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hatte man es angetroffen. Da es in Ton eingedrückt wurde, war auch das spätere „Schreibmaterial“ Ton bekannt. Bei der nun auftretenden Weiterentwicklung, dem Rollsiegel, wurde der gesamte zylindrische Umfang graviert, sodass beim Abrollen in Ton viel umfangreichere Informationen wiedergegeben werden konnten. Sie geben uns ein reiches Bild des damaligen Lebens. Auch das Rollsiegel war keine wirkliche Weltneuheit: es tauchte auch in Susa am Ostrand der mesopotamischen Ebene eigenständig auf und es war auch schon bei der Alteuropäischen Donauzivilisatin bekannt – wenn auch in einfacherer Form.

      Auf dieser schon über lange Zeit sich entwickelnden Basis entstand nun eine ausgereifte Schrift, die Keilschrift auf Tontafeln, welche eine bleibende Schriftlichkeit auf der Erde eingeleitet hat. Die Schrift der Alteuropäischen Donauzivilisation war ja leider wieder in Vergessenheit geraten! Einige Zählzeichen wurden unmittelbar als Schriftzeichen verwendet, die man mittels eines schräg angeschnittenen Binsenrohrs in Tontäfelchen drückte. Die berühmte mesopotamische Keilschrift war nun erfunden! Mit der Schreibkunst entsprach man also den wachsenden Erfordernissen der mit der Vergrößerung der Städte und ihrer Bevölkerung zunehmenden Lagerhaltung und Registratur und dem florierenden Handel. Später wurde die Schrift dann auch für andere Zwecke wie Urkunden, Geschichtsschreibung, Literatur und Lyrik eingesetzt. Auf dieser Basis bildete sich dann eine differenzierte Gesellschaft heraus mit den unterschiedlichsten Berufen, wie Hirten, Bauern, Deichwärtern, Handwerkern, Schreibern, Lehrern, Ärzten, Beamten, Priestern, Künstlern und Wissenschaftlern.

      Aus der Zeit mit sehr hoher Feuchtigkeit, wie sie Indikatoren vom Van-See und aus der Soreq-Höhle in Palästina zeigen, ist auch eine große Überflutung am Euphrat dokumentiert. Wenn man sich die großen Spitzen der Feuchtigkeit aus Abb. 15 anschaut überrascht eine solche Flut nicht! Der berühmte Ausgräber Sir Leonard Wooley fand in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts unter Schichten des königlichen Friedhofs in Ur eine 3 bis 4 Meter mächtige Schwemmschicht ohne Kulturspuren, welche Relikte der älteren Obed-Kultur überdeckte. Der Fund ging wie ein Lauffeuer um die Welt, denn man glaubte, nun den Beweis für die biblische Sintflut gefunden zu haben. Andere Forscher wiesen aber bald auf die räumliche Begrenztheit der Schicht hin und ordneten sie einer lokalen Überflutung zu. Später fand man ähnliche Schichten aus etwas späteren Zeiten – 2700 bis 2400 v.Chr. – und auch in anderen Städten. Solche lokalen Überschwemmungen, die bis zum Bau von Stauseen an den Flüssen in der Neuzeit anhielten, dürften wohl kaum zu Sintflutberichten geführt haben. Zum Vergleich sei angeführt, dass im Jahre 1342 n.Chr., nach Beendigung der mittelalterlichen Warmzeit, in einer Riesenflut – der sog. Magdalenenflut – sogar 8 Meter mächtige Schichten in Main und Rhein eingeschwemmt wurden und dabei die wirtschaftliche Infrastruktur der Gegend für Generationen zerstört wurde, ohne dass von diesem Ereignis eine Art Sintflutmythos ausgegangen wäre.

      Die Hochkultur der Sumerer ist sehr plötzlich aufgeblüht. Ehe man Kenntnis von den damaligen großen klimatischen Veränderungen hatte hat dies zu der Vermutung geführt, neue Kulturbringer (Sumerer) seien damals zugezogen und zu ihrer Herkunft und ihrer Sprache wurden im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Überlegungen angestellt, ohne eine schlüssige Erklärung zu finden. Das außerordentlich große Klimaoptimum dieser Zeit gibt wohl eine glaubhafte Antwort: die Ursache war ein schnelles inneres Wachstum in einer klimatisch ungemein günstigen Zeit einer Bevölkerung aus zwei Zweigen, deren Ahnen vor Jahrtausenden durch Fluten aus dem Persischen Golf vertrieben worden waren. Ein Zweig (Ubaid bzw. Obed) war in der Tiefebene verblieben, der andere hatte einen langen Umweg über die persische Hochebene gemacht, ehe ihn eine lange Austrocknung zum Zug in die feuchtere Tiefebene gezwungen hat. Lit. 15.1

      Städtische Zentren der Helmand-Kultur: Shahr-i-Sokhta und Mundigak

      In der fruchtbaren Uruk-Periode entwickelte sich südöstlich des Iran jenseits der großen Sandwüste auf einem Verbindungspfad des iranischen Raums zur Region von Mehrgarh und des östlichen Indus im heutigen Pakistan die sog. Helmand-Kultur, welche durch 2 große städtische Siedlungen im Tal des Flusses Helmand gekennzeichnet ist, Shahr-i-Sokhta südwestlich von Afghanistan und in 400 Kilometer Entfernung Mundigak beim heutigen Kandahar, wo der Fluss den Hindukush verlässt. Zwischen diesen beiden Hauptorten erstreckte sich damals ein großer wasserreicher Kulturraum. Heute ist die Region von einer Salzsteppe bedeckt und nur am Fluss ist ein Galeriewaldstreifen verblieben. Offensichtlich kontrollierten die Städte den Fernhandel mit Lapislazuli aus dem heutigen Afghanistan und sie waren auch Bindeglieder für den Handel eines weiten Raums, vor allem mit der Region von Mehrgarh und des Indusflusses.

      Erstaunlicherweise waren die beiden Städte trotz einer Entfernung von 400 Kilometern völlig identisch, also gewissermaßen Doppelstädte. Das Klimaoptimum der Periode Uruk III gab auch ihnen einen riesigen Wachstumsschub, in dem sich ihre Größe auf das Fünf- bis Zehnfache, auf etwa 100 Hektar, steigerte, und es zeigten sich – ähnlich wie in Uruk – auch Zeichen für eine soziale Differenzierung. Eine solche Identität von Städten sollte sich übrigens sehr viel später bei Städten der Indus-Kultur wiederholen! Man fand auch gut gestaltete Skulpturen menschlicher Figuren; leider sind sie aber in unserer Zeit von den Taliban in ihrem blinden Bilderwahn zerstört worden! Lit. 15.2

      Frühe Bronze-Zeit in der Levante: ein Wiederaufschwung

      Die Trockenphase, welche in der Levante zum Verfall der Kultur der Kupfer-Steinzeit geführt hatte, hat dort einen großen kulturellen Rückschritt hinterlassen. Viele bisherige Siedlungen gab es nicht mehr und die wenigen noch existierenden Ortschaften waren ohne jeden architektonischen Anspruch. Die Keramik war verarmt und Kunst war verschwunden. Es fanden sich auch keine Zeichen mehr für eine höherstehende soziale Organisation oder ein rituelles oder spirituelles Leben. Handel und Kultur waren offensichtlich in einer austrocknenden Umgebung zusammen gebrochen. Aus dem Westen, Ägypten und Afrika, waren semitische Nomaden eingedrungen, welche nicht nur den Esel als Lasttier, sondern auch ein kriegerisches Element mitgebracht hatten.

      Mit der Verbesserung des Klimas um 3300 – 3200 v.Chr., als es mit dem raschen Rückzug des Eises im Atlantik (Abb. 10) nicht nur schnell wärmer sondern auch recht feucht wurde (Abb. 15), wurden auch in der Levante die Verhältnisse schlagartig wieder besser: die kulturelle Entwicklung erwachte wieder und die „Frühe Bronzezeit I“ (3300 – 3000 v.Chr.) setzte ein verbunden mit einer allmählichen wirtschaftlichen Wiedererholung. Es ergibt sich aber ein noch recht lückenhaftes Bild: es scheint, dass sich nun ein Netz von verstreuten Siedlungen zu organisieren begann.

      Ein jäher Absturz in eine kurze Phase mit hoher Trockenheit setzte allerdings diesem ersten Abschnitt wieder ein Ende (Abb. 15).

      Der zweite Teil der „Frühen Bronzezeit II“ (3000 – 2700 v.Chr.) war dann auch in der Levante über die lange Zeit von 3 Jahrhunderten von großen Gunstwerten hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit geprägt (Abb. 15). Die bisherigen kleinen Siedlungen verwandelten sich nun in kleine und mittelgroße Städte, deren Wirtschaft auf Ackerbau, Weidewirtschaft und Jagd beruhte. Der scharfe Einbruch bei Temperatur und Feuchtigkeit zwischen den beiden Perioden hatte die Menschen aber offensichtlich zu Sicherungsmaßnahmen gegen Raub und Überfälle gezwungen, denn die Städte beideits des Jordan waren ab der zweiten Periode mit Befestigungen versehen.

      In kleinräumigeren Palästina konnte die Kultur der Frühen Bronzezeit nicht das Niveau von jener der großen Flusstäler, Euphrat und Tigris bzw. Nil, erreichen und es wurde in dieser Zeit dort auch kein Schriftsystem wie in diesen Tälern entwickelt. Lit. 15.3

      Erster Auftakt der Indus-Kultur: Harappa

      Die Gunst des klimatischen Optimums wirkte sich auch im pakistanisch-indischen Raume aus und dort wurden schon in der sog. Ravi-Periode die Fundamente zur späteren Indus-Kultur gelegt. Man datiert sie auf 3300 – 2800 v.Chr. und sie umfasst damit das Klimaoptimum, in welchem das sumerische Uruk III zur Hochblüte kam, einschließlich ihrer Auf- und Abschwungphasen. An einem damaligen Lauf des Flusses Ravi, eines Nebenflusses des Indus, entstanden in dieser Zeit landwirtschaftlich geprägte Dörfer, in denen Ackerbau und Viehzucht sowie Jagd und Fischfang betrieben wurden. Die Menschen in dem fruchtbaren Tal züchteten Rinder und bauten Weizen, Gerste, Gemüse und Sesam auf ihren Feldern an. Von den vielen Dörfern,

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