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und meinte dann: „Ihre Eltern.“

      Lissy schaute verwirrt zu dem Mann hinüber. „Die Leben in ...“, sie machte eine kurze Denkpause. „Chicago“, meinte sie schnippisch.

      „Oh, na ja, es wird sie dennoch nicht erfreuen, wenn sie springen würden.“

      Lissy gefiel seine Antwort nicht.

      „Ich springe trotzdem“, verkündete sie und trat einen kleinen Schritt näher an die Kante heran.

      „Nein, bitte nicht.“ Der Mann fing langsam an zu verzweifeln, weil er nicht wusste, wie er sie davon abhalten konnte zu springen.

      „Ich habe eine gute Idee“, teilte er ihr mit. „Sie geben mir ihre Hand, wir steigen zusammen von diesem Dach herunter und ich lade sie zum Mittagessen ein.“

      „Mittagessen? Es ist doch bestimmt erst 10.00.“

      „Richtig. Dann eben zum Frühstück.“

      Lissy überlegte kurz, schaute vom Dach und sah, wie eine Obdachlose ihren Schuh aufhob.

      „Hey du“, schrie sie vom Dach hinunter, „Finger weg. Das ist mein Schuh.“

      Sie drehte sich um und rannte Richtung Treppenhaus, wo sie kurz verweilte und zu dem Mann zurück blickte.

      „Nun komm doch schon. Wir müssen uns beeilen. Irgend so eine Tante will meinen Schuh stehlen.“

      2.

      Sie rannte die Treppen hinab und auf die Straße, wo ihr Schuh noch lag. Sie hob ihn auf und zog ihn sich an.

      Als sie sich umdrehte, erblickte sie den Mann. Er war dicker und kleiner als er von oben gewirkt hatte. Dazu schwitze er nun auch unangenehm, weil er vom vielen Treppenstegen ganz erhitzt war. Sein rundes Gesicht war rot und er wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Seine Aktentasche hielt er in seiner anderen Hand fest und vergewisserte sich nun, ob diese auch noch gut verschlossen war.

      „Wo bleibst du denn? Wir wollten doch frühstücken gehen.“

      „Du könntest dich ein wenig dankbarer zeigen“, meinte der Fremde ein wenig beleidigt.

      „Natürlich.“

      Lissy trat zu ihm und umarmte ihn so kurz oder lang, wie sie es eben für angebracht hielt.

      „Ich danke dir so sehr, dass du mich gerettet hast. Du bist mein Retter“, übertrieb sie gekonnt.

      „Oh, ehrlich?“, fragte er nach und überlegte kurz. „Ja, du hast wirklich Recht. Ich bin dein Retter. Ein Held sozusagen.“

      Er strahlte über das ganze Gesicht, nur Lissy tat das nicht.

      „Nun übertreib es mal nicht. Lass uns gehen. Ich kenne da ein nettes Café wo es leckeres Frühstück gibt, da können wir hingehen, es ist nicht weit von hier.“

      Sie hackte sich bei dem Mann ein und ging los.

      „Findest du nicht, dass du es mit der Schminke ein wenig übertrieben hast?“, wollte der Mann wissen. Was fiel dem denn ein sich über ihre Schminke auszulassen?, dachte Lissy.

      „Übrigens heiße ich Lissy“, antwortete sie ohne auf seine Frage einzugehen, „eigentlich Elisabeth, doch ich finde den Namen so altmodisch und Lissy klingt doch viel kecker.“

      „Lissy? So hieß mal mein Goldfisch.“

      „Dein Goldfisch hieß Lissy?“

      „Ja, es war ein Mädchen und sie war rot mit einem winzig kleinen, schwarzen Punkt auf der rechten Flosse.“

      „Aha.“

      Plötzlich blieb der Mann stehen.

      „Was ist los?“, fragte Lissy und blieb auch stehen. Ihr Magen begann zu knurren. Hoffentlich kriegte der sich bald ein. Sie hatte schließlich Hunger.

      „Die Katze des Nachbarn hatte sich eines Tages in das Haus geschlichen und meine Lissy gefressen.“

      Lissy schaute ihn überrascht an. „Oh Mann, du fängst jetzt doch nicht an zu heulen oder?“

      „Sie war mein Liebling“, verteidigte er seine Trauer und schniefte leise.

      „SIE war ein FISCH! Kauf dir einen neuen.“

      Lissy versuchte ihn weiter zuziehen, denn sie hatte wirklich Hunger.

      „Sie war nicht nur ein FISCH!“, bekräftigte der Mann. „Sie war ein ganz besonderer Goldfisch, rot mit...“

      „Mit einem kleinen schwarzen Punkt auf der linken Flosse.“

      „Der rechten Flosse“, verbesserte er sie.

      „Wie auch immer“, sagte Lissy genervt. Irgendwie langweilte sie dieser Kerl. Sie überlegte kurz und blieb stehen.

      „Oh nein“, rief sie.

      „Was ist?“

      „Ich habe meine Tasche auf dem Dach vergessen. Ich muss wieder zurück und wir vergessen das mit dem Frühstück einfach. Okay?“

      Sie zog ihren Arm unter seinem vor und ging eilig davon.

      „Ja, aber sie haben ihre Tasche doch um.“

      „Eine andere Tasche natürlich“, rief Lissy ihm zu.

      „Gut, aber nicht wieder springen.“

      „Nein, nein. Keine Sorge. Davon habe ich erst einmal genug. Bye“

      Er winkte ihr nach und ging weiter. Lissy fand, dass sie mit diesem Herren wirklich nicht so viel Glück hatte, wie mit dem anderen zuvor. Der spann doch mit seinem Goldfisch. Sie beschloss, dass sie sich einfach ein belegtes Brötchen kaufen würde um sich dann in den Balboa Park zu setzen.

      Der Tag verging und der Abend brach langsam herein. Lissy schlenderte durch die Straßen von San Diego, Jill freute sich über ihren ersten gelungenen Arbeitstag und ich traf mich, wie jeden Freitagabend, mit meinem besten Freund Corey in unserer Lieblingsbar. Corey und ich kannten uns vom Studium für Journalismus und waren seitdem Freunde. Im Gegensatz zu mir hatte Corey das Studium allerdings beendet und arbeitete seitdem bei der Union-Tribune, einer Tageszeitung von San Diego.

      Corey war ein gutaussehender junger Mann. Er erinnerte mich ein wenig an die Barbiepuppe Ken, nur das Corey nicht ganz so muskulös war wie Ken. Am Liebsten trug er Jeans und körperbetonte T-Shirts, ab und zu auch mal ein Hemd.

      „Wie war denn dein Tag Fin?“, fragte Corey mich, nachdem wir uns mit unserem Bier an einen freien Tisch gesetzt hatten.

      „Ich habe sie wiedergesehen“, erklärte ich Corey wie verzaubert.

      „Wen?“

      „Jill.“

      „Wer ist Jill?“

      „Meine erste große Liebe“, schwärmte ich verträumt.

      „Ich wusste gar nicht, dass du eine erste große Liebe hattest.“

      „Auf der Highschool waren wir das Traumpaar.“

      „Und was passierte dann?“

      „Sie ging zur University nach San Francisco und brach den Kontakt ab.“

      „Wieso brach sie den Kontakt ab?“

      „Das habe ich nie herausgefunden.“

      „Und nun ist sie wieder hier in San Diego?“

      „Ja.“

      „Das ist doch schön.“

      „Ja. Ich schüttete ihr einen Kaffee über ihren Blazer.“

      „Einen Kaffee?“

      „Ja, sie stand plötzlich hinter mir im Starbucks und ich rempelte sie an.“

      „Volltreffer!“

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