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woher sind sie gekommen? Zunächst gehören sie – nach L.Cavalli-Sforza – genetisch zur selben Oberfamilie wie die heutigen Nordostasiaten. Auch die in Amerika gefundenen Steinwerkzeuge stehen in ihrer Tradition. Das ist aber nur ein Hinweis auf eine Zuwanderung aus dieser Region. Wo aber lag die Urheimat dieser Menschen? Bei genetischen Untersuchungen der amerikanischen Urbevölkerung ließ sich eine „Urmutter“ ausmachen, welche vor etwa 25 000 Jahren in Europa oder im westlichen Asien gelebt haben muss. Die Menschen sind vermutlich nicht auf einem Umweg über Südostasien nach Ostsibirien gelangt, sondern auf einem nördlicheren direkten Pfad. In Ostasien fand sich bei Genanalysen eine klare Differenzierung zwischen nördlicheren und südlicheren Gruppierungen mit einer Grenze etwa nördlich von Korea. Die Ajnus auf der japanischen Nordinsel Hokaido gehören noch zu dieser nördlichen Gruppe, die übrigen Japaner jedoch zur südlichen. Die Nordostasiaten sind genetisch auch näher mit den kaukasoiden verwandt als mit den Südostasiaten und zu den kaukasoiden zählen auch Europäer, Südwestasiaten und Iraner. In Kalifornien fand man auch ein etwa 9 500 Jahre altes menschliches Skelett mit kaukasoiden Merkmalen. Weitere Indizien liefern die dünnen und fein retuschierten Speerspitzen der Clovis-Kultur, die eine Ähnlichkeit mit solchen aus dem europäischen Solutreen aus Südfrankreich und der Iberischen Halbinsel (22 000 bis 16 500 v.h.) aufweisen. Alle diese Hinweise deuten für eine Urheimat der Träger der amerikanischen Haupteinwanderung in dieselbe Richtung, nach Europa oder Westasien. Die nordamerikanischen „Indianer“ sind offensichtlich recht nahe Verwandte der Europäer!

      Die Menschen sind unter günstigen klimatischen Voraussetzungen in Alaska eingewandert, aber sie sollten bald unter großen Druck kommen: das warme Bölling-Interstadial hielt nur ein knappes Jahrtausend an und es folgte ein jäher Rückfall in tiefeiszeitliche Tiefen, dem sich dann eine längere Phase wechselnder aber oft kühlerer Temperaturen anschloss (s.Abb. 2 und 4). Dieser Rückfall musste eine schnelle Wanderschaft aus Alaska nach dem Süden auslösen. Ihre Bahn war der sog. Wisconsin-Pfad, ein Korridor zwischen zwei riesigen Gletschermassen, dem Kordillieren-Eisschild im Westen und der riesigen Laurentischen Eismasse im Zentrum und im Osten Nordamerikas, entlang Yukon- und Mackenzie-River nach dem Süden in den Mittleren Westen der heutigen USA. Wegen der später wieder stark zunehmenden Kälte vereinigten sich die beiden Eismassen um 12 000 v.h. zu einer riesigen 3000 Meter hohen Eisbarriere quer durch ganz Nordamerika und die noch im Norden verbliebenen Menschen waren nun in arktischer Umgebung gefangen! Ihnen blieb, soweit sie überlebt haben, nichts übrig, als sich in ihrer Lebensweise an diese kalten Bedingungen anzupassen. Jene Menschen jedoch, die noch rechtzeitig den Absprung in den wärmeren Süden geschafft hatten, wurden zu den Urahnen mehrerer amerikanischer Hochkulturen. Lit.4.2

      Wechselklima vor 14 000 bis 12 500 Jahren

      Die hohen Temperaturen des Boelling-Interstadials waren – wie angeführt – nicht von Dauer: um 14 000 v.h. fiel die Temperatur schnell wieder um einige Grad Celsius ab auf Werte, wie sie den früheren Interstadialen entsprochen hatten, den wärmeren Perioden während der Eiszeit (vgl.Abb. 2 und 4). Nördliche oder höher gelegene Regionen, in welche die Menschen in den warmen Jahrhunderten des Boelling-Interstadials vorgedrungen waren, mussten nun wieder aufgegeben werden. Anders jedoch war die Situation in Tieflagen von südlichen Gegenden wie dem Nahen Osten. Hier hatte sich die Bevölkerung ja in den wärmeren Interstadialen der Eiszeit bei ähnlichen Temperaturen jeweils so vermehrt, dass dadurch Expansionen in andere Teile der Welt eingeleitet wurden. Die wärmeren Bereiche innerhalb des neuen abgesenkten Temperaturniveaus müssen den Menschen dort wieder vergleichbar angenehme Lebensbedingungen beschert haben.

      Paradies im Persischen Golf?

      Als gegen Ende der Eiszeit der Meeresspiegel bis zu 130 Meter tiefer stand als heute war der gesamte heutige Persische Golf, dessen mittlere Wassertiefe nur 32 Meter beträgt, zu einer trockenen mehr als tausend Kilometer langen Tiefebene geworden. Sie war vom Ur-Schatt, dem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, und weiteren Flüssen, durchflossen, der dann außerhalb des heutigen Golfs von Hormuz in den Indischen Ozean mündete. An seinem Laufe lagen vier riesige Süßwasserseen, zwei davon etwa 250 Kilometer lang. Die Länge der Seenkette entsprach der heutigen Entfernung von Frankfurt/Main und Wien! Am Südostende eines dieser Riesenseen befand sich ein klimatisch besonders begünstigtes Land, nach Süden begrenzt durch einen See von der Größe des heutigen Bodensees und nach Norden durch eine ganze Reihe weiterer mittelgroßer und kleinerer Seen. Gegen die kalten Nordwinde war es überdies geschützt durch die Höhen des Alpen-ähnlichen Zagros-Gebirges, womit sich eine mit den heutigen Seen am südlichen Alpenrand, wie Gardasee oder Lago Maggiore, vergleichbare Gunstsituation ergab. Inmitten dieses begnadeten Landes ragte ein Höhenrücken mit einer abschließenden Kuppe auf. Bei der späteren Überflutung, als das Meer bei der Beendigung der Eiszeit in mehreren Fluten um 130 Meter bis auf das heutige Niveau anstieg, versank dieses Land dann in mehreren Fluten wieder im Meer. Die erwähnte Kuppe ist allerdings als Insel Groß-Tumb verblieben. Sie könnte als Wahrzeichen der gesamten Gunstzone früher den „Garten der Götter“ auf einer Bergkuppe mit dem „Baum der Götter“ getragen haben, von dem das sumerische Gilgamesch-Epos berichtet, das Vorbild des biblischen Paradies-Berichtes.

      Nach der Bibel sagte Gott zu den Menschen bei der Vertreibung aus dem Paradies: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen!“ Wurde in dieser frühen Zeit in der Tiefebene des heutigen Persischen Golfs schon Ackerbau betrieben? Die damalige riesige Ebene ist heute überflutet und damit der Forschung entzogen. Mehrere Hinweise aber stärken Vermutungen zu einem so frühen Ackerbau im Persischen Golf: genetische Untersuchungen an der Universität Hohenheim verweisen darauf, dass eine erste Mutation bei Emmer (Weizen) im Rahmen der Domestizierung mindestens 13 000 Jahre alt ist. Gesichert ist weiterhin, dass die Menschen, welche nach den verschiedenen Fluten ab etwa 11 000 v.h. an den heutigen Ufern auftauchten, schon Ackerbau betrieben haben. Ackerbau setzt Sesshaftigkeit voraus: an früheren Wasserläufen innerhalb des Golfmeers finden sich zahlreiche kleinere Erhebungen mit steilen Flanken, in denen Tells früherer Siedlungen vermutet werden können. Die aktuelle Forschung versucht hier Licht ins Dunkel zu bringen. Lit. 5.1

      Natuf, eine neue Frühkultur, im Norden des Nahen Ostens

      Zwischen 14 000 und 13 000 v.h. tauchte im Norden des Nahen Ostens eine neue Kultur von Jägern und Sammlern auf, die nach ihrer ersten Fundstätte im Wadi Natuf am Westhang des Judäischen Gebirges in Palästina „Natuf-Kultur“ benannt wurde, denn man hielt sie zunächst für eine örtliche Kultur der Levante. Später fand man aber Natufstätten auch im südlichen Randgebiet des anatolischen Taurusgebirges wie auch am Westrand des Zagros-Gebirges im Irak. Die bisher bekannten südlichsten Fundstätten sind Abu Hureyra und Mureybet am mittleren Euphrat. Die Kultur wies recht neue Merkmale auf. So finden sich eine neue Art der Steinbearbeitung und zahlreiche neue Geräteformen, besonders neuartige Pfeilspitzen. Dies legt nahe, dass die Natuf-Menschen zugewandert sind.

      Die Zuwanderer waren Jäger und Sammler. Sie errichteten Rundhütten auf einer Basis aus Steinen mit einer Wand vermutlich aus einem Geflecht von Ästen und Zweigen, welches mit Lehm abgedichtet wurde. Das Dach war innen durch zentrale Holzpfosten abgestützt. Je nach den zeitweise wechselnden Temperaturverhältnissen wurden die Behausungen zu ebener Erde, teilweise in den Boden eingetieft oder vollständig im Boden errichtet, sodass das Dach dann eben mit dem gewachsenen Boden abschloss.

      Diese frühe Kultur von Jägern und Sammlern kannte Ackerbau, Viehzucht und Keramik noch nicht; sie sammelte jedoch schon wildes Getreide und andere Körner und Früchte. Skelette und Zähne der Menschen verweisen weder auf Kampfhandlungen noch auf Mangelerkrankungen. Die Menschen sind offensichtlich in eine menschenleere fruchtbar gewordene Umgebung zugezogen, welche sie reichlich ernährte.

      Am mittleren Euphrat wurde vor mehr als 13 000 Jahren das Dorf Abu Hureyra von diesen Menschen gegründet, zunächst eine temporäre Siedlung von Jägern und Fischern, welche dem jahreszeitlichen Zug der Gazellen an den Euphrat folgten. Schon in dieser Frühzeit lässt sich eine Bewirtschaftung des Wildangebots beobachten: man trieb die Herden vermutlich in Gatter, tötete dann aber nur junge Böcke. Weibliche Tiere ließ man wieder frei, um den Bestand für die Zukunft zu sichern. Diese Bewirtschaftung des Wildbestandes konnte man später auch in anderen

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