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in die Gesellschaft hinein. Er stellte die Wichtigkeit der sozialen Beziehungen in den Vordergrund. Bei allen Differenzierungen und unterschiedlichen Ausrichtungen hatten Psychologen und Psychoanalytiker eines gemeinsam: Sie hörten Menschen und Patienten zu, beobachteten sie und differenzierten die Phänomene hinsichtlich der Ursachen. Bis heute hat sich die Konfliktorientierung von psychischen Störungen gehalten – ergänzt um Zustände wie Schock und Trauma, deren Bedingungen Sigmund Freud und C. G. Jung ebenfalls schon in ihren Schriften beschrieben. Wissenschaftliche Psychologie beobachtete und erforschte parallel weiterhin Menschen und ihr Verhalten. Die Psychoanalyse und die Verhaltenstherapie zählten zusammen mit der Gesprächspsychotherapie (GT) Carl R. Rogers zu den grundsätzlichen Behandlungsmethoden der Klinischen Psychologie, wie sie an den Universitäten vermittelt werden. Im Laufe der Jahrzehnte erschienen zahllose Bücher und Forschungsergebnisse aus der Psychologie − wobei tatsächlich sehr genau zu schauen wäre, was tatsächlich von Diplom-Psychologen und Psychoanalytikern oder Verhaltenstherapeuten geschrieben ist, und bei welchem Autor es sich um einen publizierenden „Hobbypsychologen oder Hobbypsychotherapeuten“ oder einen sich sonst wie benannten Therapeuten handelt.

      Parallel wurde eine Vielzahl neuer psychotherapeutischer Methoden entwickelt. Fritz Perls, ein deutscher Jude und Psychoanalytiker, der während der Nazidiktatur nach New York emigrierte, entwickelte die Gestalttherapie unter dem Einfluss der Ergebnisse aus der Wahrnehmungspsychologie und der Feldtheorie von Lewin. Wilhelm Reich, ebenfalls Jude und Psychoanalytiker, der 1933 vor der Naziherrschaft floh, erweiterte in den USA die klassische Psychoanalyse um eine Atemmethode und sorgte so für einen körperorientierten Zugang zur menschlichen Psyche – er sprach von charakterspezifischen Muskelpanzerungen. Alexander Lowen und John Pierrakos, beides Mediziner, waren Schüler von Reich und entwickelten aus dem Reich’schen Ansatz die Bioenergetik. John Pierrakos erweiterte die Bioenergetik zur Core-Energetik in New York – unter maßgeblichen Einfluss von Eva Pierrakos. Zusätzlich gäbe es unzählige Weiterentwicklungen in psychotherapeutischen und psychoanalytischen Körpertherapien aufzuzählen, was aber im Rahmen dieses Buches nicht zu leisten ist, sondern eine eigene Veröffentlichung wert wäre. Ebenso verhält es sich bezüglich der systemischen Methoden für Familien und andere Sozialsysteme wie z.B. die Organisationsformen in Firmen, aus denen Organisationsberatungsansätze hervorgingen. Ausführlich wie unermüdlich widmete sich dieser praktischen und theoretischen Integrationsarbeit mein Kollege und Freund Dr. Gerhard Fatzer. Er ist ebenfalls wie ich Gestalttherapeut und lebt in Zürich. In zahlreichen Veröffentlichungen belegt er Entwicklungen bezüglich Supervision und Unternehmungsberatung. Ebenso initiierte er zahlreiche internationale Konferenzen in Europa und in anderen Kontinenten. Dies als ein Beispiel dafür, dass die psychotherapeutischen Methoden auch in anderen Arbeitsbereichen ihren maßgeblichen Niederschlag fanden. Sie sind aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken.

      Unterdessen und parallel wurden in der wissenschaftlichen Psychologie mittels experimenteller Anordnungen und statistischer Erfassungsmethoden menschliche Verhaltensweisen und Funktionen, insbesondere aber das Sexualverhalten von Menschen untersucht – und beispielsweise im berühmten Kinsey-Report dokumentiert. Insgesamt nahm die Bedeutung der Statistik und ihrer Parameter Reliabilität (Wiederholbarkeit) und Validität (Aussagekraft) zu. Sozialwissenschaftliche Studien verwiesen auf medizinisch und psychologisch zu bearbeitende Gebiete, die über den klinischen Fachbereich hinausgingen. So wurde zum Beispiel das Auftreten bestimmter Krankheiten in verschiedenen Ländern miteinander verglichen: Es zeigte sich, dass abhängig von den jeweiligen Wirtschaftsprodukten des Landes und politisch erlaubten Genussstoffen wie Alkohol, Tabak, Drogen, aber auch je nach Ernährungsweise bestimmte Erkrankungen unterschiedlich häufig in der Bevölkerung auftraten. Doch die Regierungen reagierten erst Jahrzehnte später. Beispiel Deutschland und die Debatte um das Rauchverbot … Bis dahin wurden die Folgen des Tabakgenusses verharmlost – stattdessen wurde in der Wirtschaft daran verdient. Mit der Einführung des Rauchverbotes verdient die Wirtschaft dennoch und der Staat kassiert zusätzlich und zwar durch das Argument, das Rauchen mittels hoher Tabaksteuer reduzieren zu wollen und so zu helfen, der Gesundheit etwas Gutes zu tun. Nach dem Motto, „Kannst du rechnen, kannst du sparen, wirst du gesünder!“ Wie bekannt ergab sich für den Staat als Resümee: „Findest du Argumente, kannst du kassieren, stehst du gut da!“

      Gesellschaftlich blieb die Orientierung der wissenschaftlichen Psychologie und ihrer Methoden zur Behandlung der menschlichen Psyche und der durch eine kranke Psyche verursachten Leiden, eher die Ausnahme denn die Regel. Die Beziehung, gesellschaftliche Einflüsse und Entwicklung von Abwehrmechanismen, die zur Bewältigung von Konflikten und Problemen im Sinne des primären Erhaltes des menschlichen Lebens tagtäglich gut funktionieren müssen, wurden und sind weniger bis gar nicht Gegenstand des Interesses. Gesellschaft hier und Mensch da, bleiben und sind im Wesentlichen getrennt. Gesetze, Regeln, Kürzungen oder Wegfall des Einkommens, unzumutbare Lernbedingungen, Einflüsse auf die Entwicklung und völlig unterschiedliche Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche, je nachdem unter welchen Einkommensverhältnissen sie aufwachsen, sind Faktoren, mit denen der jeweilig betroffene Mensch ALLEIN fertig werden muss. Dies gilt auch für die analytische Psychotherapie, die aufgrund ihres Behandlungsansatzes mit 100 bis 300 Therapiesitzungen – je nachdem, ob mittels klassischer Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie – über Jahre hinweg behandelt und jeweils zusammengefasste Fallgeschichten in Veröffentlichungen, wenn überhaupt, vorstellt.

      Neurologie und Psychiatrie entwickelten sich im Stillen weiter und gewannen schließlich dank eines interdisziplinären Forschungsansatzes des Diplom-Psychologen Robert Ader (s. unten) neue Bedeutung innerhalb der Medizin, zum Beispiel auch in Form der Neurobiologie. Ader entwickelte die Psychoneuroimmunologie, an der er bereits schon 1975 arbeitete.

      Die Psychologie stieß gesellschaftlich aufgrund ihrer Forschungsergebnisse zwar auf allgemeines Interesse – und zwar besonders bei jenen, die ihre Ergebnisse gut für sich zu nutzen wussten und wissen – wurde aber stets, wenn es galt Ross und Reiter zu benennen, in den Hintergrund gerückt bzw. andere übernahmen es, Forschungsergebnisse für sich bzw. für ihren Forschungsbereich zu präsentieren und gewinnbringend – dank Unterstützung – umzusetzen. Bis heute sind Psychologische Psychotherapeuten und Diplom-Psychologen, verglichen mit der Zahl praktizierender Ärzte und ausgebildeter Mediziner, in der Öffentlichkeit in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft völlig unterrepräsentiert: Und das obwohl zahlenmäßig mehr Psychologische Psychotherapeuten in Deutschland tätig sind als medizinische Psychotherapeuten. Die Ergebnisse und Methoden der Psychologie fanden somit Eingang in andere Wissenschaftsbereiche, welche diese jedoch für ganz andere Interessen verwendeten: Ob in der Wirtschaft für Wettbewerbsstrategien, ob in der Kriminalistik, um Täter- und Opferverhalten zu erkunden und zu kontrollieren, ob im Militär zur Entwicklung von Strategie- und Foltermethoden, ob in den Medien und der Werbung, um Produkte bestmöglich an den Mann und die Frau zu bringen, oder im Film zur Spannungserzeugung – überall ist die Psychologie allgegenwärtig. Der Anwendungsbereich ist so weit und bunt wie das Leben selbst – und ebenso effektiv. Nur: Erkenntnisse können für oder gegen den Menschen eingesetzt werden …

      Im Vordergrund stand die klassische und wissenschaftliche Medizin – auch bezüglich der psychotherapeutischen Methoden. Und obwohl Mediziner in diesem Bereich zahlenmäßig unterlegen sind, so sprach man den wenigen Ärzten ein erweitertes Fachgebiet sowohl zur Abrechnung als auch bezüglich des beruflichen Handlungsspielraumes zu als den Psychologischen Psychotherapeuten. Psychoanalyse und Verhaltenstherapie sollten unter dem Dach der Kassenärztlichen Vereinigung als abrechnungsfähige Kassenleistungen auch von Diplom-Psychologen mit institutsabhängigen Psychotherapieausbildungen angeboten werden. Offiziell wurden diese Psychotherapeuten nach der Methode, wie sie innerhalb der KV eingebaut wurden, „Delegationspsychologen“ benannt. Die Mehrheit der Diplom-Psychologen lehnte es damalig ab, als Delegationspsychologen tätig zu werden, weil es nicht ihrem Berufsbild entsprach, den Medizinern und Ärzten zu- und untergeordnet zu arbeiten. Jahrelang kämpften die psychotherapeutisch arbeitenden Diplom-Psychologen um das Psychotherapeutengesetz, um so die sozialrechtliche Berufszulassung zur Ausübung ihrer Tätigkeit zu erlangen. Bis dahin arbeiteten sie auf der Grundlage einer heilpraktischen Zulassung, mittels derer sie für ihre Patienten die Kosten für durchgeführte Psychotherapieleistungen durch die Krankenkassen erstattet bekamen.

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