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ist gut für dich zu wissen, wer deine Mutter wirklich ist!“ Leas Zunge bohrte sich in die Ohrmuschel. Das Mädchen erschauderte. „Sie ist keine Hure im üblichen Sinn. Sie ist ein Vollblutweib, das mit seinem Schoß denkt. Auch du wirst es lernen und du wirst erfahren, wie gut es dir dabei geht.“ Als sie das Wort Schoß aussprach, streichelt Merlens Hand Friedas Schamlippen. Es dauerte nicht lange, da entspannte sich das Mädchen. Langsam bewegte sich Merlens Finger in ihr. Sie ließ es geschehen, schien Gefallen daran zu finden. In ihrem Gesicht spiegelte sich keine Angst mehr. Sie wankte, fing an heftiger zu atmen. Als Merlen es bemerkte, zog er seinen Finger zurück und flüsterte:

      „So gefällst du mir und so wirst du allen Kerlen gefallen! Komm! Leg dich neben uns. Schau zu, wie ich es mit deiner Mutter treibe. Dann siehst du, welchen Spaß wir haben. Ja, ja, Frieda. Noch haben wir kein Geld, aber wir haben Mordsspaß.“

      Etwas ängstlich willigte Frieda ein. Auf schwachen Knien ging sie zum Bett und betrachtete mit wachsender Neugierde das wilde Spiel, das Merlen und Lea bis zur Trunkenheit spielten. Noch nicht ganz gesättigt ließ er von Lea ab und wandte sich Frieda zu.

      „Komm, Vögelchen. Leg dich hin und mach’s wie deine Mutter.“

      Frieda gehorchte. Jetzt vibrierte sie vor Erwartung auf diese erste geheimnisvolle Begegnung. Ihre Schenkel öffneten sich. Merlens Gesicht jedoch verzog sich zu einer Fratze der Lust, die Gier verbrannte ihn fast. Er war aufs äußerste gereizt und legte alle Behutsamkeit ab. Unter seinen Stößen schrie Frieda vor Schmerz auf und immer wieder wimmerte sie, er möge aufhören. Aber ihr Gewinsel erregte ihn umso mehr und Leas anspornende Ausrufe brachten ihn gänzlich um den Verstand.

      Vergnügt sah die Hurenmutter zu. Die Schmerzen ihrer Tochter, deren verzerrtes, verzweifeltes Gesicht berauschten sie, all das kam ihr bekannt vor, sie hatte es vor langer Zeit gesehen. Im Spiegel der Angst. Damals war es ihr Gesicht. Damals hatte sie darunter gelitten. Heute empfand sie Lust.

      *

      Alberta tauchte nicht auf. Warum geht Mutter so leichtsinnig damit um?, fragte sich Philippine. Es ist doch ihr Kind?

      „Sie wird bei irgendeinem Kerl sein!“, beruhigte Lea die Familie am dritten Abend nach Albertas Verschwinden.

      „Das darf sie nicht, zum Teufel! Sie ist noch ein Kind!“

      „Halt’s Maul Karl! Ich war sechzehn, als du wie ein Schwein über mich hergefallen bist. Hast du eine Sekunde darüber nachgedacht, wie jung ich damals war?“

      Der Verhörvollstrecker brummte in seinen Bart. Er schob den Teller mit Suppe von sich und stand auf.

      „Hab keinen Hunger. Irgendetwas verdirbt mir den Appetit.“

      „Bevor ich morgen zum Unterricht unseres Pfarrers gehe, melde ich es dem königlichen Aufseher des Ortes Saint-Ouen. Er kann mit seinen Hunden die Gegend durchstreifen.“

      „Vergebliche Liebesmüh, Philippine!“ Ein Messer in der Hand, um den Laib Brot zu schneiden, den Frieda aufgetragen hatte, stellte sich die Mutter provozierend am Kopf des Tisches auf und blickte ihre Tochter streng an. „Glaubst du im Ernst dieses Pack von Ausseher sorge sich um die entlaufene Tochter des Folterers? Sie werden dich davonjagen!“ Ihr scharfer Blick schoss von Philippine zur ältesten Tochter. Diese duckte sich und seufzte leise. „Was gibt es da zu seufzen?“, zischte Lea.

      Mit einem Male herrschte eine bleierne Stille im Raum. Karl war zur Tür gegangen und hielt plötzlich inne. Langsam drehte er sich um. Zu langsam, als dass es mit seinem schwerfälligen Körper hätte zu tun haben können. Es war Drohung in seiner zeitlupenhaften Bewegung. Drohung, Zorn und Hass.

      „Darf man nicht mehr seufzen, wenn die Tochter verschwunden ist, was?“ Er hob die Faust, rührte sich hingegen nicht von der Stelle. Sein verzerrtes Gesicht sah furchterregend aus. „Du elendes Weib hast keinen Funken Mitleid mit dem armen Ding. Schuldig solltest du dich fühlen, ein hässliches Geschöpf geboren zu haben. Aus deinem dreckigen Schoß ist es geschlüpft und ich wette meinen Schädel, der vielleicht nicht viel wert ist, dass es dein schlammiger Schoß so unansehnlich gemacht hat.“

      „Schwätzer! Philippine ist dem gleichen Schoß entsprungen und ist schön wie der Morgen!“

      „Aber sie hat einen Pferdefuß, dummes Weib. Dein Unterleib ist ein Sündenloch, aus dem keiner ungeschoren herauskommt und es ist besser für mich, deinen Teufesleib zu meiden.“

      „Da tust du gut daran!“ Lea hatte noch immer das Messer in der Hand. Seine Schneide blitzte, ihre Hand spannte sich um den Griff. Geräuschvoll stand Philippine auf. Ihre Augen funkelten von Tränen und Zorn.

      „Hört auf zu streiten! Habt ihr Alberta ganz vergessen? Es geht um meine Schwester und nicht um euch.“

      „Du hast Recht!“ Karl lehnte sich gegen die Holzwand neben der Tür. Er wirkte krank, hatte eine grünliche Gesichtsfarbe und Schweiß auf der Stirn. Mit dem schmutzigen Ärmel seines Hemdes wischte er sich über die Augen.

      „Hieß es nicht, sie sei nicht alleine gegangen? Wer war bei ihr?“ Ohne aufzusehen, wartete er auf Antwort. Philippine humpelte um den Tisch herum zu Friedas Platz. Diese hatte Blick und Kopf gesenkt und zitterte.

      „Du hast doch jemand gesehen, Frieda. Warum willst du nicht sagen, wer es war?“ Philippine berührte ihre Schulter. Als habe sie sich verbrannt, zuckte Frieda vor der Hand zurück. Schüttelte sie ab wie ein ekliges Insekt.

      „Ach! Du hast jemand gesehen, Frieda?“, fragte Lea. Ganz plötzlich hatte ihre Stimme einen besorgten, mitfühlenden Klang. „Schau mich an, mein Kind, wenn ich mit dir rede!“

      Vorsichtig hob Frieda das Gesicht. Ihr Blick streifte die Schwester, den Vater und glitt schließlich zur Mutter. Dort blieb er hängen. Dort klebte er fest, als suche er Halt. Als suche er Hilfe und Antwort.

      „Nun, antworte, mein Kind! Wen hast du gesehen?“

      Philippine beobachtete gespannt den Blickwechsel von Mutter und Tochter. Was spielt sich in den beiden Köpfen ab, schien sie sich zu fragen. Erst jetzt sah auch Karl auf. Er hatte weder von Friedas nervösem Zucken noch vom Blickaustausch der beiden Frauen etwas bemerkt. Deshalb sagte er ungeduldig: „Los, los! Zier dich nicht so lange. Ich hab viel Arbeit und wenig Zeit, mich mit eurem Kram zu befassen. Mit wem ist sie losgezogen?“

      „Nun mach schon den Mund auf! Mit wem ist sie losgezogen, zum Teufel!“, wiederholte Lea eindringlich und genauso ungeduldig wie ihr Mann, mit dem Unterschied, dass Karl sichtlich die Lust verlor, während Leas flammender Blick das Mädchen Frieda zu verbrennen drohte.

      „Es war ... es war ...“, begann sie stockend.

      „Wer?“ Philippine legte wieder ihre Hand auf die Schulter der Schwester. Wieder schüttelte diese sie erschrocken ab.

      „Der Nachbarsjunge!“, schoss es plötzlich aus ihrem Mund. „Ja, der Nachbarsjunge. Sie gingen gemeinsam in den Wald hinein und seitdem hat sie keiner mehr gesehen!“, fuhr sie ungewöhnlich rasch fort. Ungläubig starrte Philippine auf ihre Schwester, die gehetzt zu sein schien, außer Atem, deren Herzschlag am Hals zu sehen war, so sehr pochte es.

      „Und der Junge? Ist er bis heute auch nicht heimgekehrt?“

      „Was weiß ich?“ Frieda war gereizt. „Hab ich vielleicht auch noch beobachtet, ob sie gemeinsam zurückgekommen sind? Ich kann ja nicht alles wissen. Lasst mich in Ruhe!“ Sie machte Anstalten aufzustehen, aber der Blick ihrer Mutter fesselte sie an den Stuhl. Besorgt sagte diese:

      „Iss jetzt deine Suppe. Du siehst ja ganz grün aus, mein Kind!“

      Den Bruchteil einer Sekunde flackerte Misstrauen in Karls Augen. Doch dann wandte er sich unwirsch ab. Vor sich hinnuschelnd stieß er die Tür auf. Ehe er hinausging, drehte er sich um und zischte: „Ach, leckt mich doch alle am Arsch!“

      Philippine gab sich nicht so leicht zufrieden. Unter gesenkten Lidern wanderte ihr Blick von der Mutter zu Frieda. Irgendwas stimmt da nicht!, dachte sie. Aber ich werde schon dahinter kommen.

      *

      Erstaunlich

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