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und viele Bürger aufgrund der verheerenden Finanzlage der Stadt deutliche Vorteile von einer Zugehörigkeit zu Bayern. Am 26. Dezember 1805 war es dann soweit: Der Frieden von Pressburg sprach Augsburg dem Königreich Bayern zu. Im Sommer 1806 konstituierte sich erstmalig ein königlich bayerischer Stadtmagistrat. Damit endete nach fast 500 Jahren die Reichsunmittelbarkeit Augsburgs.

      Unter der neuen Herrschaft begann eine kommunale Neuordnung. In den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts hielt dann die Industrialisierung Einzug in Augsburg. Die Stadt profitierte dabei sowohl von ihrer günstigen Lage an den Flüssen Lech und Wertach, als auch vom großzügig vorhandenen Investitionskapital der Augsburger Bankhäuser. Besonders in der Textilindustrie nahm Augsburg bald eine Führungsrolle in Deutschland ein: 1837 wurde mit der Mechanischen Baumwollspinnerei und -weberei Augsburg (SWA) ein bedeutendes Unternehmen der Textilindustrie gegründet. Bis 1885 entstand die Neue Augsburger Kattunfabrik (NAK), ein weiterer Großbetrieb.

      Auch der Maschinenbau wurde bald zu einem wichtigen Standbein der Augsburger Industrie. 1840 entstand in der Stadt der Vorläufer der 1898 gegründeten Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN). In Zusammenarbeit mit der Fabrik konstruierte Rudolf Diesel in der Stadt 1893 bis 1897 den ersten nach ihm benannten Motor. Wichtig für die weitere Entwicklung der Stadt war auch der Ausbau des Eisenbahnnetzes. Schon 1840 wurde die erste Linie nach München eröffnet. Bald folgten auch Strecken nach Kaufbeuren, Nürnberg und Ulm.

      Durch die Industrialisierung nahm auch die Bevölkerungszahl der Stadt deutlich zu. Bald wurden die alten Stadtmauern zu eng. Nach dem in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts der Festungscharakter der Stadt aufgehoben worden war, wurde weite Teile der Stadtbefestigung, auch viele historische Stadttore, abgerissen. Im Westen entstand ein breiter Boulevard, die heutige Konrad-Adenauer-Allee, und die Stadt erhielt damit ein modernes, großstädtisches Aussehen. Doch auch die negativen Folgen der Industrialisierung waren in Augsburg zu sehen. Vielfach entstanden außerhalb der ehemaligen Stadtmauer große Arbeiterviertel, die von Armut geprägt waren.

      Napoleon in Augsburg

      Am 9. Oktober 1805 besetzte die französische Armee Augsburg. Einen Tag später zog auch Napoleon persönlich durch das Wertachbrucker Tor in die Stadt ein. Insgesamt drei Tage hielt er sich in Augsburg auf und wohnte dabei im Hotel „Drei Mohren“. Angeblich soll er zu Augsburger Ratsherren Folgendes gesagt haben: „Sie haben ein schlechtes Pflaster, ich muss Sie einem Fürsten geben.“ Beweise gibt es für diese Aussage nicht, doch der Entschluss, Augsburg an Bayern zu übergeben, stand für Napoleon nach seinem Besuch auf jeden Fall fest.

      Chronik

       1805 – Einzug Napoleons in Augsburg

       1805/06 – Eingliederung in das Königreich Bayern

       1840 – Fertigstellung der Bahnlinie Augsburg–München

       1893–1897 – Konstruktion des ersten Dieselmotors

       1898 – Geburt Bertolt Brechts

      Augsburg im 20. und 21. Jahrhundert

Universität

      Durch mehrere Eingemeindungen vergrößerten sich im 20. Jahrhundert Augsburgs Stadtgebiet und seine Einwohnerzahl. Der Zweite Weltkrieg hatte für die Stadt schlimme Folgen: In einer verheerenden Bombennacht wurden im Februar 1944 weite Teile der Stadt zerstört, darunter auch viele historische Bauwerke. Der Wiederaufbau zog sich lange hin und wurde vielerorts erst zur 2.000-Jahr-Feier der Stadt 1985 abgeschlossen. Einen großen Aufschwung bedeuteten für die Stadt die Gründungen der Universität (Bild) und der Fachhochschule.

      Kurz nach der Jahrhundertwende zählte Augsburg erstmals mehr als 100.000 Einwohner und wurde damit offiziell zur Großstadt. In den Jahren 1910 bis 1916 wurden zudem viele umliegende Orte eingemeindet, sodass sich die Stadtfläche und die Einwohnerzahl weiter deutlich erhöhten.

      Auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 reagierten die Augsburger – wie die meisten Deutschen – zunächst mit euphorischem Jubel. Mit zunehmender Kriegsdauer nahm die patriotische Stimmung aufgrund der wirtschaftlichen Lage zwar deutlich ab, ein Aufbegehren gegen die alte Ordnung gab es in Augsburg aber erst im November 1918. Die politischen Wechsel in der Weimarer Republik und die „Gleichschaltung“ zu Zeiten des Dritten Reichs spielten sich in Augsburg ähnlich wie in anderen deutschen Städten ab.

      Verheerende Folgen hatte der Zweite Weltkrieg. Mehrfach wurde Augsburg in seinem Verlauf zum Ziel von Luftangriffen. Die schlimmsten ereigneten sich in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944. Dabei wurden weite Teile der Innenstadt zerstört und 85.000 Menschen obdachlos. Am 28. April 1945 endete der Krieg für Augsburg mit dem Einmarsch amerikanischer Soldaten in der Stadt, die kampflos übergeben wurde. Insgesamt 6.000 Tote und rund 3.500 Vermisste hatte die Stadt zu beklagen. Mehr als 1.000.000 Kubikmeter Schutt türmten sich in Augsburg.

      Nach dem Krieg blieb Augsburg zunächst bis zur Souveränität der Bundesrepublik 1955 unter amerikanischer Besatzung und erst 1998 wurde die hier stationierte US-Garnison gänzlich aufgelöst. Während das politische und kulturelle Leben in der Stadt schon in den 40er-Jahren wieder aufblühte, zogen sich die Maßnahmen zum Wiederaufbau noch länger hin. Zahlreiche Bauvorhaben konnten aber in den 50er-Jahren umgesetzt werden. Auch die Wirtschaft erlebte wieder einen Aufschwung, wobei Augsburg nach wie vor von der Textilindustrie geprägt war.

      1970 wurde die Universität Augsburg feierlich eröffnet. Sie verfügte zunächst nur über eine Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, wurde in den Folgejahren aber erweitert. 1972 wurde ihr die Pädagogische Hochschule angegliedert. Bereits ein Jahr zuvor waren das Rudolf-Diesel-Polytechnikum und die Werkkunstschule zusammengelegt worden und die Fachhochschule Augsburg entstanden. Zu den Olympischen Sommerspielen 1972 wurden die Kanuslalomstrecke am Eiskanal und der Hotelturm erbaut. Im Rahmen einer bayernweiten Gebietsreform wurden ebenfalls 1972 die Städte Haunstetten und Göggingen sowie der Ort Inningen mit Bergheim nach Augsburg eingemeindet, wodurch sich das Stadtgebiet deutlich vergrößerte.

      In den 80er- und 90er-Jahren musste Augsburg den Niedergang der Textilindustrie verkraften. Die Stadt wandelte sich zu einer Dienstleistungsstadt. 1982 wurde das Klinikum eröffnet, das in Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis erbaut worden war. Zugleich wurden in den 80er-Jahren viele prachtvolle Gedenktage gefeiert, von denen die 2.000-Jahr-Feier 1985 der bedeutendste war.

      In den letzten Jahren wurden in Augsburg viele ehrgeizige und nicht unumstrittene Bauprojekte in Angriff genommen. Dazu gehört unter anderem die sogenannte Schleifenstraße, die seit 2004 durch das ehemalige Textilviertel führt. 2009 wurde im Süden der Stadt eine neue Fußballarena eröffnet, in der 2011 einige Spiele der Frauen-Fußballweltmeisterschaft stattfanden.

      2.000-Jahr-Feier 1985

      Als im Jahr 1985 das 2.000-jährige Jubiläum der Gründung der Stadt auf dem Programm stand, wurde dies groß gefeiert. Aus diesem Anlass wurden in Augsburg auch die Gebäude wieder herausgeputzt, allen voran das Rathaus, dessen 1944 zerstörter Goldener Saal aufwendig restauriert wurde. Seine vollständige Wiederherstellung dauerte auch nach dem Jubiläum noch eine Weile. Der offizielle Festakt zur 2.000-Jahr-Feier fand am 28. Juni statt. Das Rahmenprogramm umfasste auch ein Historisches Bürgerfest, das in den folgenden Jahren mehrfach wiederholt wurde. Zahlreiche Ausstellungen und Feste begleiteten das Jubiläum, das in der Stadt für eine noch länger anhaltende Aufbruchsstimmung sorgen sollte.

      Chronik

       1944 – Schwere Zerstörungen durch Luftangriffe

       1970 – Gründung der Universität Augsburg

       1971 – Gründung der Fachhochschule

       1972 – Austragungsort der Olympischen Sommerspiele

       1982 – Eröffnung des Klinikums Augsburg

       1985

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