabella war nicht nur Hübsch, sondern auch klug. Hoffen wir nur, dass sie mir keine Probleme bereiten würde …

      Ahrens hatte nicht übertrieben. Sein kleiner Privatflieger hatte uns in weniger als 3 Stunden in die Sonne gebracht und das mit einem Massagesitz. Selbst die kleine Prinzessin würde sich die Tage über hier wohlfühlen. Die Betten waren riesig, mit ihren edlen Gestellen aus Mahagoniholz und diesen wohl sündhaft teuren Bezügen. Auch der Pool auf der großen Sonnenterrasse war alles andere als mickrig. Dann gab es da noch ein hauseigenes Kino und eine große Bar, die mir jede Menge schmackhafter Sachen anbot. Ich wusste nicht, wie Ahrens diese scheiß Erpressung durchführen würde aber ich hoffte für ihn, dass sein Plan aufging. Denn immerhin könnte es mich meinen Kopf kosten. Diesem Mann zu vertrauen

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