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gezerrt, ihre toten Körper geschlagen, gebrandmarkt, durch die Straßen geschleift, öffentlich zur Schau gestellt und schließlich - unterstütz von einem johlenden Mob, an Brückenpfeilern aufgehängt. Die Bilder, die im Anschluss daran veröffentlicht wurden, erinnerten vor allem die US-Amerikaner schmerzhaft an das Somalia-Debakel. Black Hawk Down ist wohl jedem von uns ein Begriff. Und es gibt kaum jemanden, der nicht mit Abscheu an die Bilder denkt, die damals während der Schlacht von Mogadischu im Oktober 1993 weltweit über die Bildschirme flimmerten. Somalische Kämpfer zogen nackte, verstümmelte US-Piloten durch die Straßen der Hauptstadt. Der Hintergrund des Filmes basierte auf Fakten. Am 5. Juni des Jahres 1993 kamen in Mogadischu vierundzwanzig Blauhelmsoldaten aus Pakistan ums Leben. Die Welt war empört, forderte sofortige Strafaktionen. Selbst der Generalsekretär der Vereinten Nationen Boutros-Ghali sprach sich für eine entschlossene und schnelle Aktion aus. Schuldige waren schnell gefunden: die Milizen des Generals Mohammed Farah Aidid, Chef des Habar Gidir Clans! Doch ´find and fix`, finden und töten, wie die Amerikaner die Suche nach Mohammed Farah Aidid nannten, fand so nicht statt. Das Unternehmen mit dem Codenamen ´Irene` wurde zum Desaster. Bei dem Versuch einer gemischten Spezialeinheit, bestehend aus Army Rangers, Delta Force und Navy Seals, einige Anhänger des Clanführers Mohammed Farah Aidid und vielleicht sogar Aidid selbst mitten in Mogadischu gefangen zu nehmen, wurden zwei amerikanische Black Hawk Helikopter abgeschossen. Super Six-One und Super Six-Four. Die zur Rettung der Piloten entsandte Truppe wurde rasch eingekesselt. Nach einem zwölfstündigen Feuergefecht waren 18 US-amerikanische Soldaten tot, der Traum, Somalia zu befrieden, wurde definitiv begraben. Berufsbedingt kannte ich einige Männer die für Blackwater arbeiteten, denn es waren viele Ex-Seals dabei. 1986 trainierte eine Handvoll Legionäre des 3. REI, ich war einer von ihnen, drei Wochen mit den Navy Seals in Puerto Rico, dem Stützpunkt des Seal-Team-4. Wir bildeten die Seals im Dschungelkampf aus. In Sachen Urwald machte uns niemand etwas vor. Auch die Seals nicht. Alle Seals, mit denen ich während dieser Ausbildung zu tun hatte, nannten sich Patrioten. Das war lobenswert. Das war tugendhaft. Tapfer, anständig und pflichtbewusst waren sie einfach nur stolz darauf, Soldat zu sein und ihrem Land zu dienen. Einige aber waren von der Gesinnung her so radikal, dass das alleinige Wort Patriotismus nicht mehr das abdeckte, was so unter ihrer Ich-bin-ein-Profisoldat Oberfläche alles so glomm und brodelte. Ich kannte und verabscheute diese Art Patriotismus. Er war nicht aufgeklärt wie ich und viele andere ihn lebten und verstanden, sondern fanatisch. Ihre Worte, vor allem die, die sie nicht oder nur im angeheiterten Zustand aussprachen, klangen in meinen Ohren wie Hohn und Verachtung gegenüber allen Andersdenkenden und -glaubenden. Ohne Zweifel, auch bei dieser Minderheit handelte es sich um Top Jungs. Doch ob als Soldat bei den SEALs oder später dann als Contractor im Private Security Business, wo sie ihren persönlichen, von Hass, Verrohung und Unausgeglichenheit geprägten Krieg weiterführten - glaubten doch viele von ihnen, sie persönlich müssten auf irgendeine Art und Weise die Nine Eleven Opfer rächen: Sie konnten ihr überhebliches Gehabe einfach nicht ablegen! Wer so hasserfüllt in den Krieg zieht oder mit Mordlust im Auftrag einer PMC unterwegs ist, kommt entweder gar nicht oder wenn schon, dann als moralisches Wrack nach Hause. Hatten ihre Vorgesetzten ihnen diesen Groll eingepflanzt? Oder die US-Regierung mit ihrer unsinnigen Kriegstreiberei? Oder musste man den Ursprung dieses ´Unwohlseins` sogar in ihrer Wiege suchen? Alles hielt ich für gut möglich. Ich studierte sie beim Training. Einige ihrer Techniken waren genial. Sie waren gleich so gut, dass wir mit den Gedanken spielten, sie in unser Ausbildungsprogramm aufzunehmen. Nach getaner Arbeit saßen wir mit den SEALs in den Kaschemmen der Hauptstadt San Juan oder in der Stripteasebar in ihrem Basiscamp Roosevelt Roads, ein Camp, das die SEALs liebevoll ´Rosie` nannten. Bereits nach dem dritten oder vierten Bier kamen sie runter von der Wolke auf der sie schwebten. Etwas angeheitert waren sie ´normal`. Zu dieser Normalität gehörte auch eine Portion Unsicherheit uns gegenüber. Sie waren wissbegierig. Hörten uns zu. Und sie sprachen viel. Mein Fazit? Selbst SEALs kochten nur mit Wasser. Ihren Gesprächen entnahm ich, dass sie Hand auf ein enormes Budget hatten. Das erklärte teilweise ihr großartiges, sehr spezielles, für Militärs nicht unbedingt herkömmliches Waffenarsenal. Ausbildungsmittel und persönliche Ausrüstung wurden davon gleich mitfinanziert. Ihre weltweiten Erfolge in ihrer Berufung, dem „Guerillaeinsatz hinter den feindlichen Linien“, waren auch Frucht des stets präsenten Nachschubs an Munition, an Medikamenten, an Nahrung und an Informationen. Alles zur richtigen Zeit am rechten Ort und in ausreichender Quantität. Ohne diesen zeitgerechten Nachschub?
Rien ne va plus! Nichts geht mehr! Insofern machte ich mir meine eigene Philosophie über US-Eliteeinheiten und de facto über Firmen wie Blackwater, die eben hauptsächlich aus diesem Kontingent ihre ´Manpower` schöpften. Sie waren weniger Einzelkämpfer als wir Legionäre. Zu stark war die Abhängigkeit von der Logistik. Wir Legionäre hatten gelernt, im Einsatz ohne Hass und ohne Leidenschaft zu agieren. Die Legion legte uns diese Demut in die Soldatenwiege. Eine Demut, die vielen amerikanischen Security Leuten ganz einfach abging. Sie hielten sich wohl für unbesiegbar, für unsterblich. Dessen ungeachtet verneige ich an dieser Stelle mein Haupt vor dem Tod der Blackwater- Kameraden aus der Branche. Dass der Tod dazugehörte, das wussten sie. Der Blutzoll, den sie an diesem unheilvollen 31. März 2004 entrichteten, war schmerzlich. Einen Blutzoll noch dazu, an dem die mangelhafte Einschätzung der Situation und die nicht unbedingt professionelle Vorbereitung ihrer Chefs eventuell mit schuld waren. Man muss wissen, dass Falludscha zu der Zeit das gefährlichste Pflaster weltweit für US-Security Männer war. Sicherheitsleute anderer Firmen warnten die Blackwater Truppe eindringlich vor einer Fahrt durch die Stadt. Die Warnungen wurden überhört. Dem Wortlaut des ersten Vertrages Missachtung schenkend, verfügte Blackwater für diesen Einsatz über keine adäquaten Fahrzeuge. Was sie hatten, waren zwei nicht gepanzerte Mitsubishi Pajero. Es herrschte eine flagrante Besetzung von Stellen im Untersoll, die Ausrüstung war mangelhaft und es fehlte an Feuerkraft wie Back-up MGs, etc. Auch das Kartenmaterial war nicht gerade erste Sahne. Unter diesen Bedingungen hätten die Männer niemals losgeschickt werden dürfen, auch wenn es sich, bei zumindest einem von ihnen, um erfahrene Soldaten gehandelt hatte. Scott Helvenston war ein Ex-Navy Seal. Eine Legende noch dazu. Der Fitnessstudio-Inhaber und Modellathlet hatte bereits mit siebzehn die harte Aufnahmeprüfung bestanden, doch Navy Seal hin, Legende her, als Kämpfer im scharfen Einsatz durfte er kaum Erfahrung sammeln. Sein Bekanntschaftsgrad basierte vielmehr auf seine vorausgegangene Tätigkeit als Stuntman in Hollywood. Selbst ein Kämpfer Helvenston hätte diesen Tag in Falludscha nicht überlebt, denn was dort stattfand, war nichts anderes als ein vorprogrammiertes Desaster. Erst unmittelbar nach dem Blackwater Massaker erfuhren die US-Militärs, dass es sich bei den vier attackierten Amerikanern nicht um Soldaten, sondern um ´Contractors` gehandelt hatte. Die Präsenz von Blackwater in ihrer Gegend, war damals als solche kaum bekannt. Den Worten von Major Gerald de Lira nach, hatte es die Führung von Blackwater schlicht unterlassen, ihr Vorhaben mit dem in der Falludscha Region zuständigen 1. Marine-Expeditionskorps abzusprechen und zu koordinieren. Die US-Regierung zu provozieren und ihre Soldaten aus den Kasernen zu locken, genau das war die Absicht der Aufständischen. Und genauso kam es dann auch. Vier Tage nach dem ´Blackwater-Vorfall` führten die U.S. Marines (gegen ihren Willen) die Operation Vigilant Resolve durch. Es war die direkte Antwort auf das Massaker. Und die war lang und blutig. Seit der Schlacht um Huế 1968 in Vietnam, hatten die ´Marines` keine solch grausamen Straßen- und Häuserkämpfe mehr geführt. Als die Gefechte mittags am 9. April beendet waren, zählten sich die Toten zu hunderten. Darunter waren 36 US-Soldaten, 200 Aufständische und etwa 600 irakische Zivilisten.
Ging man damals die Listen der Firmen durch, die Ende 2004, Anfang 2005 im Irak tätig waren, so stieß man auf viele bekannte Namen. Aber auch auf einige, die gar nicht mehr existieren. Sie haben Zeit? Dann stöbern Sie die Liste durch und staunen Sie: Aegis (GB), American Intl Security Corp (US), American-Iraqi Solutions Group (US), Ake ltd (AUS), Babylon Gates (GB), BH Defense (US), Blackwater (US), Blue Hackle Group (US), CastleForce Consultancy (GB), Centurion (GB), Cochise Consultancy (US), Control Risks Group (GB), Custer Battles (US), Diligence Middle East (US), DS Vance Iraq (GB), DynCorp (US), Edinburgh Risk (UAE - GB), Eodt (US), Erinys (UAE – GB), Genric Security (GB), Hart GMSSCO (GB), Greystone (gehörte damals zu Blackwater), Hill & Associates Iraq (gehört zu G4S HQ in Hong Kong), Special Projects and Services (GB), Iraqex LLC (US - IRAK), Richard Galustian&Omar Hadi (ISI Group of Iraq), Janusian (GB), Kroll Security International (US), MVM (US), Olive (GB), Omega (Hongkong), OSSI-Safenet (US - ZA), Peak Group (GB), Pilgrims (GB), Ronco (US), Reed (US), Rubicon International (GB), Sabre International
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