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einschloss. Andere Aspekte der Technologie, wie beispielsweise die Anpassung der Gebäudehaut an die klimatischen Bedingungen der Tages- und Jahreszeiten, spielten nur für Fachingenieure eine wichtige Rolle.

      Andy fühlte sich vom Himmelsfenster von Aleppo magisch angezogen. An jedem Morgen der vier Messetage traf er eine halbe Stunde vor Öffnung am Stand ein. Mit einer Kaffeetasse in der Hand setzte er sich auf einen Stuhl direkt vor den Bildschirm. Seinen Kaffee trank er „im Himmel“, mit Blick auf Aleppo. Damit erntete er den Spott der Kollegen, doch das war ihm egal.

      Der Ausblick aus dem Himmelsfenster wurde von der mächtigen Zitadelle Aleppos dominiert. Wie ein königlicher Thron erhob sie sich über die Häuser der Stadt. Die Gebäude, die die majestätisch wirkende Zitadelle umgaben, erschienen beinahe unterwürfig, als würden sie diese täglich anbeten. Mit Ausnahme einiger Minarette und Kirchtürme hatten fast alle Bauten annährend die gleiche niedrige Höhe und sie standen somit zu der Zitadelle in keiner Konkurrenz. Das Stadtbild wies keinerlei Lücken auf und wirkte dadurch sehr homogen. Andy erkannte ganze Straßenzüge neuer Bauten. Sie ersetzten die durch den Krieg zerstörten Häuser und Viertel. Auffällig war, wie gut die Neubauten mit den Altbauten harmonisierten. Sie sahen aus, als wären sie zusammengewachsen. Aus dem Himmelsfenster konnte er die ameisenartigen Ströme von Autos und Passanten erkennen und fühlte sich von den Menschenmengen angezogen. Er verspürte eine enorme Lust, die Stadt zu berühren, zu schnuppern und in sie einzutauchen.

      Trotz der knappen Zeit konnte Andy auch während der Öffnungszeiten der Messe für Besucher den einen oder anderen Blick auf das Himmelsfenster erhaschen. In der Regel klappte dies in den wenigen Momenten zwischen dem Abschied von einem Kunden und der Begrüßung eines neuen. Am meisten schätzte er die Ansicht am späten Nachmittag. Kurz vor Sonnenuntergang kam es Andy so vor, als streichelte die Sonne die Zitadelle und die Dächer der Stadt in einer geschmeidigen, verführerischen Art und Weise. Die Scheinwerfer der Autos sahen wie Perlenketten aus und das Zusammenspiel zwischen natürlichem und künstlichem Licht verlieh der Stadt eine verzaubernde Wirkung.

      Um achtzehn Uhr des vierten Messetages war Schluss. Die größte Baumesse des Mittleren Ostens ging zu Ende. Mit dem Abbau der Stände wurde begonnen. Auch die von Nanobunt beauftragte Messebaufirma kam mit einem Team. Jetzt hieß es, Abschied nehmen. Die Reise in Richtung Deutschland war für den nächsten Vormittag vorgesehen. Zeit für eine Stadtbesichtigung hatte Andy nicht mehr. Beim Abendessen schlug er seinen Kollegen vor, eine Rundfahrt mit einem Taxi zu machen, doch die Kollegen lehnten freundlich ab. Sie seien müde und hätten bereits eine Stadtrundfahrt am Vortag seiner Ankunft unternommen. Andy überlegte kurz und entschloss sich dazu, die Stadt alleine zu erkunden.

      Als er eine halbe Stunde später aus dem Hotel kam, war Andy überrascht, wie kalt die Abende in Aleppo sein konnten. Eine verzierte, fahrerlose Elektrokutsche mit einem Taxischild wartete schon auf ihn. Nach einer zwanzigminütigen Fahrt erreichten sie die Stadt. Langsam rückten die Gebäude näher und nahmen Konturen an. Eine Mischung aus Neugier und Spannung verwandelte Andy zurück in ein Kind, so große Augen machte er, und er drückte sein Gesicht an die Fensterscheibe des Taxis. Im Baustil von Aleppo war eine charmante Kombination aus Tradition und Moderne zu erkennen. Mehr und mehr füllten sich die Straßen mit Leben. Der Pulsschlag der Stadt stieg an. Das Taxi verschwand in der urbanen Hektik. Die Autokolonne schob sich gemächlich stadteinwärts. Andy fühlte sich wie ein Teil einer Perlenkette, die den Hals von Aleppo umschlang. Durch die Fensterscheibe ließ sich eine besondere exotische Mischung aus Menschen und Lebensarten erahnen. Möglichkeiten, der Box aus Blech und Glas zu entfliehen, gab es nicht. Andy befand sich so nah an der Stadt, ohne den Hauch einer Chance, sie zu berühren – ein Lustspiel urbaner Erotik ohne Höhepunkt.

      Nach zweieinhalb Stunden kehrte er wieder in das Hotel zurück und ging direkt an die Bar, um einen Single Malt Whisky zu trinken. Er war noch viel zu aufgeregt, um zu Bett zu gehen. Die frischen Eindrücke beschäftigten ihn noch bis spät in die Nacht.

      Andy träumte: Er befand sich nackt auf dem Dach einer durch Aleppo fahrenden Kutsche. Auf ihm lag die orientalische Flugbegleiterin. Sie war ebenfalls nackt und trug nur eine Perlenkette um ihren Hals. Ihr langes schwarzes Haar wehte im Fahrtwind, während die Lichter der Stadt an den beiden vorbeistreiften. Andere Menschen gab es keine. Andy konnte lediglich einen Stern am Himmel erkennen, der wie ein Auge aussah. Er fokussierte seinen Blick auf den Stern und stieß plötzlich einen überraschten Schrei aus – im Stern erkannte er sein eigenes Auge.

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