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auseinandereile, wieder mehr zusammenführe, lässt der Ratgeber nicht gelten. (vgl. 11/54/488) Auch aus der „an sich segensreichen“ Erfindung des Rundfunks ergeben sich für den Ratgeber „böse Gefahren“, nicht zuletzt für die Kinder. Durch die „Überflutung mit fremden Ideengut“, durch das „Trommelfeuer der Töne“, kann der Rundfunk „zu geistiger Unselbständigkeit und Passivität verführen.“ (vgl. 7/57/501) „Es wird also darauf ankommen, was unsere Kinder im Rundfunk hören und vor allem auch darauf, dass sie mit Maß hören lernen... Der ‚Verzicht in der Kinderstube’, meint der Ratgeber, „muss auch für das Rundfunkhören gelten“ (s. o.) Den Eltern wird geraten, auch die größeren Kinder vor Sendungen zu bewahren, die einen ungünstigen Einfluss auf sie ausüben könnten.

      Geschlechtsspezifische Sozialisation und Erziehung:

      Der Ratgeber als Frauen- und Familienzeitschrift widmet der Mädchenerziehung naturgemäß mehr Raum als der Sozialisation und Erziehung der Jungen. Uns erwächst daraus für die Darstellung jedoch kein schwerer Nachteil, erfahren wir doch aus der Vorstellung des einen ‚Parts’ genügend über die Rolle des anderen. Die Rollenverteilung zwischen Mädchen und Jungen ist recht eindeutig gezeichnet. Unschlüssigen Eltern, die beispielsweise nicht wissen, was sie ihren Kindern zum Weihnachtsfest schenken sollen, wird in Erinnerung gerufen: „In jedem Mädchen steckt ein kleines Hausmütterchen... Denken wir... an die vielen kleinen Puppenmuttis... Jungen sind im Allgemeinen mehr für technische Sachen zu begeistern.“ (vgl. 12/56/762)

      Das „Hausmütterchen“ im Mädchen wird jedoch, so befürchtet der Ratgeber, von den Mädchen selbst nicht mehr allzu hoch geschätzt. Mädchenerziehung ziele leider mehr und mehr „auf die Berufserziehung und dann erst auf die Erziehung zur eigentlichen Aufgabe der Frau, wie sie früher als selbstverständlich galt: einmal zu heiraten, einen Haushalt zu führen und Kinder großzuziehen.“ (vgl. 8/54/338) Es fehle, wie der Ratgeber meint, eine Vorbereitung auf die „psychologische Aufgabe“, die Ehe und Familie an die Mädchen stellen werde. Mahnend wird daran erinnert, wie viele Ehen schon daran zerbrochen sind, „dass an sich begabte und tüchtige Frauen auf allen diesen Gebieten versagten.“ (s. o.) Die Mütter hätten es selbst in der Hand, inwieweit sie ihren heranwachsenden Töchtern „statt sie aus Schwäche oder aus falschem Stolz auf das ‚gelehrte Fräulein Tochter’ vor jeder Berührung mit Hausarbeit zu schützen“ eine gewisse Grundlage an hauswirtschaftlichen Kenntnissen mitgeben zu wollen. (vgl. 8/54/838)

      „Schön ist es“ daher auch, findet der Ratgeber, wenn von einem jungen Mädchen ein Beruf gewählt wird, „der die weiblichen Eigenschaften zur Entfaltung kommen lässt, also Berufe, die mit Menschen, Kindern, Pflanzen, Tieren zu tun haben.“ (vgl. 3/56/148) In vielen Berufen, die ausschließlich den „Verstand der Frau“ beschäftigen, mache sich, das zeige die Erfahrung, nach einigen Jahren „das Gefühl und Bedürfnis nach etwas zu Umsorgendem, zur Bestätigung der fraulichen Wärme und Güte, stark geltend.“ Es sei deshalb gut, meint der Ratgeber, wenn die Eltern für ihre Tochter einen Ausbildungsweg finden, „der ihr Freude macht, nicht nur des Geldes wegen gewählt wird und gleichzeitig ihrer Vorbereitung auf eine eventuelle Ehe dient.“ (3/56/148)

      Liebe, Freundschaft und Freiheitsstreben:

      Dem Thema Liebe und Freundschaft unter Jugendlichen widmet man sich im Ratgeber der 50er Jahre nur gelegentlich und eher am Rande. Tanzlokalen, Geburtstags- oder Faschingsfeiern als Gelegenheiten und Stätten der Begegnung zwischen Jungen und Mädchen begegnet man mit großer Skepsis (vgl. Abschnitt 4, Freizeitverhalten), wobei den Jugendlichen die Notwendigkeit des Sammelns von Erfahrung durchaus zugestanden wird, wenn auch möglichst unter Kontrolle der Eltern, die gut daran tun, ihren Sohn oder ihre Tochter aufzufordern die Freundin oder den Freund mit nach Hause „zur Begutachtung“ mitzubringen. (vgl. 8/57/572)

      Mit den Außenkontakten der Kinder und Jugendlichen, den Freundschaften und Beziehungen zum anderen Geschlecht, wächst der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. Hier gilt es den „rosaroten“ Träumen möglichst frühzeitig die harte Realität gegenüberzustellen. Im Brief einer besorgten Mutter an ihre heranwachsende Tochter können wir lesen: „Es ist nämlich ein sonderbar Ding mit der Freiheit, der Ungebundenheit und dem ‚sein eigenes Leben leben’. All das schwebt einem wie ein lockender goldener Traum vor, wenn man siebzehn ist, wie eine schillernde, stolze Seifenblase, die – ja, die eines Tages zerplatzt und nur Leere, Enttäuschung und Schmerz hinterlässt. Um dich davor zu bewahren, vor dieser Enttäuschung und diesem Schmerz, deshalb ist Mutti so ‚altmodisch’.“ (1/54/2) In die gleiche Richtung zielt ein Beitrag in Heft 8 des Ratgebers vom gleichen Jahrgang: „Die charakterliche und moralische Reife, welche die junge Generation zwischen 18 und 25 Jahren mit besonderer Betonung für sich in Anspruch nimmt, ist leider nicht immer gegeben.“ (8/54/339) Was die jungen Menschen darunter verständen, habe nach Ansicht des Ratgebers weniger mit „Charakterfestigkeit und Verantwortungsgefühl“ zu tun, „es ist vielmehr eine vielleicht ungewollte, aber doch unverkennbare Überheblichkeit gegenüber den zahlreichen Problemen des Lebens.“ (vgl. s. o.)

      Sexualverhalten:

      „Es müsste uns Eltern doch zu denken geben“, schreibt der Ratgeber 1956, „wenn Leute, die es wissen könnten, darauf hinweisen, dass heute erschreckend wenig unberührt in die Ehe gehen...“ (10/56/666) Und das sei eigentlich auch gar nicht verwunderlich, wenn man daran denke, dass eine „genussgierige Umwelt heute mehr Reize an die Heranwachsenden heranträgt, als das früher der Fall war.“ (s. o.)

      Wann soll man seine Kinder aufklären, fragt eine unsichere Mutter, die darüber schon die verschiedensten Ansichten gehört hat, den Ratgeber in Heft 9 vom Jahre 1956. „Der richtige Zeitpunkt ist dann“, befindet der Ratgeber, „wenn Ihr Kind Sie irgend etwas in dieser Richtung fragt. Das kann schon ein Vierjähriges, wenn es sich erkundigt, wo die kleinen Kinder herkämen, ob sie etwa vom Himmel heruntergebracht oder in der Klinik aus der großen Badewanne gefischt würden.“ (9/56/604) Allgemein sollte gelten: „Lieber etwas zu früh als zu spät von diesen natürlichen Dingen reden, denn es ist wichtig für später, von wem und auf welche Weise unser Junge oder unser Mädchen dies erfährt. Im Allgemeinen“, so fährt der Ratgeber fort, „wird die weitere Aufklärung größerer Jungen der Vater übernehmen oder, wenn er es sich nicht zutraut, ein bekannter Lehrer, Pfarrer oder Pate, zu dem der junge Mensch Vertrauen hat.“ (s. o.)

      Zur Sexualität des Kindes und Jugendlichen und zum Thema Sexualaufklärung finden sich im Ratgeber der 50er Jahre nur versteckte Hinweise. Diese Feststellung mag an dieser Stelle genügen, ich werde im interpretativen Teil der Arbeit mich noch mit diesem Faktum auseinanderzusetzen haben. Einige Anmerkungen zu diesem Bereich familialer Sozialisation und Erziehung finden sich im Märzheft des Ratgebers vom Jahre 1960. Hier wird in allgemeinen Formulierungen, wenn auch nicht unkritisch, die Rolle der Eltern bei der Sexualaufklärung beschrieben. Laut Ratgeber nehmen sich zunehmend mehr Eltern vor „großzügiger zu erziehen, als sie es selbst erlebten... Sie haben“, berichtet der Ratgeber seinen Lesern, „den Klapperstorch abgeschafft und biologische Kenntnisse von Bienen und Fröschen aufgefrischt, um die Dinge möglichst natürlich erklären zu können.“ Nur wenn, so wird einschränkend bemerkt, die Kinder das Alter erreichen, in dem die wirklichen Probleme beginnen, dann „schweigen die Eltern“. (vgl. 3/60/180)

      Doch wie sollen nun die Eltern das „heiße Eisen“ anpacken und vor allem, wie weit dürfen bzw. sollen sie in ihrer Aufklärung gehen? Darauf bleibt der Ratgeber den Lesern die Antwort weitgehend schuldig und belässt es bei Unverbindlichkeiten: „Wichtiger als Einzelheiten und tiefschürfende Formulierungen ist jedenfalls das Vertrauen der Kinder, dass ihre Eltern auch hier die erste Instanz sind und bei bestimmten Themen nicht plötzlich schweigen.“ (3/60/181) Den Eltern wird empfohlen nicht allzu „modern“ sein zu wollen und den Kindern mehr erzählen als diese zu wissen brauchen. (vgl. s. o.)

      Erziehung zum Verzicht – Taschengeld:

      Hier sei nun ein Abschnitt eingefügt, der zwar zu allen bisher angeführten Verhaltensbereichen quer verläuft und daher schon an verschiedenen Stellen angesprochen wurde, auf dessen besondere Hervorhebung ich aber mit Blick auf den interpretativen Teil nicht verzichten möchte. „Erziehung zum Verzicht“ – dies scheint

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