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Professor knipste das grelle Licht an.

      Alesa saß schützend vor ihren Kleinen, jederzeit bereit, die Störenfriede mit Krallen und Zähnen zu vertreiben. Sie hatte die Männer kommen gehört.

      „Pst, sie schlafen gerade!“, sagte der Professor, doch seinen Freund schien das nicht zu interessieren.

      „Ach, wie lieb sie aussehen!“ Franz streckte die Hand in Richtung der Katzenkinder. Sofort fauchte Alesa, und Franz zuckte erschreckt zurück.

      „Na, na“, beschwichtigte sie der Professor. „Deinen Kätzchen tut niemand etwas. Das ist ein Freund, der sie bewundern möchte. Dürfen wir sie ansehen?“

      Ohne Alesas Antwort abzuwarten, hob Franz eines der Katzenkinder heraus. Es war das moppelige rote Katerchen Harry.

      „Darf ich dir Herakles vorstellen, unseren kleinen Abenteurer?“

      „Herakles?“

      „Ja. Sobald er sich auf seinen Beinchen halten konnte, büchste er schon aus der Wurfkiste aus. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat. Aber er hat die Schublade des Schrankes dort drüben aufgestemmt und ist hineingeschlüpft. Fast hätte ich ihn dort nicht gefunden.“

      Dio erinnerte sich an diesen Tag. Alesa war zum Jagen fort und er hatte ihr großspurig versprochen, auf die Kinder aufzupassen. Doch das gestaltete sich schwieriger, als er es sich vorgestellt hatte. Die Kleinen waren so aufgeweckt und quirlig, dass es eine ganze Katzengruppe gebraucht hätte, um sie im Zaum zu halten. Er hatte Harry - damals noch namenlos - aus den Augen verloren. Denn auch Poldi und Mimi waren drauf und dran gewesen, auszubüchsen. Einen Moment zu spät war ihm aufgefallen, dass einer aus dem Trio fehlte. Hektisch hatte er das ganze Mäusezimmer abgesucht, aber den kleinen Roten nirgends gefunden.

      Vor Angst war Dionysos völlig aus dem Häuschen gewesen. Auf einmal hatte er ein verzweifeltes leises Fiepen gehört. Es war aus besagter Schublade gekommen. Deshalb war er bis zur Öffnung hinaufgeturnt, und dann hatte er sein Söhnchen dort drinnen sitzen sehen. Verzweifelt hatte er gezogen und geschoben. Doch er bekam Klein-Harry nicht aus der Schublade heraus. Deshalb war er zu seinem Professor in die Stube hinaufgerannt, um ihn zu Hilfe zu holen. Der hatte den Ausreißer schließlich gerettet.

      Und dann hatte er ihm einen Namen gegeben. Einen Namen, der so seltsam war wie alle Namen, die er seinen Katzen gab. Na ja, er war pensionierter Philosophie-Professor. Solche Leute kannten nur eigenartige Namen. Dumm war es bloß, wenn man die Katze dieses Professors war und mit so einem seltsamen Namen herumlaufen musste. Dio verzog die Schnute. Gut, dass Alesa und er den Katzenkindern bessere Namen gegeben hatten. Herakles hieß in Wahrheit Harry, Poldi wurde vom Professor Apoll genannt, und Mimi, ...

      „Das weiße Kätzchen ist Artemis und der schwarze Racker heißt Apoll. In diese beiden hat sich meine Nichte verliebt, aber Herakles ist noch frei. Überleg es dir.“

      Der Fremde kratzte sich an seinem fast kahlen Hinterkopf. „Ich werde darüber nachdenken. Mit Katzen hab ich keine Erfahrung, mußt du wissen.“

      Dio war verwirrt. Was sollte dieser Mann sich da überlegen? Aber Menschen waren manchmal einfach nur verwirrend, das kannte er. Und Besucher verwirrten ihn sowieso. Gut, dass nur selten jemand vorbeikam. Hilda, die Nichte des Professors, war in letzter Zeit einige Male hiergewesen. Sie war ein nettes Mädchen, das die Kätzchen liebte. Sie sprach leise und freundlich mit ihnen. Und sie zerrte sie nicht einfach aus dem Schlaf, wie dieser Rüpel. Ja, Dio mochte Hilda. Der Professor hatte einmal gesagt, dass sie hier in ihrem Dorf wohnte. Sie durfte gern wiederkommen.

      Aber diesen Franz, den mochte Dionysos nicht. Und wenn es nach Dio ging, dann durfte er sich auch für heute allmählich verabschieden. Besuch war nur dann gut, wenn er wusste, wann es Zeit war, wieder zu gehen.

      Wie wenn der Fremde die Gedanken des Katers gelesen hätte, setzte er den sich windenden Harry zu seinen Geschwistern zurück. Dann gingen die beiden Männer wieder nach oben.

      Als sie allein waren, blickten sich Alesa und Dio an. Sie brauchten keine Worte, um zu wissen, dass sie, was diesen Besucher betraf, derselben Meinung waren.

      Die große weite Welt

      Der nächste Morgen brachte einen lauen, sonnigen Frühlingstag. Dio genoss seine erste Runde durch den weitläufigen Garten. Wie schön wäre es, heute auch seinen Katzenkindern den Frühling hier draußen zu zeigen. Bis jetzt kannten sie nur die Welt in ihrem Kellerzimmer. Höchste Zeit, dass sich das änderte!

      Also trabte er zurück zur Haustür, die sein Professor nur angelehnt hatte, damit er jederzeit kommen und gehen konnte. Mit einer eleganten Bewegung schob der rote Kater seinen Kopf durch den Türspalt, danach die Schultern, um anschließend mit einem entschiedenen Hüftschwung die Tür so weit auf zu schubsen, dass ein ganzes Schwein hindurchgepasst hätte.

      Fröhlich tappte er die Treppe in den Keller hinunter zu seiner Rasselbande. Diese hatte soeben ihren Verdauungsschlaf beendet und war nun dabei, die Wände ihrer Schlafkiste zu erklimmen.

      „Was hältst du davon, wenn wir die drei heute mit nach draußen nehmen?“, fragte er Alesa. „Es ist ein warmer Tag, und die Kleinen sollen doch auch mal etwas Gras unter ihren Füßen spüren.“

      Er dachte an seine eigenen sehr unangenehmen ersten Erfahrungen mit der Wiese rund um das Haus des Professors. Bevor sie hierher gezogen waren, hatte er als Wohnungskater gelebt und nur glatte Böden oder Teppiche gekannt. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er das weiche Kitzeln unter seinen Pfoten schätzen gelernt hatte. Doch inzwischen liebte er es sehr, durch die hohen Halme zu streifen und dabei immer wieder nach kleinen Insekten zu haschen. Er genoss es ebenfalls, sich im warmen Gras in der Sonne zu räkeln. Sicher, sein weiches Sofa im Wohnzimmer würde er noch immer selbst der weichesten Wiese vorziehen. Aber das stank seit gestern ja leider nach diesem Franz.

      „Ich weiß nicht, ob das mit der Wiese schon so eine gute Idee ist“, zögerte Alesa.

      Aber Harry schien von der Idee geradezu begeistert. Er hing am oberen Rand der Schlafkiste und versuchte, sich mit einem „Ja, Wiese!“ auf die andere Seite zu schwingen. Dabei verlor er den Halt, rutschte ab und plumpste auf Mimis Rücken. Die schrie auf, fuhr herum und boxte ihn in die Seite. Harry ließ sich das nicht gefallen, und da Poldi Keilereien sowieso liebte, hatte Alesa einen ringenden, maunzenden Haufen um sich herum, den sie mit einem scharfen „Mau“ zur Ordnung rufen musste.

      „Also gut“, meinte sie. „Die Bande braucht dringend eine Gelegenheit, sich auszutoben. Sonst zerfleischen sie sich hier drinnen noch.“ Sie ergriff ein Kätzchen nach dem anderen behutsam am Nackenfell und hob es heraus.

      Harry spielte sich selbstbewusst auf, denn schließlich kannte er den Keller schon von seinem misslungenen ersten Ausflug. Mimi war sich nicht sicher, ob ihre Füße auf dem harten, kalten Boden laufen konnten. Doch Poldi schubste sie Stück für Stück vorwärts. So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Füßen zu vertrauen, die sich tatsächlich auch außerhalb der sicheren Schlafkiste vorwärts bewegten, wenn auch nur ganz wackelig und unsicher.

      Alesa hob Mimi wieder hoch, und Dio griff sich Poldi. Harry hatte den Kellerraum bereits durchquert und steuerte zielsicher auf die Treppe zu, die nach oben führte. Da überholte seine Mutter ihn. Sie fauchte ihn im Vorbeigehen an, und er verstand sofort, was das zu bedeuten hatte. Schweren Herzens blieb er hinter ihr zurück.

      Als sie oben im Flur angekommen waren, sah Dio sich nach seinem Professor um. Aber der schien irgendwo beschäftigt, so dass er nichts von diesem Familienausflug mitbekam.

      Mit wachsam gespitzten Ohren schritt Alesa voraus. An der Türschwelle hielt sie an und durchmaß mit den Augen die Umgebung. Alles schien ruhig und sicher. Sie trug Mimi den gepflasterten Weg am Haus entlang, bis sie die Wiese erreicht hatten.

      Im Schatten der großen Apfelbäume neben dem Schuppen, in dem Alesa früher gelebt hatte, setzte sie ihre Tochter sanft ins Gras. Dio ließ Poldi hinunter, und Harry jagte bereits einem Schmetterling nach. Alesa fing ihren Sohn ein, packte ihn am Nackenfell und trug ihn zu seinen Geschwistern zurück.

      „Hört mir jetzt alle

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