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die Hölle heißgemacht und sie war finanziell von ihnen abhängig.“

      „Bei Zeus“, sie unterbrach mich mit großen Augen. „Wer hätte das gedacht. Meine Hausärztin ist eine Seelenverwandte.“

      Bei Zeus. Ja, so fluchte Sephie nur, wenn sie richtig begeistert war. Ansonsten versuchte sie, die Familienwurzeln zu ignorieren. Sephies Oma und ihre Mutter lebten in Griechenland. Genau wie ihr Bruder mit seiner Familie. Sephie fühlte sich als Amerikanerin. Sie war mit ihrem Vater nach Denver gekommen, als sie 10 Jahre alt gewesen war. Sie fuhr nur einmal im Jahr, meistens für einen Badeurlaub im Sommer nach Griechenland. Ihr Bruder führte direkt am Meer ein Hotel. Er war vier Jahre älter und bei der Mutter geblieben, als die Eltern sich hatten scheiden lassen. Sephie war mit ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester Fayne mit dem Vater gegangen. Fayne lebte fünf Häuser von mir entfernt ebenfalls in der Walnutstreet und arbeitete in der Verwaltung des Polizeireviers. Im Gegensatz zu Sephie liebte sie das Kochen, weswegen Sephie vorzugsweise bei ihrer Schwester oder bei mir aß.

      „Jedenfalls hat sie Jim all die Jahre glauben lassen, er sei der Vater und deswegen hat er sie auch damals geheiratet. Weil er davon ausging, sie geschwängert zu haben.“

      „Das ist ja der Wahnsinn. Die Frau hat echt Nerven.“

      Bei Sephie klang das bewundernd. Ich war mir nicht wirklich sicher, dass das die richtige Einstellung war.

      „Ich weiß nicht. Sie hätte ihrem Mann und ihrer Tochter die Wahrheit sagen müssen, findest du nicht?“

      „Wem hätte das denn geholfen? Das Mädchen wäre immer mit der Frage belastet gewesen, wer ihr wirklicher Vater ist, und Jim hätte das nur als Chance gesehen, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Das machen Männer gerne so.“

      Woher ihr Misstrauen gegenüber Männern kam, hatte sie mir schon hundert Mal versucht zu erklären, aber ich hatte es nie verstanden. An ihrem Vater lag es sicher nicht, denn den liebte sie heiß und innig.

      „Vielleicht hast du recht“, stimmte ich ohne Überzeugung zu. „Auf jeden Fall zieht Jim nun aus. Er hat eine Neue und Abygail scheint sehr getroffen davon.“

      „Sag ich ja. Auf Männer sollte man sich nie verlassen.“ Sie sah mich an. „Gab es sonst noch was? Das klingt nach einer tragischen Eskapade und nicht gerade nach einem typischen Klatschthema. Ihr redet doch sonst immer nur über nette und schöne Sachen.“

      „Stimmt ja gar nicht.“

      „Natürlich stimmt das. Ich meine das nicht als Vorwurf“, sie sah mich ernst an. „Aber es hat dich niemand nach Simon gefragt, danach wie du das letzte Jahr verlebt hast, wie du damit zurechtgekommen bist, dass sein Todestag vor ein paar Wochen war. Über diese Dinge eben.“

      „Ich weiß“, gab ich zu. Allerdings bedauerte ich das nicht. „Worüber ich auch sehr froh bin.“

      Sephie seufzte.

      „Ich möchte nicht darüber reden. Das habe ich dir schon gesagt. Außerdem wäre das nun wirklich kein Thema für so einen geselligen Abend.“

      „Genau das war es, was ich gesagt habe.“ Sie grinste und fühlte sich offensichtlich bestätigt.

      Wie sie das wieder hinbekommen hatte, war mir ein Rätsel. Aber so kannte ich sie. Sie war wie ein Wirbelwind und meistens trieb sie mich vor sich her, statt mich nur mitzuziehen. Sie tat mir viel besser, als ich ihr. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass sie meine Bodenhaftung gerne abschüttelte und nichts von der Bodenständigkeit hielt, die ich lebte. Ob nun, weil sie mir anerzogen war, oder weil ich ein langweiliger Mensch war. Vielleicht war ich das. Ich liebte die Natur und Spaziergänge, ich mochte kochen und essen und ich las gerne. Ja, vermutlich war ich tatsächlich langweilig, wenn man mich mit Sephie verglich. Sie war im Winter im Ski Resort gewesen und hatte sich dort eine Rippe gebrochen. Im Herbst hatte sie sich für ein Kanutraining angemeldet, nachdem sie im Frühjahr festgestellt hatte, das Westernreiten nichts für sie war. Oder Pferde im Allgemeinen.

      Sie probierte ständig Neues aus und zeigte dabei keine Angst. Falls sie was nicht konnte, schüttelte sie es ab und ging zur nächsten Aktivität über. Lesen war das einzige langweilige Hobby, was Sephie besaß. Allerdings las sie auch nur Sachbücher, Biografien, Horrorromane und Thriller. Ich kümmerte mich um die anderen Bereiche. Wir ergänzten uns beruflich perfekt. Wie das innerhalb unserer Freundschaft funktionierte, war mir ein Rätsel. Aber wenigstens mochten wir dieselben Filme und Serien und so trafen wir uns eigentlich regelmäßig, um einen gemeinsamen Filmabend zu machen oder um zusammen ins Kino zu gehen.

      „Also gab es noch was Interessantes, was ich wissen müsste?“

      „Grace befindet sich in einer Ehekrise. Alec ist abgehauen und sie weiß nicht, was aus ihnen wird.“

      „Ist ja krass.“ Sephie sah mich überrascht an. „Grace und Alec? Ich dachte immer das seien die Vorbilder für diese perfekte große Liebe. Normalerweise funktionieren Collegelieben nie. Aber bei den beiden endete alles in einer glücklichen Ehe, zwei Kindern und ...“

      „Drei.“

      „Drei?“

      „Das war die andere Neuigkeit in dem ganzen Chaos. Grace ist schwanger.“

      „Schwanger und eventuell bald alleinerziehend? Ach du scheiße!“

      Ich verzog mein Gesicht. „Dein Optimismus ist unschlagbar, Sephie.“

      „Was denn? Du hast doch selbst gesagt, dass er abgehauen ist.“

      „Er muss über ein paar Dinge nachdenken. Laut Grace ist das nur seine Art, ein Problem mit sich allein auszumachen.“

      „Sie glaubt also er kommt zurück?“

      „Er sagt, es ginge nicht um sie beide.“

      „Aha.“ Meine Freundin sah nicht überzeugt aus und machte eine wegwischende Handbewegung. „Ich sag dir was. Das ist viel zu kompliziert für uns. Wir Singles sollten nicht über die Eheprobleme von anderen nachdenken. Das ist ein Dschungel bei Nacht, dem wir nicht zu nahe kommen sollten. Es wimmelt in der Ehe nur so von Schlangen und anderem giftigen Getier.“

      Obwohl ich ihre Meinung weder teilte noch besonders witzig fand, musste ich trotzdem lachen.

      Sephie sah zufrieden zu mir. „Gefällt mir schon viel besser, wenn du lachst, statt hier herumzugammeln und Trübsal zu blasen.“ Sie zog die Brauen streng ins Gesicht und sah mir direkt in die Augen. „Bist du sicher, dass du dich nicht rasch fertigmachen und mit mir ausgehen willst?“

      Als ich meinen Kopf daraufhin schüttelte, seufzte sie hilflos.

      „Du weißt ja nicht, was du verpasst.“

      „Mir ist eben nicht danach.“ Ich deutete auf das Buch und die Kuscheldecke, die ich mir bereitgelegt hatte. „Ich möchte den Abend lieber mit einer kalten Limonade, Zitronenkeksen und lesen verbringen.“

      Sephie schielte auf den Titel und schnaubte unwillig. „Du willst dir wirklich dieses Buch antun? Abgesehen davon, dass du es schon zwei Mal gelesen hast, glaube ich nicht, dass das gut für dich ist.“

      P.S. Ich liebe dich war mein Lieblingsbuch. Ich hatte es sogar schon mehr als zweimal gelesen und es ihr nur nie verraten.

      „Mag sein. Aber ich liebe es und mir ist nun mal danach.“

      Sephie schüttelte den Kopf und ich deutete ihren Blick als ihren typischen ‚Ich gebe es auf‘- Blick. Als sie aufstand, wusste ich, dass ich recht gehabt hatte.

      „Na schön. Bist du mir böse, wenn ich dann jetzt aufbreche?“

      „Nein überhaupt nicht.“

      Von mir aus hätte sie mich auch am Telefon fragen können, wie es mir ging. Aber sie traute meinen Worten nicht. Zu Recht. Ich hatte sie schon viel zu oft angeschwindelt, wenn es um meine Gefühle oder meinen Gemütszustand ging. Seit sie das mitbekommen hatte, kam sie lieber direkt vorbei, um sich ein eigenes Bild von meinem Elend zu machen.

      Heute

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