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passieren!

      So kam es dann, nach langen geschlagenen 4 Tagen Überfahrt von Hirtshals nach Seyðisfjörður, dass ich um 11 Uhr 20 am 24. April des Jahres 2012 mit meinem Carthago-Wohnmobil isländischen Boden befuhr. Meinen ersten Boxenstopp legte ich an einem Parkplatz der Ortstankstelle ein. Ich musste erst mal alles wirken lassen, endlich wieder geerdet mir der Tatsache bewusst werden, angekommen zu sein. Und siehe da, das Thermometer war mir wohlgesonnen: Bei Sonnenstrahlen und 11 Grad plus, stellte sich die Zuversicht ein, das Abenteuer könne beginnen. So begab ich mich auf eine erste Fahrt nach Egilsstaðir. Dort angekommen wusste ich nichts Besseres, als meine ersten isländischen Kronen abzuheben, um im nahegelegenen Bonus einkaufen zu können. Das gefiel mir sehr, da die Preise dort sehr moderat ausfielen. Bonus ist die isländische Antwort auf Aldi und hat sich seit der Wirtschaftskrise 2008 in vielen größeren Städten etabliert. Bei meiner Ankunft bekam ich für einen Euro umgerechnet 166 Kronen.

      Treibstoff, Diesel oder Benzin lagen bei 1,45 €. Also eigentlich auf ähnlichem Niveau, wie zur gleichen Zeit in Deutschland. Alkohol, welcher nur in ausgewiesenen staatlichen Einrichtungen, sogenannten VinBodums verkauft wird, ist sehr teuer. Die Preise dort haben es in sich, aber dafür gibt es überwiegend gute Weine, Bier und auch Hochprozentiges. 12 Euro für einen ¾ Liter Mittelklassewein waren locker drin, schreckten mich dennoch nicht davor ab, ein bisschen Vorrat für die bevorstehende Wildnis anzulegen. Ich wusste ja nicht, was mich wann wieder an Einkaufsmöglichkeiten erwartete. So wollte ich zumindest meine Grundausstattung an Vorräten vervollständigen, um mich autark versorgen zu können.

      Nach den wichtigsten Provianteinkäufen war nur noch zu entscheiden in welcher Richtung das Abenteuer beginnen durfte. Rechts um die Insel oder links im Kreis herum? Das war die entscheidende Frage! Die einzige und beste Straße die Island umrundet, heißt Pjödvegur N1, also Ringstraße und lässt von Egilsstaðir nicht viele Richtungsentscheidungen zu. Da auch ein Wohnmobiltour-Buch diese Richtung als erstes beschrieb, entschied ich mich die Nordroute einzuschlagen. Allerdings kam ich auf dieser Strecke nicht weit, da das Wetter sich deutlich verschlechterte, während ich immer mehr auf eine Hochebene auffuhr. Die Sicht wurde durch einsetzendes Schneetreiben stark eingeschränkt und auch der Straßenzustand machte mir Sorgen. Schneeverwehungen sowie Windböen erschwerten mehr und mehr die Fahrt. Nach gefahrenen 50 km musste ich eine Denkpause einlegen und fand einen Rastplatz, bei dem ich meinen Laptop erst mal mit der „Welt“ verbinden wollte. Die Simyokarte, dachte ich, muss funktionieren und buchte sogleich das 100MB Wochenpaket. Leider jedoch ließ mich kein isländischer Anbieter in sein Netz, obwohl Signalstärke und Anbieter ausreichend verfügbar waren. Das ärgerte mich sehr, wollte ich doch die aktuellen Straßenzustände sowie das Wetter erfahren, um meine Tour neu überdenken und planen zu können.

      Guten Gewissens weiterfahren konnte ich auf dieser Straße unmöglich. Also blieb mir nur die Flucht zurück nach Egilsstaðir. Dort würde ich mir einen isländischen Surfstick kaufen und könnte dann aufs Neue mit meiner Planung loslegen. Gedacht, getan, fuhr ich zurück nach Egilsstaðir und befand mich höhenbedingt, wieder auf klimatisch milderem Terrain. Ich musste die Strecke den Temperatur- und Straßenverhältnissen anpassen, soviel war mir auch aus fotografischer Sicht sofort klar, denn Schneestürme fotografieren sich sehr schlecht. In Egilsstaðir fand ich, dank meinem Navi, gleich einen Vodafoneshop und deckte mich erst mal mit einem Surfstick und 20 GB Datenvolumen ein. Das Starterpaket für ca. 65 Euronen sollte für den Anfang genügen, so war ich auch gleich online und sah mir die Wetterkarten von Island an. Sehr hilfreich waren dabei folgende Seiten:

      Wetterkarten: http://en.vedur.is/

      Straßenverhältnisse: http://www.vegagerdin.is/english/

      Unmittelbar wurde mir klar, dass der Norden überwiegend kälter und teilweise unbefahrbar war, sowie vielerorts unter einer Schneedecke begraben lag. Der Süden Islands hingegen, versprach deutlich höhere Temperaturen und keinen Schnee in Küstennähe! Logischerweise entschloss ich mich daraufhin für die Südroute.

      Spät am Abend suchte ich mir für meine erste Nacht einen Schlafplatz aus. Zumal um diese Jahreszeit noch alle Campingplätze geschlossen hatten, blieb mir nichts anderes übrig, als einen der vielen Stell- und Rastplätze aufzusuchen. Wie sich aber herausstellte, sind diese oftmals sehr schön gestaltet und mit einer tollen Aussicht versehen. Generell ist in Island übernächtigen zur Fahrtaufnahme gestattet, nur kampieren, im Sinne von Mobiliar aufbauen, sollte vermieden werden. Auch zu beachten sind Hinweisschilder für LKW-Rastplätze. Diese dürfen nicht angefahren werden! Aus eigener Erfahrung macht man sich damit keine Freunde und wird auch des Öfteren von vorbeifahrenden Fahrzeugen angehupt!

      Sodann war ich auf der Ringstraße in Richtung Südumrundung aufgebrochen und machte noch einen Abstecher nach Reyðarfjörður. In der Hoffnung einen würdigen Aussichtsplatz zur Rast vorzufinden, fuhr ich den gleichnamigen Fjord auf der Nordseite des Weges immer Richtung Atlantik und entdeckte einen herrlichen Stellplatz mit exklusivem Sonnenuntergang, der so gegen 22 Uhr 30 stattfand. Nach ersten Belichtungserfolgen mit meinem Kameraequipment wurde es ganz schön kalt. Starke Windböen setzten ein. Bei -3 Grad war eine funktionierende Heizung zwingend erforderlich und dank meiner Fußbodenheizung und 4 Gasflaschen Reserve musste ich fürs Erste nicht frieren. Dankend stieg ich in meine warme Behausung und schob das Thermometer, nach den Außensicherungsarbeiten (Heckstützen ausgefahren, Radkeile angebracht) im Wohnmobil erwartungsvoll auf 25 Grad. Einfach genial!

      Abbildung 5, Einfahrt in den Hafen von Seyðisfjörður

      Abbildung 6, Erster Bodenkontakt bei Ankunft

      Reydarfjördur

      25.04

      Nach meiner ersten schaukelfreien & erholsamen Nacht, realisierte ich gegen 6 Uhr, dass mein Wecker klingelte. Ich hatte sehr gut genächtigt und nach dem Öffnen der Jalousien musste ich zur Kenntnis nehmen, etwas eingeschneit zu sein. Die Anhöhe auf der sich der Stellplatz befand, war leicht im Morgenreif versunken, stellte aber dennoch für die Weiterfahrt kein größeres Problem dar, da ich ja einen Satz neue Winterreifen montiert hatte. Zurück in Reyðarfjörður besuchte ich erstmalig eine der vielen Oli Tankstellen. Dort zu übernachten wäre auch kostenlos möglich gewesen, hatte für mich jedoch absolut keinen Reiz.

      Jedenfalls konnte ich nun mein Wohnmobil mit Frischwasser betanken, Chemietoilette und Abwassertank entleeren, den Staubsauger benutzen, wie auch das komplette Wohnmobil abwaschen. Dies ist übrigens an jeder größeren Tankstelle möglich und völlig kostenlos. Das gibt es nur in Island! Ein Nachfragen kann manchmal dennoch nicht schaden und sollte dann auch nur an Tankstellen erfolgen an denen man zuerst getankt hat!

      Frisch motiviert und vollständig versorgt machte ich mich auf meine erste Tagesetappe. Entlang der Fjorde, dachte ich, wollte auch nicht abkürzen und fuhr den Reyðarfjörður auf der Südseite aus. An der Spitze angekommen, war dann das erste Mal Schotterweg angesagt und mein Gefährt wurde dabei mächtig eingestaubt. Die Straßenverhältnisse waren trocken, was die Befahrung dieser Staubpisten noch als harmlos erscheinen ließ. Trotzdem unterhielten mich, parallel zu meinen weichen Technoklängen, Schlaglöcher und Waschbrettabschnitte die keinen Spaß mehr machten. Dies muss die Ausnahme bleiben, war mir klar. Ich hatte kein 4x4 Offroad-Wohnmobil und wollte auch keines daraus machen. Nach dem Erreichen der geteerten Ringstraße bei Breiðdalsvík, setzte wieder Erleichterung ein. Die schönen Fotos an den Fjorden sowie die einmalige Aussicht entschädigten jedoch für die Strapazen. Nach 180 km Fjordstraßen war der Tag auch dem Ende nahe, sodass ich einen Stellplatz nahe Melrakkanes aufsuchte. Dieser hatte zwar keine Picknickeinrichtung, war allerdings herrlich schön am Álftafjördur gelegen und bot einen ausgezeichneten Sonnenuntergang. Die Nachttemperatur lag bei -3 Grad, Heizung zwingend erforderlich. Fußbodenheizung dagegen purer Luxus!

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