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und von Inkompetenz - siehe die beiden Fallbeispiele von Blackwater, wird die gesamte Branche verunglimpft, in ein schräges Licht gezerrt, ja geradezu ´kriminalisiert`. Der Schaden, den diese Exzesse der Sicherheitsindustrie zufügen, ist enorm. Die Medien schlachten jeden Fauxpas gnadenlos aus, setzen den im Ausland, in Sachen ´Security` tätigen Angestellten das Söldnerkrönchen auf. Zu Unrecht, wie ich meine, denn neunzig Prozent aller privater Sicherheitsfirmen, egal welcher Zuordnung, PMC oder PSC, arbeiten korrekt, transparent, der Sache dienend. Dass manche Sachen per se falsch sind, darüber müssen wir keine Diskussion vom Zaun brechen. Auch darüber nicht, dass im Wettbewerb um die meist millionenschweren Aufträge Neid, Gier, Korruption und Vetternwirtschaften eine große Rolle spielen. Doch wie wir wissen steht der Sektor Private Security nicht alleine da, wenn es um Korruption geht. Diese Geißel umgibt uns überall, wir begegnen ihr täglich. Keine Branche bleibt von ihr verschont. Auch wenn das Buch streckenweise im Stil eines Romans geschrieben ist, so handelt es sich doch um eine Folge von Tatsachenberichten. Ich habe die teilweise Romanform deshalb gewählt, weil ein Dialog, besser als jeder sachliche Austausch, hervorragend geeignet ist, ein vorherrschendes Ambiente, eine Situation oder den gewissen Moment haarscharf und auf den Punkt bringend zu beschreiben. Das, sowie meine ganz persönliche Herangehensweise in Betracht ziehend, ist das vorliegende Werk kein typisches Fachbuch, sondern vielmehr eine Sammlung von erzählten Erfahrungen, von Fachwissen und Expertenrat. Und ich sehe es als kritischen Ratgeber für all diejenigen jungen Männer, die dem Thema Private Security nicht unaufgeschlossen gegenüberstehen. Mir war es vergönnt, lange Jahre länder- und kontinentübergreifend im Private Security Business zu arbeiten. Heute, etwas zurückgezogen lebend, sehe ich keinen Grund, nicht auf die Beobachtungen meines oft turbulenten Abenteuerlebens in aller Ausführlichkeit zurückzugreifen. Die ersten Worte zu diesem Buch schrieb ich im Spätherbst des Jahres 2016. Schnell zu schreiben war mir wichtig, denn ich spürte, wie die Erinnerungen, die kleinen Details, langsam verflogen. Dürfte ich heute den Titel ändern, so würde dieser nicht etwa heißen Private Security, sondern ´Meine Wahrheit.` Ich hatte mir nicht vorgenommen, irgendwelche Lügen zu erfinden oder Ereignisse der Dramatik wegen auszuschmücken. Auch Halbwahrheiten sind mir ein Gräuel. Das Buch zu schreiben, verlangte Fingerspitzengefühl. Und davon nicht wenig. Die ´Wahrheit um jeden Preis` konnte dritte Personen, Institutionen oder irgendwelche Berufsgruppen in ein schräges Licht zerren, ihnen zumindest einen gewissen Schaden zufügen, wenn nicht gar zum Verhängnis werden. Das wollte ich vermeiden. Auch musste ich an meinen weiteren Werdegang achten, denn mein Weg hört nach diesem Buch nicht auf, aber dennoch: Säge nicht den Ast ab, auf dem du sitzt oder beiße niemals die Hand, die dich füttert, sind Prinzipien für die ich nur Verachtung übrig habe. Ich hatte sie zeitlebens nie auf dem Schirm. Warum? Sie machen Männer und Frauen, die ein Löwenherz besitzen, zu braven Schafen: Was für eine Verschwendung! Mein Spagat zwischen ´ich habe was zu erzählen` und ´ich sollte gewisse Dinge doch besser ruhen lassen` bedeutet für Sie als Leser de facto so viel: Alles was folgt, entspricht der Wahrheit, ich gebe Ihnen mein Wort. Alles was Sie jedoch (hoffentlich) selbst zwischen den Zeilen lesen, entstammt Ihrer eigenen Fantasie. Ihrer Intelligenz, die niemand infrage stellt, bleibt es überlassen, das Garn zu anderen Wahrheiten weiter zu spinnen. Wahrheiten, die ich, ich bestehe darauf, nie schwarz auf weiß niederschrieb. An einigen Stellen im Buch werde ich mir die Freiheit nehmen, Rückblicke auf meine langen Jahre in der Fremdenlegion einzublenden. Das ist keine Prahlerei. Vielmehr soll es meine militärischen Vorkenntnisse untermauern. Ich gebe somit bewusst Informationen weiter, die es dem Leser erlauben, gewisse Zusammenhänge besser zu verstehen. Mit einigen Ausnahmen sind reale Namen von noch aktiven Mitgliedern aus der Sicherheitsbranche sowie von diversen Spezialeinheiten durch Pseudonyme ersetzt. Aus rechtlich bedingten Gründen werde ich auch die Namen einiger Sicherheitsfirmen nicht nennen oder einen anderen Namen dafür verwenden. Ich weise jeweils darauf hin. Einige Daten mit denen ich während der Zeit im Security Business in Berührung kam oder zu denen ich Zugang hatte, unterliegen strikt dem ´Confidentiality Agreement`, der Verschwiegenheit. So soll es auch bleiben. Weise ich auf diverse Ereignisse hin, die in Zeitungsberichten erschienen, so sind diese jederzeit im Internet abrufbar. Die Transparenz meinerseits ist total.

      Mit dem Instinkt des Jägers

      Es war ein sommerlicher, trockener Herbst. Wir schrieben das Jahr 2016 und ich beerdigte einundzwanzig Jahre Armee und fast ebenso viel Jahre Sicherheitsdienst. Für einige Freunde und für mich gab es also Anlass zum Feiern. Wir zelebrierten das Ereignis bei einem Grillabend mit hervorragenden Steaks und geschätzten zehn Flaschen Wein. Nachdem wir gegessen und ausgiebig diskutiert hatten, zog ich mich etwas zurück. Es war allerhöchste Zeit- ein einziges Mal noch, gedanklich den Blick über die Schulter zu wagen, um mich dann für immer nach vorne, Richtung Zukunft zu orientieren. Natürlich kam mir ganz besonders die Vergangenheit bei der Fremdenlegion in Erinnerung. Sie war prägend und ich war immer noch mit einem Fuß drin, wie man sagte. Das wurde mir auch in dem Moment wieder bewusst, in dem ich mir die ausgelassene Runde meiner Freunde genauer ansah. Mit Ausnahme eines einzigen waren alle von ihnen Ex-Legionäre. Da war zum Beispiel Slavo, ein fast zwei Meter großes Energiebündel aus Warschau. Er, der alle anderen von seiner Größe her überragte, war ein brillanter Kopf und ein exzellenter Nahkämpfer. Wir hatten in Französisch-Guyana zusammen gedient. Den Urwald kannte er wie seine Westentasche, war er doch einer der wenigen, die gleich zwei der begehrtesten Lehrgänge ´AMF` und ´Éclaireur Jungle` bestanden hatten. Lehrgänge, die, tief im Dschungel Brasiliens und Guyanas, die Teilnehmer bis an den Rand des Wahnsinns brachten. Slavo und ich sollten uns in den Jahren nach Guyana in Sachen Private Security mehrmals über den Weg laufen. So zum Beispiel in Balhaf (Jemen) im Jahr 2015, als es nahe der Al-Qaida Hochburg Mukalla um die Bewachung von LNG Tankern ging. Ein Bewachungsjob, der in jeder Sekunde zum potenziellen Himmelfahrtskommando werden konnte.

Bild 1

       Schild, gesehen in Benin, während der EOD-2 Ausbildung.

Bild 2

       Dieser Minenräumer in Benin schickt ein Stoßgebet zum Himmel bevor es losgeht.

      Auch Léon, der Franzose war gekommen. Ich kannte ihn von einigen Einsätzen in Afrika. Er war zäh wie Leder, trocken, voller Humor. In der Legion diente er als Heeresbergführer bei den Fallschirmjägern. Gibt’s nicht? Oh doch. Insider wissen, dass sogar mehrere Einheiten der Legion sich auf den Gebirgskampf spezialisiert haben, doch genug der Fachsimpelei. Léon arbeitete zunächst vier Jahre mit uns im Jemen und absolvierte unmittelbar danach, in Benin, den Lehrgang EOD-Level-2. Diesen in der Tasche, entschärften er und sein Team afrikaweit hässliche Sprengfallen und Landminen. Und die anderen Anwesenden? Nun jeder von ihnen hatte eine gut bezahlte Arbeit in der Sicherheitsbranche. Diese Männer arbeiteten als PPO oder als Teamleiter im Irak, in Afghanistan, in Mali, in Benin, im Tschad oder in Nigeria. Einer von ihnen sogar in den Niederlanden im berüchtigten ´Den Haag Hilton`, der Endstation für Kriegsverbrecher. In Sachen Security Jobs standen Ex- Legionäre ganz oben auf der Wunschliste renommierter Sicherheitsfirmen.

Bild 3

       Noch aktiver Fremdenlegionär (künftiger Private Security Consultant) der ersten Kompanie des 2. REP. Hier bei einem Einsatz in der Elfenbeinküste mit einer Beutewaffe. Was zählt? Körperliche Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und ein eiserner Wille. (Foto 2. REP.)

      Und das hatte Gründe. Gute Gründe, wie ich meinte. Auf unsere Jungs war eben Verlass. Verlässlichkeit. Damit war alles gesagt. Fügte man Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und einen eisernen Willen hinzu, dann ist der Krieg gewonnen, der Klient zufrieden, der nächste Vertrag in der Tasche. Jeder Soldat macht bereits in der Armee mit dem Thema Sicherheit - Security wie Australier, Amerikaner oder Briten sagen würden, ´la Sûreté` für die Franzosen, Bekanntschaft. Ob es nun das Bewachen der Kaserne, der Munitionslager, eines Konvois oder andere sicherheitsrelevante Aufgaben bei Auslandseinsätzen sind, es ist sich vom Prinzip her alles ähnlich. Man wacht, passt auf und wenn es nur auf seinen eigenen Arsch ist. Man beobachtet

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