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fiel hart auf den Rücken. Sie hyperventiliere. Da traf sie die nächste Welle. All die Muskeln in ihrem Körper verkrampften sich schmerzhaft. Sie wurde regelrecht hin und her geworfen. Ihre Welt bestand nur noch aus unerträglichen Schmerzen, die durch ihren kompletten Körper schossen, wie geschmolzenes Lava, das vor einer gewaltigen Eruption zum Krater hochstieg. Sie schrie vor Qual, aber der Schrei hörte sich eher an, wie ein Heulen. Ein Rest Bewusstsein nahm dies noch war, bevor die dritte Welle auch noch diesen letzten Rest auslöschte. Jetzt war die Eruption nicht mehr aufzuhalten. Es war, als ob ihr ganzer Körper in eine Welle aus Schmerz und Lava explodierte, als ob diese Detonation einen Krater erzeugte, in welchem ihr Körper bis tief ins Erdinnere hineingezogen und dann wieder herausgeschleudert wurde. Dann war plötzlich alles vorbei. Die Schmerzen flossen langsam aber beständig aus ihrem Körper, die Wellenberge wurden immer kleiner. Die Lava erlosch. Stöhnend um Luft ringend versuchte sie aufzustehen, aber ihr Körper war ihr total unbekannt und fremd. Es schien, als hätte die Lava sämtliche Nervenbahnen zu neuen Verbindungen zusammenschmolzen. Kein Befehl ihres Gehirns kam dort an, wo er eigentlich sollte. Dennoch: Nur langsam, das hieß Teil für Teil, oder besser Körperteil für Körperteil, bekam sie die Kontrolle zurück. Sie öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder. Das helle Licht blendete sie. Aber was für ein Licht war dies? Sie war doch in einem total verdunkelten Raum, als alles begann. War sie doch gestorben und dieses Licht war das berühmte Licht, dass man beim Übergang in die neue Welt spürte? Nein, sie konnte ihren Körper, auch wenn er fremd war, deutlich spüren. Sie konnte sich sogar teilweise wieder gezielt bewegen. Nochmals versuchte sie die Augen zu öffnen und was sie dann sah, ließ sie wieder aufschreien. Nein, das alles konnte nicht sein, es war mit Sicherheit nicht ihre Welt…..

      Aus den Aufzeichnungen von Ocelotl, oberster Jaguarkrieger der Mexica

       Aufzeichnung aus dem Jahre des Herrn 1521, wobei dieses Datum später aus dem Aztekischen Kalender umgerechnet wurde.

      Ich bin Ocelotl, oberster Jaguarkrieger der Mexica und nicht der „Azteken“, wie unser Volk später fälschlicherweise immer genannt wurde. Ich bin nicht nur der oberste, sondern auch der beste Jaguarkrieger, den es je gab. In keiner der vielen Schlachten, die ich kämpfen durfte, habe ich jemals einen anderen Krieger gesehen, der es hätte mit mir aufnehmen können. Das werden auch die weißen, bärtigen Männer zu spüren bekommen, die mit ihren riesigen Häusern über das große Meer geschwommen gekommen waren.

      Der „Huey Tlatoani“, also unser großer Sprecher und Herrscher des Volks der Mexica, Moctezuma II hatte kläglich versagt. Er war zum Schluss nur noch ein Sklave der bärtigen, bleichgesichtigen Männer gewesen. Deshalb hatte ich selbst ihn mit einem Stein töten müssen, als er versuchte uns von einem gerechten Kampf gegen die bärtigen Männer abzuhalten. Sein Bruder Cuitláhuac, unser neuer Huey Tlatoani ist durch die Krankheit die die bärtigen Männer in unser Land gebracht haben, und die, wie ich später erfuhr „Pocken“ heißt, sehr geschwächt und er wird wohl, wie viele andere Personen meines Volkes, in Kürze sterben.

      Die bärtigen Männer haben ihre schwimmenden Häuser vom fernen Meer in den Texcoco See, also direkt vor unsere geliebte Heimatstadt Tenochtitlán, das später Mexiko City genannt werden wird, bringen lassen und werden uns wohl in absehbarer Zeit angreifen.

      Diesmal werden sie jedoch verlieren, denn im Moment bin ich der militärische Führer der Mexica, solange die Macht des Huey Tlatoani noch nicht vom todkranken Cuitláhuac auf seinen Nachfolger Cuauhetémoc übergeben worden ist. Und ich verspreche hiermit bei allen Göttern: Das wird das Verderben der bärtigen Bleichgesichter sein. Ich persönlich werde sie opfern. Ich werde ihnen bei lebendigem Leib das Herz herausschneiden.

      *

      Zwei Wochen sind seit dem letzten Eintrag vergangen. Diese folgenden Worte zu schreiben fällt mir unheimlich schwer. Dies ist das erste Mal, seit ich die Symbole unserer Schriftsprache gelernt habe, um meine Heldentaten unabhängig von irgendwelchen unfähigen Schreibern selbst aufzuschreiben, dass ich die passenden Worte nicht finde, oder das mir die Symbole zu den nötigen Worten nicht einfallen.

      Die Schlacht hatte früh am nächsten Morgen begonnen und anfänglich lief auch alles gut. Speziell für mich, der seinem Namen als der beste Kämpfer wieder einmal alle Ehren machen konnte. Mein Tepoztopilli, eine Lanzen mit einer Spitze aus Obsidian und mein Maquahuitl einem kurzen Obsidianschwert schnitten schwere Schneisen in die Reihen der bärtigen Männer. Ich war sicher, den Sieg noch am selben Tag davontragen zu können.

      Doch dann verließen mich auf einmal die Götter. Plötzlich kam einer meiner unteren Krieger zu mir und berichtete, dass Mazatl, mein bester Freund, ein Adlerkrieger gefallen sei. Er sei von einem winzigen Mann getötet worden. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Nach mir war Mazatl, der tapferste Krieger, denn ich je kannte. Wie sollte einer dieser langsamen, schwachen und taktisch untalentierten, bärtigen Männer einen solch großen Krieger besiegen können? Das konnte nur mit einer großen Übermacht geschehen sein und sicher nicht durch einen einzigen Mann, der auch, wie mir berichtet wurde, sehr klein sein musste. Außer er hatte Mazatl feige von hinten überrascht. Oder was hätte sonst geschehen sein sollen? In einem offenen Kampf kann nur ich Mazatl besiegen.

      Da der untere Krieger mir nicht genau antworten konnte, was geschehen war, schlug ich ihm mit einem einzigen Streich meines Maquahuitl den Kopf ab, und opferte ihn Huitzilopochtli, unserem Kriegsgott.

      Dann machte ich mich auf die Suche nach Mazatl. Jeder der meinen Weg kreuzte, büßte dies auch sofort mit seinem Leben. Mein Maquahuitl und mein Tepoztopilli bekamen reichlich Beute. Selbst Huitzilopochtli war stolz auf mich. Die Sonne begann zu scheinen und hüllte nur mich in ihre goldenen Strahlen ein. Niemals war auf dem Schlachtfeld etwas Prachtvolleres zu sehen gewesen.

      Kurze Zeit später fand ich Mazatl. Er war wirklich tot. Genauer gesagt: Was ich fand war sein kopfloser Torso. Ihm war offensichtlich mit einem schweren Schwerthieb der Kopf abgeschlagen worden. Das war sicherlich bei solch einem tapferen Krieger nicht von vorne passiert. Also doch ein feiger Angriff von hinten! Trauer konnte ich mir natürlich auf dem Schlachtfeld keine erlauben, aber meine Rache würde furchtbar werden. Ich würde den feigen Mörder finden und dann würde ich ihn eigenhändig Mictlantecuhtli den Herrscher von Mictlan, der Unterwelt des Todes, opfern.

      Also machte ich mich auf die Suche. Dies kostete natürlich vielen weiteren bärtigen Männern das Leben. Doch dann kam er. Er war noch kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte. Zuerst lachte ich nur über ihn. Er war so winzig und schmal, dass selbst ein Kind der Mexica ihn würde besiegen können. Niemals würde solch ein kleiner Wurm Mazatl im offenen Kampf besiegen können! Von mir ganz zu schweigen.

      Der kleine Mann war sogar noch mehr behaart, als die anderen Bleichgesichter und er stank, dass mir von seinem Geruch fast der Magen in die Kehle stieg. Er roch jedoch nicht, wie ein Krieger in der Schlacht, also nach Blut und Schweiß, beides eher angenehme Gerüche, sondern wie ein krankes Tier, dessen eiternde Wunden aufgeplatzt waren und der kurz davor stand, in Mictlan einzuziehen.

      Was jedoch für eine Kraft jedoch in seinem winzigen Körper innewohnte, dass spürte ich, als er mich angriff. Was bisher noch niemals einem feindlichen Krieger auf dem Schlachtfeld gelungen war, gelang diesem Winzling auf Anhieb. Er warf mich auf dem Boden. Natürlich kam ich sofort wieder auf die Beine und schlug mit meinem mächtigen Maquahuitl nach ihm. Ich traf ihn voll, die Klinge drang jedoch nicht in sein Fleisch ein, sondern brach einfach wirkungslos ab. Das konnte einfach nicht sein! Bisher hatte jeder dieser Schläge immer sofort den Tod des Gegners nach sich gezogen. Nie in meinem bisherigen Leben hatte ich einen Fehlschlag getan.

      Der kleine Mann lachte mich jedoch lediglich aus, was mich noch rasender machte, als ich ohnehin schon war. So stach ich mit all meiner gewaltigen Kraft mit meinem Tepoztopilli zu. Doch auch dieser Angriff ging zu meiner totalen Überraschung ins Leere. Der Feind schlug mir den Speer aus der Hand, als wäre nicht er, sondern ich der schwache Winzling. Dann schlug er mich mit der bloßen Faust mitten ins Gesicht. Es war ein gewaltiger Schlag, der mich wieder von den Beinen riss und in der blutdurchdrängten Sand schleuderte. Ich verlor dabei fast das Bewusstsein. Ich merkte nur

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